Humanitäre Hilfe Uganda: Ein Junge wäscht sich seine Hände unter Wassertank.
Kinder weltweit

Humanitäre Hilfe – was ist das eigentlich?

UNICEF leistet überall auf der Welt humanitäre Hilfe. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Begriff? Wir erklären es Ihnen.


von Stefanie Hack_Autorin

Im Jahr 2023 waren weltweit 364 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen - zum Beispiel im Sudan, in Afghanistan oder Gaza. In Kriegen, Krisen- und Konfliktsituationen oder bei Naturkatastrophen sind es stets Kinder, die besonders unter Gewalt, Hunger oder Krankheiten leiden.

Für 2024 hat UNICEF in seinem Nothilfeaufruf (auf Englisch: "Humanitarian Action for Children") zur Unterstützung der humanitären Hilfe für 93,7 Millionen Kinder in 155 Ländern aufgerufen.

Der Zweck dieses Nothilfeaufrufs besteht darin, das Bewusstsein für die Dringlichkeit der Hilfe und Herausforderungen zu schärfen und Menschen, Organisationen und Regierungen aufzufordern, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um betroffene Menschen in Notlagen zu unterstützen. Die humanitäre Hilfe, die Hilfsorganisationen leisten, kann zum Beispiel die Versorgung mit Hilfsgütern wie Lebensmitteln, Trinkwasser, Hygieneartikeln oder medizinische Versorgung, Unterkünfte und viele andere grundlegende Dienste umfassen.

Humanitäre Hilfe in Gaza: Ein UNICEF-Mitarbeiter verteilt Decken

In Gaza verteilt ein UNICEF-Mitarbeiter Pakete mit Kleidung an geflüchtete Familien.

© UNICEF/UNI514405/El Baba

Was ist humanitäre Hilfe?

Das Ziel humanitärer Hilfe ist es, Leben zu retten, Leiden zu lindern und die Rechte der auf Hilfe angewiesenen Menschen zu schützen, wo immer sie sich in einer akuten Notlage befinden, die sie nicht selbst bewältigen können. Humanitäre Not entsteht zum Beispiel durch bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen oder Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Die humanitären Helfer*innen von Hilfsorganisationen sind in diesen Fällen vor Ort und versorgen Betroffene zum Beispiel mit Trinkwasser und Lebensmitteln oder stellen medizinische Hilfe bereit.

Humanitäre Hilfe orientiert sich an vier Kernprinzipien:

1. Prinzip: Menschlichkeit

Menschliches Leid muss verhindert werden, wo immer es auftritt. Alle Mädchen, Jungen, Frauen und Männer jeden Alters müssen menschenwürdig behandelt werden und jedes gefährdete Kind unterstützt und geschützt werden.

2. Prinzip: Unparteilichkeit

Hilfe wird auf der Grundlage von Bedürftigkeit und ohne Diskriminierung aufgrund von Nationalität, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Behinderung, religiöser Überzeugung, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, politischer oder sonstiger Überzeugungen geleistet.

3. Prinzip: Neutralität

Es darf keine Beteiligung an Kontroversen politischer, rassistischer, religiöser oder ideologischer Art stattfinden oder Partei ergriffen werden.

4. Prinzip: Unabhängigkeit

Humanitäre Ziele sind unabhängig von politischen, militärischen und wirtschaftlichen oder sonstigen Zielen. Der einzige legitime Zweck der humanitären Hilfe ist es, Leben zu retten und Leiden zu lindern.

Humanitäre Hilfe in Mali

In ihrer täglichen Arbeit orientieren sich die UNICEF-Helfer*innen an den humanitären Grundprinzipien und den Kernverpflichtungen für Kinder von UNICEF.

© UNICEF/UNI554800/Keïta

Anknüpfend an die globalen humanitären Prinzipien und weitere humanitäre Normen und Standards hat UNICEF 1998 die Kernverpflichtungen für Kinder bei humanitären Maßnahmen "Core Commitments for Children in Humanitarian Action" (in englischer Sprache) formuliert. Diese legen Verpflichtungen und Maßstäbe fest, anhand derer UNICEF für die Reichweite, Qualität und Gerechtigkeit seiner humanitären Maßnahmen und seines Engagements Verantwortung übernimmt.

Blog

Humanitäre Hilfe – Helfer*innen weltweit im Einsatz

Darüber hinaus dienen die Verpflichtungen allen Beteiligten als Leitfaden zur Achtung der Rechte von Kindern in humanitären Situationen. Sie orientieren sich an der UN-Kinderrechtskonvention und gelten in allen Ländern, Gebieten und Regionen und für alle Kinder, die von humanitären Krisen betroffen sind.

Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit

UNICEF hat ein duales Mandat: Wir leisten sowohl akute humanitäre Nothilfe als auch Entwicklungszusammenarbeit. Entwicklungszusammenarbeit zielt auf die langfristige und nachhaltige Verbesserung von wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Verhältnissen ab. Außerdem soll Krisen und gewalttätigen Konflikten vorgebeugt werden. Durch ein globales Netzwerk ist UNICEF in der Regel vor, während und nach humanitären Krisen und Katastrophen in den Ländern tätig.

Blog

Wie UNICEF-Hilfsgüter von A nach B kommen

UNICEF unterstützt mit humanitären Maßnahmen unabhängig von der Art der Krise: bei plötzlich auftretenden oder langanhaltenden Notsituationen, Naturkatastrophen, Krisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, komplexen Notlagen, bewaffneten Konflikten oder Kriegen. Die humanitäre Arbeit von UNICEF zielt auch darauf ab, sich mit zugrundeliegenden Risiken und Ursachen der Anfälligkeit für Katastrophen und Konflikte zu befassen, um zum Beispiel die Widerstandsfähigkeit gefährdeter Gemeinschaften zu stärken.

UNICEF setzt sich für eine wirksame Verknüpfung seiner humanitären Maßnahmen und der Entwicklungszusammenarbeit ein. Ein Beispiel dafür ist die Sanierung und Verbesserung von Wasser-und Abwassersystemen, die gefährdeten Haushalten sowohl in einer unmittelbaren Krisensituation, wie beispielsweise einer Naturkatastrophe, als auch längerfristig dient.

Bereiche humanitärer Hilfe

Die humanitäre Hilfe umfasst Bereiche wie Ernährung, Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH), Gesundheit, Kinderschutz und Bildung. 2005 wurde der sogenannte Cluster-Ansatz eingeführt. Mithilfe dieses Ansatzes soll die Nothilfe durch eine bessere Vorhersehbarkeit sowie eine stärkere Partnerschaft und Koordination in der Zusammenarbeit humanitärer Organisationen verbessert werden. UNICEF hat die Leitung der Cluster Ernährung, WASH und die Co-Leitung für Bildung übernommen.

Beispiele humanitärer Hilfe: Ernährung

Humanitäre Krisen sind häufig durch einen eingeschränkten Zugang zu nahrhaften, sicheren und erschwinglichen Lebensmitteln gekennzeichnet. Am stärksten sind Kinder, Jugendliche und Frauen von den Folgen betroffen. Insbesondere schwere akute Mangelernährung und andere Formen von Mangelernährung stellen in Notsituationen eine unmittelbare Bedrohung für das Leben der Kinder dar. Gleichzeitig sind auch körperliche Unterentwicklung und der Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen weit verbreitet, was verheerende Auswirkungen auf das körperliche Wachstum und das kognitive Potenzial der Kinder hat, die noch lange nach der Krise anhalten.

Humanitäre Hilfe im Sudan

Die einjährige Amna aus dem Sudan war schwer akut mangelernährt und bekommt nun therapeutische Nahrung.

© UNICEF/UNI529936/Elfatih

Welche Hilfe leistet UNICEF im Bereich Ernährung?

UNICEF begegnet Ernährungskrisen unmittelbar als auch mittel- und langfristig. Hier einige Beispiele:

  • UNICEF versorgt mangelernährte Kinder in Notsituationen mit therapeutischer Nahrung (ready-to-use therapeutic food, RUTF), Spezialmilch oder eiweißreichen Keksen. Ausgebildete Gesundheitshelfer*innen kontrollieren das Wachstum der Mädchen und Jungen, um den Erfolg der Hilfe zu überprüfen.
  • Mütter werden über gesunde Ernährung aufgeklärt und erfahren, was Kinder für eine gute Entwicklung brauchen. Freiwillige Helfer*innen erklären den Müttern, wie sie stillen, die richtige Beikost geben oder nahrhaftes Gemüse anbauen können.
Blog

8 Beispiele, wie UNICEF Kinder vor Mangelernährung schützt
  • Regierungen werden von UNICEF auch schon bei der Vorbereitung auf Ernährungsnotfälle unterstüzt, indem Risiken identifiziert und die Reaktionsfähigkeit gestärkt werden.
  • UNICEF stärkt die globalen und nationalen Ernährungsinformationssysteme, um sich auf humanitäre Krisen vorzubereiten und darauf zu reagieren, und hilft Ländern, Daten zu sammeln und zu nutzen, um gezielter Entscheidungen treffen zu können.
Info

Hätten Sie es gewusst? Seit Anfang der 1970er Jahre suchte UNICEF nach einem Mittel gegen das gefährliche Austrocknen bei schwerem Durchfall. Eine Mischung aus Salzen und Glukose ermöglicht es schließlich, erkrankten Kindern rasch wieder Flüssigkeit zuzuführen. Die orale Rehydratationstherapie ist geboren – laut der britischen Zeitschrift »The Lancet« die »vielleicht größte Erfindung des 20. Jahrhunderts«.

