Kindersoldaten in Afrika und weltweit: Kindheit zwischen Waffen
Kinder leiden am meisten unter Kriegen und Konflikten. Besonders grausam ist es, wenn Erwachsene sie in ihre Kriege verwickeln und dazu bringen, als Kindersoldat oder Kindersoldatin zu kämpfen und zu töten.
Definition: Was genau sind Kindersoldaten und Kindersoldatinnen?
An vielen Orten der Welt werden Kinder in langanhaltenden Konflikten von bewaffneten Gruppen für ihre Zwecke missbraucht. Kindersoldat*innen sind Mädchen und Jungen unter 18 Jahren, die von Armeen oder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder eingesetzt werden. Bei dem Begriff "Kindersoldat" oder "Kindersoldatin" denkt man vielleicht ausschließlich an Kinder, die zum Kämpfen und Schießen gezwungen werden.
Es gibt jedoch auch zahlreiche Minderjährige, die von Milizen oder bewaffneten Gruppen für Botengänge, als Wachleute, zum Kochen oder sonstige Hilfsarbeiten eingesetzt werden, als menschliche Schutzschilde missbraucht, zu sexuellen Diensten gezwungen oder mit Kämpfern zwangsverheiratet werden – all das sind schwerste Kinderrechtsverletzungen, die die betroffenen Mädchen und Jungen ihrer Kindheit berauben und sie traumatischen Erlebnissen aussetzen.
Wir von UNICEF benutzen statt "Kindersoldat*in" oft die längere, aber korrektere Bezeichnung "Kinder, die von Armeen oder bewaffneten Gruppen rekrutiert und eingesetzt werden", um zu zeigen, dass es uns nicht nur um kämpfende, sondern um alle Mädchen und Jungen geht, deren Kindheit zwischen Waffen ein abruptes Ende hatte. Wenn im weiteren Text vereinfachend der Begriff „Kindersoldat*innen“ verwendet wird, sind alle diese Kinder und Jugendlichen wie in der oben genannten weiteren Definition gemeint.
Jeder Einsatz von Kindern durch Armeen und bewaffnete Gruppen ist eine schwere Verletzung von Kinderrechten, bei Kindern unter 15 Jahren gilt er sogar als Kriegsverbrechen. Der Einsatz von Kindern bei bewaffneten Gruppen zählt außerdem zu den schwersten Formen der Kinderarbeit.
Am 12. Februar ist Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten und Kindersoldatinnen – eine jährliche Erinnerung, dass noch viel passieren muss, um diese schwere Verletzung der Kinderrechte endlich zu beenden.
UNICEF setzt sich weltweit dafür ein, die Rekrutierung von Minderjährigen zu beenden, Kindersoldaten und Kindersoldatinnen freizulassen und ehemaligen Kindersoldat*innen dabei zu helfen, ein neues, ziviles Leben anzufangen. Besonders wichtig ist außerdem die Prävention, also Mädchen und Jungen zu schützen, damit sie gar nicht erst rekrutiert oder zum Mitmachen in einer Miliz gezwungen werden.
In der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik oder Südsudan gelingt es dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen und Partnern immer wieder, Kindersoldat*innen zu befreien und sie bei der Wiedereingliederung zu unterstützen. Aber Zehntausende Jungen und auch Mädchen werden immer noch im Bürgerkrieg oder Konflikten als Kindersoldaten und Kindersoldatinnen missbraucht. Sie sind Zeugen von Gewalt und begehen häufig selbst Gewalttaten. Vor allem aber sind sie selbst Opfer und brauchen besonderen Schutz. Sie sind Kinder ohne Kindheit, und der Weg zurück in ein normales Leben ist schwer.
