Weltflüchtlingstag: Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Kindern auf der Flucht
Nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute, darunter Millionen Kinder. Hier erklären wir, warum Familien weltweit ihr Zuhause verlassen müssen und welche Folgen die Flucht aus der Heimat für Kinder hat.
Wann und warum findet der Weltflüchtlingstag statt?
Der Weltflüchtlingstag findet jedes Jahr am 20. Juni statt. Er wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Situation von Geflüchteten weltweit zu stärken und Solidarität mit ihnen zu zeigen. Mit diesem Tag soll auf die Herausforderungen aufmerksam gemacht werden, vor denen Flüchtlinge stehen, sowie auf ihre Rechte und Bedürfnisse. Dieser Tag erinnert uns einmal mehr daran, dass jeder Mensch, jedes Kind, unabhängig von seiner Herkunft oder seinem Status, das Recht auf ein würdevolles Leben hat.
Kinder auf der Flucht
Rund 40 Prozent der Menschen, die weltweit ihr Zuhause verlassen mussten, sind Kinder. Kriege, Konflikte, Naturkatastrophen, Zwangsrekrutierung oder Diskriminierung – die Gründe für ihre Flucht oder Vertreibung mögen so unterschiedlich sein wie ihre Geschichten, aber gemeinsam haben sie den Verlust ihrer Heimat, traumatische Erfahrungen, die Trennung von Familienangehörigen und Freund*innen.
Viele geflüchtete Kinder können monate- oder auch jahrelang nicht zur Schule gehen. Viele weitere werden auf unabsehbare Zeit von ihren Familien getrennt und sind in einer für sie fremden Umgebung auf sich allein gestellt. Die UN-Kinderrechtskonvention garantiert Kindern wichtige Rechte, darunter die Rechte auf Schutz und humanitäre Hilfe. Jedes Land, das die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert hat, ist dazu verpflichtet, die Rechte aller Kinder zu wahren.
Wer ist ein Flüchtling?
Laut Genfer Flüchtlingskonvention sind Flüchtlinge Menschen, die sich außerhalb des Landes befinden, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen oder in dem sie einen ständigen Wohnsitz haben. Sie gelten demnach als Flüchtling, wenn sie aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung aus ihrem Heimatland fliehen mussten.
149 Länder weltweit haben die Flüchtlingskonvention unterschrieben und damit nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges beschlossen, Menschen auf der Flucht wichtige Rechte und Schutz zu gewähren.
Rechtlich gelten Menschen erst als Flüchtling, wenn sie eine Landesgrenze überquert haben und ihnen nach individueller Prüfung ein Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde. Die meisten vertriebenen Menschen versuchen in ihrem Land zu bleiben. Man spricht im Zusammenhang mit Menschen, die innerhalb ihres Landes vertrieben sind, von Binnenvertriebenen.
Es gibt keine speziellen völkerrechtlichen Instrumente für Binnenvertriebene und Übereinkommen wie die Genfer Konventionen lassen sich meist nur schwer anwenden. Das jeweilige Heimatland ist somit für ihren Schutz und ihre Sicherheit zuständig. In Ländern wie Kolumbien, Syrien oder den Sudan, in denen besonders viele Binnenflüchtlinge leben, befinden sich viele Kinder auf der Flucht in großer Not. In ihren Heimatländern herrschen häufig Gewalt, Hunger und Elend. Wie Baseme und ihre Kinder in der Demokratischen Republik Kongo leben manche von ihnen in behelfsmäßigen Zelten unter Plastikplanen in schwierigen Verhältnissen.
Wie viele geflüchtete Menschen gibt es?
Die Zahl der geflüchteten Menschen steigt seit Jahren immer weiter, auch aufgrund von Konflikten und Kriegen wie beispielsweise in Syrien, Sudan, Afghanistan und der Ukraine. Laut dem aktuellen Global Trends Report von UNHCR waren Ende 2023 weltweit 117,3 Millionen Menschen gewaltsam vertrieben – rund 8,8 Millionen Menschen mehr als noch Ende 2022. Darunter waren unter anderem rund 31 Millionen Flüchtlinge, die vor Krieg oder Verfolgung aus ihrem Heimatland fliehen mussten sowie 68,3 Menschen, die innerhalb ihrer Heimatländer auf der Flucht waren.
Auch in Deutschland suchen Kinder und ihre Familien Schutz. Die meisten geflüchteten Menschen in Deutschland kommen aus der Ukraine, Syrien, Türkei, Afghanistan und dem Irak. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 329.120 Asylanträge gestellt, etwa ein Drittel davon für Kinder und Jugendliche. Zudem halten sich laut Ausländerzentralregister rund 1,1 Millionen Menschen aus der Ukraine in Deutschland auf, darunter rund 350.000 Kinder.
