© UNICEF/UN0673616/AndrianantenainaKinderarbeit: Sambilahatsa arbeitet tief unter der Erde in einer Glimmermine.
Gut zu wissen

Kinderarbeit weltweit: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Hier finden Sie die wichtigsten Infos zu Kinderarbeit im Überblick – und so viel vorweg: Wenn Ihre Kinder nicht beim Aufräumen oder Rasenmähen helfen wollen und sich dabei auf das Verbot von Kinderarbeit berufen, dürfen Sie getrost widersprechen. Mit Kinderarbeit ist etwas anderes gemeint. Lesen Sie selbst:



von Ninja Charbonneau

Definition: Was ist Kinderarbeit?

Kinderarbeit sind laut Definition Arbeiten, für die Kinder zu jung sind, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten. Kinderarbeit beraubt Kinder ihrer Kindheit und verstößt gegen die weltweit gültigen Kinderrechte, die in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben sind.

Jedes Jahr am 12. Juni ist Welttag gegen Kinderarbeit – eine wichtige Gelegenheit, um immer wieder auf das Problem aufmerksam zu machen. Und natürlich um für die Lösungen zu werben! Denn Kinderarbeit ist kein unabänderliches Schicksal. Wir wissen bereits, welche Ansätze den Kindern am besten helfen können, aber sie müssen noch stärker in der Breite umgesetzt werden.

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Man muss also unterscheiden zwischen normalen Aufgaben zum Beispiel im Haushalt, zwischen legaler Beschäftigung von Jugendlichen oberhalb des Mindestalters und zwischen Ausbeutung von Kindern in Form von körperlich schwerer Kinderarbeit, etwa in Steinbrüchen, Minen, Bergwerken oder auf Plantagen. Für legale Beschäftigung haben die meisten Staaten per Gesetz ein Mindestalter zwischen 14 und 16 Jahren festgelegt. Das heißt, Kinder unterhalb dieser Altersgrenze gelten als zu jung für Arbeit und ihre Beschäftigung verboten (festgehalten in der ILO-Konvention Nr. 138 von 1976).

In Deutschland ist das Mindestalter 15 Jahre mit einigen Ausnahmen für leichte Tätigkeiten – Zeitungsaustragen ist zum Beispiel auch für jüngere Jugendliche erlaubt. Allerdings nur für eine begrenzte Anzahl von Stunden, damit dies nicht ihrer Schulbildung im Weg steht. Die Einzelheiten werden durch das Jugendarbeitsschutzgesetz und die Kinderarbeitsschutzverordnung geregelt.

Zu den "schlimmsten Formen der Kinderarbeit" zählen die Vereinten Nationen (ILO-Konvention Nr. 182 von 1999): Sklaverei und sklavenähnliche Abhängigkeiten, Zwangsarbeit einschließlich des Einsatzes von Kindersoldat*innen, Kinderprostitution und Kinderpornographie, kriminelle Tätigkeiten wie den Missbrauch von Kindern als Drogenkuriere sowie andere Formen der Arbeit, die die Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährden können. Alle Mitgliedstaaten der ILO haben das Übereinkommen 182 ratifiziert.

Zudem hat sich die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 auf das Ziel Nr. 8.7 geeinigt, jegliche Form der Kinderarbeit, angefangen mit der gerade beschriebenen schlimmsten Form, bis zum Jahr 2025 vollständig abzuschaffen. Das Ziel ist leider nicht mehr zu erreichen, denn das Problem besteht fort und hat in einigen Regionen sogar zugenommen. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, auf die ich noch eingehe.

Kinderarbeit: Nina ist 13 Jahre alt und arbeitet in der Glimmermine in Madagaskar.

Nina ist 13 Jahre alt und arbeitet in der Glimmermine in Madagaskar. Glimmer ist ein Mineral, das häufig in Produkten wie Kosmetika, Farben und Elektronik enthalten ist.

© UNICEF/UN0673622/Andrianantenaina

Wie viele Kinderarbeiter*innen gibt es und was tun sie?

160 Millionen Mädchen und Jungen sind nach aktueller Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF von Kinderarbeit betroffen. Das heißt, sie müssen unter Bedingungen arbeiten, die sie ihrer elementaren Rechte und Chancen berauben.

