© UNICEF/UN0696409/MoinPakistan: Ein Mann fährt mit einem kleinen Kind auf einem Motorrad durch die überschwemmten Gebiete.
Gut zu wissen

Flut in Pakistan: Wie die Klimakrise Millionen Kinder gefährdet

Schwere Überschwemmungen gefährden aktuell Millionen Kinder und ihre Familien in Pakistan. Mit Voranschreiten des Klimawandels können solche Katastrophen häufiger werden. UNICEF ist weltweit im Einsatz, um Kinder vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.


von Caroline Dohmen

Als der elfjährige Mukesh von der Schule kam, erkannte er sein Zuhause in der Region Sindh in Pakistan nicht mehr wieder. Regenfälle hatten das Haus komplett zerstört. Alles stand unter Wasser, Hab und Gut waren weggespült worden. In größter Not mussten er und seine Familie aufbrechen, um sich an einer höhergelegenen Stelle in Sicherheit zu bringen. Dort lebt Mukesh nun mit seinen Eltern und vier jüngeren Geschwistern in einem behelfsmäßigen Zeltlager am Straßenrand. Das Gebiet um sie herum ist überschwemmt, sauberes Trinkwasser dagegen knapp.

Pakistan: Der elfjährige Mukesh vor den überfluteten Gebieten.

Die Fluten haben alles weggespült: Der elfjährige Mukesh musste sich mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern überstürzt in Sicherheit bringen. Seit rund einem Monat leben sie nun in Zelten.

© UNICEF/UN0698662/Zaidi

Schwere Überschwemmungen zerstören die Lebensgrundlage von Kindern in Pakistan

Extreme Monsun-Regenfälle haben in Pakistan in den letzten Wochen zu schwersten Überschwemmungen und Erdrutschen geführt. Ganze Dörfer wurden weggespült, Straßen, Brücken und Häuser zerstört. 33 Millionen Menschen sind von den Fluten betroffen, zehntausende Familien mussten überstürzt ihr Zuhause verlassen. Sie brauchen dringend einen sicheren Zufluchtsort, Nahrung, Trinkwasser und medizinische Versorgung. Schon jetzt sind 3,4 Millionen Kinder dringend auf Hilfe angewiesen. Die Lage droht noch schlimmer zu werden, wenn der Regen weiter anhält.

Neben der Gefahr, in den Fluten zu ertrinken, birgt das Wasser ein weiteres längerfristiges Risiko: In den betroffenen Gebieten wurde rund 30 Prozent der Wasserversorgung zerstört. Wenn Familien keinen zuverlässigen Zugang zu sicherem Wasser haben, müssen sie möglicherweise verunreinigtes Wasser trinken. Dadurch steigt das Risiko, dass Krankheiten wie Cholera und schwerer Durchfall ausbrechen und Kinder an Mangelernährung erkranken.

Pakistan: Mutter wäscht Kind in Flutwasser.

Bild 1 von 3 | Sauberes Wasser ist knapp: Shami wäscht das Gesicht ihres Kindes mit Flutwasser in der Provinz Sindh, Pakistan.

© UNICEF/UN0698975/Zaid
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Bild 2 von 3 | Ein kleiner Ausschnitt der Katastrophe in der Provinz Sindh, Pakistan: Das Dorf Rajar steht unter Wasser. Viele Familien leben nun am höhergelegenen Straßenrand.

© UNICEF/UN0698672/Zaidi
Pakistan: Mädchen sitzt in einer Notunterkunft uns isst Reis.

Bild 3 von 3 | Zuflucht in einem behelfsmäßigen Zelt: Nachdem sie mit ihrer Familie fliehen musste, isst die vierjährige Komal ihr Schälchen Reis in einer Notunterkunft in der Provinz Sindh, Pakistan.