Beispiele humanitärer Hilfe: "WASH" (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene)

Die Folgen von unsauberem Wasser, mangelhaften sanitären Einrichtungen und unzureichender Hygiene können für Kinder tödlich sein. Wasser- und Abwassersysteme sind vor allem in Zeiten von Konflikten oft anfällig für Angriffe. Ohne Trinkwasser oder angemessene sanitäre Einrichtungen und Hygienemaßnahmen sind Kinder – insbesondere diejenigen, die bereits an Mangelernährung oder einem geschwächten Immunsystem leiden – noch anfälliger für Krankheiten. Eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern ist Durchfall. Jeden Tag sterben mehr als 1.200 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, unter anderem weil es an geeigneten WASH-Diensten mangelt.

Humanitäre Hilfe in Pakistan

In einem Dorf im Südosten Pakistans hat UNICEF eine Wasserpumpe installiert.

© UNICEF/UNI497568/Ahmed

Welche Hilfe leistet UNICEF im Bereich WASH?

Auch im Bereich Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene setzt UNICEF kurz- und langfristige Maßnahmen um:

  • UNICEF installiert Wassertanks-und Pumpen, bereitet Leitungswasser auf, repariert kaputte Wasserversorgungs- und Abwassersysteme, bohrt Brunnen und baut Toiletten und Waschräume.
  • Helfer*innen verteilen wichtige Hygieneartikel, wie zum Beispiel Seife, Waschmittel oder Zahnpasta und klären über Hygienemaßnahmen auf.
Humanitäre Hilfe in Äthiopien: Ein UNICEF-Helfer verteilt Info-Materialien.

UNICEF-Helfer*innen klären darüber auf, wie wichtig sauberes Trinkwasser und hygienische Wasserstellen sind.

© UNICEF/UN024905/Sewunet
  • Vor Ort werden Flaschen mit einem wasserreinigenden Mittel verteilt, das Keime im Wasser abtötet. So sorgt UNICEF für sauberes Trinkwasser, damit sich Kinder nicht mit gefährlichen Krankheiten anstecken.
  • UNICEF arbeitet daran, den WASH-Sektor insgesamt zu stärken. Beispielsweise durch den Einsatz für bezahlbare Infrastruktur oder durch öffentlich-private Partnerschaften, die Gemeinden stärken, damit sie schneller auf Krisen reagieren können.


Erfolge der humanitären Hilfe im Jahr 2023

Auch und gerade weil die globalen Herausforderungen weiter zunehmen, setzen sich unsere Kolleg*innen jeden Tag weltweit für Kinder und die Gemeinden, in denen sie leben, ein.

2023 leistete UNICEF in 412 neuen oder anhaltenden Krisen in 107 Ländern humanitäre Hilfe.

  • 32 Mio.
    Kinder

    wurden gegen Masern geimpft

  • 118 Mio.
    Kinder unter fünf Jahren

    wurden auf Mangelernährung untersucht und behandelt

  • 42 Mio.
    Menschen

    wurden mit sauberem Wasser und Sannitärdiensten versorgt

Die Stärken von UNICEF sind die jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der humanitären Hilfe sowie ein großes, weltweites Netzwerk an Partnern. Dadurch ist es UNICEF möglich, Hilfe schnell und effektiv umzusetzen.

Wie kann man humanitäre Hilfe unterstützen?

Wenn Sie selbst aktiv werden wollen, finden Sie unter www.unicef.org/careers weiterführende Informationen. Die praktische Arbeit in den Programmen wird ausschließlich von den UNICEF Länderbüros zusammen mit den lokalen Partnern durchgeführt. Die Büros arbeiten dabei zum weitaus größten Teil mit nationalen Mitarbeitenden. Die internationalen Mitarbeiter*innen werden entweder von den jeweiligen Länderbüros direkt oder über UNICEF New York oder UNICEF Genf eingestellt.

Eine Möglichkeit, humanitäre Hilfe direkt zu unterstützen, ist eine Spende. Sie können die humanitäre Hilfe durch eine einmalige Spende unterstützen oder unsere Arbeit für Kinder langfristig und nachhaltig unterstützen, indem Sie UNICEF-Pate oder UNICEF-Patin werden. Wenn Sie den weltweiten Hilfseinsatz für Kinder unterstützen möchten, können Sie das hier direkt tun:

Ihre Spende für die humanitäre Hilfe von UNICEF

Spendenbetrag
Spendenzweck
Wo es am nötigsten ist
Stefanie Hack (1)
Autor*in Stefanie Hack

Stefanie Hack ist Teil des Presseteams und Redakteurin mit dem Fokus Nothilfe. Im Blog schreibt sie über die weltweite Arbeit von UNICEF und entwicklungspolitische Themen.