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Weltmädchentag 2024: Elf Fakten zum internationalen Mädchentag

Insgesamt arbeiten mehr Jungen (97 Millionen) als Mädchen (63 Millionen). Allerdings muss man dazu sagen, dass Mädchen beispielsweise häufig Arbeiten im Haushalt erledigen, die weniger augenfällig sind und deshalb nicht unbedingt in den Statistiken auftauchen. Berücksichtigt man in der Statistik Hausarbeiten, die mindestens 21 Stunden pro Woche verrichtet werden, verringert sich der geschlechtsspezifische Unterschied bei der Kinderarbeit.

Etwas mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Kinderarbeit sind unter zwölf Jahre alt oder besser gesagt jung. Die meisten Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, leben in Afrika, gefolgt von Asien.

Wie sieht Kinderarbeit heute aus? In welchen "Berufen" gibt es Kinderarbeit?

Kinderarbeit kann die unterschiedlichsten Formen haben: Kinder und Jugendliche helfen bei der Ernte mit, verkaufen Gemüse auf dem Markt, bedienen in Teestuben, betteln auf der Straße, färben Stoffe, arbeiten in Fabriken und vieles mehr.

Fast die Hälfte der arbeitenden Kinder (79 Millionen) leidet unter Arbeitsbedingungen, die gefährlich oder gesundheitsschädlich sind (Englisch: hazardous work) – zum Beispiel in Goldminen in Burkina Faso, auf den Baumwollfeldern in Indien, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika.

Kinderarbeit in der Demokratischen Republik Kongo: Alphonsine muss arbeiten.

Alphonsine (16) hält ein Blech mit frisch gebackenem Brot in den Händen. Nach der Scheidung ihrer Eltern brach sie die Schule ab, um sich um ihre jüngeren Brüder und Schwestern zu kümmern.

© UNICEF/UN0697985/Mulala

Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft (70 Prozent), jedoch auch viele in der Industrie (10 Prozent) und als Hilfskräfte im Dienstleistungsbereich (20 Prozent). Weitgehend im Verborgenen arbeiten Millionen Kinder und Jugendliche als Dienstboten und Dienstbotinnen in privaten Haushalten – der Großteil von ihnen Mädchen. Viele von ihnen haben überlange Arbeitszeiten. Sie sind stark von ihren Arbeitgebern abhängig und kaum geschützt vor Gewalt oder sexuellen Übergriffen.

Übrigens ist der überwiegende Teil der Kinder nicht angestellt: Sie arbeiten im Familienverbund mit, zum Beispiel bei der Feldarbeit, beim Hüten der Tiere oder im Familienbetrieb, in der Regel unbezahlt. Dadurch ist hre Arbeit weniger auffällig – es heißt aber nicht, dass sie weniger schlimm ist. Oft gehen Kinder auch im Familienverbund gefährlicher Arbeit nach.

Kinderarbeit in Vietnam: Mädchen als Tankwart

Nhu Y (15) lebt seit der Scheidung ihrer Eltern bei ihrer Oma. Die Eltern schicken nur gelegentlich Geld, und die Oma ist zu schwach, so dass Nhu Y Geld verdienen muss. Im Sommer hat sie an einer Tankstelle gearbeitet. Mit Unterstützung eines Sozialarbeiters hat sie ein Stipendium erhalten, um weiter lernen zu können. Sie möchte nach eigener Aussage Polizistin werden – weil die Ausbildung nichts kostet.

© UNICEF/UN0712616/Hoang

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Welche Trends gibt es bei Kinderarbeit?

Jetzt kommt leider eine schlechte Nachricht: Zuletzt mussten immer mehr Minderjährige arbeiten. Im letzten Erhebungszeitraum zwischen 2016 und 2020 gab es laut Internationaler Arbeitsorganisation und UNICEF einen Anstieg um 8,4 Millionen Kinder in Kinderarbeit. Zudem gehen Expert*innen davon aus, dass als langfristige Folge der Corona-Pandemie Millionen weitere Kinder gefährdet worden sind, in Armut abzurutschen und möglicherweise in Kinderarbeit gedrängt zu werden.

