Der Winter steht vor der Tür: UNICEF unterstützt Familien in der Ukraine
Ein eisiger Winter steht den Familien in der Ukraine bevor – mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad. Durch die stark beschädigte Energieinfrastruktur fällt der Strom aus und Heizungen bleiben kalt. Wir helfen vertriebenen und besonders gefährdeten Familien, gut durch den harten Winter zu kommen.
Katya und ihre zwei Kinder sind eine der vielen Familien, die wir unterstützen. Ende Oktober hat ein UNICEF-Team sie besucht und sich erzählen lassen, wie sie sich auf den Winter vorbereiten.
„Wann gehen wir nach Hause, Mama?“
Katya, eine 36-jährige Mutter von zwei Kindern, erinnert sich voller Trauer an ihre Heimatstadt Wowtschansk im Osten der Ukraine. Ihr Sohn Andriy ist fünf. Seit sie vor einem Jahr innerhalb der Ukraine flüchten mussten, fragt Andriy sie oft: „Mama, wann gehen wir nach Hause?“ Jedes Mal zögert Katya mit der Antwort. Soll sie die Gefühle ihres Sohnes schonen – oder ihm die Wahrheit sagen, dass sie nämlich wegen des anhaltenden Krieges in der Ukraine kein Zuhause mehr haben?
Flucht in der Feuerpause
Wowtschansk in der Region Charkiw war früher eine Industriestadt. Heute, nach Monaten heftiger Kämpfe, liegt die Stadt in Trümmern. Laut Angaben der örtlichen Behörden wurden sechs von zehn Gebäuden vollständig zerstört, der Rest schwer beschädigt. Katya, ihr Mann, ihre Mutter, ihre Großmutter und ihre beiden Kinder flohen im Herbst 2023, als es zwischen den schweren Luftangriffen eine kurze Pause gab. Fast alles, was sie besaßen, mussten sie zurücklassen.
Jetzt versuchen sie, sich an ihre neue Umgebung anzupassen. Schon im frühen Herbst fingen sie an, sich auf die Kälte und einen harten Winter vorzubereiten.
Ständige Explosionen in der Ferne
Seit dem Frühling lebt die Familie inklusive der Mutter und Großmutter von Katya in einem gemieteten kleinen Häuschen im Dorf Khotimlya in der Region Charkiw. Das Haus wurde von den Vormietern als Sommerhäuschen genutzt und hat nur zwei Zimmer. Nicht weit entfernt, gleich hinter dem Horizont, ist das ständige Geräusch von Explosionen zu hören. Katyas 14-jährige Tochter Halyna scheint dieses Geräusch kaum noch wahrzunehmen:
Eine ganze Woche im Keller
Ihre Heimatstadt Wowtschansk wurde lange Zeit schwer umkämpft. Und mitten drin in den Gefechten war Katya mit ihren Kindern Halyna und Andriy. Für sie alle ging es ums nackte Überleben: „Als die schweren Kämpfe um Wowtschansk begannen, lebten wir eine Woche lang im Keller“, erinnert sich Katya. „Wir blieben buchstäblich die ganze Zeit dort.“ Sie verließen den Unterschlupf nur, um Wasser zu holen. Der örtliche Kindergarten, in dem Katya als Köchin arbeitete, wurde bei den Angriffen zerstört, ebenso wie die Schule der Kinder.
Während die Kämpfe tobten, hatte die Familie keine Gelegenheit zum Packen – es wäre viel zu gefährlich gewesen. Als dann endlich die Chance zur Evakuierung da war, hatten sie kaum Zeit. Es herrschte größte Hektik, und sie konnten nur das Allernötigste mitnehmen: offizielle Dokumente, warme Kleidung und elektronische Geräte, damit die Kinder ihre Online-Schule fortsetzen konnten.
Häufige Angriffe auf die Energieinfrastruktur
Zuerst flohen sie in ein kleines Dorf im Bezirk Bohodukhiv, wo sie den vergangenen Winter verbrachten. Obwohl es dort ruhiger war, waren die Auswirkungen des Krieges jeden Tag zu spüren. Jeder Tag brachte neue Herausforderungen. Es gab fast keinen Handy- und Internetempfang, und der Strom wurde aufgrund von Angriffen auf die Energieinfrastruktur häufig abgestellt.
Um ihre Schulaufgaben herunterzuladen und sie ihren Lehrerinnen und Lehrern online zuzuschicken, musste Halyna fast drei Kilometer zu einem Feld außerhalb des Dorfes laufen – denn nur dort gab es Mobilfunkempfang.
