© UNICEF/UN0538377/Jemen: Ibrahim übt, mit seinen Beinprothesen zu laufen
Kinder weltweit

Ibrahim aus dem Jemen: "Ich bin glücklich, dass ich wieder alleine laufen kann"

Immer wieder werden im Krieg im Jemen Kinder verletzt. Manche verlieren durch Minen, Blindgänger oder Geschosse Arme oder Beine. Wir haben drei Kinder getroffen, die in einer von UNICEF unterstützten Klinik Prothesen bekommen. Hier lesen Sie ihre Geschichten.


von Laura Sandgathe 3

Im vergangenen Oktober sprach UNICEF von einem "beschämenden Meilenstein": Seit Beginn des Krieges im Jemen im März 2015 wurden 10.000 Kinder nachweislich getötet oder verletzt. Das sind vier Kinder pro Tag. Dabei handelt es sich nur um die Fälle, die von den UN verifiziert wurden. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.

Wir von UNICEF fordern ein sofortiges Ende der Kämpfe. Doch die Kinder können nicht warten, bis es so weit ist. Sie brauchen jetzt unsere Hilfe.

Drei dieser Kinder möchte ich Ihnen in diesem Beitrag vorstellen: Ibrahim, Ayan und Emad. Sie haben durch Minen oder Explosionen eines oder beide Beine verloren. Im Al-Saqada Krankenhaus in der Stadt Aden bekommen sie Prothesen. UNICEF unterstützt die Klinik finanziell.

Drei Kinder aus dem Jemen erzählen

Ibrahims Geschichte: "Ich schrie: 'Ich habe keine Beine mehr!'"

Jemen: Ibrahim übt, mit seinen Beinprothesen zu laufen

Schritt für Schritt geht Ibrahim auf den Spiegel zu. So trainiert er das Laufen mit den Beinprothesen.

© UNICEF/UN0538391/Noman

Langsam, Schritt für Schritt, geht Ibrahim auf den Spiegel zu. Die Stangen links und rechts geben ihm Sicherheit, an ihnen kann er sich festhalten. Sein Blick ist konzentriert geradeaus gerichtet. Am Spiegel dreht er um und geht die Strecke zurück, etwa zwei, drei Meter sind es. Dann erstmal Pause.

Ibrahim hatte die Schafe seiner Familie gehütet, als er auf eine Landmine trat. "Meine Schwester rief: 'Ibrahim, Ibrahim!' Ich schrie: 'Ich habe keine Beine mehr'", erzählt der 17-Jährige. "Meine Schwester trug mich nach Hause. Dann haben Leute aus meinem Dorf mich ins Krankenhaus gebracht."

Ibrahim wurde operiert. "Nach der OP wachte ich auf und sah meine Beine nicht. Ich war sehr niedergeschlagen."

Dann kam Ibrahim in die Klinik in Aden. "Hier bekam ich Prothesen", erzählt er. "Ich bin glücklich, dass ich nun wieder alleine laufen kann."

Sitzt alles noch richtig? Erst nach dem Check durch die Ärztin geht es auf die Treppe.

In der Klinik in Aden justiert die Ärztin Ibrahims Prothese nach. Dann geht es für ihn auf die Treppe. Ibrahim übt, die Stufen zu nehmen. Es klappt immer besser. Sein Vater ist die ganze Zeit bei ihm. Er wird ihn auch wieder nach Hause tragen – so lange, bis Ibrahim den Weg alleine schafft.

Jemen: Ibrahims Vater trägt ihn nach Hause
© UNICEF/UN0538418/Noman

Ayahs Geschichte: "Ich hörte die Explosion im Schlaf"

Auch Ayah ist Patientin in der Klinik. Sie übt schon eine Weile auf der Treppe, und es klappt mittlerweile sehr gut. Ihre Zwillingsschwester ist an ihrer Seite und motiviert sie, nicht aufzugeben.

Jemen: Ayah übt, mit ihrer Beinprothese die Treppe zu laufen

Gar nicht so leicht, aber es klappt schon gut: Ayah übt, mit ihrer Beinprothese Treppenstufen zu laufen.

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Jemen: Ayah mit ihrer Zwillingsschwester

Ihre Zwillingsschwester unterstützt Ayah sehr.

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Jemen: Ayah übt, mit ihrer Beinprothese Treppen zu steigen

Ein Schritt nach dem anderen. In der Klinik üben die Kinder, mit ihren Beinprothesen zu laufen und gewöhnen sich an sie.

© UNICEF/UN0538362/Noman

Ayah hat ein Bein verloren, als eine Explosion ihr Zuhause zerstörte. "Ich hörte die Explosion im Schlaf. Ich war die einzige von meinen Geschwistern, die verletzt wurde", erinnert sie sich.

Im Krankenhaus musste Ayah abwarten, bis ihre Verletzungen verheilt waren. Erst danach bekam sie ihre Prothese. "Jetzt trainiere ich hier und spiele mit meinen Freunden", sagt das Mädchen. "Ich bin in der sechsten Klasse und ich liebe die Schule. Ich kann zur Schule gehen wie ein normaler Mensch, der keine Verletzungen hat."

Blick in die Klinik: Wo die Prothesen gemacht werden

Jemen: Blick in den Raum, in dem die Prothesen gemacht werden

Bild 1 von 7 | Hier wird gearbeitet: In diesem Raum werden die Prothesen hergestellt.

