Klimawandel und Kinder
Was ist der Klimawandel?
Der Klimawandel ist eine langfristige Veränderung der klimatischen Bedingungen auf der Erde. Im Laufe der Jahrtausende ist es auf natürliche Weise zu abwechselnden warmen und kalten Phasen gekommen. Doch der Klimawandel, den wir seit dem 19. Jahrhundert beobachten, ist im Gegensatz dazu menschgemacht. Die Art und Weise, wie wir auf der Erde leben und mit der Umwelt umgehen, hat erwiesenermaßen dazu geführt, dass sich globale Wettermuster langfristig verändern – mit gravierenden Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Kindern und Familien weltweit.
Ursachen des Klimawandels
Durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Gas oder Kohle durch die Industrie, durch intensive Landwirtschaft oder durch Müllverbrennung entstehen Treibhausgase. Kohlenstoffdioxid (CO2) oder Methan steigen in die Erdatmosphäre und legen sich wie eine wärmende Decke um die Erde.
Ein hoher Verbrauch und dadurch steigende Gasemissionen verstärken diesen Treibhausgaseffekt. Die Folge: Die Erde erwärmt sich immer weiter. Bereits 2023 lag die globale Durchschnittstemperatur 1,45°C über dem vorindustriellen Niveau. Die globale Erwärmung gilt als Hauptursache für die langfristige Veränderung der globalen Wettermuster und Lebensbedingungen auf der Erde.
Die Länder der Welt tragen unterschiedlich stark zur Klimakrise bei: Die Industrienationen verbrauchen viel mehr Ressourcen im Vergleich zu den ärmsten Ländern und tragen damit in besonderem Maße zum Klimawandel bei. Noch hat die Menschheit es in der Hand, eine weitere Verschärfung der Klimakrise zu verhindern. Doch aktuell tut die Welt nicht genug.
Folgen des Klimawandels
Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst überall auf der Welt spürbar und machen vor keinen Landesgrenzen halt. Kinder werden im Vergleich zu Erwachsenen durch die Folgen der Klimakrise wie Extremwetterereignisse, Hunger oder Krankheiten besonders hart getroffen – vor allem in den ärmsten Ländern, die selbst nur wenig zum Klimawandel beitragen.
Wetterextreme und Naturkatastrophen als Folgen des Klimawandels
Infolge des Klimawandels werden Naturkatastrophen wie Wirbelstürme, Dürren oder Überschwemmungen und Hochwasser wahrscheinlicher. Mit der globalen Erwärmung ändern sich die Niederschlagsmuster: Während es in manchen Regionen zu extremer Trockenheit kommt, lösen Starkregen oder schwere Stürme wie ein Taifun oder Hurrikan in anderen Regionen Überschwemmungen aus. Die Wetterextreme passieren häufig plötzlich und können Tausende Menschen von einem Tag auf den anderen in große Not bringen.
Hunger als Folge des Klimawandels
Der Klimawandel verschärft den Hunger weltweit. Infolge von Hitze, Trockenheit oder Überschwemmungen werden Ernten zerstört und Vieh verendet. Familien, die von der Landwirtschaft leben, wissen so nicht mehr, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Die Folge: Viele Kinder leiden an Mangelernährung. Wenn Mangelernährung nicht behandelt wird, kann sie für Kinder lebensbedrohlich sein.
Wenn es in einer Region immer mehr Menschen an Lebensmitteln und sauberem Wasser mangelt, droht im schlimmsten Fall eine Hungersnot. Erfahren Sie hier mehr über Hungersnot: Definition, Ursachen und Folgen für Kinder.
Wassermangel als Folge des Klimawandels
Wetterextreme sorgen dafür, dass Trinkwasser knapp ist. Dabei ist ausreichend sauberes Wasser lebenswichtig. Der Wassermangel kann gerade für kleine Kinder gefährlich werden: Wenn Wasser und Hygiene fehlen oder Familien gezwungen sind auf verschmutztes Wasser zurückzugreifen, ist die Gefahr groß, dass Kinder sich mit Infektionskrankheiten wie Cholera oder Masern anstecken. Über verschmutztes Wasser übertragbare Krankheiten sind eine der Haupttodesursachen bei Kindern unter 5 Jahren.
