© UNICEF/UN0251785/WilanderIndonesien: Ein Mädchen steht nach einem Erdbeben auf den Trümmern ihres Hauses
Gut zu wissen

Alles zu Erdbeben: Entstehung, Folgen & Hilfe vor Ort

Wie und wodurch entstehen Erdbeben? Wo kommt es zu Erdbeben und was sind die Folgen? Können wir Erdbeben vorhersagen und wie können wir uns darauf vorbereiten? Wie hilft UNICEF den vom Erdbeben betroffenen Kindern und ihren Familien? Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Erdbeben!


von Johanna Wynn Mitscherlich

Das Naturphänomen Erdbeben: Allgemeine Infos

Wenn die Erde bebt, steht danach häufig kein Stein mehr auf dem anderen. Häuser, Städte und ganze Regionen werden von heftigen Erdbeben zerstört. Das Leben der Menschen, die diese riesigen Naturkatastrophen überleben, ist dann nie wieder wie es einmal war. Zahlreiche Menschen überleben vor allem große Erdbeben nicht – die Zahl der Toten und schwer Verletzten ist bei keiner anderen Naturkatastrophe so hoch. Doch warum und wie kommt es eigentlich zu Erdbeben, welche Erdbeben-Arten gibt es und wie wird die Stärke eines Bebens gemessen?

Afghanistan: Eine Frau zeigt nach dem Erdbeben UNICEF-Mitarbeiter Daniel Timme die Trümmer

Die achtjährige Adina und ihre Mutter Mahbuba stehen nach einem Erdbeben in Afghanistan in dem Schutthaufen, der einst ihr Haus war. Adina hat durch das Beben auch ihre drei Schwestern verloren.

© UNICEF/UNI502641/Karimi

Welche Erdbeben-Arten gibt es? Wie kommt es zu Erdbeben?

Es gibt drei unterschiedliche Arten von Erdbeben: tektonische Beben, solche, die von Menschen ausgelöst werden und vulkanische Beben.

Etwa 90 Prozent aller Erdbeben sind tektonische Erdbeben. Was ein tektonisches Erdbeben genau ist? In Kürze: Die äußere Schicht unserer Erde besteht aus tektonischen Platten; aus festem Gestein. Diese Krustenplatten sind unterschiedlich dick und bewegen sich ständig auf dem heißen, flüssigen Erdmantel. Aufgrund dieser Bewegungen der Erdplatten gibt es große Gebirge wie etwa die Alpen.

Manchmal reiben sich zwei Platten jedoch zu sehr oder bleiben aneinanderhängen – das führt zu einem plötzlichen Auseinanderbrechen der Gesteinsplatten. Der Druck und die Spannung, die dabei entladen werden, merken wir als Erdbeben. Auch die meisten Seebeben sind tektonische Beben. Das Epizentrum liegt dann irgendwo im Meer. Die Konsequenz? Riesige Tsunamis wie etwa in Japan 2011 oder an Weihnachten 2004 im Indischen Ozean.

Die folgenden Grafiken zeigen drei Arten, wie ein Erdbeben entstehen kann:

Grafik wie Erdbeben entstehen
Bild 1 von 4 © UNICEF
Grafik wie Erdbeben entstehen
Bild 2 von 4 © UNICEF
Grafik wie Erdbeben entstehen
Bild 3 von 4 © UNICEF
Grafik wie Erdbeben entstehen
Bild 4 von 4 © UNICEF

Die Erde kann aber auch beben, wenn Menschen unter der Erde Höhlen oder Salzstöcke bauen, etwa beim Bergbau oder Fracking. In Oklahoma ist es zum Beispiel 2011 zu einem Erdbeben gekommen, das durch Öl- und Gasförderung versursacht wurde. In Hamburg gab es in den Jahren 2000 und 2009 Einsturzbeben aufgrund von Salzstöcken.