© UNICEF/UN0539850/Mahdi Hussein
Jemen: Eine Prothese wird hergestellt

Bild 2 von 7 | Dr. Mostafa Hassen bereitet eine Beinprothese vor. Er arbeitet seit zwölf Jahren in der Klinik.

© UNICEF/UN0539903/Noman
Jemen: Eine Beinprothese wird gefertigt

Bild 3 von 7 | Stimmen alle Maße? Das ist sehr wichtig, damit die Prothese richtig passt und sich ihr Träger oder ihre Trägerin gut bewegen kann.

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Jemen: Eine Prothese wird gefertigt

Bild 4 von 7 | Hier geht es an den Feinschliff – im wahrsten Sinne des Wortes.

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Jemen: Eine Prothese wird hergestellt

Bild 5 von 7 | Fast fertig! Technikerin Walaa Nabil Mohammed Ali arbeitet an einem künstlichen Bein.

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Jemen: Eine Prothese wird hergestellt

Bild 6 von 7 | Jetzt nur noch die Feineinstellungen und prüfen, ob alles fest ist. Dann kann die Patientin oder der Patient die Prothese anlegen.

© UNICEF/UN0539860/Noman
Jemen: Ein medizinischer Schuh wird hergestellt

Bild 7 von 7 | Hamdan Hussain Mohammed ist für die Schuhe zuständig. Er arbeitet seit fast 20 Jahren in der Klinik.

© UNICEF/UN0539902/Noman

Emads Geschichte: "Im Moment habe ich keine Schmerzen"

Auch Emad wurde verletzt, während er zuhause war. "Ich sah wortwörtlich meine Beine und meine Finger im Zimmer verstreut", sagt der Elfjährige über den Moment der Explosion. "Mein älterer Bruder war auch verletzt. Er wurde in den Muskel getroffen, den man braucht, um laufen zu können."

Sofort nach der Explosion bekam Emad Hilfe von Ärzte ohne Grenzen. Später kam er in die Klinik in Aden.

Jemen: Emad hat seine Beine verloren. Jetzt trainiert er seine Arme

Emad trainiert wie ein Olympionik: mit Ausdauer und Freude. So macht er seinen Körper fit, damit er bald wieder laufen kann.

© UNICEF/UN0538327/Noman
Jemen: Emad spielt in der Klinik für Prothesen mit einer Katze

In den Trainingspausen gibt Emad der Katze eine Streicheleinheit.

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Jemen: Emad mit seiner Mutter in der Klinik

Seine Mutter begleitet Emad zu den Terminen in die Klinik.

© UNICEF/UN0538342/Noman

"Im Moment habe ich keine Schmerzen", sagt er. "Als ich hierher kam, bekam ich Prothesen und die Helfer haben mit mir geübt, mit ihnen zu laufen." Der Elfjährige macht Pläne für die Zukunft: "Wenn ich erwachsen bin, möchte ich auch Menschen behandeln, die verletzt wurden."

Die Prothesen sind nur ein Puzzleteil der Hilfe

Eine große Gefahr für Kinder im Jemen sind Minen, wie die drei Geschichten zeigen. Deshalb sind wir von UNICEF vor Ort, um Mädchen, Jungen und ihre Familien über die Gefahren von Minen und Blindgängern aufzuklären. Unsere Helfer*innen erzählen in Schulen und Kinderzentren, im Fernsehen und via SMS, wie sich die Menschen schützen können. Im vergangenen Jahr haben wir die Aufklärung über Minen häufig mit der Aufklärung über Covid-19 verbunden, um die Menschen direkt mit mehreren wichtigen Themen zu erreichen.

Verletzten Kindern helfen wir durch die Unterstützung von Kliniken wie in Aden, aber auch durch direkte finanzielle Unterstützung für die Familien. Zudem bieten wir psychosoziale Hilfe. Denn so wichtig und gut eine Beinprothese ist – die Kinder brauchen Betreuung, um das Erlebte verarbeiten und ihr Leben weiter meistern zu können. Hier eine Zahl als Beispiel: Im Oktober 2021 haben wir durch unser Netz an festen und mobilen Kinderzentren 36.000 Kinder im Jemen mit psychosozialen Hilfsangeboten erreicht.

Ihre Spende für Kinder im Jemen

Um die Hilfe für Kinder wie Ibrahim, Ayah und Emad im Jemen aufrecht erhalten zu können, brauchen wir Ihre Unterstützung. Ihre Spende fließt in vielfältige Projekte im Jemen, etwa in den Kampf gegen Hunger, medizinische Hilfe oder Bildung.

Spendenbetrag
Spendenzweck
Hungerkrise im Jemen – jetzt spenden
Jemen Klinik für Prothesen: Emad lacht mit UNICEF-Mitarbeiter James Elder

Zum Abschluss des UNICEF-Besuchs macht Emad noch ein Foto mit UNICEF-Mitarbeiter James Elder und den Helfern aus der Klinik.

© UNICEF/UN0538335/Noman
UNICEF-Redakteurin Laura Sandgathe
Autor*in Laura Sandgathe

Laura Sandgathe ist Online-Redakteurin und Chefin vom Dienst. Sie bloggt über die UNICEF-Arbeit weltweit – über Kinder, Helfer*innen und die Projekte, in denen sie einander treffen.