Bargeldhilfe unterstützt Familien in der Ukraine
Vira ist eine junge Mutter aus der Ukraine. Zwischen Granaten und Schüssen musste sie gemeinsam mit drei Kindern und ihrem Ehemann ihr Zuhause verlassen – und stand plötzlich vor dem Nichts. In unserem Blog erzählt sie, wie ihr das Cash-Assistance-Programm von UNICEF geholfen hat.
Wir von UNICEF sind in der Ukraine vor Ort, um Kindern während des anhaltenden Kriegs zu helfen. Neben der Verteilung von Hilfsgütern und psychologischer Hilfe unterstützen wir Familien, die vom Krieg betroffen sind, mit Bargeldhilfe – der sogenannten Cash-Assistance. Wozu diese eingesetzt werden und wieso flexibel einsetzbares Geld für Familien in Kriegs- und Krisengebieten wichtig ist, zeigt die Geschichte von Vira.
Bargeldhilfe in der Ukraine – Mutter Vira erzählt ihre Geschichte
Vira und ihre drei Kinder hatten für den Sommer Pläne. Sie wollten in ihrem Garten Früchte sammeln, die neugeborenen Kälber versorgen und ans Meer reisen. Doch nichts von dem sollte stattfinden. Stattdessen fand sich Vira am Morgen des 24. Februar 2022 inmitten des Ukraine-Kriegs wieder. Sie fütterte gerade ihre Hühner, als sie die Raketen am Himmel sah – und sich ihr Leben schlagartig änderte.
All die Pläne, die Vira für diesen Sommer hatte – die Früchte, die Kälber, das Meer – wurden zerstört. Das Grün ihres Gartens ist mittlerweile eingegangen, ihr Haus verlassen und der Strand zur ukrainischen Kriegsfront geworden.
Anhaltende Gewalt und keine Lebensmittel: vor der Flucht
„Für mehr als einen Monat hatten wir kein Geld, kein Einkommen, keine mobile Verbindung und keine Lebensmittel“, erzählt uns Vira, während sie sich um ihre Tochter Eva kümmert. Vira ist Mutter von drei Kindern. Sie lebten bis zu ihrer Flucht in der ukrainischen Stadt Zaporizhska, nordöstlich der Hauptstadt Kiew. Die Gewalt, die das Land Ukraine seit dem 24. Februar 2022 erlebt, zwang die Familie zur Flucht. Heute leben sie in einer Unterkunft für Geflüchtete im Westen des Landes – in Lwiw.
Vira erzählt, dass es in den Supermärkten keine Lebensmittel gab. Ihr Mann hat das Futter der Hühner zermahlen, um daraus Mehl herzustellen und Brot zu backen. So hatte die Familie wenigstens etwas zu essen. Es reichte gerade mal für zwei Wochen.
Kurz vor der Flucht packten die sieben- und zehnjährigen Söhne Serhiy und Yaroslav Wasser, Brot und Kerzen und ihr Ehemann warme Decken ein. Sie verließen ihr Zuhause ohne ausreichend Nahrung, Medikamente und ohne jede Sicherheit, was die Zukunft bringt.
Der Zeitpunkt, an dem Vira wusste: Sie muss fliehen
Vira erzählt von ihrem Alltag, den sie noch kurz vor der Flucht hatte. Trotz Granaten und Schüsse, die um sie herum abgefeuert wurden, war Vira gezwungen, in die benachbarten Orte zu fahren, um unter anderem Windeln für ihre Tochter zu besorgen. Dabei musste sie verschiedene Checkpoints passieren. Nach einer der gefährlichen Fahrten kam sie zurück nach Hause und sah, dass in ihrem Haus eingebrochen worden war.
„Gott sei Dank, sind die Kinder zu diesem Zeitpunkt bei ihren Großeltern gewesen“, sagt Vira. „Als ich feststellte, dass die Lage unübersichtlich wurde, habe ich verstanden, dass es das war. Wir entschlossen uns zu fliehen. Die Reise war zermürbend. Das Auto ging an einem der Checkpunkte kaputt, das Baby weinte und wir hatten immer weniger Brei. Unsere Tochter wollte etwas essen, aber wir hatten kein heißes Wasser, um den Brei zuzubereiten. Wir hatten Angst, getötet zu werden.“
„Es ist sehr schwer – für Eltern und für Kinder“
Nach einer langen Reise und vielen Nächten, die die Familie in Notunterkünften für geflüchtete Menschen verbrachte, kam sie an ihrem Zielort Lwiw an. Auch dort kamen sie in einer Flüchtlingsnotunterkunft unter. Hier habe die Familie nicht viel Platz, erzählt Vira, aber endlich eine Möglichkeit – wenn auch übergangsweise – anzukommen, sich auszuruhen und sich um die Gesundheit ihrer Kinder zu kümmern.
„Ein freiwillig helfender Psychologe kümmert sich um meinen Sohn Serhiy“, sagt Vira. „Seine Nerven liegen durch den Krieg blank. Er weint sehr oft und zieht sich in sich zurück. Ich hoffe, dass der Psychologe ihm helfen kann.“
Vira sorgt sich auch um ihre Verwandten Zuhause – und um die finanzielle Sicherheit der Familie. Um Nahrung für die Kinder zu kaufen, hat sie ihre Ohrringe und den Ehering ihres Mannes verkauft.
„Spilno“ Bargeldhilfe von UNICEF
Vira bewarb sich für das „Spilno“ Cash Assistance Programme von UNICEF, das Familien mit Kindern, die vom Krieg betroffen sind, unterstützt. Zusammen mit Partnern haben bis zum 27. Juli 2022 mehr als 88.000 Familien mit 261.000 Kindern kleine Bargeldbeträge (Cash Transfer) als Hilfsgut erhalten.
UNICEF bietet viele verschiedene Hilfsgüter. Neben therapeutischer Erdnusspaste zur Behandlung von Mangelernährung, Impfstoffen und Notzelten ist auch Bargeld eines der UNICEF-Hilfsgüter. Denn was ist, wenn die Eltern eines Kindes in Not nicht die Mittel haben, auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen? Hier bietet UNICEF Familien in Not kleine Geldbeträge, die sie flexibel für die Versorgung ihrer Kinder einsetzen können.
„Mit Hilfe des UNICEF-Programmes habe ich 33.000 UAH (Hrywnja, umgerechnet knapp 1.000 Euro) erhalten“, sagt Vira. „Auch wenn das eine hohe Summe ist, können wir nicht viel davon kaufen, da die Preise auch hier stark gestiegen sind. Aber ich haushalte gut und kaufe Produkte und Medikamente für die Kinder. Wir versuchen das Geld so aufzuteilen, dass es für einige Monate ausreicht.“
Das Cash-Assistance-Programm wird unter anderem durch das Auswärtige Amt unterstützt.
Vira und ihr Mann suchen derzeit einen Job und versuchen in ihrer neuen Realität anzukommen.
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Sie möchten mehr UNICEF-Blogs zur Ukraine lesen? In unseren Blogbeiträgen zur Ukraine schildern wir die aktuelle Situation der Kinder, geben Tipps, wie man mit Kindern über den Krieg sprechen kann, und erklären Ihnen, wie sich der Konflikt über die Jahre entwickelt hat.