Kindersoldaten und Kindersoldatinnen erzählen UNICEF ihre Geschichte
Viele Kinder haben als Kämpfer oder Kämpferinnen jahrelang das Töten gelernt, wurden ausgebeutet und missbraucht. Meist sind sie nie zur Schule gegangen. Viele bewaffnete Gruppen setzen die Mädchen und Jungen ein, weil sie leichter zu manipulieren oder schlicht billiger sind als Erwachsene. Die Gründe, weshalb sich Minderjährige bewaffneten Gruppen anschließen, sind vielfältig: Teilweise werden Kinder entführt und zwangsrekrutiert, also mit Gewalt dazu gezwungen. In anderen Fällen nutzen Milizen die Armut und Not der Kinder aus.
Befreite Kindersoldaten wie Luutu in der Demokratischen Republik Kongo und Rosina in der Zentralafrikanischen Republik haben UNICEF-Mitarbeitenden ihre Geschichte erzählt. Über ihre Erlebnisse zu sprechen, hilft ihnen, sie zu verarbeiten. Aus Kinderschutzgründen sind alle Namen in diesem Text geändert und die Kinder so fotografiert, dass man ihre Gesichter nicht erkennen kann.
Luutu (16), Demokratische Republik Kongo: „Ich war Schüler, als mich eine Rebellengruppe entführt hat. Sie haben mich gezwungen, Papayas zu ihrem Camp zu tragen, und dann ließen sie mich nicht mehr gehen. Ich hatte Angst, dass sie mich töten, wenn ich mich weigere zu bleiben, also blieb ich.
Sie haben mir gezeigt, wie man mit Waffen umgeht, vor allem mit Gewehren. Dann musste ich mit ihnen gehen und kämpfen. Eines Tages trafen wir einen Mann und haben ihn gefragt, was er da macht. Er sagte, dass unsere Feinde unterwegs wären und dass er sie gerufen hätte. Unser Kommandeur hat befohlen, ihn zu töten. Ich sollte das tun. Ich hatte Angst, aber wenn ich den Mann nicht töten würde, würden sie mich umbringen. Also habe ich ihn getötet.
Eines Tages waren wir unterwegs, um zu kämpfen, und ich wurde mit Kugeln in meinem Fuß und in der Hüfte verletzt. Ich war einen Monat auf der Krankenstation, dann haben sie mich zum Camp zurückgebracht und ich musste wieder kämpfen.
Ich habe viele Alpträume, auch heute noch. Ich hoffe, dass ich wieder nach Hause kann. Vielleicht gehen die Alpträume dann weg. Ich könnte Frisör werden oder Motorradfahrer. Wegen all der Kugeln, die ich abbekommen habe, bin ich nicht mehr sehr kräftig. Wenn ich länger gehe, wird mir schwindlig.“
Rosina (12), Zentralafrikanische Republik: Rosina war im Hof, als um fünf Uhr morgens bewaffnete Männer ihr Dorf überfielen und wahllos um sich schossen. Das zwölfjährige Mädchen rannte um sein Leben. Später erfuhr Rosina, dass die Männer in ihr Haus eingedrungen waren und ihre Eltern ermordet hatten. Völlig verzweifelt saß sie weinend unter einem Baum. "Ich war ganz allein und dachte an meine Eltern."
Als eine gegnerische Miliz ins Dorf kam, schloss Rosina sich ihnen an. "Sie sagten, sie würden sich um mich kümmern."
Aber so war es nicht. Stattdessen wurde Rosina wie eine Sklavin behandelt. Sie musste kochen, die Kleidung der Kämpfer waschen, Feuerholz und Wasser holen. Häufig wurde sie geschlagen. "Sie wurden wütend, wenn das Essen nicht rechtzeitig fertig war", erzählt Rosina. "Ich habe sehr gelitten."
Nach vier Monaten beschloss Rosina, zu fliehen. Sie sagte, sie müsse sich im Wald erleichtern, und kam nicht mehr zurück.
Auf der Flucht hatte das Mädchen das Glück, auf eine alleinerziehende Mutter mit zwei kleinen Kindern zu treffen. Die Frau hatte Mitleid mit Rosina, die müde, hungrig und völlig verstört war. Sie nahm sie mit zu sich nach Hause und beschloss, sich als Pflegemutter um Rosina zu kümmern.
Mit Unterstützung von UNICEF geht Rosina mittlerweile wieder zur Schule.