Aus welchen Ländern fliehen sie und wo leben die meisten geflüchteten Kinder?
Die meisten geflüchteten Menschen weltweit kamen im Jahr 2023 aus Afghanistan, Syrien, Venezuela und aus der Ukraine. Im Sudan (9,1 Millionen), Syrien (7,2 Millionen), Kolumbien (6,9 Millionen), in der Demokratischen Republik Kongo (6,3 Millionen) und im Jemen (4,5 Millionen) befinden sich besonders viele Menschen innerhalb ihres Landes auf der Flucht.
Vor allem Nachbarländer von Kriegsgebieten nehmen Flüchtlinge auf – etwa drei Viertel aller Flüchtlinge haben sich in angrenzende Staaten gerettet. So haben beispielsweise mehr als 3,8 Millionen geflüchtete Menschen aus Afghanistan im Iran Zuflucht gesucht. Die Zahl der Flüchtlinge ist hier im Jahr 2023 von 840,000 auf über 3,8 Millionen gestiegen, auch weil erstmalig geflüchtete Menschen umfangreich registriert wurden.
Nach dem Iran ist die Türkei das Land, in dem die meisten Flüchtlinge leben. Seit dem Kriegsbeginn in Syrien 2011 sind hierhin insgesamt 3,3 Millionen Syrer*innen geflohen, zusätzlich zu Menschen aus dem Irak, aus Afghanistan und dem Iran. An dritter Stelle der Hauptaufnahmeländer steht Kolumbien, wohin 2,9 Millionen Menschen aus Venezuela geflohen sind.
Weitere Länder, in denen viele Flüchtlinge leben, sind Pakistan, Uganda, Russland, Polen, Bangladesch, Sudan und Äthiopien. Aktuell sind auch besonders viele Menschen in Palästina auf der Flucht: 83 Prozent aller Menschen im Gazastreifen – 1,7 Millionen Menschen – mussten ihr Zuhause wegen des Krieges verlassen.
Warum fliehen Kinder und ihre Familien?
Die Gründe, warum Kinder ihre Heimat verlassen, sind vielfältig. Wenn Kriege ausbrechen oder Umweltkatastrophen alles zerstören, bleibt Kindern und ihren Familien häufig nichts anderes übrig, als sich in der Hoffnung auf Sicherheit auf gefährliche Fluchtwege zu machen.
Die meisten Menschen fliehen vor Kriegen, Bürgerkriegen oder anderen bewaffneten Konflikten, um ihr Leben zu schützen. In manchen Ländern werden Menschen auch aufgrund ihrer politischen Überzeugung, ihrer Religion, Ethnie oder sexuellen Orientierung verfolgt. Immer wieder fliehen Menschen auch, weil in ihren Heimatländern extreme Armut herrscht und wirtschaftliche Perspektiven fehlen. Auch Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Wirbelstürme treiben Menschen in die Flucht – meist jedoch innerhalb ihrer Heimatländer.
Menschen, die vor Kriegen und Konflikten fliehen, sind oft über lange Zeiträume hinweg auf der Flucht. Syrer*innen sind zum Teil schon seit mehr als 13 Jahren auf der Flucht. Aktuell hoffen viele Menschen im Sudan bald wieder in ihre Städte und Dörfer zurückgehen zu können.
So auch der zwölfjährige Osman aus Nyala, das in Süd-Darfur liegt. „Ich liebe mein Zuhause in Nyala. Ich vermisse die Berge und die Baobab-Bäume. Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder im Wadi Nyala schwimmen kann.“ Im April 2023 ist im Sudan ein brutaler Konflikt ausgebrochen, der schon zahlreichen Kindern und ihren Familien das Leben gekostet hat. Etwa 9,1 Millionen Menschen haben in anderen Teilen des Landes Schutz gesucht oder sind in Nachbarstaaten geflohen. Auch Osman lebt jetzt in einem Camp für Binnenflüchtlinge.
Es gibt auch Fluchtgründe, die ganz besonders Kinder betreffen: So fliehen manche Kinder etwa, weil sie Frühehen, Genitalverstümmelung, Zwangsrekrutierung als Kindersoldat*in oder andere Formen der Ausbeutung erleben oder davon bedroht sind. Auch Isaac wurde gezwungen, als Kindersoldat zu kämpfen. Er wurde von einer militanten Gruppe entführt und rekrutiert.
