Wie ist es, jetzt in Gaza ein Kind zu sein?
Seit dem grausamen Angriff auf Israel und dem Beginn der Bombardierungen auf Gaza ist der Küstenstreifen ein verzweifelter Ort geworden. Jeder Tag ist für die Menschen dort ein Kampf ums Überleben. Wie ist es, jetzt in Gaza ein Kind zu sein? Dieser Beitrag soll helfen, sich ein Stück weit in die Situation der Kinder hinein zu fühlen.
Krieg in Gaza: Kinder und ihre aktuelle Lage im Konflikt
Der Gazastreifen, häufig kurz Gaza genannt, ist ein Küstenstreifen am östlichen Mittelmeer. Das Gebiet liegt zwischen Ägypten und Israel. Das Gebiet des Gazastreifens entstand 1949 nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg.
Vor dem 7. Oktober 2023 war Gaza-Stadt im Norden das Zentrum des Gazastreifens und die Gemeinde mit den meisten Einwohner*innen. Seit Beginn des Krieges sind fast zwei Millionen Menschen innerhalb von Gaza geflohen, die meisten von ihnen zunächst in den Süden, nach Rafah in der Nähe der Grenze zu Ägypten. Mittlerweile mussten jedoch viele Familien, die nach Rafah gekommen waren, aufgrund des Krieges erneut fliehen. Viele Menschen, darunter viele Kinder, wurden bereits mehrfach innerhalb Gazas vertrieben. Es gibt für sie keinen sicheren Ort mehr im Gazastreifen.
Seit dem grausamen Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 und den großflächigen Bombardierungen des Gazastreifens lässt die Gewalt kein Kind in Israel und in Gaza unberührt. Womöglich wird sie die Kindheit und das ganze Leben vieler Mädchen und Jungen für immer prägen. Kinder werden bei den Bombardierungen verletzt oder getötet, verlieren ihr Zuhause und müssen fliehen.
Die Not der Familien in Gaza ist unbeschreiblich. Schon vor dem aktuellen Krieg waren die Menschen auf Hilfslieferungen von außen angewiesen. Trinkwasser, Lebensmittel, Medikamente, Treibstoff – all das wurde in den Gazastreifen geliefert. Nun kommen Hilfsgüter nicht mehr in ausreichender Menge zu den Menschen. Die Not wächst, und mit ihr der Bedarf an schneller Nothilfe. Im Norden des Gazastreifens steht eine Hungersnot unmittelbar bevor, warnen Expert*innen.
Wie ist es, jetzt in Gaza ein Kind zu sein? In diesem Beitrag versuchen wir, uns der Situation der Kinder in neun Fakten anzunähern. Doch zuerst:
Wie viele Kinder gibt es in Gaza?
Im Gazastreifen leben 2,2 Millionen Menschen. Der Anteil der Kinder davon ist fast die Hälfte, nämlich rund eine Million.
Wie viele Kinder sind in Gaza gestorben?
Leider ändern sich die Zahlen, wie viele Kinder in Gaza gestorben sind, sehr schnell. Deshalb veröffentlichen wir in diesem Beitrag keine konkreten Zahlen.
Die vom palästinensischen Gesundheitsministerium veröffentlichten Zahlen können wir derzeit nicht unabhängig prüfen. Sie haben sich jedoch in vorangegangenen Konflikten in Gaza im Nachhinein als zuverlässig erwiesen.
Sicher ist, dass Tausende Kinder in dem Krieg in Gaza getötet oder verletzt wurden. Viele Kinder werden zudem vermisst und sind vermutlich unter den Trümmern eingestürzter Gebäude begraben. Auch die katastrophale humanitäre Situation vor Ort führt dazu, dass Kinder sterben. So sind bereits Kinder gestorben, weil es ihnen an nahrhaften Lebensmitteln, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung fehlt. Tausende Kinder sind lebensbedrohlich mangelernährt.
