Wie der Klimawandel Millionen Kinder bedroht
Extreme Dürre am Horn von Afrika, schwere Überschwemmungen in Pakistan, große Waldbrände in Europa – bereits heute sind die Folgen des Klimawandels deutlich spürbar. Welche Auswirkungen die Klimakrise auf Kinder hat und wie junge Menschen vor der Klimakatastrophe geschützt werden können, erfahren Sie hier in unserem Blog.
In Somalia leidet die nur wenige Monate alte Sukra unter Mangelernährung, weil es durch die schwerste Dürre seit 40 Jahren zu Ernteausfällen und Wasserknappheit in dem Land kommt. In Pakistan muss der elfjährige Mukesh mit seinen Eltern und vier Geschwistern über Wochen in einem Zelt leben, weil ihr Zuhause durch extreme Überschwemmungen zerstört wurde. Und die zwölfjährige Sanjida aus Bangladesch ist durch die enorme Luftverschmutzung in der Landeshauptstadt an Tuberkulose erkrankt.
Jede dieser kurzen Geschichten erzählt von den schwerwiegenden Folgen, die der Klimawandel auf das Leben und die Zukunft von Kindern hat.
Mädchen und Jungen – ganz gleich, wo sie leben – brauchen eine saubere und intakte Umwelt, um sich gut und gesund entwickeln zu können. Die UN-Kinderrechtskonvention garantiert jedem Kind das Recht auf Leben und auf angemessene Lebensbedingungen. Doch in vielen Teilen der Welt beeinträchtigen die massiven Auswirkungen des Klimawandels das Aufwachsen von Kindern. Die ärmsten Kinder in den Entwicklungs- und Schwellenländern sind dabei am härtesten betroffen
Folgen des Klimawandels für Kinder
Es ist wissenschaftlich belegt, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Kinder und Jugendliche sind am wenigsten für die Klimakrise verantwortlich, leiden allerdings am häufigsten unter ihren Folgen.
Die Klimakrise trifft schon heute fast jedes Kind
Seit Jahren kommt es immer öfter zu Dürren, schweren Überschwemmungen, Waldbrände, Hitzewellen und anderen Wetterextremen. Schon heute ist fast jedes Kind weltweit von mindestens einer dieser klima- und umweltbedingten Gefahren bedroht. Etwa eine Milliarde Kinder leben in einem Land, in dem sie durch die Folgen der Klimakrise als extrem stark gefährdet gelten.
Schon heute spüren Kinder auf allen Kontinenten die Auswirkungen des sich verändernden Klimas. Doch Kinder in den ärmsten Ländern der Welt sind am härtesten von klimabedingten Schocks und Belastungen betroffen.
Besonders gefährlich wird es für junge Menschen, die in Regionen der Erde leben, in denen sie mehreren Klimarisiken ausgesetzt sind und gleichzeitig nur unzureichend mit sauberem Trinkwasser oder Gesundheitsdiensten versorgt sind und durch chronische Mangelernährung und Krankheiten geschwächt sind.
In Deutschland sind Kinder zwar im Vergleich zu anderen Ländern weniger stark durch die Folgen des Klimawandels und der Umweltzerstörung gefährdet. Doch auch hier liegt beispielsweise die Luftverschmutzung über dem von der WHO empfohlenen Wert und in manchen Regionen besteht die Gefahr, dass Küsten und Flüsse über die Ufer treten und es zu Überschwemmungen kommt. Ein UNICEF-Bericht hat außerdem gezeigt, dass im Jahr 2020 4,1 Millionen Kinder in Deutschland schweren Hitzewellen ausgesetzt waren. Bei einer Erderwärmung um 2,4 Grad werden im Jahr 2050 nahezu alle Kinder in Deutschland hiervon betroffen sein.
Kinder sind durch den Klimawandel besonders gefährdet
Die Klimaveränderungen und damit verbundenen Wetterextreme tragen zur Ausbreitung von Malaria und Durchfallerkrankungen oder zu Mangelernährung bei. Für Kinder unter fünf Jahren ist dies häufig lebensbedrohlich. Bereits heute leiden weltweit mindestens 45 Millionen Kinder an akuter Mangelernährung.