Oft ändert sich der Fluchtgrund auch: In Syrien und der Türkei etwa mussten viele Flüchtlinge nach dem großen Erdbeben 2023 erneut fliehen. Allein in der Türkei waren 811.000 Flüchtlingskinder schwer von dem Erdbeben getroffen und mussten monatelang in Zelten leben. Und auch in Myanmar zwingen Wirbelstürme und starke Monsune Rohingya-Familien immer wieder, erneut ihre Zelte abzureißen und anderswo Sicherheit zu finden.
Welchen Gefahren sind Kinder auf der Flucht ausgesetzt?
Die Flucht aus ihrer Heimat birgt für Kinder und ihre Familien ganz unterschiedliche Gefahren. Häufig fehlen Kindern legale Wege in Sicherheit und sie sind gezwungen, gefährliche Fluchtrouten zu nutzen, die durch Konfliktgebiete oder über das Meer führen. Dabei müssen sie ihr Leben häufig Schleusern und kriminellen Netzwerken anvertrauen. Auf dem Weg gibt es große Risiken: Kinder können bei der Bootsüberfahrt ertrinken, sie können verhungern, verdursten oder Opfer von Menschenhandel und sexuellen Übergriffen werden.
Die Zahl der Kinder, die gefährliche Fluchtrouten nutzen müssen, nimmt weltweit zu. Im Jahr 2023 sind über 3.000 Menschen – darunter etwa 300 Kinder – bei der Bootsüberfahrt übers Mittelmeer ertrunken. Das sind deutlich mehr als in den Vorjahren. Der Darién Gap – ein dichtes Stück Urwald zwischen Kolumbien und Panama – gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Allein in den ersten vier Monaten des Jahres 2024 haben mehr als 30.000 Kinder – darunter 2.000 Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden – versucht, über diese Fluchtroute von Lateinamerika in die Vereinigten Staaten zu kommen. Das sind 40 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Für viele Kinder wird die Flucht zum Dauerzustand mit immer neuen, unterschiedlichen Gefahren. Medizinische Versorgung, Nahrungsmittel und Wasser sind für die Kinder und ihre Familien knapp. Viele Kinder können nicht lernen: keine Schulbildung – das hat häufig Auswirkungen auf das gesamte Leben von Kindern. Immer wieder kommt es in solchen Kontexten auch dazu, dass Kinderarbeit und Frühehen zunehmen.
Ganz besonders schwierig ist das Leben auf der Flucht für staatenlose Kinder: Immer wieder passiert es, dass Kinder offiziell nicht registriert werden oder die Eltern die Geburtsurkunden nicht mehr haben. In einigen muslimischen Ländern können nur die Väter die Nationalität an ihre Kinder weitergeben. Wenn die Väter vor der Geburt sterben, ist das Kind nicht offiziell registriert und staatenlos. Ohne Dokumente wie einen Reisepass können die geflüchteten Kinder nicht zur Schule gehen und keinen Arzt und keine Ärztin besuchen. Die Rohingya aus Myanmar sind die größte staatenlose Gruppe weltweit – fast eine Millionen Menschen dieser muslimischen Minderheit leben in großen Flüchtlingslagern in Bangladesch.
Die Klimakrise als Fluchtgrund
Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme: Naturkatastrophen, oft verstärkt durch den Klimawandel, zwingen in den letzten Jahren immer mehr Menschen zur Flucht. Laut Internationaler Organisation für Migration könnten bis 2050 zwischen 150 und 200 Millionen Menschen aufgrund von Klimaextremen auf der Flucht sein.
Viele Länder spüren bereits jetzt die volle Härte der Klimaveränderungen, obwohl sie kaum zum Klimawandel beitragen. Menschen in diesen Ländern sind häufig besonders von der Landwirtschaft abhängig – wenn Dürre die Ernte verkommen lässt oder Überschwemmungen ganze Felder mitreißen, verschwindet damit die Lebensgrundlage der Kleinbauern und -bäuerinnen. Armut und Hunger sind die Folgen.
Was heißt es für ein Kind allein auf der Flucht zu sein?
Die Gefahren für Kinder auf der Flucht sind dann besonders groß, wenn sie von ihren Familien getrennt werden oder von vorneherein allein auf der Flucht sind. Wann genau spricht man davon, dass ein Kind allein auf der Flucht ist? Unbegleitete geflüchtete Kinder sind Mädchen und Jungen unter 18 Jahren, die ohne Ihre Eltern oder einen Sorgeberechtigten in ein anderes Land einreisen oder dort von ihnen getrennt werden.
Allein auf der Flucht zu sein, das ist für Kinder ein absoluter Albtraum. Die meisten von ihnen haben bereits traumatische Erlebnisse hinter sich, haben Familienangehörige verloren, fühlen sich verlassen, einsam und entwurzelt.