Jedes getötete Kind ist eines zu viel! Jedes Kind muss geschützt werden.
Schwangere und Neugeborene im Gazastreifen
Auch die Situation von ungeborenen Babys im Mutterleib und ihren schwangeren Müttern sowie Neugeborenen ist im Gazastreifen dramatisch. Man kann erahnen, welche Ängste Mütter um ihre Babys haben und wie schlimm es sein muss, ein Kind zu kriegen oder sich um ein Neugeborenes zu sorgen, während Bomben fallen und immer wieder neue Aufforderungen zur Flucht kommen, weil ein neuer Angriff bevorsteht.
Schwangere im Gazastreifen drohen, ihre Babys aufgrund fehlender medizinischer Versorgung zu verlieren. Für schwangere und stillende Frauen sind sauberes Wasser und Hygiene unerlässlich. Doch beides ist in Gaza derzeit kaum vorhanden. Frauen müssen in Notunterkünften, Wohnhäusern, auf der Straße oder in überlasteten Krankenhäusern entbinden. Wir von UNICEF fürchten, dass stressbedingte Fehlgeburten, Totgeburten und Frühgeburten zunehmen könnten.
Zudem gibt es viel zu wenig Lebensmittel oder Trinkwasser in Gaza. Von dieser Not sind auch schwangere und stillende Frauen betroffen. Sie haben kaum eine Chance, sich mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen und so auf ihren Körper zu achten, wie es in Schwangerschaft und Stillzeit wichtig wäre. Unsere Kolleg*innen in Gaza schätzen, dass etwa 160.000 schwangere und stillende Frauen Zusatznahrung gegen Mangelernährung sowie Mikronährstoffe benötigen.
9 wichtige Fakten über das Leben der Kinder in Gaza
1. Viele Kinder im Gazastreifen verlieren ihr Zuhause durch Zerstörung und Flucht
Dunkle Höhlen, wo Fenster waren. Rußbedeckter Stein. Einsturzgefährdete Decken. Das Gebäude, das Sie oben auf dem Bild sehen, steht im Osten von Gaza-Stadt. Es war ein Wohnhaus. Ein Zuhause.
Durch die Bombardierungen sind mittlerweile fast die Hälfte der Gebäude im Gazastreifen zerstört oder beschädigt. Wohnen kann man darin eigentlich nicht mehr. Zahlreiche Familien sind geflohen. Mehr als 1,7 Millionen Menschen (Stand 18.03.2024) sind durch den Krieg zu Vertriebenen im eigenen Land geworden.
Wie ist es, als Kind sein Zuhause, sein Spielzeug, sein Kinderzimmer, seinen Rückzugsort zu verlieren? Wir können nur versuchen, es nachzuempfinden. Die Kinder in Gaza müssen dringend geschützt werden und brauchen Orte, an denen sie in Sicherheit sind vor den Bomben. Sie brauchen eine Feuerpause, möglichst gefolgt von einem sicheren Frieden.
2. Kinder in Gaza werden verletzt und sterben
Ahmad (3) lag in seinem Bett und schlief. Dann traf eine Bombe sein Zuhause. Bei der Explosion wurde sein Bein verletzt. Die Wunde entzündete sich. Ahmad wurde ins Nasser-Krankenhaus in Chan Yunis im Süden des Gazastreifens gebracht. Doch den Ärzt*innen dort fehlten die Medikamente, um die Entzündung zu behandeln. Sie entschieden sich, Ahmad den Unterschenkel zu amputieren und so zu verhindern, dass die Entzündung noch größeren Schaden anrichtet.
Im Krankenhaus ist Ahmads Mutter bei ihm. Sie versucht, ihn mit Spielzeug aufzuheitern und schreibt "Ahmad, ein Held" auf seinen Gips. Auch Ahmads Schwester Reema wurde bei der Bombardierung verletzt. Sie durfte im Rahmen einer Hilfsaktion in ein Krankenhaus in Ägypten verlegt werden. Ihr Vater ist bei ihr.