Die verlorene Kindheit können Kinder wie Luutu und Rosina zwar nicht nachholen, aber sie bekommen jetzt eine zweite Chance, erhalten Beratung und psychosoziale Hilfe. UNICEF hilft auch dabei, ehemalige Kindersoldat*innen wieder mit ihren Familien zu vereinen oder Pflegefamilien zu finden und ihnen die Möglichkeit für eine Ausbildung zu geben.
Wie viele Kindersoldaten und Kindersoldatinnen gibt es?
Kindersoldaten und Kindersoldatinnen weltweit
Kindersoldat*innen gibt es in vielen Ländern – obwohl die Zwangsrekrutierung und die Beteiligung von Minderjährigen an Kampfhandlungen in den meisten Ländern verboten ist. Niemand weiß, wie viele Kindersoldaten und Kindersoldatinnen es gibt, weil die Rekrutierung meist im Verborgenen und in schwer zugänglichen Kampfgebieten erfolgt.
UNICEF geht davon aus, dass weltweit Zehntausende Kinder von bewaffneten Gruppen für ihre Zwecke missbraucht werden – hauptsächlich in einigen Ländern in Afrika, in Asien und im Nahen Osten.
Seit der Einführung des sogenannten "Monitoring and Reporting Mechanism", einer geregelten Untersuchung und Dokumentation von schweren Kinderrechtsverletzungen in Konflikten, haben die Vereinten Nationen zwischen 2005 und 2022 rund 105.000 Fälle von Kindern verifiziert, die von bewaffneten Gruppen zum Kämpfen oder für unterstützende Rollen missbraucht wurden. Die Dunkelziffer ist aber wahrscheinlich sehr viel höher, weil es im Krieg häufig nicht möglich ist, an gesicherte Informationen zu kommen.
Jedes Jahr veröffentlicht der Generalsekretär der Vereinten Nationen einen Bericht über schwerste Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder – dazu gehören die Rekrutierung von Kindersoldatinnen und -soldaten. Im aktuellen jährlichen UN-Bericht (bezogen auf 2023) sind 8.655 Fälle von Rekrutierungen oder Einsatz von Kindersoldat*innen dokumentiert. Ein Großteil der Kindersoldat*innen waren Jungen. Diese Zahlen spiegeln wie gesagt nur die Fälle wider, die verifiziert werden konnten, und zeigen damit nur einen kleinen Teil der harten Realität für Kinder in Konflikten. Da der Bericht sich immer auf das Vorjahr bezieht, beschreibt er nicht die aktuelle Situation, also zum Beispiel die in der ersten Jahreshälfte 2024 weiterhin extreme Gewalt im Sudan. Dafür lenkt er die Aufmerksamkeit auch auf vergessene Krisen, in denen schwere Kinderrechtsverletzungen verübt werden, unter anderem in Afghanistan, Jemen, Myanmar, Demokratische Republik Kongo, Somalia oder Syrien.
In welchen Ländern gibt es Kindersoldaten und Kindersoldatinnen?
Die meisten Kindersoldat*innen wurden laut dem UN-Report 2023 nachweislich in der Demokratischen Republik Kongo, in Myanmar, in Syrien, Nigeria, Somalia und Mali eingesetzt. Auch in Afghanistan, Burkina Faso, Haiti, Irak, Jemen, Kolumbien, Libanon, Mosambik, Niger, Philippinen, Sudan, Südsudan oder in der Zentralafrikanischen Republik wurden Minderjährige rekrutiert.
In Israel und Gaza sowie in der Ukraine gibt es zwar keine dokumentierten Fälle von Kindersoldatinnen und -soldaten, aber sie stehen im jährlichen Bericht des UN-Generalsekretärs wegen einer erschütternden Liste von anderen schweren Kinderrechtsverletzungen: Tötung und Verstümmelung, Entführung von Kindern, Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser.