Vulkanische Beben – wie der Name schon sagt – entstehen durch Vulkanausbrüche, also den Aufstieg von Magma aus dem Erdinneren. Der Ätna in Italien etwa verursacht immer wieder solche Beben.

Erdbeben in Syrien: Große Zerstörung in Aleppo

Aufnahmen von Drohnen zeigen das Ausmaß der Zerstörung, welche das Erdbeben im Februar 2023 in der syrischen Stadt Aleppo hinterlassen hat.

© UNICEF/UN0780624/Zayat

Erdbebenstärke und -messung: Was ist eine Richterskala?

Die Richterskala wurde entwickelt, um die Stärke von Erdbeben in Magnituden zu messen. Wenn die Erde bebt, entlädt sich Energie und seismische Wellen werden ausgesandt – genau diese werden von den Seismografen dann gemessen und als Richterwert bestimmt. Die Skala reicht von Minus-Werten bis zu zweistelligen Werten.

Während Beben von einer Stärke unter 2 nur von Seismografen bemerkt werden, kann ein Erdbeben der Stärke 7 bis 9 auch hunderte Kilometer vom Epizentrum entfernt immense Zerstörung für Menschen und Umwelt bedeuten. Erdbeben mit einer Magnitude von über 10 wurden bisher noch nicht gemessen. Weltweit bebt die Erde jeden Tag tausende Male – von den meisten Beben bekommen wir jedoch nur wenig mit. Starke Erdbeben mit Magnituden über 8 ereignen sich im Durchschnitt nur etwa einmal im Jahr.

Grafik Richterskala  Erdbeben
© UNICEF

Wie lange dauern Erdbeben an?

Die Dauer von Erdbeben ist unterschiedlich. In Kalifornien bebte die Erde 2014 im Napa Valley nur für ein paar Sekunden. Das Great Alaska Earthquake 1964 dauerte beinahe ganze fünf Minuten.

Warum kann man Erdbeben nicht vorhersagen?

Erdbeben sind Naturkatastrophen, deren Zeitpunkt nur sehr schwer hervorzusagen ist. Warum? Erdbeben treten unregelmäßig auf. Anders als etwa bei tropischen Wirbelstürmen gibt es keine bestimmte Jahreszeit oder Wetterbedingungen, die sie begünstigen.

Trotzdem: Die wissenschaftliche Forschung baut auf Computermodellen auf, die zumindest eine Wahrscheinlichkeit von Beben berechnen können. Auch Satelliten geben Informationen über Erdbewegungen und Seismografen zeichnen auf, wo Erdbewegungen heftiger werden und damit Erdbeben wahrscheinlich machen. Vor allem wissen wir, welche Erdregionen aufgrund ihrer Nähe zu Plattengrenzen besonders gefährdet sind. Wann genau es zu einem Beben kommt, kann jedoch nicht vorhergesagt werden.

Gerade weil Erdbeben unvorhersehbar sind, ist es bedeutsam, dass Menschen, die etwa auf sehr aktiven tektonischen Platten leben, vorbereitet sind. Erdbebensichere Bauweisen und Katastrophenvorsorge sind wichtig, um die Auswirkungen der Beben für die Menschen so minimal wie möglich zu halten.

Erdbeben in Haiti: UNICEF-Mitarbeitende packen Hilfspakete

Nach dem schweren Erdbeben in Haiti im August 2021 unterstützte UNICEF Kinder unter anderem mit Schulmaterialien wie etwa Stiften, Notizblöcken und Schultaschen.

© UNICEF/UN0568455/Diaz Mercado

Geografische Verbreitung von Erdbeben

Wo gibt es die meisten Erdbeben weltweit?

Die meisten Erdbeben gibt es in Regionen, die entlang der tektonischen Plattenränder liegen – also dort, wo die Kontinentalplatten aufeinanderstoßen. Denn: Erdbeben treten immer dann auf, wenn sich die tektonischen Platten – also die äußere Schicht der Erde – zu sehr reiben oder sich die Gesteinsplatten verkeilen. Besonders gefährlich ist es an den Plattengrenzen.