Verglichen mit Erwachsenen brauchen Kinder mehr Nahrung und Nährstoffe im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht, sind anfälliger für Temperaturschwankungen, giftige Chemikalien und Krankheiten, sowie weniger in der Lage, extreme Wetterereignisse zu überleben. Jedes Jahr verlieren 1,7 Millionen Kinder ihr Leben aufgrund von vermeidbaren Umweltbelastungen.
Naturkatastrophen richten jedes Jahr erhebliche Schäden an. Stürme, Tsunamis, Überschwemmungen und Erdrutsche zerstören Häuser und Straßen. Dadurch gibt es oft kein sauberes Wasser und keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen. Weil Schulen verwüstet oder schwer beschädigt werden, können Kinder und Jugendliche oft monatelang nicht zur Schule gehen.
Für Kinder wie Mukesh und seine Geschwister gerät die Welt völlig aus den Fugen, wenn sie durch Naturkatastrophen ihr sicheres Zuhause und Familienmitglieder oder Freunde verlieren. Allein im Jahr 2020 wurden weltweit fast zehn Millionen Kinder durch extreme Wetterereignisse aus ihrer Heimat vertrieben.
Wir müssen dringend handeln, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden
2015 wurde die Agenda 2030 und die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Alle in den Vereinten Nationen vertretenen Regierungen haben sich damit verpflichtet, die globalen Herausforderungen wie den Klimawandel nachhaltig zu lösen und unter anderem die Erde zu schützen. Ziel ist es, Meere und Ozeane nachhaltig zu nutzen, Ökosysteme und die biologische Vielfalt zu erhalten, den Klimawandel zu bekämpfen und mit natürlichen Ressourcen nachhaltig umzugehen.
Mit dem „Pariser Abkommen“, das so gut wie alle Länder in die Pflicht nimmt, haben sich die Staaten das Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf unter 2 Grad begrenzt zu halten. Die Erwärmung soll sogar möglichst unter 1,5 Grad bleiben. Erreicht werden soll dies durch die Minderung der Treibhausgasemissionen.
Es gibt nur ein kleines Zeitfenster, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden – aber die Welt tut aktuell nicht genug dafür. Trotz des Pariser Abkommens steigen die Emissionen von Treibhausgasen wie zum Beispiel Kohlendioxid (CO2) weiter und die reichen Länder verbrauchen so viele Ressourcen, dass es rund drei Erden bräuchte, um den Verbrauch auszugleichen.
Damit auch kommende Generationen ein gutes Leben in einer gesunden Umwelt führen können, ist eine sofortige und drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen die einzige langfristige Lösung. Für die am meisten gefährdeten Kinder kommt dies allerdings zu spät. Daher muss sofort und dringend mehr in die Anpassung der Lebensbedingungen von Kindern an die Veränderungen des Klimas investiert werden. Wir müssen darauf drängen, die Widerstandskraft der Kinder zu stärken und ihnen ermöglichen, durch Schulbildung zu verstehen, was mit der Erde passiert – und selbst handeln zu können.
Kinder und Jugendliche weltweit kämpfen gegen den Klimawandel
In einer UNICEF-Umfrage unter mehr als 5.000 Kindern und Jugendlichen in über 60 Ländern gaben fast 80 Prozent der Befragten an, dass die Klimakrise eines der dringendsten Probleme ist, mit denen sie konfrontiert sind.
Auf der ganzen Welt bringen Kinder und Jugendliche ihre Sorgen und Ängste zum Ausdruck und fordern konkretes Handeln von der Politik und der Generation der Erwachsenen, wie die UNICEF-Botschafterin und Klimaaktivistin Vanessa Nakate.
Im Kampf gegen die Klimakrise sind Kinder und Jugendliche eine treibende Kraft. Ihre Beteiligung und ihr Engagement sind von großer Bedeutung für ein gemeinsames globales Handeln. Deshalb muss die Politik die Sorgen und Botschaften der jungen Menschen hören und Verantwortung übernehmen.