Damit ist der Fortschritt zur Beendigung von Kinderarbeit zum ersten Mal seit 20 Jahren ins Stocken geraten. Zwischen 2000 und 2016 war die Zahl der Mädchen und Jungen in Kinderarbeit noch um 94 Millionen gesunken.

Es ist wichtig zu wissen, dass die Schätzungen zur weltweiten Kinderarbeit nur alle vier Jahre berechnet werden. Im Juni 2025 werden voraussichtlich die Zahlen für den Zeitraum 2020 bis 2024 veröffentlicht. Wir wissen also immer erst etwas zeitverzögert, wie es um die Entwicklung steht.

In welchen Ländern gibt es Kinderarbeit?

Am meisten verbreitet ist Kinderarbeit im südlichen Afrika, in Asien, Lateinamerika und Karibik, sie kommt aber auch in Nordafrika und im Mittleren Osten, in Europa und den USA vor. In Subsahara-Afrika ist fast jedes vierte Kind von fünf bis 17 Jahren von Kinderarbeit betroffen (23,7 Prozent). Das sind 89,2 Millionen Kinder und damit mehr als im Rest der Welt zusammen.

In Südasien sind 21,8 Millionen Kinder und Jugendliche in Kinderarbeit (4,9 Prozent der 5- bis 17-Jährigen), in Ostasien und Pazifik 25,1 Millionen (6,2 Prozent), Europa und Zentralasien 8,3 Millionen (5,8 Prozent), Lateinamerika und Karibik 8,2 Millionen (6,0 Prozent), Mittlerer Osten und Nordafrika 7,2 Millionen (6,5 Prozent) und Nordamerika 200.000 (0,3 Prozent).

Auch bei den Entwicklungen gibt es große regionale Unterschiede. In Subsahara-Afrika ist die Zahl der Kinderarbeiter*innen in den letzten vier Jahren am stärksten gestiegen, um 16,6 Millionen. Hingegen sind in anderen Regionen wie Asien und dem Pazifik sowie in Lateinamerika und der Karibik die Zahl der Kinderarbeiter*innen zwischen 2016 und 2020 deutlich gesunken - allein in Asien und Pazifik um 13,4 Millionen.

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Bolivien: Schuften statt Schule

Länder, in denen Kinderarbeit sehr hoch ist, sind zum Beispiel Äthiopien (nach letzter Schätzung 45 Prozent aller Kinder von fünf bis 17 Jahren), Haiti (36 Prozent), Madagaskar (37 Prozent), Nigeria (31 Prozent). Mit den Zahlen muss man etwas vorsichtig sein, weil Kinderarbeit im Haushalt oder informellen Sektor häufig nicht erfasst wird. In diesen Ländern lebt ein großer Anteil der Bevölkerung in Armut, einer der Haupttreiber für Kinderarbeit. Und für China und Indien gibt es zum Beispiel keine separaten nationalen Schätzungen. Trotzdem wissen wir, dass viele Kinder dort arbeiten müssen. Generell ist das Risiko für Kinderarbeit in Ländern mit großer Armut, aktiven Konflikten, mit schwachen Schutzsystemen (zum Beispiel fehlende soziale Absicherung), staatlicher Korruption und in Regionen, die unter den Folgen des Klimawandels extrem leiden, besonders hoch. Oft kommen mehrere dieser Faktoren zusammen.

In Zeiten von Not steigt die Gefahr, dass Kinder arbeiten müssen, anstatt zur Schule zu gehen.

Kinderarbeit in Bangladesch.

Der 10-jährige Roni arbeitet als Straßenhändler in Bangladesch.

© UNICEF/UN0523652/Monir

Gibt es Kinderarbeit in Deutschland?

In Deutschland ist Kinderarbeit ganz klar verboten und die Gesetze zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sind sehr streng. Kinder unter 15 Jahren dürfen mit wenigen Ausnahmen gar nicht arbeiten, Jugendliche ab 15 Jahren können einer Beschäftigung nachgehen, aber auch hierfür gelten laut Jugendarbeitsschutzgesetz eine Reihe von Einschränkungen. Vor allem dürfen Jugendliche nicht nachts oder am Wochenende arbeiten und dürfen außerdem nur eine begrenzte Anzahl von Stunden pro Woche arbeiten. Die bei uns geltende Schulpflicht ist auch ein guter Schutz davor, dass Kinder oder Jugendliche zu früh oder zu viel mit anpacken.