Die folgende Grafik zeigt die tektonischen Platten der Erde:

Grafik tektonische Platten der Erde
© UNICEF

Die meisten Erdbeben gibt es in einer Region, die Pazifischer Feuerring genannt wird. Besonders betroffen sind Länder wie Indonesien, Chile, Japan und die Westküsten Nord- und Südamerikas. Aber auch in der Mittelmeerregion bebt es oft: Hier trifft die Afrikanische Platte auf die Eurasische Platte. Italien, Griechenland, die Türkei, Syrien und andere Länder im Nahen Osten sind immer wieder von sehr starken Erdbeben betroffen.

Erdbeben in Nepal: Ein Mädchen findet in den Trümmern ein Schulbuch

Die achtjährige Sani hat in den Ruinen ihres Zuhauses ein Schulbuch gefunden, das beim Erdbeben in Nepal im November 2023 nicht beschädigt wurde.

© UNICEF/UNI471903/Prasad Ngakhusi

Was war das stärkste Erdbeben der Welt?

Das stärkste Erdbeben, das jemals aufgezeichnet wurde, war das sogenannte Valdivia-Erdbeben in Chile im Mai 1960. Es hatte eine Stärke von 9,5, löste einen Tsunami aus, kostete Tausende Menschenleben und verursachte massive Zerstörungen. Auch das Erdbeben in Japan im Jahr 2011 war mit einer Magnitude von 9,1 extrem stark und eines der verheerendsten des letzten Jahrhunderts – Folgen waren ein Tsunami und ein schwerwiegender Unfall im Kernkraftwerk Fukushima.

Das Erdbeben, bei dem in den letzten Jahrzehnten die meisten Menschen starben, war das Erdbeben in Haiti im Jahr 2010. Mit 7,0 auf der Richterskala war es zwar nicht besonders stark, aber die Gebäude und Infrastruktur waren für die Erschütterungen nicht stabil genug. Über 300.000 Menschen verloren ihr Leben.

Tsunami Weihnachten 2004: Große Zerstörung unter anderem in Indien, Sri Lanka und Thailand

Das Erdbeben und der Tsunami an Weihnachten 2004 führten zu einer der größten Katastrophe in den letzten Jahrzehnten. 227.898 Menschen verloren in Indien, Sri Lanka, Thailand, Malaysia, Indonesien, Myanmark, Somalia und auf den Malediven ihr Leben.

© UNICEF/UNI41796/Estey

Gibt es Erdbeben in Deutschland?

Ja, auch in Deutschland kommt es immer wieder zu Erdbeben. Im Vergleich zu anderen Ländern – etwa in der Mittelmeerregion oder im Pazifik – sind diese jedoch nicht besonders stark. Die meisten Beben in den letzten Jahrzehnten waren so schwach, dass sie von Menschen gar nicht oder nur kaum wahrgenommen werden konnten. Ein größeres Beben – mit einer Stärke von 5,9 auf der Richterskala – gab es im Jahr 1992 im Rheinland. Ein Mensch starb, der Schaden an Gebäuden und Infrastruktur belief sich auf eine Viertel Million Deutsche Mark.

Auswirkungen und Folgen von Erdbeben

Starke Erdbeben zerstören innerhalb weniger Sekunden ganze Regionen und stürzen Hunderttausende Menschen in Not und Elend. Vor allem in weniger entwickelten Ländern, wo Menschen ohnehin schon in Armut leben, haben Menschen der Naturkatastrophe nur wenig entgegenzusetzen. Gebäude, Brücken, Straßen und andere Infrastruktur sind selten erdbebensicher gebaut und werden bei den Erdstößen extrem beschädigt oder zerstört. Auch Ernten, Viehbestände und Märkte gehen verloren – und damit die Lebensgrundlagen von vielen Menschen.