© UNICEF/UN0698625/Zaidi

Die ärmsten Familien in den betroffenen Gebieten treffen die Überschwemmungen am härtesten. Viele Kinder litten schon vor der Krise unter Mangelernährung und hatten keinen Zugang zu Trinkwasser und Bildung. Durch die Flut haben viele Familien ihre komplette Lebensgrundlage verloren. So ist es auch bei Mukesh: Früher verdiente sein Vater den Lebensunterhalt der Familie mit dem Verkauf von Obst. Doch durch die Überschwemmungen wurden etliche Hektar Ernten und Obstgärten komplett verwüstet.

Wie viele andere Kinder kann Mukesh auch nicht weiter zur Schule gehen. Fast 18.000 Schulen wurden durch die Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogen. Dabei ist Bildung eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Kinder die Chance haben, sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Mukeshs Traum, Arzt zu werden, rückt damit in weite Ferne. Er hofft, dass sich alles noch zum Guten wendet.

Die schweren Überschwemmungen zeigen das Ausmaß der Klimakrise

Starke Monsun-Regenfälle sind typisch für diese Jahreszeit in Pakistan. Sie wechseln längere Trockenperioden ab und entstehen durch einen Temperaturunterschied zwischen Land und Meer während der Sommermonate. Doch in diesem Jahr sind die Regenfälle besonders heftig und langanhaltend – in manchen Regionen bis zu fünfmal so stark wie im Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Dadurch ist das Ausmaß der Überschwemmung besonders gravierend.

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Fotoreportage: So treffen die Folgen des Klimwandels fast jedes Kind auf der Welt – schon heute!

In den letzten Jahren haben extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und heftige Regenfälle in Pakistan zugenommen. Mit Voranschreiten des Klimawandels könnte sich die Lage weiter verschärfen: Wenn es in der Monsunzeit zu immer heftigeren Niederschlägen kommt, ist davon auszugehen, dass auch Überschwemmungen weiter zunehmen.

Besonders für Kinder, die in Küstenregionen und in der Nähe von Flüssen leben, bedeutet das eine zunehmende Gefahr. Weltweit sind schon heute 240 Millionen Kinder in Küstenregionen und 330 Millionen Kinder an Flüssen stark von Überschwemmungen betroffen. Der Klima-Risiko-Index von UNICEF stuft Pakistan als eines der Länder ein, in denen Kinder durch die Auswirkungen des Klimawandels extrem hoch gefährdet sind. Zum einen, weil sie gleich von mehreren klimabedingten Gefahren wie Überschwemmungen, aber auch Dürren betroffen sind, und zum anderen, weil sie diesen besonders schutzlos ausgeliefert sind – zum Beispiel, weil der Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung nicht ausreichend ist.

  • 240 Mio.
    Kinder

    in Küstenregionen sind stark von Überschwemmungen betroffen.

  • 330 Mio.
    Kinder

    an Flüssen sind stark von Überschwemmungen betroffen.

  • 1 Mrd.
    Kinder

    weltweit gelten schon heute als durch den Klimawandel extrem stark gefährdet.

Die einzig langfristige Lösung, um noch schwerwiegendere Folgen des Klimawandels zu verhindern, ist, dass Länder weltweit Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren und Ressourcen schonen. Doch aktuell tut die Welt nicht genug. Dabei wird ein Ungleichgewicht deutlich: Die reichen Länder verbrauchen so viele Ressourcen, dass es rund drei Erden bräuchte, um den Verbrauch auszugleichen. Im Vergleich dazu verbrauchen ärmere Länder wie Pakistan viel weniger Ressourcen, sind den Auswirkungen der Klimakrise aber viel stärker ausgesetzt.

Um Kinder und ihre Familien, die schon heute von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, zu schützen, muss ihre Widerstandsfähigkeit gestärkt werden – zum Beispiel indem wichtige Dienstleistungen wie der Zugang zu Wasser und medizinischer Versorgung den Auswirkungen des Klimawandels standhalten und Familien über mögliche klimabedingte Gefahren aufgeklärt werden. Dafür setzt UNICEF sich weltweit ein.