Aber es gibt auch Lichtblicke: So konnten laut dem aktuellen UN-Jahresbericht im Jahr 2023 durch Vermittlung der Vereinten Nationen über 10.000 Minderjährige aus bewaffneten Gruppen befreit und in Schutzprogramme aufgenommen werden.
Kindersoldat*innen in der Demokratischen Republik Kongo
In der Demokratischen Republik Kongo gibt es wahrscheinlich die meisten Kindersoldatinnen und Kindersoldaten – und zahlreiche andere schwerste Kinderrechtsverletzungen. Vor allem im Nordosten des Landes, in den Provinzen Nord Kivu und Ituri, hat die Gewalt in den letzten Monaten erschütternde Ausmaße angenommen.
Laut UN-Bericht wurden allein 2023 rund 1.861Fälle von Minderjährigen verifiziert, die neu rekrutiert und eingesetzt wurden. Viele von ihnen (666) wurden entführt und zum Einsatz gezwungen. Sie werden zum Kämpfen, Wachen, Tragen und andere unterstützende Tätigkeiten eingesetzt. Wie viele Kindersoldaten und Kindersoldatinnen es insgesamt aktuell in der Demokratischen Republik Kongo gibt, weiß man nicht.
Kindersoldat*innen in Südsudan
Jahrelanger Bürgerkrieg, chronische Armut, fehlende soziale Dienste und Hunger: Die Lage für die Kinder im Südsudan ist nach wie vor katastrophal. Auch wenn es seit Frühjahr 2020 eine Übergangsregierung gibt, ist die Aussicht auf dauerhaften Frieden gering. Mehr als 9,4 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter fünf Millionen Kinder.
Sowohl die Regierung als auch die Opposition im Südsudan haben Vereinbarungen unterschrieben, dass sie die Rekrutierung und den Einsatz von Kindern in Streitkräften und bewaffneten Gruppen beenden wollen. UNICEF setzt sich beharrlich bei allen Konfliktparteien dafür ein, dass sie ihr Versprechen auch umsetzen. Seit 2013 hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen die Befreiung und Reintegration von über 3.780 Mädchen und Jungen aus den Reihen von Armeen und Milizen unterstützt. Sie werden registriert und in ein Programm aufgenommen, das ihnen Schritt für Schritt bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft hilft.
Kindersoldat*innen in Somalia
Somalia gehört zu den Ländern weltweit, in denen besonders viele Kinder als Kindersoldat*innen zwangsrekrutiert werden. Häufig werden sie entführt und dann gezwungen, sich bewaffneten Gruppen anzuschließen. Im Jahr 2020 führten über 50 Prozent der Entführungen in Somalia zu einer Rekrutierung der Kinder für den Krieg.
An dem Land lässt sich gut erkennen, wie mehrere Krisen zusammenhängen können. Somalia leidet seit Jahren unter wiederkehrenden schweren Dürren und Lebensmittelknappheit. Zahlreiche Familien verarmen und nehmen ihre Kinder aus der Schule, damit diese zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Dies erhöht auch das Risiko, dass Mädchen früh verheiratet werden oder Kinder und Jugendliche sich bewaffneten Gruppen anschließen, die die Not der Familien ausnutzen.
Wir von UNICEF helfen den Kindern in Somalia, zum Beispiel, indem wir ehemalige Kindersoldaten und Kindersoldatinnen wieder mit ihren Familien und Gemeinden vereinen. Auch danach begleiten wir sie weiter mit psychosozialer Hilfe und Bildungsmöglichkeiten, damit sie verpasste Schulstunden nachholen können. Zudem engagieren wir uns auf allen Ebenen gegen den Einsatz von Kindersoldat*innen.
Kindersoldat*innen in Myanmar
Im südostasiatischen Myanmar (früher: Burma) herrscht, von der deutschen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, ein Konflikt mit gravierenden Folgen für Kinder. Mit 1.171 verifizierten Fällen kämpfen dort besonders viele Kindersoldaten - nur in der Demokratischen Republik Kongo wurden 2023 mehr Fälle gemeldet.
