Kinderrechte und nachhaltige Entwicklungsziele
Unsere Welt ist für Kinder und Jugendliche von extremen Gegensätzen geprägt: Während es vielen Kindern besser geht als noch vor einigen Jahrzehnten, sind weiterhin Millionen Mädchen und Jungen von jedem Fortschritt abgehängt.
Armut, Hunger, Gewalt, Ungleichheit und globale Herausforderungen wie die Urbanisierung, der Klimawandel sowie langandauernde Konflikte prägen das Aufwachsen der jungen Generation und bedrohen ihre Zukunft.
Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie haben die Situation von Kindern weltweit noch einmal verschlechtert. Mehr als jemals zuvor kommt es daher jetzt darauf an, die Verwirklichung der Kinderrechte voranzutreiben und die Welt gerechter und zukunftsfähiger zu gestalten – für jedes Kind.
Agenda 2030 – kein Kind zurücklassen
Eine gerechtere Welt und eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen: Dazu hat sich die internationale Staatengemeinschaft im Jahr 2015 mit der Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verpflichtet.
Alle Staaten – ohne Ausnahme – haben es sich mit der Agenda 2030 zur Aufgabe gemacht, den globalen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen und Verantwortung für diese und nachfolgende Generationen zu übernehmen.
Im Zentrum der Agenda 2030 stehen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung („Sustainable Development Goals“, SDGs), mit denen die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung vorangebracht werden soll.
Auf dem Weg zu nachhaltiger Entwicklung soll niemand – auch kein Kind – zurückgelassen werden. „Leave no one behind“ ist das zentrale Leitprinzip der Agenda 2030.
Das bedeutet auch: Nur, wenn wir die Lebenssituation von Kindern verbessern, können wir diese Ziele bis zum Jahr 2030 erreichen und die Welt zu einem besseren Ort für uns alle machen.
Was sind eigentlich die „nachhaltigen Entwicklungsziele“, was sollen sie bringen – und warum geht das mich und vor allem jedes Kind auf der Welt etwas an?
Nachhaltige Entwicklung beginnt mit Kindern
Jedes der in der Agenda 2030 verankerten 17 Ziele hat eine zentrale Bedeutung für Kinder und ihr Wohl. Zahlreiche der Ziele beziehen sich sogar direkt auf eines oder mehrere Kinderrechte.
Mit der Agenda 2030 hat sich die Staatengemeinschaft beispielsweise zum Ziel gesetzt, die Überlebens- und Entwicklungschancen von Kindern zu verbessern, allen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, Mädchen und Jungen weltweit besser vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen, das Lebensumfeld nachfolgender Generationen zu wahren und die Chancengleichheit von Kindern zu fördern.
Agenda 2030 – Vision oder Wirklichkeit?
Ob es uns gelingt, bis zum Jahr 2030 die Vision einer gerechteren und zukunftsfähigen Welt Wirklichkeit werden zu lassen, hängt ganz entscheidend von der Verwirklichung der Kinderrechte ab.
Wie weit die Welt bei der Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele bisher gekommen ist, lässt sich daher auch daran ablesen, wie es Kindern heute geht. Hier zeigt sich jedoch ein kritisches Bild.
Wenn sich die bisherige Entwicklung fortsetzt...
- … werden bis 2030 575 Millionen Menschen in Armut leben;
- … werden die Ziele zur Bekämpfung von Hunger stark verfehlt. Der Hunger in der Welt ist inzwischen so groß wie seit 2005 nicht mehr;
- … wird Kindersterblichkeit weiter besorgniserregend hoch sein. Täglich sterben weltweit mehr als 1.000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen und mangelnde Hygiene verursacht werden;
- … können im Jahr 2030 weltweit noch immer etwa 84 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen. Und von denen, die zur Schule gehen, lernen schätzungsweise 300 Millionen Kinder und Jugendliche trotzdem nicht richtig lesen und schreiben, weil die Qualität der Bildung nicht gut ist.
Aufruf zum Handeln – für und mit Kindern
Zur Halbzeit der im Jahr 2015 verabschiedeten Agenda 2030 sind wir weit davon entfernt, die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu erreichen. Umso wichtiger ist es, die Welt in den kommenden Jahren wieder auf Kurs zu bringen.