Erdbeben in Syrien und der Türkei: Helfer suchen nach Überlebenden

Nach dem Erdbeben an der syrisch-türkischen Grenze suchen Rettungskräfte und Bewohner*innen unter den zusammengefallenen Häusern nach Überlebenden.

© UNICEF/UN0778454/Suleiman

Was passiert nach einem Erdbeben?

Nach einem Erdbeben beginnt als allererstes die Suche nach Menschen, die das Beben überlebt haben, aber eventuell unter Trümmern eingeklemmt worden sind. Rettungskräfte versuchen, Überlebende zu bergen und schnellstmöglich medizinisch zu versorgen. Häufig ist das gar nicht so einfach: Nach dem Erdbeben in Nepal 2015 etwa dauerte es Tage, bis entlegene Bergregionen erreicht werden konnten.

Es werden Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet, um Menschen in Sicherheit zu bringen, und Hilfsmaßnahmen wie Bereitstellung von Notunterkünften, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung werden organisiert. Für die Menschen ist nach einem Erdbeben extreme Wachsamkeit wichtig, um auf mögliche Nachbeben vorbereitet zu sein. Meistens schlafen Menschen draußen im Freien, weil ihre Häuser weiteren Erschütterungen nicht standhalten, und Menschen von herunterfallenden Gebäuderesten getroffen werden könnten.

Findet das Beben im Meer statt und es kommt zu einem Tsunami, reißen die großen Wellen Häuser, Straßen und auch Menschen mit sich. Dafür gibt es Warnsysteme, die im Idealfall Menschen rechtzeitig dazu auffordern können, sich in höher gelegene Gebiete zu retten. Eins der folgenschwersten Erdbeben der letzten Jahrzehnte war das Seebeben im Indischen Ozean an Weihnachten 2004. Mit einer Stärke von 9.1 auf der Richterskala wurde ein Tsunami, eine 30 Meter hohe Flutwelle ausgelöst, die über 220.000 Menschen das Leben kostete.

Einige Erdbeben lösen auch Erdrutsche aus, insbesondere in Regionen mit hügeligem oder bergigem Gelände. Lockerer Boden kann sich lösen und Hangrutschungen verursachen, die noch weitere Gebäude, Straßen und Infrastruktur beschädigen oder zerstören können.

Erdbeben in Marokko: Menschen suchen in den Trümmern nach Kleidung und Gegenständen

Nach dem Erdbeben in Marokko im September 2023 suchen Familien nach Kleidung und Haushaltsgegenständen unter den Steinen ihrer zusammengebrochenen Häuser.

© UNICEF/UNI435157/Benkirane

Welche Folgen haben Erdbeben für Menschen weltweit?

Vor allem in armen Weltregionen, in denen die Infrastruktur auch weniger starken Beben nicht standhält, verlieren Menschen bei den Erdstößen fast alles durch die Verwüstung. Selbst ein Beben der Stärke 5 kann hier schon existenzbedrohende Auswirkungen haben und Menschen ihr Einkommen und Obdach nehmen. Durch Erdbeben werden häufig auch Trinkwasserquellen verunreinigt und Ernten beschädigt. Diejenigen Menschen, die das Beben überlebt haben, sind dann häufig durch akuten Hunger und Wasserkrisen bedroht. Einkommensmöglichkeiten sind eingeschränkt und Menschen verlieren ihren Job – eine Spirale aus Armut und Leid, die auch Jahre später nur schwer zu durchbrechen ist.

Auch die psychischen Folgen von Erdbeben sind nicht zu unterschätzen: Der Verlust von Familienangehörigen und Freund*innen, Obdachlosigkeit und Angst vor erneuten Beben sind für viele Menschen eine enorme psychische Belastung.