Ahmads Geschichte steht für viele Kinder, die Opfer der Bombardierungen im Gazastreifen wurden und werden. Viele verlieren Gliedmaßen, andere erleiden schwere Verbrennungen.
Die Kinder können nichts für den Krieg. Jede Bombe bedeutet die Gefahr, dass Kinder verletzt werden.
Und Kinder sterben.
Eines ist Dina. Wir zeigen ihr Bild hier nicht, aber wir möchten ihre Geschichte teilen. UNICEF-Mitarbeitende trafen die 13-Jährige im selben Krankenhaus wie Ahmad. Zuvor war ihr Zuhause in Chan Yunis völlig zerstört worden. Ihre Eltern kamen dabei ums Leben, und zwei ihrer Brüder. Dina selbst wurde schwer verletzt und verlor ihr rechtes Bein.
Aber die Hoffnung hatte Dina nicht verloren. Sie erzählte dem UNICEF-Team, dass sie Anwältin werden möchte. "Ich empfinde Ungerechtigkeit. Wenn ich groß bin, werde ich Anwältin und kann meine eigenen Rechte und die Rechte aller Kinder durchsetzen."
Wenige Tage nach dem Treffen, am 17. Dezember 2023, fiel eine Bombe auf das Nasser-Krankenhaus und tötete Dina.
Wir erzählen Dinas Geschichte hier, weil sie zeigt, wie brutal Kinder Opfer dieses furchtbaren Krieges werden. Wir können unsere Forderung nach einer Feuerpause nur immer und immer wieder wiederholen.
3. Kinder haben kaum noch etwas zu essen. Im Norden Gazas steht eine Hungersnot unmittelbar bevor
Ein Fladenbrot, gebacken auf offenem Feuer – für viele Familien ist das das einzige, was sie seit Wochen essen. Wenn es Mehl gibt. Wenn es Feuerholz gibt. Doch oft gibt es nichts.
Von unseren Kolleg*innen vor Ort hören wir, dass Familien kaum noch Essen haben. Eltern stehen stundenlang Schlange für Lebensmittel, alle Vorräte sind aufgebraucht. Die wenigen Nahrungsmittel, die sie finden können, geben sie ihren Kindern. Im Norden Gazas könnte eine Hungersnot jederzeit eintreten, das ergab eine IPC-Analyse*, die am 18. März 2024 veröffentlicht wurde.
*IPC steht für "Integrated Food Security Phase Classification". Expert*innen analysieren die Ernährungssituation in Ländern und Regionen und ordnen sie in Klassen ein. Sie möchten mehr erfahren? In diesem Artikel erklären wir die IPC und auch Begriffe wie "Hungersnot" genauer.
Alle Kinder in Gaza im Alter von unter fünf Jahren – das sind 335.000 – sind der Analyse zufolge in Gefahr, schwer mangelernährt zu werden. Mangelernährung kann lebensgefährlich werden, denn sie schwächt den kindlichen Körper und macht ihn anfälliger für Krankheiten, wie zum Beispiel Durchfall. Schon jetzt sterben Kinder in Gaza an vermeidbarem Hunger.
Die Kinder brauchen dringend genug zu essen. Wir von UNICEF bringen gemeinsam mit Partnerorganisationen Hilfsgüter wie nahrhafte Spezialnahrung und Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine zu den Kindern. Doch derzeit reicht die Menge an Hilfsgütern der Hilfsorganisationen bei Weitem nicht aus, um alle ausreichend zu versorgen.
4. Es gibt kaum noch Trinkwasser
Der Gazastreifen liegt am Mittelmeer. Also sollte es hier ausreichend Wasser geben, könnte man denken.
