
So hilft UNICEF den Kindern in Gaza
Die humanitäre Lage der Kinder in Gaza ist katastrophal. Durch die Waffenruhe ist es UNICEF nun möglich, deutlich mehr Hilfsgüter zu den Kindern und ihren Familien zu bringen. Das ist dringend notwendig, denn in Gaza fehlt es am Nötigsten. Wie und welche Hilfe jetzt bei den Kindern ankommt, erklären wir in diesem Blog.
Für die Kinder in Gaza ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Hunger, Zerstörung und Angst bestimmen ihren Alltag. Die humanitäre Lage ist dramatisch. Im Norden Gazas hat sich die Situation in den vergangenen Monaten so zugespitzt, dass internationale Expert*innen vor einer Hungersnot warnten. Es sind bereits Kinder an den Folgen von Hunger gestorben.
Waffenruhe ermöglicht Ausweitung der lebensrettenden Hilfslieferungen nach Gaza
Die Waffenruhe, die am 19. Januar in Kraft getreten ist, hat neue Hoffnung für die Menschen in Gaza gebracht. Nach langer Zeit gelangt nun wieder deutlich mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen. UNICEF hat seine Hilfe für die Kinder massiv ausgeweitet. Für sie zählt jetzt jeder Tag!
Wie läuft diese Hilfe ab und wie kommt sie bei den Kindern an? Hier geben wir einen Überblick, welche Hilfsgüter besonders benötigt werden und welche Unterstützung UNICEF leistet.

19. Januar 2025: Lkw mit Hilfsgütern von UNICEF erreichen den Gazastreifen.
© UNICEF/UNI720580/HabeelFakten zur UNICEF-Hilfe für Kinder in Gaza
Im Gazastreifen setzt sich UNICEF schon seit vielen Jahren für die Grundversorgung der Kinder ein, insbesondere in den Bereichen Ernährung, Wasser und sanitäre Versorgung sowie Bildung.
Auch in den vergangenen Monaten haben die UNICEF-Teams alles in ihrer Macht Stehende getan, um trotz der großen Zerstörung und der Gefahr durch Bombardierungen, Minen und Blindgänger Hilfe für Kinder zu leisten.
Die Waffenruhe hat es möglich gemacht, die Hilfe zu verstärken: Seit Beginn der Waffenruhe erreichen jeden Tag etwa 600 Lastwagen der Vereinten Nationen mit lebensrettenden Hilfsgütern den Gazastreifen, darunter dutzende Lastwagen mit Hilfsgütern von UNICEF. Im Vergleich dazu waren es zum Beispiel im November nur knapp 65 Lkw täglich. Auch in den Norden des Gazastreifens, wo der Zugang zuletzt besonders stark eingeschränkt war, gelangt nun deutlich mehr Hilfe.
Hunderte weitere Lastwagen stehen an den Grenzüberängen bereit. Von dort aus werden sie in drei Warenlager von UNICEF im Süden und Norden des Gazastreifens geliefert und anschließend von den UNICEF-Teams und unseren Partnern weiter verteilt.
Wichtig ist, dass die Waffenruhe jetzt vollständig eingehalten wird, damit humanitäre Hilfe in ausreichendem Maße nach Gaza gelangen kann.
Diese Hilfsgüter sind in Gaza besonders nötig
Durch den Krieg ist die Grundversorgung im Gazastreifen zusammengebrochen und die Versorgungslage der Bevölkerung katastrophal. Es mangelt an sauberem Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung. Weniger als die Hälfte aller Krankenhäuser sind funktionsfähig. Die Wasserproduktion liegt bei weniger als 25 Prozent der Kapazität. Durch den Mangel an Wasser und santitären Einrichtungen breiten sich immer wieder Krankheiten aus. Auch die Ernährungssituation ist dramatisch: Fast die gesamte Bevölkerung Gazas – rund 1,95 Millionen Menschen – leidet unter akutem Hunger.
Zu den Hilfsgütern, die UNICEF jetzt in größerem Umfang zu den Menschen in Gaza bringt, gehören unter anderem Trinkwasser, Spezialnahrung für mangelernährte Kinder, Hygieneartikel und Winterkleidung.

Mit der Waffenruhe konnte Jana aus Rafah zu ihrem Zuhause zurückkehren, von dem nur noch Trümmer übrig sind. In den Trümmern hat sie ihren alten Schulrucksack wiedergefunden.
© UNICEF/UNI724433/El BabaHunger und Mangelernährung: UNICEF versorgt Kinder in Gaza mit therapeutischer Zusatznahrung