Lesen Sie in unserem Blog zum Weltwassertag 2024: 10 Fakten zur Wasserknappheit weltweit.
Flucht infolge des Klimawandels
Der Klimawandel zerstört die Heimat vieler Familien, weil beispielsweise lebenswichtiges Trinkwasser immer knapper wird oder Orte durch den steigenden Meeresspiegel buchstäblich versinken. Wetterextreme zwingen jedes Jahr Tausende Familien ihr Zuhause zu verlassen. Zwischen 2016 und 2021 wurden Kinder aufgrund wetterbedingter Katastrophen mehr als 43 Millionen Mal aus ihrem Zuhause vertrieben.
Wenn Familien fliehen müssen, stehen sie vor dem Nichts. Armut und Konflikte um knappe Ressourcen werden verstärkt. Für Kinder bedeutet die Flucht alles zurückzulassen – ihr vertrautes Umfeld, Freund*innen, ihre Schule.
Bildung wird infolge des Klimawandels unterbrochen
Infolge des Klimawandels verpassen Kinder immer wieder wichtige Bildungschancen. In Dürreregionen beispielsweise verbringen viele Kinder den Tag mit der Suche nach Wasser – vor allem Mädchen. Wenn die Wasserstelle kilometerweiter entfernt ist, bleibt keine Zeit für den Unterricht. Bei Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen oder Überschwemmungen werden immer wieder Schulgebäude beschädigt, oder Familien müssen überstürzt fliehen. Dadurch können die Kinder nicht weiter lernen.
Lesen Sie in unserem Blog über den Klimawandel als Bedrohung für Bildung im östlichen und südlichen Afrika.
Folgen des Klimawandels für die Kinderrechte
Kinder haben das Recht darauf, in einer gesunden, sauberen und intakten Umwelt aufzuwachsen. Der Klimawandel hat jedoch drastische Folgen für die Gesundheit, Ernährungssituation, Entwicklung, das Überleben und auf die Zukunftschancen von Kindern. Kurz: Die Folgen des Klimawandels beschneiden Kinder in ihren grundlegenden Rechten. Die Klimakrise ist eine Krise der Kinderrechte.
Erfahren Sie hier mehr über Klimawandel und Kinderrechte.
Aktuelles zum Thema Klimawandel
UNICEF im Einsatz gegen die Auswirkungen des Klimawandels
Als Kinderhilfswerk trägt UNICEF eine besondere Verantwortung alles dafür zu tun, Kinder vor Klimafolgen zu schützen und für ihre Rechte einzutreten. In unserer weltweiten Programmarbeit sowie im Gespräch mit Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen machen wir uns dafür stark, Kinder und Jugendliche wirksam zu schützen, junge Menschen zu stärken sowie den eigenen Beitrag zum Klimawandel zu reduzieren. Unser Ziel: Eine spürbare und nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände für möglichst viele Kinder und Gemeinschaften erreichen, die dem Klimawandel schutzlos ausgeliefert sind.
Klimaschutz
Um einer Verschärfung der Klimakrise für Kinder und Jugendliche entgegenzuwirken, müssen Treibhausgasemissionen drastisch reduziert werden. Das ist aus Sicht von UNICEF die einzig langfristige Lösung. UNICEF fordert von Regierungen und Entscheidungsträger*innen, internationale Vereinbarungen zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz zu erfüllen.
Gleichzeitig setzen wir uns in unserer Arbeit für Klimaschutz ein, um den Planeten für künftige Generationen zu erhalten – beispielsweise durch den Einsatz erneuerbarer Energien in einem innovativen Lichtprojekt in Burundi, oder indem Kinder an der Elfenbeinküste Bildungschancen durch Recycling erhalten.