Kindersoldat*innen in Syrien und Jemen
Wie oben beschrieben werden Minderjährige nicht nur in Afrika, sondern auch in vielen anderen Ländern rekrutiert und eingesetzt, zum Beispiel in Konfliktländern im Nahen Osten wie Syrien und Jemen sowie im Libanon.
In Syrien war 2023 die Zahl der verifizierten Fälle, in denen Minderjährige eingesetzt wurden, mit über 1.000 besonders hoch. Im Jemen wurden 173 Kinder und Jugendliche als Kindersoldat*innen eingesetzt.
In ihren eigenen Worten: Zitate von Kindersoldat*innen
Die Ursachen und Gründe, weshalb Minderjährige zu Kindersoldaten und Kindersoldatinnen werden, sind vielfältig, genauso wie ihre Tätigkeiten und Erlebnisse bei den bewaffneten Gruppen. In der Bilderstrecke erzählen ehemalige Kindersoldat*innen ihre jeweiligen Geschichten in ihren eigenen Worten.
Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten und Kindersoldatinnen
Vor 22 Jahren, am 12. Februar 2002, trat das "Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention zum Verbot der Beteiligung von Kindern in bewaffneten Konflikten" in Kraft. Deshalb wird jährlich am 12. Februar der Welttag gegen die Rekrutierung und den Einsatz von Kindersoldatinnen und Kindersoldaten begangen. Bis heute haben 172 Staaten das Zusatzprotokoll ratifiziert; Deutschland im Dezember 2004.
Das Abkommen hat weltweit Diskussionen angestoßen und Gesetzesänderungen bewirkt. Laut Zusatzprotokoll dürfen Mädchen und Jungen unter 18 Jahren nicht gegen ihren Willen eingezogen werden oder an Kampfhandlungen teilnehmen.
Kriegsverbrecher werden für Einsatz von Kindersoldat*innen bestraft
Im gleichen Jahr (2002) trat das Rom-Statut des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag in Kraft. Darin ist unter anderem festgelegt, dass der Einsatz von Kindern unter 15 Jahren als Kriegsverbrechen gilt und verfolgt wird.
In der Folge wurde 2012 erstmals der kongolesische Milizenchef Thomas Lubunga vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen der Rekrutierung von Kindersoldat*innen zu 14 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt – ein wichtiges weltweites Signal. Auch Charles Taylor, der ehemalige Präsident von Liberia, wurde 2012 zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt. Ihm wurde eine Reihe von Kriegsverbrechen zur Last gelegt, darunter die Rekrutierung und der Einsatz von Kindersoldat*innen.
2021 verurteilte der Internationale Strafgerichtshof Dominic Ongwen, einen ehemaligen Kommandanten der "Lord’s Resistance Army" (LRA) in Uganda, zu 25 Jahren Haft. Der berüchtigte Kriegsverbrecher Joseph Kony hingegen, Führungsfigur der LRA, nach dem seit 2005 gefahndet wird, wurde bisher nicht gefasst.
UNICEF-Hilfe für ehemalige Kindersoldatinnen und Kindersoldaten
Der Weg zurück in ein normales Leben ist für ehemalige Kindersoldaten und Kindersoldatinnen sehr schwer. Oft sind sie traumatisiert von dem, was sie erlebt haben – und selbst tun mussten. In manchen Fällen werden sie in ihren Familien und Dörfern als Mörder angesehen und können nur langsam wieder in die Gesellschaft integriert werden. Mädchen werden besonders häufig von ihren Familien verstoßen, wenn sie ungewollt schwanger geworden sind und mit einem Kind zurückkehren.
- Wir setzen uns unermüdlich dafür ein, dass Kindersoldaten und Kindersoldatinnen befreit, die betroffenen Mädchen und Jungen vor weiteren Verletzungen der Kinderrechte beschützt werden und dass Regierungen Aktionspläne verabschieden und umsetzen, um neue Rekrutierungen zu verhindern.
- UNICEF richtet Übergangszentren ein, in denen die Kinder und Jugendlichen bleiben können und medizinisch und psychologisch betreut werden.
