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Foto-Reportage: Die verheerenden Folgen der Dürre für Kinder am Horn von Afrika
Die Wasserkrise in Dschibuti, Eritrea, Äthiopien, Kenia und Somalia bringt Millionen Kinder in große Gefahr.
Die Familien in den Ländern am Horn von Afrika erleben derzeit die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Vier aufeinanderfolgende Trockenperioden innerhalb von zwei Jahren haben dazu geführt, dass große Teile des Viehbestands und der Ernten vernichtet werden, Brunnen versiegen und Menschen ums nackte Überleben kämpfen müssen. Die Auswirkungen auf die Gesundheit, Ernährungssituation, Bildung und Sicherheit von Kindern sind immens. Das zeigen die Bilder unserer Foto-Reportage.
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Wenn das Wasser immer knapper wird: Ein kleiner Junge sammelt das letzte bisschen Wasser, das er in einem ausgetrockneten Flussbett in Dolow, Somalia, finden kann.
© UNICEF/UN0607653/RichFamilien am Horn von Afrika sind gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen
Die anhaltende Dürre und der Wassermangel zwingen Millionen Familien dazu, auf der Suche nach Nahrung und Wasser ihr Zuhause zu verlassen. Kinder und Jugendliche, die unterwegs sind oder in Notlagern leben, sind der Gefahr von Gewalt oder Missbrauch ausgesetzt. Das Risiko steigt vor allem für Frauen und Kinder, die sich auf immer weitere Wege begeben müssen, um Wasser zu holen.

Somalia: Die 10-jährige Hibo trägt Wasser in einem Kanister zu ihrem vorübergehenden Zuhause im Lager Kaharey für Binnenvertriebene: „Wir mussten unser Zuhause verlassen und waren zehn Tage lang unterwegs, um das Lager zu erreichen“.
© UNICEF/UN0644298/Fazel
Somalia: Die 18-jährige Ayesha Absi hält ihr Kind fest im Arm. Im Lager Waffi für Binnenvertriebene wird der kleine Junge auf Mangelernährung untersucht: „Meine Familie hat all ihr Vieh und ihre Kamele verloren. Sie sind alle gestorben, weil wir kein Wasser für sie hatten. Jetzt haben wir nichts mehr.“
© UNICEF/UN0663316/SewunetAlle Dinge des täglichen Lebens sind rationiert
Wasserknappheit, vernichtete Ernten und verendetes Vieh: In den von Dürre geplagten Regionen gibt es kaum etwas zum Überleben für die Kinder und ihre Familien. Die Suche nach Wasser und Nahrung wird zum reinen Überlebenskampf.

Äthiopien: Hafsa Bedel, eine Mutter von sechs Kindern, kämpft darum, dass ihre Kamele die Dürre überleben. Doch die Situation scheint aussichtslos: „Ich kann es mir nicht leisten, sie mit Mais zu füttern. Wir haben nicht einmal genug für uns selbst“.
© UNICEF/UN0639635/Ayene
Kenia: Menschen im Bezirk Garissa beim Wasserholen.
© UNICEF/UN0539447/Orina
Kenia: Ganze Gemeinschaften sind gezwungen ihre Häuser auf der Suche nach Wasser für ihre Familien und ihr Vieh zu verlassen.
© UNICEF/UN0679018/OrinaEine Frage des Überlebens
Die Dürre hat verheerende Folgen für die Überlebenschancen von Kindern. Wenn Nahrung und Trinkwasser immer knapper werden, sind Kinder stark gefährdet, an schwerer Mangelernährung zu erkranken. Mindestens zehn Millionen Kinder am Horn von Afrika leiden unter akutem Hunger, Mangelernährung und Durst.
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Somalia: Baby Sukra befindet sich in einem von UNICEF unterstützten Zentrum in Somalia. Hier werden Kinder wegen Mangelernährung behandelt.
© UNICEF/UN0663263/SewunetGleichzeitig steigt durch den schlechten Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen das Risiko von Durchfallerkrankungen sowie Cholera, Hepatitis, Typhus und Polio. Ein Teufelskreis: Denn das Risiko, dass ein schwer akut mangelernährtes Kind an gewöhnlichen Infektionskrankheiten stirbt, ist bis zu elfmal so hoch wie bei einem gesunden Kind.
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Somalia: Die einjährige Obsinale erholt sich im Krankenhaus von Hargeisa, nachdem sie wegen Mangelernährung behandelt wurde. Die Situation im Krankenhaus ist sehr angespannt: Die Betten sind voll und es gibt nur einen Platz auf dem Boden für neu aufgenommene Kinder.
© UNICEF/UN0663254/SewunetBildung darf nicht weiter aufgeschoben werden
Die Dürre hat auch Auswirkungen auf die Bildung der Kinder: Wenn Familien täglich lange Wege auf der Suche nach Wasser zurücklegen oder ihre Heimat ganz verlassen müssen, verpassen viele Kinder den Unterricht in der Schule. Teilweise werden Schulen sogar geschlossen. Bereits heute gehen 15 Millionen Kinder am Horn von Afrika nicht zur Schule – schätzungsweise 3,3 Millionen Kinder sind zusätzlich gefährdet, die Schule aufgrund der Dürre und ihren Folgen abzubrechen.
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Äthiopien: Abdurazak Mohammed geht eigentlich in die sechste Klasse. Aufgrund der Dürre wurde seine Schule geschlossen. Nun begleitet er das Vieh auf der Suche nach Wasser und Nahrung. „Ich bin traurig, dass meine Schule geschlossen wurde“, sagt er.
© UNICEF Ethiopia/2022/Mulugeta Ayene
Äthiopien: Der zehnjährige Bukhari Aden begleitet seine Mutter beim Wasserholen. Er war noch nie in der Schule: „In unserem Dorf sind die Kinder dafür verantwortlich, sich um die Tiere zu kümmern. Wenn es Wasser in der Nähe des Dorfes gäbe, könnte ich leicht zur Schule gehen.“
© UNICEF/UN0639601/AyeneUNICEF unterstützt Familien am Horn von Afrika – während der Dürre und danach
UNICEF und seine Partner sind vor Ort im Einsatz, um das Leben der Kinder in akuter Not zu retten. Sie versorgen zum Beispiel schwer mangelernährte Kinder mit therapeutischer Milch und Erdnusspaste und Hunderttausende Menschen mit sauberem Trinkwasser. Auch sorgen wir dafür, dass Kinder lernen können.
Außerdem setzt UNICEF sich dafür ein, die Widerstandsfähigkeit von Familien gegen die schwere Dürre zu stärken. Mit Voranschreiten des Klimawandels sind langfristige Lösungen erforderlich, um für eine zuverlässige Wasserversorgung zu sorgen. So arbeiten wir daran, den Zugang zu klimaresistenten Wasser-, Sanitär- und Hygienediensten zu verbessern, bohren nach zuverlässigen Grundwasserquellen und entwickeln den Einsatz von Solarsystemen.

Somalia: Fatuma gibt den Ziegen ihrer Familie Wasser. Es stammt aus einem 400 Meter tiefen, klimaresistenten Bohrloch, das von UNICEF eingerichtet wurde und mit Solarenergie betrieben wird. Rund 18.000 Menschen und ihr Vieh werden so nachhaltig mit Wasser versorgt.
© UNICEF/UN0635404/Ayene
Caroline Dohmen ist Themenredakteurin im UNICEF-Newsroom. Sie bloggt vor allem über die Folgen des Klimawandels für Kinder weltweit.