Klimarobuste Grundversorgung
Wasserknappheit, Hitze oder Krankheiten treffen Kinder besonders dort, wo der Zugang zu Wasser und Sanitär, Gesundheitsversorgung und Bildung ohnehin unzureichend ist. Um die Resilienz der Kinder zu stärken, braucht es eine Grundversorgung, die den Auswirkungen des Klimawandels standhält. UNICEF arbeitet zusammen mit Regierungen daran, den Zugang zu Trinkwasser, Krankenhäuser oder Schulen robust gegen den Klimawandel zu machen – beispielsweise durch den Aufbau solarbetriebener Brunnen oder sturmsicherer Schulen.
Lesen Sie wie UNICEF in Äthiopien sauberes Trinkwasser und Hygiene für Kinder zugänglich macht.
Diese Klimaanpassungsmaßnahmen sind noch immer stark unterfinanziert und nicht ausreichend auf die spezifischen Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet. Den am stärksten gefährdeten Ländern und Gemeinschaften müssen dringend die dafür erforderlichen Mittel und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.
Klimawandel in der Schule
Durch gezielte Bildung zum Klimawandel und das Erlernen „grüner Kompetenzen“ (Green Skills), erhalten Kinder Informationen und Know-How, um den Planeten zu schützen. In Schul-Programmen wie den “Living Schools” in Malawi werden Klimaschutz und gute Lernbedingungen vereint. Kinder lernen ganz praktisch, ressourcenschonend Gemüse anzubauen und erneuerbare Energie zu nutzen.
Junge Menschen müssen vor Klimarisiken geschützt werden und gleichzeitig in den Klimaschutz eingebunden werden. Sie haben innovative Ideen und das Potential, eine positive Veränderung aktiv voranzutreiben.
Junge Menschen in der Klimadebatte stärken
Junge Menschen weltweit engagieren sich für mehr Klimaschutz. Sie schließen sich zu größeren Bewegungen zusammen und demonstrieren auf der Straße, um mehr Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen. UNICEF bietet ihnen eine Plattform, dass ihre Stimmen in der Klimadebatte gehört werden – zum Beispiel durch die Teilnahme an Gipfeltreffen der Vereinten Nationen oder der internationalen Klimakonferenz COP. UNICEF fordert von Regierungen, Kinder und Jugendliche in die Klimapolitik einzubeziehen. Sie müssen immer Teil der Lösung sein.
Erfahren Sie mehr zum Engagement junger Menschen für den Klimaschutz im Video-Interview mit Vanessa Nakate, internationale UNICEF-Botschafterin und Aktivistin für Klimagerechtigkeit.
Innovative Initiative Today & Tomorrow
Die innovative „Today & Tomorrow“ Initiative von UNICEF schützt Kinder heute und morgen vor den Auswirkungen des Klimawandels. Speziell auf die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten, vereint sie Initiative erstmalig die Finanzierung von nachhaltiger Klimaanpassung und Katastrophenvorsorge („Today“) mit einer kinderzentrierten Klimarisikoversicherung, die im Katastrophenfall Gelder für lebensrettende Hilfe und Wiederaufbaumaßnahmen bereitstellt („Tomorrow“).
Lesen Sie hier mehr über die Today & Tomorrow-Initiative von UNICEF.
Unterrichtsmaterial zum Klimawandel
Kinder sind unsere Zukunft - und die Zukunft unserer Kinder hängt ganz entscheidend davon ab, dass wir nachhaltig und umweltbewusst handeln.
Aktionsmaterial aus dem Aktionspaket "Save Our Blue Planet" für den diesjährigen Tag der Kinderrechte am 20.11.2023. Auf dem Poster kann ein Klima-Projekt notiert werden und in der Schule aufgehängt werden. Mehr Infos zum Aktionstag sowie die Anmeldung finden Sie hier: www.unicef.de/kinderrechtetag
Bildung, Klima und Gleichberechtigung: Mit diesen Themen muss sich aus der Sicht von Jugendlichen der neue Bundestag besonders befassen. Dies ist das Ergebnis der nicht repräsentativen UNICEF-Umfrage „ich bin #wählerisch“.