Erdbeben in Afghanistan: Ein Junge transportiert UNICEF-Hilfsgüter in einer Schubkarre

Der siebenjährige Hekmat schiebt im Oktober 2023 UNICEF-Hilfsgüter mit der Schubkarre zu dem Zelt, in dem er seit dem Erdbeben lebt. UNICEF verteilte Winterkleidung, Hygieneartikel wie Seife und andere wichtige Haushaltsartikel.

© UNICEF/UNI466884/Khan

Wie hilft UNICEF den von Erdbeben betroffenen Kindern?

Ob in Nepal, Indonesien oder Haiti: Erdbeben passieren meist ohne Vorwarnung für Kinder und ihre Familien. In Erdbebengebieten lagert UNICEF wichtige Hilfsgüter, damit wir nach einem Erdbeben schnell reagieren können. UNICEF unterstützt Kinder und ihre Familien mit schneller Nothilfe, um die Überlebenden zu schützen und ihnen lebensnotwendige Hilfsgüter wie Spezialnahrung gegen Mangelernährung, sauberes Wasser, Medikamente und provisorische Unterkünfte wie etwa Zelte zur Verfügung zu stellen.

UNICEF schafft auch sichere Orte, an denen sie betreut und versorgt werden, spielen und lernen können. UNICEF bietet außerdem psychosoziale Unterstützung für traumatisierte Kinder und ihre Familien an, um ihnen bei der Bewältigung des Erlebten und den schwerwiegenden Folgen zu helfen. Der Tod beziehungsweise das Verschüttet sein von Familienangehörigen und Freund*innen sind eine kaum vorstellbare Katastrophe und die Obdachlosigkeit und Angst vor weiteren Beben ständige, schreckliche Begleiter.

Erdbeben in Nepal: Eine Gesundheitshelferin kümmert sich um ein Baby und seine Mutter

Als das Erdbeben die ländliche Region Jajarkot in Nepal traf, hatten bei der hochschwangeren, 22-jährigen Bimala gerade die Wehen eingesetzt. Zur drei Stunden entfernten Gesundheitsstation schaffte Bimala es nicht: Ihren Sohn gebar sie auf dem Weg. Die Familie trug die junge Mutter und das Neugeborene den restlichen Weg zur Gesundheitsstation, wo UNICEF-Gesundheitskräfte sich um die beiden kümmerten

© UNICEF/UNI468539/Prasad Ngakhusi

UNICEF hilft langfristig und unterstützt die Kinder im Erdbebengebiet mit Hilfsgütern und hilft beim Wiederaufbau. Wichtig ist, dass Schulen und Bildungseinrichtungen wieder aufgebaut werden, damit Kinder so schnell wie möglich wieder Zugang zu Bildung und normalen Lebensbedingungen haben. Impfkampagnen und Gesundheitsversorgung helfen dabei, die Verbreitung von Krankheiten nach einem Erdbeben zu verhindern.

UNICEF hilft auch im Bereich der Katastrophenvorsorge: Denn in vielen Gebieten geht es nicht darum, ob es zu einem weiteren Beben kommt, sondern viel mehr um das „wann“. Wie genau Vorbereitung auf Erdbeben aussehen kann? Bau von erdbebensicheren Gebäuden, Sicherheits- und Katastrophenpläne und auch Schulungen dazu, wie man sich im Falle eines Erdbebens am besten verhält.

Erdbeben in Kasachstan: Schülerinnen üben, sich unter einem Tisch in Sicherheit zu bringen

Auch in Kasachstan kommt es immer wieder zu Erdbeben. Hier üben die Viertklässlerinnen Karina, Arailym und Symbat, wie sie sich im Ernstfall verhalten sollten.