Ahmad (5) steht bei einer öffentlichen Essenausgabe an.
© UNICEF/UNI495577/ZAGOUTAhmad, den Sie oben auf dem Foto sehen, ist sechs Jahre alt. Geduldig wartet er in der Menge bei einer öffentlichen Essenausgabe in Rafah im Süden des Gazastreifens. Wegen des Mangels an Nahrungsmitteln leiden in Gaza Zehntausende Kinder an Mangelernährung, und viele von ihnen sind so schwer mangelernährt, dass ihr Leben in Gefahr ist.
Für Kinder wie Ahmad bedeutet die Waffenruhe große Hoffnung. Dringend benötigte Lebensmittel erreichen nun in größeren Mengen den Gazastreifen.
Für UNICEF ist es durch die Waffenruhe möglich, mehr schwer mangelernährte Kinder mit Hilfe zu erreichen. Unsere Teams vor Ort weiten in diesen Wochen die Untersuchung und Behandlung dieser Kinder aus.
Dazu liefert UNICEF therapeutische Zusatznahrung sowie Vitamine, Mineralien gegen Eisenmangel und proteinhaltige Kekse, die die Ernährung von Kindern und auch schwangeren sowie stillenden Frauen unterstützen. In den kommenden Wochen sollen cira 20.000 schwer mangelernährte Kinder behandelt werden.
UNCEF versorgt Kinder in Gaza mit Trinkwasser

Der 13-jährige Youssef aus Deir al-Balah hat seinen Kanister aus einem Wassertank aufgefüllt.
Youssef (13) konnte seinen Kanister mit frischem Wasser aus einem Wassertank auffüllen. „Ich fülle etwa dreimal am Tag Wasser nach, aber auch das ist nicht genug“, sagt er.
In Gaza gab es zuletzt kaum noch sauberes Trinkwasser. Normalerweise wird es aus den Nachbarländern eingeführt und dann verkauft. Zudem gibt es Anlagen, die das Salzwasser aus dem Mittelmeer zu Trinkwasser aufbereiten. Doch in den vergangenen Monaten kamen kaum Handelswaren – also Güter, die auf dem freien Markt verkauft werden – in den Gazastreifen. Dies betrifft auch lebenswichtige Hilfsgüter wie Trinkwasser. Die Entsalzungsanlagen sind teils zerstört oder konnten nicht mehr betrieben werden, weil es an Treibstoff mangelt.
Mit der Waffenruhe ist es für UNICEF und andere UN-Organisationen möglich, die Wasserversorgung der Bevölkerung in Gaza zu verbessern. Wir von UNICEF liefern zum Beispiel Wasserflaschen und helfen dabei, Wassertanks zu installieren. Zudem bringen wir Treibstoff für Brunnenpumpen und die Entsalzungsanlagen nach Gaza, um die Wasserversorgung zu stützen. Wir liefern auch Ersatzteile, um beschädigte Anlagen und Leitungen zu reparieren.
2024 hat UNICEF dabei geholfen, eine Grundversorgung mit Wasser für 1,8 Millionen Menschen, darunter 700.00 Kinder, zu sichern.
In der kommenden Zeit wollen wir besonders die Versorgung der Familien mit Wasser im Norden Gazas aufstocken, da viele jetzt dorthin zurückkehren.
Schutz vor Krankheiten: UNICEF liefert Hygieneartikel nach Gaza
Um die Kinder vor Krankheiten wie Durchfall zu schützen, sind neben sauberem Trinkwasser auch Hygienemaßnahmen entscheidend. Deshalb versorgen wir Familien mit von uns zusammengestellten Hygienesets. Diese Sets enthalten unter anderem Seife, Duschgel und Zahnpasta sowie zum Beispiel Windeln, Periodenprodukte und Waschmittel.

In Rafah erhalten Mädchen Pakete mit Hygieneartikeln und Informationsbroschüren zum Thema Menstruationshygiene.
© UNICEF/UNI573014/El BabaUNICEF erreicht Kinder in Gaza mit lebensrettenden Impfungen
Aufgrund der katastrophalen Versorgungslage traten 2024 im Gazastreifen nach über 25 Jahren erstmals wieder Poliofälle auf. Gemeinsam mit Partnern reagierte UNICEF schnell: In einer der gefährlichsten Impfkampagnen, die wir je durchgeführt haben, schafften wir es, rund 560.000 Kindern unter zehn Jahren gegen Kinderlähmung zu impfen.
Um die Impfkampagne umzusetzen, hat UNICEF trotz zerstörter Straßen, unterbrochener Versorgungswege und anhaltender Gewalt mehr als 1,6 Millionen Impfdosen sowie notwendige Kühlboxen und weitere Ausrüstung nach Gaza geliefert. Insgesamt wurden 94 Prozent der Kinder unter zehn Jahren im gesamten Gazastreifen geimpft.