Doch das Wasser aus dem Mittelmeer ist Salzwasser, kein Trinkwasser. Normalerweise wird es in Entsalzungsanlagen zu Trinkwasser aufbereitet. Doch weil es im Gazastreifen derzeit kaum Treibstoff oder Strom gibt, können die Anlagen nicht mehr wie früher betrieben werden. Ebenfalls weil Treibstoff und Strom fehlen, kann das Wasser auch nicht mehr durch die Leitungen zu den Menschen gepumpt werden.
Deshalb gibt es im Gazastreifen kaum Trinkwasser. Kinder leiden Durst und müssen salziges oder verschmutztes Wasser trinken. Unsere Kolleg*innen vor Ort schätzen, dass Kinder, die in den vergangenen Wochen innerhalb des südlichen Gazastreifens vertrieben wurden, lediglich einen Liter Wasser pro Tag zur Verfügung haben – zum Trinken, Waschen, Kochen usw.
Diese Menge liegt weit unter dem in humanitären Notlagen empfohlenen Mindestbedarf von mindestens 15 Litern Wasser pro Tag.
Dass Trinkwasser lebenswichtig ist, liegt auf der Hand. Wenn Kinder verschmutztes Wasser trinken, werden sie schnell krank. Durchfall beispielsweise kann vor allem für kleine Kinder schnell lebensgefährlich werden, wenn ihr Körper austrocknet und die Flüssigkeit nicht ersetzt werden kann – ein Teufelskreis.
Wir als Hilfsorganisation fordern die Konfliktparteien auf, Infrastruktur für Zivilist*innen zu achten und zu schützen, darunter auch Anlagen zur Trinkwasserversorgung. Um die Kinder zumindest mit einem Minimum an Wasser zu versorgen, tun wir alles:
Während der Feuerpause Ende November haben wir beispielsweise 2,9 Millionen Liter Wasser für 142.000 Menschen für sieben Tage geliefert. Auch jetzt, da die Kämpfe weitergehen, bringen wir unter anderem Wasserflaschen sowie Treibstoff für Brunnen und die Entsalzungsanlagen in den Gazastreifen, damit diese Anlagen zumindest stundenweise laufen können.
5. Das Wummern der Drohnen macht den Kindern in Gaza Angst
"Wie 50 Donnerschläge in einem": So beschreibt UNICEF-Sprecher James Elder die Geräusche der Drohnen, der Militärflugzeuge über Rafah in Gaza. Sie fliegen fast ohne Unterbrechung. Ihr ohrenbetäubendes Dröhnen geht durch Mark und Bein. Im Video ist es zu hören (Video in englischer Sprache):
Die Kinder in Gaza und auch in vielen anderen Gegenden in Nahost leben seit Monaten mit diesen schrecklichen Geräuschen. Jeden Tag. Jede Nacht. Und mit jeder Drohne, mit jedem Flugzeug, das die Schallmauer durchbricht, bricht auch die Angst vor einem Angriff herein. James Elder sagt: "Tausende Kinder hier sind bereits traumatisiert. Jedes Kind weiß: Drohnen werfen Bomben ab." Wir können nur erahnen, wie die Kinder mit dieser Angst leben.
6. Wenn Kinder krank oder verletzt sind, können sie kaum behandelt werden – es gibt viel zu wenige Ärzt*innen und Medikamente
Auf dem folgenden Bild sehen Sie Ghazal mit ihren Eltern. Ghazal ist vier Jahre alt. Anfang Oktober wurde ihr Haus in Gaza-Stadt von Soldaten belagert. Das Mädchen verletzte sich am Fuß, aber wegen der Belagerung konnten seine Eltern es nicht ins Krankenhaus bringen. Im Nachbarhaus wohnte ein Arzt, der Ghazals Fuß schließlich ohne Betäubung operierte, um zumindest die Blutung zu stoppen. Nach mehreren Tagen kam Ghazal ins Nasser-Krankenhaus in Chan Yunis.