Das war übrigens nicht immer so: Das Jugendarbeitsschutzgesetz gibt es erst seit 1960, und die UN-Kinderrechtskonvention, die 1990 in Kraft trat, wurde 1992 von Deutschland ratifiziert. Früher war es auch in Deutschland weit verbreitet, dass Kinder in der Landwirtschaft und später mit der Industrialisierung in Fabriken hart arbeiten mussten.

Warum gibt es eigentlich Kinderarbeit?

Und dahinter steht oft die Frage: Warum lassen Eltern das zu? Damit sind wir schon mittendrin in der Frage nach den Ursachen für Kinderarbeit. Nummer eins: Armut, meist in Kombination mit anderen Faktoren. Manchmal fehlt vielleicht das Bewusstsein, dass Kinderarbeit schädlich für die Entwicklung der Kinder sein kann. Aber meistens liegt es einfach daran, dass Familien auf die Mitarbeit der Kinder angewiesen sind, weil sie sonst einfach nicht überleben können. Das Hauptproblem ist, dass die erwachsenen Arbeitskräfte oft keine fairen Löhne erhalten, die das Einkommen der Familie sichern können. Manchmal fehlt auch ein Elternteil oder kann wegen einer Krankheit nicht arbeiten. Dazu kommt, dass es häufig keine soziale Absicherung gibt, dass also nicht wie bei uns der Staat einspringt, wenn eine Familie in Not ist.

Wirtschaftskrisen, Konflikte und Naturkatastrophen verschärfen die Situation, weil zum Beispiel die Haupternährer*innen tot oder von der Familie getrennt sind, weil Felder nicht bestellt werden können oder andere Einnahmequellen wegfallen und Kosten für Grundnahrungsmittel steigen. Im östlichen und südlichen Afrika und in Asien haben in den letzten Jahren Wetterextreme wie Dürren im Wechsel mit schweren Regenfällen dazu geführt, dass Kinder den Schulbesuch abbrechen, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen.

Aus verschiedenen Gründen wollen oder müssen Kinder und Jugendliche also Geld verdienen oder ohne Bezahlung mithelfen, und häufig sehen ihre Familien auch nichts Falsches darin.

Kinderarbeit: Ahmed arbeitet in einer Recycling-Anlage

Ahmed (14) steht in der Recycling-Anlage im Industriegebiet der Stadt Nizip, in der er die letzten zehn Tage gearbeitet hat. Das wenige Geld, das er verdient, schickt er seiner Familie. Sie lebt in einem Flüchtlingslager in der türkischen Stadt.

© UNICEF/NYHQ2014-0161/Noorani

Was ist das Schlimme an Kinderarbeit?

Zunächst einmal: Es muss auch nicht generell schlecht sein, wenn Mädchen und Jungen zum Beispiel bei der Ernte oder im Familienbetrieb mit anpacken und Erfahrungen sammeln – solange es sich in Grenzen hält, ihre Gesundheit nicht gefährdet wird und sie trotzdem zur Schule gehen können.

Doch alles darüber hinaus, was also per Definition unter Kinderarbeit fällt, verstößt gegen die UN-Kinderrechtskonvention und schadet Kindern und Jugendlichen in ihrer Entwicklung.

Ganz extrem ist das bei den so genannten „schlimmsten Formen“ der Kinderarbeit, also zum Beispiel Kinderprostitution, der Einsatz als Kindersoldat oder Kindersoldatin oder der Missbrauch von Kindern für kriminelle Machenschaften, zum Beispiel als Drogenkurier. Teilweise werden Kinder Opfer von Kinderhandel oder werden durch Schuld-Knechtschaften zum Arbeiten gezwungen. Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge werden über 3,3 Millionen Kinder zum Arbeiten gezwungen, darunter auch Kinder, die als Prostituierte arbeiten müssen. Diese extremen Formen von Ausbeutung werden auch als moderne Sklaverei bezeichnet.