Schließlich zog die Familie in diesem Frühjahr in das kleine Sommerhäuschen in Khotimlya. Trotz der beengten Verhältnisse sind Katya und ihre Familie dankbar für die Unterkunft. Nach den Kämpfen in Wowtschansk ist Katya einfach froh, dass sie mit ihren Lieben hier sein kann. Sie fühlt sich sicherer hier.
Vorbereitung auf einen weiteren langen Winter
Zwei schwere Kriegswinter hat die Familie bereits hinter sich. Nun liegt ein dritter harter Kriegswinter vor ihnen. Für die Kinder in der Ukraine könnte es der härteste Winter seit Kriegsbeginn werden. Schon jetzt liegen die Temperaturen nachts im Minusbereich, und die kältesten Wintermonate stehen erst noch bevor. Bei den anhaltenden Angriffen auf die Ukraine wurde in den letzten Monaten gezielt die Infrastruktur angegriffen, zum Beispiel Kraftwerke, Stromnetze und Wasserleitungen. Die Folge dieser massiven Angriffe: Es gibt bei Weitem nicht genug Wärme und Strom für Millionen Menschen in der Ukraine. Über viele Stunden täglich muss der Strom abgeschaltet werden.
In ihrem kleinen Häuschen hat Katya schon im Herbst begonnen, sich auf die kommende Kälte vorzubereiten.
Bargeldhilfe ermöglicht wärmende Kleidung im nahenden Winter
Zusätzlich zu den Briketts wird Katya für ihre Familie einen kleinen Bargeldbetrag von UNICEF bekommen. Diese Bargeldhilfen sind für Familien bestimmt, die nicht die finanziellen Mittel haben, auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen, und die besondere Unterstützung brauchen. Katya hat sich schon genau überlegt, was sie mit dem Geldbetrag machen wird: warme Winterkleidung für ihre Kinder kaufen.
Nothilfe im Winter: UNICEF unterstützt ukrainische Familien
In Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und unseren Partnern vor Ort unterstützt UNICEF Kinder in der Ukraine. Ganz aktuell heißt das für unsere Ukraine-Nothilfe: Damit Familien sich vor den kalten Temperaturen schützen können, liefern wir festen Brennstoff für den Winter. Jede Familie bekommt drei Tonnen Holzbriketts. Wir versorgen Kinder auch mit anderen Hilfsgütern, darunter lebenswichtigen Medikamenten. Wir verteilen Winterkleidung und warme Decken und stellen Bargeldhilfen für besonders bedürftige Familien zur Verfügung.
UNICEF stellt außerdem Generatoren für Krankenhäuser bereit, um bei Stromausfällen eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen, und liefert Ausrüstung für die Reparatur und Wartung der zerstörten Wasser- und Sanitärinfrastruktur.
Allein in den Regionen Donezk, Dnipropetrowsk, Charkiw, Cherson, Sumy und Saporischschja konnten wir im Rahmen unseres Winterhilfe-Programms in diesem Jahr schon mehreren Tausend Familien bei der Vorbereitung auf den kalten Winter helfen.
Dritter Kriegswinter: Spenden für Kinder
Viele von Ihnen in Deutschland haben seit Kriegsbeginn bereits für die Familien in der Ukraine gespendet. Jetzt, im dritten Kriegswinter, brauchen die Kinder unsere Unterstützung mindestens genauso dringend wie zuvor. Wir von UNICEF stehen ihnen weiter zur Seite. Hier können Sie unsere Nothilfearbeit für die Kinder in der Ukraine mit einer Spende unterstützen:
Im Winter wird es in der Ukraine eisig kalt. Vor allem in den Monaten Januar und Februar sinken die Temperaturen nachts auf bis zu minus 20 Grad.
Innerhalb weniger Monate wurde die Energie- und Wasserversorgung in der Ukraine mehr als hundertmal gezielt angegriffen. Dadurch sind Kraftwerke, Gasspeicher und Wasserleitungen stark beschädigt worden.
Im schlimmsten Fall könnte dies für die Menschen in der Ukraine bedeuten, dass es täglich nur rund vier Stunden Strom am Tag geben wird – und damit nur vier Stunden Zugang zu Wasser, Wärme, Gas und Internet. Für Kinder ist diese Situation im Winter extrem gefährlich, denn sie sind besonders anfällig für Unterkühlung und für schwere Atemwegserkrankungen.
Die Familien in den Frontgebieten benötigen deshalb unsere Hilfe: Sie brauchen dringend Wärme, sauberes Wasser und medizinische Versorgung. Unsere UNICEF-Teams sind auch im dritten Kriegswinter für die Kinder im Einsatz.
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** Dieser Artikel erschien zuerst auf unicef.org. Wir haben ihn für Sie übersetzt und etwas angepasst. **