In zwei Impfrunden wurden Kinder überall im Gazastreifen gegen Polio geimpft.
© UNICEF/UNI668500/El BabaDurch die Waffenruhe können die UNICEF-Teams jetzt weitere Impfungen nachholen, die Kinder in den vergangenen Monaten nicht erhalten haben. Insgesamt sollen über 300.000 Kinder mit Routine-Impfungen erreicht werden, um möglichen Krankheitsausbrüchen vorzubeugen.
UNICEF hilft den Kindern in Gaza, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten
Was die Kinder in Gaza erleben, können wir uns kaum vorstellen. Es ist furchtbar. In den letzten Monaten lebten sie in ständiger Angst vor Bomben, erlebten, wie ihre Eltern, Geschwister und Freund*innen starben oder wurden selbst verletzt. Nun können sie zurück nach Hause kehren, aber oft sind von diesem Zuhause nur noch Schutt und Asche übrig und die meisten Familien stehen vor dem Nichts. Der Krieg und seine Folgen hinterlassen tiefe Wunden bei den Kindern.
Wir von UNICEF organisieren gemeinsam mit unseren Partnern Spiel- und Sportaktivitäten in Notunterkünften. Dieses Angebot ersetzt keine Therapie; und einige Kinder bräuchten nachhaltige psychologische Betreuung. Doch dies war aufgrund des Kriegssituation kaum machbar. Deshalb bieten wir den Kindern zumindest einige unbeschwerte, spielerische Momente, etwas Ablenkung und Normalität inmitten der Gewalt.
2024 wurden mehr als 370.000 Kinder und Betreuungspersonen mit psychosozialen Angeboten erreicht.
Beim Spielen können die Kinder ihre schrecklichen Erlebnisse verarbeiten und für eine Weile einfach Kind sein. | © UNICEF/El Baba
UNICEF unterstützt Familien in Gaza mit Bargeldhilfen
Alaa ist vierfache Mutter und lebt mit ihrer Familie in einem Zelt. Sie erhalten von UNICEF Bargeldhilfen, die es Alaa ermöglichen, zum Beispiel Milch, Windeln, Obst und Gemüse zu kaufen.

Alaas Familie wird von UNICEF mit Bargeldhilfen unterstützt.
© UNICEF/UNI657377/El Baba"Bevor ich die Unterstützung von UNICEF bekommen habe, war unsere Situation sehr schlecht. Das Geld ermöglicht es mir, meinen Kindern das Nötigste zu kaufen", sagt Alaa.
Familien können sich für das Programm registrieren und nach einer Überprüfung wird ihnen eine bestimmte Menge Geld ausgezählt. Damit können sie sich flexibel und wo immer möglich mit dem versorgen, was sie in ihrer schwierigen Situation am dringendsten brauchen.
2024 hat UNICEF knapp eine Million Menschen mit Bargeldhilfen erreicht. Mit der Waffenruhe haben wir dieses Programm deutlich ausgeweitet.
Hilfsgüterlieferungen nach Gaza mit einer Spende unterstützen
Die Waffenruhe ermöglicht es uns, Kinder schneller und in einem größerem Umfang mit Hilfe zu erreichen, als dies in den letzten Monaten der Fall war. Unsere Teams vor Ort sind dauerhaft im Einsatz. Wir wollen die Lebensbedingungen für die Kinder und ihre Familien nun so schnell wie möglich verbessern. Für sie zählt jetzt jeder Tag!
Wenn Sie unseren Einsatz für die Kinder in Gaza unterstützen möchten, können Sie dies hier tun. Jeder Beitrag macht einen Unterschied. Vielen Dank! Aktuell setzen wir Ihre Spende zum Beispiel für diese Hilfsgüter ein:
So unterstützen Sie mit einer Spende Kinder im Gazastreifen
UNICEF ist erschüttert über die furchtbaren Angriffe auf Israel und die Folgen für Kinder und Familien seit dem 7. Oktober 2023. Jedes Kind muss vor Gewalt geschützt sein. UNICEF fordert, dass uneingeschränkt alle Geiseln, die noch in Gaza festgehalten werden, unverzüglich freikommen und zu ihren Angehörigen zurückkehren. Die vereinbarte Waffenruhe muss vollständig eingehalten und der erforderliche Zugang für humanitäre Hilfe zugelassen werden.
In Israel ist UNICEF seit 2009 als eines von weltweit 33 UNICEF-Nationalkomitees aktiv. Das israelische Nationalkomitee wirbt um Unterstützung für die UNICEF-Arbeit weltweit und setzt sich für die Förderung und Sensibilisierung für Kinderrechte ein.
Mit Programmarbeit ist UNICEF in Israel aktuell nicht aktiv. Länder mit höherem Einkommen – wie Israel – sind in der Regel selbst in der Lage, die Kinder im Land angemessen zu versorgen. Aus diesem Grund gibt es keinen UNICEF-Spendenaufruf für die Kinder, die in Israel leben. UNICEF ist mit den zuständigen Stellen in Israel im Gespräch, wie UNICEF angesichts der weitreichenden Folgen des grausamen Angriffs vom 7. Oktober 2023 unterstützen kann.
Sie möchten mehr wissen über die Haltung von UNICEF Deutschland zu Israel und Gaza?
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Laura Sandgathe ist Online-Redakteurin und Chefin vom Dienst. Sie bloggt über die UNICEF-Arbeit weltweit – über Kinder, Helfer*innen und die Projekte, in denen sie einander treffen.