Rund die Hälfte aller Kinderarbeit gilt als gefährlich, wenn zum Beispiel Kinder in einsturzgefährdeten Minen arbeiten, Feinstaub oder giftige Chemikalien einatmen, schwere Geräte und Maschinen bedienen oder mit gefährlichen Geräten wie Macheten und Sensen hantieren. Auch stundenlange Arbeit in gebückter Haltung an Nähmaschinen oder unter der heißen Sonne können der Gesundheit erheblich schaden.

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Ahmads Geschichte oder Kinderarbeit im Camp

Die Realität ist außerdem: Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, gehen oft gar nicht zur Schule. Außerdem müssen Millionen von Schulkindern parallel arbeiten. Viele brechen deshalb die Schule vorzeitig ab oder kommen im Unterricht schlechter mit, weil sie erschöpft sind und ihnen die Zeit zum Lernen zu Hause fehlt. Heranwachsende ohne Bildung und Schulabschluss wiederum haben schlechtere Chancen, jemals gut bezahlte Arbeitskräfte zu werden. Es ist also ein Teufelskreis.

Es ist daher wichtig zu sagen: Jede Form der Kinderarbeit ist per Definition schlecht für Kinder. Und es ist richtig, dass sich die Staatengemeinschaft vorgenommen hat, möglichst schnell alle Formen von Kinderarbeit zu beenden. Damit dieses Ziel auch erreicht wird, sollten alle Akteurinnen und Akteure ihre Bemühungen hochschrauben.

Sollte man Kinderarbeit generell verbieten?

Natürlich sind Gesetze zum Schutz von Kindern einschließlich eines Verbots von Kinderarbeit zwingend nötig. Die meisten Länder haben auch Gesetze, die Kinderarbeit verbieten – zumindest auf dem Papier. Aber selbst wenn die Gesetze überall ganz konsequent umgesetzt werden würden, reicht das alleine noch nicht aus. Denn gleichzeitig muss die Ursache dafür, dass Kinder arbeiten und auf das Geld angewiesen sind, angegangen werden. Sonst verlagert sich das Problem nur und Kinder müssen im Verborgenen an Stellen arbeiten, die nicht sichtbar für Regierungen und Arbeitsinspekteure sind.

Erfahrungen aus mehreren Ländern zeigen, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Gesetze zum Schutz der Minderjährigen sind wichtig, aber sie müssen auch konsequent umgesetzt und von Maßnahmen begleitet werden, die die tiefer liegenden Ursachen von Kinderarbeit bekämpfen. Kinderarbeit lässt sich nicht einfach verbieten – genauso wenig, wie man Armut verbieten kann. Sie lässt sich aber überwinden. Auch wenn es noch ein weiter Weg bis dahin ist.

Ein Beispiel: Der Kakao für die bei uns so beliebte Schokolade wird vor allem in Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) und Ghana angebaut - und leider werden für diese schwere Arbeit nach wie vor auch Kinder eingesetzt. Das "Lieferkettengesetz" schreibt seit 2023 für deutsche Unternehmen ein strenges Verbot von Kinderarbeit vor. Das klingt zwar erst mal gut und richtig, aber führt teilweise dazu, dass Zulieferer mit Geschäftspartnern arbeiten, die sich nicht an dieses Verbot halten. Somit bleibt das Problem fortbestehen. Außerdem sind die Kinder auf das Geld angewiesen, da ihre Familie nicht ausreichend für den Lebensunterhalt verdient - wenn das Einkommen wegfällt, hilft das den Kindern erst mal nicht. Vielmehr muss vor allem dafür gesorgt werden, dass die Ursachen für Kinderarbeit wirksamer bekämpft werden.

Kinderarbeit ist unter anderem in Bangladesch verbreitet

Arif (12) arbeitet als Lehrling in einer kleinen Schuhfabrik in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs. Neben der Arbeit besucht er ein von UNICEF unterstütztes Lernzentrum speziell für Kinder, die entweder nie eingeschult wurden oder früh von der Schule abgegangen sind – so erhalten sie eine zweite Chance auf Bildung.

© UNICEF/UN0393294/Satu

Was hilft denn dann? Und ist das Lieferkettengesetz trotzdem sinnvoll? Das bringt uns zur nächsten Frage.

Was bringt das Lieferkettengesetz im Kampf gegen Kinderarbeit?