Ein stärkerer Einsatz bei der Umsetzung der Agenda 2030 ist daher wichtiger denn je. Kinder und ihre Rechte müssen dabei im Mittelpunkt stehen. Denn nur wenn alle Kinder heute angemessen geschützt, gefördert und beteiligt werden und die gleichen Chancen auf ein gutes Aufwachsen und ein Leben in Würde haben, können sie die Welt von morgen nachhaltig und lebenswert gestalten.
Kinderrechte müssen der Maßstab einer zukunftsorientierten Politik sein
Regierungen tragen für die Umsetzung der Kinderrechte und die Verwirklichung der Agenda 2030 eine besondere Verantwortung. Im September 2019 hat Deutschland wie zahlreiche andere UN-Mitgliedstaaten diese Verpflichtung mit einem globalen Bekenntnis bestätigt und ihre Notwendigkeit in Zeiten der Covid-19-Pandemie im Rahmen des Hochrangigen Politischen Forums für Nachhaltige Entwicklung 2020 erneut bekräftigt. Vor diesem Hintergrund muss die deutsche Bundesregierung Kinder in das Zentrum aller Maßnahmen zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele stellen – sowohl in Deutschland als auch in ihrem außen- und entwicklungspolitischen Handeln. Dazu muss es nicht nur in Deutschland, sondern auch auf EU-Ebene eine konkrete, übergreifende Strategie zur Umsetzung der Kinderrechte im Einklang mit den nachhaltigen Entwicklungszielen geben – über alle Politikbereiche und Sektoren hinweg.
Fortschritte messen und Lücken sichtbar machen
Für das Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele kommt es darauf an, dass alle Länder Daten über die Lebenssituation von Kindern noch wesentlich systematischer erheben als bisher. So lassen sich mögliche Lücken bei der Umsetzung der Kinderrechte erkennen und können durch gezielte Maßnahmen nachhaltig geschlossen werden.
Gezielte Investitionen in Kinder
Investitionen müssen dort ankommen, wo Kinder sie am meisten brauchen – in Deutschland und weltweit. Denn Investitionen in die Gesundheit und die Entwicklung von Kindern, in Bildung, Schutz vor Gewalt und Ausbeutung, eine sichere und saubere Umwelt und in die Schaffung von Chancengleichheit für jedes Kind sind die beste Investition in die Zukunft. Besonders benachteiligte Kinder dürfen hierbei nicht zurückgelassen werden.
Globaler Wille muss lokal umgesetzt werden
Die Umsetzung der Kinderrechte muss im unmittelbaren Lebensumfeld von Kindern beginnen – zu Hause, in der Schule und in der Gemeinde. Wenn Kinder und Jugendliche in ihren Kommunen gut aufwachsen und in ihrem Potenzial von Anfang an gefördert werden, ist dies ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 auf lokaler Ebene.
Starke Partnerschaften für Kinder
Eine gerechtere und nachhaltigere Welt lässt sich nur verwirklichen, wenn alle gemeinsam Verantwortung für Kinder übernehmen: Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und jede und jeder Einzelne von uns. Auf den guten Erfahrungen bei der Umsetzung der Kinderrechte in den vergangenen 30 Jahren müssen wir aufbauen und neue Fortschritte für Kinder erzielen. Dazu brauchen wir unter anderem einen stärkeren Dialog, Innovation und eine engere Zusammenarbeit zwischen allen relevanten Akteuren.
Kinder und Jugendliche als Akteure des Wandels ernstnehmen
Kinder und Jugendliche sind zentrale Akteure des Wandels, denn es geht um ihr Leben und um ihre Zukunft. Das betont die Agenda 2030 ausdrücklich. Doch damit Kinder und Jugendliche aktiv zum Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele beitragen können, müssen alle Kinder ihre Rechte und die Bedeutung sowie die Ziele der Agenda 2030 kennen. Dafür müssen, beispielsweise an Schulen, altersgerechte Informationen zur Verfügung stehen und neue Beteiligungsformate geschaffen werden, damit junge Menschen sich angemessen in relevante politische und gesellschaftliche Prozesse einbringen können.
Was macht UNICEF?
Die Welt für Kinder nachhaltig zu verbessern und dabei kein Mädchen und keinen Jungen zurückzulassen – das ist das Ziel von UNICEF. In der UN-Kinderrechtskonvention ist UNICEF damit ausdrücklich beauftragt.
Downloads zum Thema
» Interaktives Mapping zum Zusammenhang der Kinderrechte und der SDGs