So unterstützt UNICEF Familien in Pakistan und weltweit im Kampf gegen den Klimawandel

UNICEF setzt auf verschiedenen Ebenen an, um auf die drastischen Auswirkungen des Klimawandels zu reagieren und Kinder gegenüber künftiger Gefahren zu stärken. In akuten Notsituationen leisten wir Nothilfe, versorgen die Menschen mit dem Nötigsten, richten temporäre Lernzentren ein und bieten psychosoziale Unterstützung – so wie aktuell in Pakistan. Trotz des schwierigen Zugangs zu einigen Teilen des Landes aufgrund anhaltender Regenfälle und Überschwemmungen liefern UNICEF-Helfer*innen lebenswichtige Hilfsgüter, wie sauberes Trinkwasser, therapeutische Nahrung gegen Mangelernährung, Medikamente und wichtige Schutzimpfungen sowie Hygienesets.

Pakistan: Kinder warten auf Trinkwasser an einem UNICEF-Wassertruck.

Bild 1 von 3 | In der Provint Belutschistan, Pakistan, warten Kinder darauf, ihre Behälter mit Wasser befüllen zu können. Zusammen mit Partnern hat UNICEF sicheres Trinkwasser bereitgestellt.

© UNICEF/UN0694843/Azam
Pakistan: Junge trägt UNICEF-Hilfspaket davon.

Bild 2 von 3 | Der zwölfjährige Umar erhält ein Paket mit Hygieneartikeln, während der Verteilung von UNICEF-Hilfsgütern in der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa, Pakistan. Umar und seine Familie mussten fliehen, nachdem die Fluten ihr Haus überschwemmt hatten.

© UNICEF/UN0696514/Zaidi
Pakistan: medizinische Hilfe für ein Kind.

Bild 3 von 3 | Ein Baby wird in einem mobilen Gesundheitslager in der Provinz Belutschistan, Pakistan, untersucht, das von UNICEF zusammen mit dem nationalen Gesundheitsministerium eingerichtet wurde.

© UNICEF/UN0691112/Sami Malik

Gleichzeitig unterstützt UNICEF langfristige und innovative Lösungen, die Klimaresilienz, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung miteinander verbinden. So arbeiten wir daran, dass Wasser und Sanitäreinrichtungen zuverlässig zur Verfügung stehen und auch Veränderungen durch den Klimawandel standhalten, zum Beispiel durch erhöhte Wassertanks, die Trinkwasser sicher vor Überflutungen speichern. Mit Solarenergie betriebene Wasserpumpen befördern Wasser aus tiefen Bohrlöchern und versorgen Gemeinden, Schulen und Gesundheitszentren mit Wasser, ohne dabei die Umwelt weiter stark zu belasten.

Afghanistan: Solarmodule für ein nachhaltiges Wassersystem

Afghanistan: Solarmodule für ein nachhaltiges Wassersystem. UNICEF arbeitet an Lösungen, die den Auswirkungen des Klimawandels standhalten.

© UNICEF/UN0605173/Houser

UNICEF unterstützt Regierungen dabei, Klima- und Umweltprogramme zu entwickeln, die vor allem auch die Bedürfnisse von Kindern in den Blick nehmen. Kinder müssen durch gezielte Klimabildung in der Schule präventiv gestärkt werden, um sich vor klimabedingten Katastrophen besser schützen zu können, und befähigt werden, sich für ihre Rechte und Klimaschutz einzutreten. Um Familien bestmöglich auf klimabedingte Krisen vorzubereiten, unterstützen wir Informationskampagnen und Schutzmaßnahmen in gefährdeten Gemeinden. So liefern wir beispielsweise während der Trockenzeit und im Vorlauf möglicher Überschwemmungen während der Regenzeit Hilfsgüter in Gemeinden, wenn Straßen noch zugänglich sind.

CarolineDohmen
Autor*in Caroline Dohmen

Caroline Dohmen ist Themenredakteurin im UNICEF-Newsroom. Sie bloggt vor allem über die Folgen des Klimawandels für Kinder weltweit.