© UNICEF/UNI117028/Bell

UNICEF-Hilfe nach Erdbeben: 4 Beispiele

Nach dem Erdbeben in der Türkei & Syrien: UNICEF leistet psychosoziale Betreuung und medizinische Versorgung

Im Februar 2023 legten mehrere starke Erdbeben weite Teile der Südtürkei und Nordsyriens in Trümmer. Über 56.000 Menschen kamen ums Leben, darunter Tausende Kinder. Schulen, Krankenhäuser, Wohnhäuser, Wasser- und Elektrizitätswerke sowie Straßen wurden zerstört oder schwer beschädigt. Kinder in Syrien wurden besonders hart getroffen: Viele von ihnen lebten nach über einem Jahrzehnt Bürgerkrieg bereits in Armut und auf der Flucht. Die Schockwellen des Bebens zerstörten große Teile von Aleppo, Idlib, Homs, Hama und Latakia. Etwa eine halbe Million Menschen verloren durch das Beben ihr Zuhause. In der eisigen Kälte, bei Schnee und Regen waren Kinder den frostigen Temperaturen schutzlos ausgeliefert.

Erdbeben in Syrien: Spielen und Lachen hilft, das Erlebte zu verarbeiten

UNICEF unterstützt nach dem Erdbeben in Syrien Kinder mit psychologischer Erste Hilfe und – wie hier zu sehen – psychosozialen Aktivitäten. Kinder können so ihren Gefühlen Raum geben und das Erlebte verarbeiten, während sie gleichzeitig durch Spielen wieder neue, positive Erfahrungen machen.

© UNICEF/UNI419763/Issa
Blog

Impfungen sei Dank: 8 Infektionskrankheiten, die Sie fast vergessen haben

Mangel an sauberem Trinkwasser, Cholera-Ausbrüche und andere Infektionskrankheiten brachten die Menschen an den Rand ihrer Kräfte und gefährdeten vor allem Kinderleben. Gerade in stark überfüllten Notunterkünften kam es zur Ausbreitung von übertragbaren Krankheiten. UNICEF impfte daher 1,7 Millionen Menschen gegen die Cholera, vor allem in Notunterkünften im Norden Syriens, wo die Menschen auf besonders engem Raum lebten.

UNICEF unterstützte 2023 außerdem insgesamt 5,6 Millionen Kinder und ihre Familien mit Hilfsgütern wie sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Wir haben außerdem direkt nach dem Beben wärmende Kleidung und Decken für Tausende Kinder und Babys verteilt. Auch die medizinische Versorgung und Untersuchung auf Mangelernährung sowie die Unterstützung von Kindern, die ihre Eltern verloren haben, waren wichtige Anliegen von UNICEF.

Die Trauer um geliebte Menschen, der Verlust ihres Elternhauses und die Unsicherheit und Angst vor der Zukunft sind für viele Kinder nur schwer zu bewältigen. UNICEF-Betreuer*innen kümmern sich deswegen darum, dass Kinder psychosozial versorgt werden, dass sie kinderfreundliche Orte haben, an denen sie spielen und über das Erlebte sprechen können. Auch die Einrichtung von provisorischen Schulen und der Wiederaufbau von Schulen sind hohe Priorität: Nicht nur, damit die Kinder schnellstmöglich ihre schulische Bildung fortsetzen können. Sondern auch, weil Schule ein Stück Normalität und ein Zusammensein mit Gleichaltrigen und Freund*innen bedeutet.

Erdbeben in der Türkei: Ein Mädchen auf dem Weg zur Schule

Ein Jahr nach dem Erdbeben in der Türkei geht die 14-jährige Ela in der besonders betroffenen Region Hatay wieder zur Schule. Auch über ein Jahr nach dem schweren Beben leben tausende Kinder und ihre Familien noch in provisorischen Zeltunterkünften.