Fragen und Antworten zum Klimawandel
Ist der Klimawandel die Ursache aller Naturkatastrophen?
Nein. Es hat schon immer Naturkatastrophen gegeben und zum Beispiel Erdbeben haben nichts mit dem Klimawandel zu tun. Aber die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass durch den Klimawandel sowohl die Häufigkeit als auch die Heftigkeit von Wetterextremen wie Dürren, Hitzewellen, Wirbelstürmen, Starkregen und Überflutungen zunehmen. Sie können überall auf der Welt zu verheerenden Naturkatastrophen führen – auch bei uns in Deutschland, wie zum Beispiel die Flut im Ahrtal im Juli 2021 gezeigt hat.
Gibt es Klimaflüchtlinge?
Zwar kennt die Genfer Flüchtlingskonvention keine „Klimaflüchtlinge“. Denn die seit den 1950er Jahren gültige Konvention wurde als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg verabschiedet und schützt Menschen, die aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugungen gefährdet sind und ihr Land verlassen müssen.
Dennoch ist häufig umgangssprachlich von „Klimaflüchtlingen“ die Rede, weil klimabedingte Krisen wie extreme Hitze und Trockenheit, Überschwemmungen, Wirbelstürme oder Waldbrände millionenfach Menschen zur Flucht beziehungsweise Migration zwingen. Da ihre Häuser und Lebensgrundlagen zerstört werden, Trinkwasser und Nahrungsmittel knapp werden, sind viele Kinder und Familien gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Laut einem UNICEF-Bericht wurden allein zwischen 2016 und 2021 mehr als 43 Millionen Mal Kinder aufgrund wetterbedingter Katastrophen aus ihrem Zuhause vertrieben.
Können wir den Klimawandel überhaupt noch stoppen?
Nach Einschätzung der Wissenschaft ist der Klimawandel bereits in vollem Gange – die Folgen bekommen Kinder schon heute weltweit zu spüren. Es wäre aber fatal zu denken, dass man nichts tun kann. Im Gegenteil ist es dringend nötig, jetzt zu handeln, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu reduzieren und die Erderwärmung zumindest zu begrenzen. Jedes 0,1 Grad weniger Erwärmung zählt.
Daneben ist es wichtig, sich auf die Veränderungen des Klimas einzustellen, die bereits da sind und aller Voraussicht nach weiter zunehmen werden. Vor allem Kinder in den Entwicklungs- und Schwellenländern sind die Haupt-Leidtragenden des Klimawandels und brauchen dringend Unterstützung – zum Beispiel robuste Häuser und Schulen, Schutzpläne für Notfälle wie Evakuierungen, sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung.
Sind die Zahlen zu vom Klimawandel betroffenen Kindern übertrieben?
Steigende Temperaturen und Meeresspiegel, immer häufigere Wetterextreme wie Starkregen, Wirbelstürme oder Dürren - praktisch jedes Kind der Welt bekommt heute schon mindestens eine Folge des Klimawandels zu spüren. Laut UNICEF-Kinderklimarisikoindex leben etwa eine Milliarde Kinder und Jugendliche – fast die Hälfte der 2,3 Milliarden Mädchen und Jungen weltweit – in einem der 33 Länder, die aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels als „extrem stark gefährdet“ gelten. Kinder sind dort mehreren klima- und umweltbedingten Gefahren und Belastungen ausgesetzt und zudem besonders verletzlich aufgrund der unzureichenden Grundversorgung in den Bereichen Wasser und Sanitär, Gesundheit und Bildung.
Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft noch mehr Kinder von den Folgen des Klimawandels stark betroffen sein werden.