Die Geschichten, die die Kinder von ihren Reisen erzählen, sind voller Grauen und Horror. Esmeira, ein elfjähriges Mädchen aus Venezuela, berichtete UNICEF-Mitarbeiter*innen, wie sie in den Wirren des Dschungels ihre Mutter verlor. Ganz allein musste sie reißende Flüsse überqueren, sah schwerverletzte Menschen am Wegesrand und hatte großen Hunger, da sie zwei Tage lang nichts zu essen hatte. Besonders schlimm waren die Nächte, in denen sie sich voller Angst vor der Dunkelheit und den unheimlichen Geräuschen auf den Boden kauerte. Seit 2018 unterstützt UNICEF Kinder und ihre Familien, die den gefährlichen Darien Gap überqueren, mit Gesundheitsdiensten, Wasser, Sanitär- und Hygieneeinrichtungen. Der Schutz der Kinder, die Opfer von Gewalt wurden, und die Zusammenführung von Familien sind wichtige Bereiche unserer Arbeit.
Auf der italienischen Insel Lampedusa sind zwischen Januar und September 2023 etwa 11.600 allein reisende Kinder angekommen – 60 Prozent mehr noch als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Diese Kinder und Jugendlichen sind häufig von vornherein allein auf der Flucht. Warum Eltern ihre Kinder dieser großen Gefahr aussetzen? Die somalisch-britische Poetin Warsan Shire drückt es so aus: „Niemand setzt seine Kinder freiwillig in ein wackeliges Boot. Es sei denn, das Wasser ist sicherer als das Land.”
Auf Inseln wie Lampedusa unterstützt UNICEF mit Geldern der Europäischen Kommission Kinder mit psychosozialen Angeboten, Zugang zu wichtigen Informationen und auch medizinischer und rechtlicher Hilfe. Zusätzlich zu der Hilfe für die Flüchtlingskinder ruft UNICEF Regierungen auch immer wieder dazu auf, sichere und legale Zugangswege zu schaffen.
Wie können Kinder auf der Flucht besser geschützt werden?
Staaten tragen die Verantwortung dafür, Rechte aller in ihrem Land lebenden Kinder zu wahren – ganz gleich woher sie kommen und wo sie sich aufhalten. Warum sind die Kinder geflohen? Welchen Aufenthaltsstatus haben sie? Können sie wieder zurückgeschickt werden? All diese Fragen dürfen nichts daran ändern, wie Kinder behandelt werden. Deshalb fordern wir die internationale Gemeinschaft dazu auf, den von UNICEF entwickelten 6-Punkte-Plan für die Rechte und zum Schutz von geflüchteten und migrierten Kindern in die Tat umzusetzen.
UNICEF fordert alle Vertragsstaaten dazu auf, die Rechte aller Kinder zu wahren, die sich in ihrem Land aufhalten. Außerdem hält UNICEF jedes Land dazu an:
- Kinder auf der Flucht vor Ausbeutung, Missbrauch und Gewalt zu schützen
- die Inhaftierung von geflüchteten und migrierten Mädchen und Jungen zu beenden – bereits eine kurze Zeit kann sich negativ auf das gesamte Leben auswirken
- die Einheit der Familien zu wahren, damit Kinder geborgen sind
- geflüchteten Kindern Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung zu ermöglichen - auch damit sie von ihren Rechten, beispielsweise auf Teilhabe, erfahren
- die Bedingungen in Herkunftsländern zu verbessern, beispielsweise durch die Stärkung von Kinderschutzsystemen
- Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung einzudämmen, sodass Kinder ihre Rechte uneingeschränkt wahrnehmen können und sich sicher und willkommen fühlen
In Bezug auf sichere Fluchtwege ist es wichtig, dass die Mitgliedstaaten der Europäischen Union Maßnahmen ergreifen, um mehr sichere Wege für Flüchtlinge zu schaffen. Dies kann die Einrichtung von humanitären Korridoren, Resettlement-Programmen und anderen Schutzmechanismen umfassen, um sicherzustellen, dass Kinder und ihre Familien in Sicherheit gelangen. Die EU kann auch durch die Stärkung ihrer Asyl- und Migrationspolitik dazu beitragen, die Rechte und Bedürfnisse von Kindern auf der Flucht besser zu schützen. Dies erfordert eine umfassende Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten, der EU-Kommission, UNICEF und anderen Akteuren, um die Situation von geflüchteten Kindern zu verbessern und ihre Zukunftschancen zu fördern.
Welche Folgen hat die Flucht?