© UNICEF/UNI508596/Ergen

Nach dem Erdbeben in Afghanistan: Humanitäre Hilfe für Kinder vor Ort

In Afghanistan bebte die Erde im Oktober 2023 gleich mehrere Male. Mehr als 1.000 Menschen kamen dabei ums Leben – 90 Prozent von ihnen waren Frauen und Kinder. Die Provinz Herat war am stärksten betroffen. Auch vor dem Erdbeben lebten Kinder und Familien in großer Armut, vor allem aufgrund der Auswirkungen der zahlreichen Konflikte, Gewalt, Unsicherheit, Dürre und Vertreibung. Mädchen und Jungen, die am wenigsten für die Krise in Afghanistan können, zahlen bis heute den höchsten Preis: Das Beben riss die Menschen noch tiefer in eine Spirale von Armut, Krankheit und Hunger.

UNICEF und unsere Partner leisteten medizinische Versorgung für die Menschen und stellten sicher, dass Kinder und ihre Familien in den Notunterkünften und behelfsmäßigen Zeltdörfern Trinkwasser, Nahrungsmittel, Zugang zu Sanitäreinrichtungen und Produkte für die persönliche Hygiene erhielten. Kinderfreundliche Orte bieten Kindern und ihren Familien psychosoziale Unterstützung, um das Erlebte zu verarbeiten und wieder positiver in die Zukunft blicken zu können. Langfristig werden Schulen und Gesundheitseinrichtungen wieder aufgebaut.

Erdbeben in Afghanistan: Mädchen waschen sich die Hände

Die elfjährige Madina (zweite von links) und ihre Freund*innen waschen sich an den von UNICEF aufgebauten Sanitäranlagen die Hände. "Dank UNICEF haben wir Mädchen unseren eigenen Waschraum. Ich fühle mich jetzt so viel sicherer in der Schule", sagt Madina.

© UNICEF/UNI401770/Naftalin

Nach dem Erdbeben in Haiti: Wiederaufbau von Schulen

Haiti wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder von Erdbeben erschüttert, von denen sich der Inselstaat kaum erholen kann. Über 2.200 Menschen verloren bei dem Erdbeben der Stärke 7,2 im Jahr 2021 ihr Leben, während tausende verletzt und 115.000 Gebäude, darunter Schulen und Gesundheitsstationen, zerstört wurden. Weniger als 48 Stunden nach dem Erdbeben zog zudem der tropische Sturm Grace mit Starkregen und heftigem Wind über die Insel.

Haiti gilt als eines der ärmsten und instabilsten Länder der Welt – dem Erdbeben und den Überflutungen hatten die Menschen nur wenig entgegenzusetzen. Etwa 580.0000 Menschen – so viele wie alle Einwohner*innen der Ruhrmetropole Essen – waren auf sofortige Hilfe angewiesen: sichere Unterkünfte, sauberes Wasser und Nahrungsmittel, medizinische Versorgung und Medikamente – die Menschen benötigten dringend Hilfe.

Erdbeben in Haiti: Kinder haben von UNICEF neue Schulrucksäcke bekommen

Das Erdbeben in Haiti im August 2021 hat auch zahlreiche Schulen zerstört oder stark beschädigt. Damit Kinder schnell ihren Traum von Bildung wieder leben können, hat UNICEF Schulen wiederaufgebaut und Kinder und Lehrer*innen mit Lern- und Lehrmaterialien ausgestattet.

© UNICEF/UN0545714/Ergen

UNICEF war schnell vor Ort, um Hilfe zu leisten und beim Wiederaufbau zu unterstützen. Besonders wichtig war es, die Kinder zu schützen und ihnen inmitten der Verwüstung eine sichere Umgebung zu bieten. Schulen spielten dabei eine zentrale Rolle, denn 70 Prozent der Schulen in den betroffenen Erdbebengebieten wurden zerstört oder stark beschädigt. UNICEF richtete nach dem Beben temporäre Notschulen ein, um den Kindern eine Lernmöglichkeit zu geben. Darüber hinaus wurden beschädigte Schulen rasch wiederaufgebaut, sodass schon nach kurzer Zeit viele Kinder wieder die Schulbank drücken konnten.