In der UN-Kinderrechtskonvention, die die Grundlage unserer Arbeit bei UNICEF ist, heißt es, dass jedes Kind das Recht auf "die notwendige ärztliche Hilfe und Gesundheitsfürsorge" hat. Für die Kinder in Gaza steht dieses Recht derzeit nur auf dem Papier. Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser werden von Bomben getroffen und beschädigt oder ganz zerstört. Arztpraxen sind geschlossen, weil die Ärzt*innen fliehen. Es gibt kaum noch Medikamente oder Verbandsmaterial, um Schnitte, Verbrennungen und andere Wunden zu behandeln.
Auch der Mangel an Treibstoff und der fehlende Strom bringen Kinder in Lebensgefahr. Wie die Babys, die Sie auf dem folgenden Bild sehen. Sie sind Neugeborene, einige von ihnen Frühchen, und dringend auf medizinische Geräte und Inkubatoren angewiesen. Wenn auf Stationen wie dieser der Strom ausfällt, sind die Babys in Lebensgefahr.
Wann immer Zugang möglich ist und die Sicherheitslage es zulässt, bringen wir als Hilfsorganisation Medikamente und Treibstoff für Krankenhäuser in den Gazastreifen. Die Babys von dem Foto wurden am 19. November 2023 aus dem Al-Shifa-Krankenhaus in Nord-Gaza evakuiert und in ein Krankenhaus im Süden gebracht. Wir von UNICEF haben gemeinsam mit Partnerorganisationen wie dem Roten Kreuz bei der Hilfsaktion geholfen. 31 Babys konnten in Sicherheit gebracht werden. Mitte März 2024 konnten wir von UNICEF dazu beitragen, dass 50 Inkubatoren für Frühchen in die Krankenhäuser Emirati, Al Aqsa und Gaza European im Gazastreifen gebracht wurden.
7. Angst, Traurigkeit, Ohnmacht: Die Kinder erleben große psychische Belastungen
Das Mädchen weint hemmungslos. Es läuft mit seiner Familie, in den Händen trägt es den Käfig mit seinem Haustier, einem Vogel. Vor wenigen Augenblicken wurde das Nachbarhaus der Familie bei einem Luftangriff völlig zerstört. Die Familie zögerte nicht lange. Jetzt ist sie auf der Flucht.
Im Gesicht des Mädchens spiegeln sich Angst, Traurigkeit, Ohnmacht. Es kann die Tränen nicht mehr zurückhalten, sich nicht mehr beruhigen angesichts dessen, was passiert. Die psychischen Belastungen, die der Krieg und die dramatische humanitäre Situation in Gaza für die Kinder bedeuten, lassen sich kaum in Worte fassen. Ihre Kindheit ist zerstört.
Viele der Kinder bräuchten fundierte psychologische Betreuung. Dies ist in der akuten Kriegssituation kaum möglich. Aber wir von UNICEF ermöglichen vielen Kindern mit Spiel- und Betreuungsangeboten zumindest einige kurze Momente von Leichtigkeit, von Kindheit.
8. Jeden Tag erleben Kinder in Gaza den Verlust von Eltern, Geschwistern, Freunden
Es gehört zum Leben dazu, dass geliebte Menschen sterben. Doch viele Kinder in Gaza erleben in diesem Krieg so häufig und so viel den Verlust von geliebten Menschen, wie es kein Kind erleben sollte.
UNICEF-Sprecher James Elder hat im Gazastreifen Omar getroffen. Der Zwölfjährige hat miterlebt, wie seine Eltern und sein Zwillingsbruder Opfer eines Bombenangriffes wurden. Um sie nicht zu vergessen, wendet er einen herzzerreißenden Trick an (Video in englischer Sprache):
9. Schulen sind entweder zerstört oder werden als Notunterkünfte gebraucht
Die Tafel ist noch da. Aber Unterricht gibt es hier nicht mehr. Der Klassenraum in der Stadt Rafah, in dem die Kinder auf dem Foto unten spielen, ist wie die gesamte Schule zu einer Notunterkunft umfunktioniert worden. Jetzt sitzen hier keine Kinder mehr am Schreibtisch und hören ihrer Lehrerin zu. Jetzt schlafen, kochen, leben hier zahlreiche Familien, die vor den Kämpfen geflohen sind.