Flucht und Verfolgung haben für Kinder Auswirkungen auf alle Lebensbereiche: auf ihre Schuldbildung, ihre psychische Gesundheit, ihre körperliche Verfassung. Kurz gesagt: Die Erfahrungen und Erlebnisse, die Kinder auf der Flucht machen, können ihre ganze Zukunft – und damit häufig die Zukunft einer ganzen Generation – beeinflussen.
Seelische Wunden und traumatische Erfahrungen
Bei vielen Kindern hinterlässt die Flucht tiefe seelische Verletzungen. „Warum habe ich kein Zuhause mehr? Was ist uns passiert? Wo sind meine Eltern und Geschwister?“ – das sind nur einige der schrecklichen Fragen, die sich Kinder immer wieder stellen, häufig auch, weil Kinder die Dinge, die ihnen im Leben passieren, auf ihr eigenes Handeln zurückführen und sich verantwortlich fühlen. Depressionen und Schlafstörungen sind bei Flüchtlingskindern besonders häufig. Vor allem dann, wenn Kinder weiterhin getrennt von ihren Eltern leben oder Angehörige verloren haben und nicht zur Schule gehen, ist es schwierig für sie, wieder so etwas wie ein normales Leben zu führen.
Keine Schulbildung – keine Zukunft
Ein wichtiger Faktor, der Normalität und Perspektiven schafft, fällt für Flüchtlingskinder meist weg: der regelmäßige Schulunterricht. In vielen Ländern, in denen Krieg wütet, wurden Schulen und Bildungsstätten zerstört oder auch als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Lehrer*innen sind häufig selbst auf der Flucht oder werden für ihre Arbeit nicht mehr bezahlt. Außerdem fehlt es an Schulmaterialien und an sanitären Einrichtungen für die Kinder. Auch der Schulweg ist häufig so gefährlich, dass Eltern ihre Kinder lieber zuhause behalten. Manchmal haben Eltern aber auch keine andere Wahl: Sie müssen ihre Kinder zum Arbeiten auf die Straße schicken oder benötigen ihre Hilfe beim Wasserholen und bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln, weil die Familien sonst nicht überleben können.
Krank und mangelernährt
Was, wenn ein Kind während der Flucht krank wird? Leider haben sie häufig keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Das ist besonders folgenreich, weil sie oft über viele Monate kein sauberes Wasser oder ausreichend Essen bekommen.
Flüchtlingscamps sind meist sehr überfüllt, es mangelt an ausreichend Sanitäreinrichtungen, was zur schnellen Ausbreitung von Infektionskrankheiten führt. Regelmäßige Gesundheitsversorgung und Impfungen erhalten viele Kinder nicht. Für Kinder mit Behinderungen – häufig verursacht durch Kampfhandlungen – gibt es keine spezielle Förderung oder Hilfe.
Wie unterstützt UNICEF geflüchtete Kinder?
UNICEF unterstützt Kinder in allen wichtigen Bereichen: Gesundheit, Ernährung, Bildung, Schutz und psychosoziale Hilfe. Hier sind einige Beispiele, wie UNICEF Kindern auf der Flucht hilft:
Mangelernährung bekämpfen: Unsere Gesundheitshelfer*innen überprüfen, ob die Kinder unterernährt sind. Mangelernährten Kindern helfen wir mit Spezialnahrung, damit sie schnell wieder zu Kräften kommen.
Wasser und Hygiene: Wir verteilen Wasch- und Hygiene-Sets (mit Seife und Desinfektionsmittel) und liefern sauberes Trinkwasser in Flüchtlingscamps. Wir klären auch über die wichtigsten Hygiene-Regeln auf. In überfüllten Camps ist das besonders wichtig, um Infektionskrankheiten einzudämmen.
Bildung: Wir betreiben Schulen in Flüchtlingscamps und setzen uns in den Aufnahmeländern dafür ein, dass Kinder regelmäßig zur Schule gehen können. Wir bilden Lehrer*innen aus und verteilen Schulmaterialien.
Mobile Gesundheitsteams: Wir bieten den Familien grundlegende Gesundheitsservices entlang der Fluchtrouten und in den Aufnahmeländern an. Wir impfen Kinder und bieten auch umfassende psychologische Hilfe an.
Kinderschutz: Wir richten kinderfreundliche Räume ein, in denen die Mädchen und Jungen geschützt spielen, basteln und lernen können. Sie haben dort auch Ansprechpartner*innen für ihre Probleme und Sorgen. Auf unbegleitete Kinder achten wir dabei besonders.
Auch in Deutschland hilft UNICEF geflüchteten Kindern und macht sich dafür stark, dass sie geschützt und gefördert werden.
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