Der Schutz und die Bildung der Kinder standen dabei im Mittelpunkt des Nothilfe-Einsatzes. Der Schulbesuch half den Kindern, Normalität und Stabilität zu erleben und half ihnen, die traumatischen Erfahrungen des Erdbebens zu verarbeiten. Wenn Kinder regelmäßig zur Schule gehen, sinkt auch das Risiko, dass sie Opfer von Gewalt und Missbrauch oder in Bandenkriminalität verwickelt werden.

Nach dem Erdbeben in Indonesien: UNICEF baut erdbebensichere Schulen und Krankenhäuser

Im September 2018 erschütterten mehrere Erdbeben die indonesische Insel Sulawesi. Ein bis zu sechs Meter hoher Tsunami wurde ausgelöst und traf die Stadt Palu. Warnzentren brauchen etwa vier bis fünf Minuten, um Alarm zu schlagen, damit Menschen sich in Sicherheit bringen können. In Sulawesi kam der Tsunami jedoch innerhalb von drei Minuten und kostete über 2.200 Menschen ihr Leben. Für die Küstenbewohner*innen war es nicht möglich, sich rechtzeitig in höhere Gebiete zu retten. Fast 225.000 Menschen verloren bei der Naturkatastrophe ihr Zuhause.

Erdbeben und Tsunami in Indonesien: Viele Kinder leben nun in Zelten

Die elfjährige Sophia lebt seit dem Erdbeben und Tsunami in einem Zelt. Sie vermisst ihre Schulbücher und den Laptop, auf dem sie so gerne "Frozen" geguckt hat. Dank UNICEF konnte sie jedoch schon wenige Wochen nach dem Erdbeben wieder zur Schule gehen.

© UNICEF/UN0251799/Wilander

UNICEF arbeitet seit vielen Jahrzehnten in Indonesien und begann sofort nach der Katastrophe damit, Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Direkt nach dem Erdbeben und Tsunami haben wir sichergestellt, dass Hunderttausende Kinder und ihre Familien ein Dach über dem Kopf haben, sauberes Trinkwasser und Essen bekommen und ärztlich und psychologisch versorgt werden.

Längerfristig stand für UNICEF im Mittelpunkt, wichtige Infrastruktur wie Schulen und Krankenhäuser, aber auch Wohnhäuser, erdbebensicherer und stabiler zu bauen. Denn Indonesiens geografische Lage – mitten auf dem pazifischen Feuerring – lässt die Erde hier immer wieder beben, da die tektonischen Platten in ständiger Bewegung sind. UNICEF hat außerdem Lehrkräfte ausgebildet und Lern- und Lehrmaterial für Kinder und Lehrer*innen zur Verfügung gestellt, damit schnellstmöglich wieder Normalität einkehrt und Kinder wieder Bildung – und damit eine bessere Zukunft – erfahren können.

Ihre Spende für die Nothilfe nach Erdbeben

Erdbeben kommen überraschend und können große Schäden anrichten. Wir von UNICEF halten deshalb in Erdbebengebieten grundlegende Hilfsgüter für den Ernstfall vor und helfen den betroffenen Kindern und Familien nach einem Erdbeben schnell mit Trinkwasser, Medikamenten oder Notunterkünften.

Wenn Sie für die Nothilfe nach Erdbeben spenden möchten, können Sie das hier tun. Ihre Spende fließt in die allgemeine UNICEF-Nothilfe und wird für die Hilfe nach Erdbeben oder anderen Katastrophen wie Wirbelstürmen oder Überflutungen eingesetzt. Vielen Dank, dass Sie Kindern helfen!

Johanna Wynn Mitscherlich
Autor*in Johanna Wynn Mitscherlich

Johanna Wynn Mitscherlich arbeitet freiberuflich für UNICEF. Sie hat viele Jahre im Nahen Osten gelebt und gearbeitet, mit einem Fokus auf die humanitäre Situation in Syrien.