Seit dem 7. Oktober 2023 sind alle Schulen in Gaza geschlossen. Immer wieder werden Schulen beschädigt oder zerstört, nach Schätzungen betrifft dies 87 Prozent aller Schulgebäude (Stand 18. Juli 2024). UNICEF fordert die Konfliktparteien auf, Schulen zu achten und zu schützen.
Wir versuchen darüber hinaus, den Kindern mit psychosozialen Angeboten zumindest wieder etwas Stabilität und ein Stück Kindheit zu geben. Doch der Schwerpunkt der Hilfe muss derzeit auf dem Überleben und der Nothilfe liegen – deshalb konzentrieren wir uns beispielsweise auf die Verteilung von Trinkwasser und Medikamenten. Doch sobald es möglich ist, müssen schnell wieder Lernangebote geschaffen werden. Das ist sehr wichtig für die psychische Gesundheit der Kinder und ihr Wohlbefinden – und auch für ihre Zukunft.
Wie hilft UNICEF Kindern in Gaza?
Die humanitäre Lage in Gaza ist verzweifelt. Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente, Unterkünfte – die Kinder brauchen dringend eine nachhaltige humanitäre Versorgung. Das humanitäre Völkerrecht muss endlich eingehalten werden. Vor allem aber brauchen die Kinder eine Feuerpause und Frieden. Wir von UNICEF fordern dies mit Blick auf die Lage der Kinder in Gaza und überall in der Region, etwa in Israel, im Westjordanland und weiteren Ländern, in denen der Krieg Auswirkungen hat. Ebenso fordern wir, dass uneingeschränkt alle Kinder, die noch in Gaza als Geiseln gehalten werden, unverzüglich freikommen und zu ihren Angehörigen zurückkehren.
Im Gazastreifen ist das UNICEF-Team weiter vor Ort und führt Hilfsaktionen für die Kinder durch. Wann immer uns die Einreise gewährt wird und wann immer die Sicherheitsbedenken es zulassen bringen wir Hilfsgüter zu den Kindern. Aktuell fokussieren wir uns vor allem auf Trinkwasser und Medikamente sowie Spezialnahrung für unterernährte Kinder.
Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Helfen Sie den Kindern in Gaza mit Ihrer Spende. Wir versprechen: Jeder Beitrag kommt an und hilft. Vielen Dank!
UNICEF ist erschüttert über die furchtbaren Angriffe auf Israel und die Folgen für Kinder und Familien seit dem 7. Oktober 2023. Seitdem erleben Kinder in Israel immer wieder Angriffe und Luftalarm im ganzen Land. Jedes Kind muss vor Gewalt geschützt sein. UNICEF fordert, dass uneingeschränkt alle Geiseln, die noch in Gaza festgehalten werden, insbesondere die Kinder, unverzüglich freikommen und zu ihren Angehörigen zurückkehren.
In Israel ist UNICEF seit 2009 als eines von weltweit 33 UNICEF-Nationalkomitees aktiv. Das israelische Nationalkomitee wirbt um Unterstützung für die UNICEF-Arbeit weltweit und setzt sich für die Förderung und Sensibilisierung für Kinderrechte ein.
Mit Programmarbeit ist UNICEF in Israel aktuell nicht aktiv. Länder mit höherem Einkommen – wie Israel – sind in der Regel selbst in der Lage, die Kinder im Land angemessen zu versorgen. Aus diesem Grund gibt es keinen UNICEF-Spendenaufruf für die Kinder, die in Israel leben. UNICEF ist mit den zuständigen Stellen in Israel im Gespräch, wie UNICEF angesichts der weitreichenden Folgen des grausamen Angriffs vom 7. Oktober 2023 unterstützen kann.