- Wir helfen auch dabei, die Kinder und Jugendlichen wieder in die Schule zu bringen oder ihnen durch praktische Kurse verschiedene Arbeitsmöglichkeiten nahe zu bringen – damit sie bei nächster Gelegenheit und aus Mangel an Alternativen nicht erneut der Gefahr ausgesetzt sind, als Kindersoldat*innen rekrutiert zu werden.
Leider sind die Reintegrationsprogramme zur Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldatinnen und -soldaten derzeit unterfinanziert.
Schützen Sie Kinder vor Gewalt und Ausbeutung!
Angst und Verzweiflung prägen den Alltag von Kindern, die als Kindersoldat*innen und Arbeiter*innen ausgebeutet, in Konflikten und Notsituationen traumatisiert oder missbraucht werden. Sie können dafür sorgen, dass diese Kinder gesetzlichen Schutz und professionelle Hilfe bekommen!
Aktionstag "Red Hand Day" in Deutschland gegen den Einsatz von Kindersoldat*innen
UNICEF ruft bundesweit dazu auf, am 12. Februar beim Aktionstag gegen die Rekrutierung und den Einsatz von Kindersoldat*innen mitzumachen. Am "Red Hand Day" beteiligen sich jedes Jahr vor allem viele Kinder und Jugendliche und setzen mit einem roten Handabdruck ein Zeichen.
Auf einen Blick: FAQ Kindersoldat*innen
Was sind Kindersoldaten oder Kindersoldatinnen?
Kindersoldaten und Kindersoldatinnen sind laut offizieller Bezeichnung der Vereinten Nationen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder eingesetzt werden. Sie werden von den Milizen oft nicht nur zum Kämpfen benutzt, sondern zum Beispiel auch zum Spähen oder Kochen oder werden sexuell missbraucht.
Wo gibt es Kindersoldaten und Kindersoldatinnen?
Kindersoldat*innen gibt es in vielen Ländern – obwohl die Zwangsrekrutierung und die Beteiligung von Minderjährigen an Kampfhandlungen in den meisten Ländern verboten ist. Übrigens gab es früher, zum Beispiel am Ende des Zweiten Weltkriegs, auch Kindersoldaten in Deutschland.
Aktuell werden besonders viele Mädchen und Jungen von verschiedenen Gruppen in den langwierigen Konflikten in Afghanistan, Jemen, Demokratische Republik Kongo, Myanmar, Somalia, Südsudan, Syrien und Zentralafrikanische Republik als Kindersoldaten und -soldatinnen eingesetzt,
Warum gibt es Kindersoldaten oder Kindersoldatinnen?
Die Gründe, weshalb sich Minderjährige bewaffneten Gruppen angehören, sind vielfältig: Teilweise werden Kinder entführt und zwangsrekrutiert, also mit Gewalt dazu gezwungen. In anderen Fällen nutzen Milizen die Armut und Not der Kinder aus, die sich mehr oder weniger freiwillig einer Miliz anschließen – aus Mangel an Alternativen.
Oft kommen mehrere Krisen zusammen. Ein Beispiel: Wenn Familien etwa als Folge einer Wirtschaftskrise oder nach Naturkatastrophen wie einer Dürre oder Flut ihre Arbeit und / oder ihr Land verlieren, nehmen sie ihre Kinder aus der Schule, damit diese zum Lebensunterhalt beitragen. Das erhöht auch das Risiko, dass die Kinder als Kindersoldat*innen rekrutiert werden.
Wie viele Kindersoldaten und Kindersoldatinnen gibt es?
Niemand weiß, wie viele Kindersoldatinnen und Kindersoldaten es tatsächlich gibt. UNICEF geht davon aus, dass weltweit Zehntausende Mädchen und Jungen als Kindersoldat*innen im Einsatz sind, aber Beweise gibt es nur in deutlich weniger Fällen.
* Dieser Beitrag ist 2015 zum ersten Mal erschienen. Wir aktualisieren ihn für Sie regelmäßig mit den neuesten verfügbaren Zahlen, Infos, Fotos und Geschichten.