Um Kinderarbeit zu beenden, sind in erster Linie die jeweiligen Regierungen in der Pflicht. Daneben spielen auch weitere Akteure eine wichtige Rolle in der Bekämpfung von Kinderarbeit. Vor allem können auch Unternehmen einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie zum Beispiel familienfreundliche Arbeitsbedingungen und faire Löhne in der gesamten Lieferkette garantieren.

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Warum Kinder ein wirksames Lieferkettengesetz brauchen

Das in 2023 in Kraft getretene "Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz" zielt unter anderem darauf ab, dass Unternehmen genau diesen Beitrag leisten. Demnach sind sie dazu verpflichtet, Kinderarbeit in ihren Lieferketten zu verbieten, und falls sie Kinderarbeit in ihren Lieferketten finden, müssen sie für wirksame Abhilfemaßnahmen sorgen.
Wir begrüßen das deutsche Gesetz als sehr wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Das Lieferkettengesetz enthält wichtige Elemente, um Kinderarbeit in globalen Lieferketten zu bekämpfen, aber reicht alleine nicht aus – schon alleine deshalb, weil Kinderarbeit nicht nur im produzierenden Bereich vorkommt, sondern vor allem im informellen Bereich, beispielsweise landwirtschaftliche Tätigkeiten im Familienverbund oder Straßenverkauf.

Kinderarbeit: Kriege und Krisen verschärfen das Problem

Hussein aus Syrien erzählt: „Mein Name ist Hussein, ich bin zehn Jahre alt. Ich arbeite seit zwei Jahren in einer Werkstatt. In der Schule war ich nur einen Monat, dann musste ich Geld verdienen gehen. Meine älteren Brüder haben das Land verlassen, deshalb muss ich arbeiten, um meiner Familie zu helfen. Ich weiß nicht, wo meine Brüder sind.“

© UNICEF/UNI310533/Romenzi

Hinzu kommt, dass neben deutschen Unternehmen natürlich auch Unternehmen aus anderen Ländern dafür sorgen sollten, dass die Menschen- und Kinderrechte in ihren Lieferketten eingehalten werden. Deshalb ist es gut, dass auch auf europäischer Ebene der Weg für ein neues EU-Lieferkettengesetz freigemacht wurde. Hierbei kommt es jetzt darauf an, dass die EU-Mitgliedstaaten und die deutsche Bundesregierung das EU-Lieferkettengesetz ambitioniert in nationale Gesetzgebung umsetzen.

Was kann man gegen Kinderarbeit tun?

Um Kinderarbeit zu beenden, sind in erster Linie die jeweiligen Regierungen in der Pflicht. Dabei brauchen sie Unterstützung durch Bildungsinstitutionen, Gewerkschaften, Massenmedien, Hilfsorganisationen, Spenderinnen und Spender, und nicht zuletzt müssen auch Unternehmen ihren Teil dazu beitragen.

Wirksame Gesetze gegen Kinderarbeit sind wichtig, reichen aber allein nicht aus. Auch die Ursachen wie Armut und fehlende Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten müssen adressiert werden. Der beste Schutz vor Kinderarbeit sind daher Investitionen in alle Lebensbereiche eines Kindes, insbesondere in Bildung und den Zugang zu kostenfreien, kinderfreundlichen Schulen mit guter Unterrichtsqualität sowie in die soziale Sicherheit von Kindern und ihren Familien.

Wenn Kinderarbeit tatsächlich eingetreten ist, müssen natürlich auch wirksame Abhilfemaßnahmen ergriffen werden. UNICEF unterstützt zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo oder in Indien Reintegrationsprogramme für ehemalige arbeitende Kinder, damit sie wieder zur Schule gehen können.

InfoAlles rund um Kinderrechte

Kinderrechte sind grundlegende Rechte, die allen Kindern zustehen, unabhängig etwa von Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder Herkunft. Weltweit wachsen viele Millionen Kinder in Armut auf. Und es ist noch längst nicht gelungen, dass das Wohlbefinden der Kinder in Politik und Gesellschaft wirklich Vorrang hat. UNICEF Deutschland will erreichen, dass die Perspektive der Kinder mehr zählt - mit Kampagnen, Medienarbeit, Mitmachaktionen und im direkten Dialog mit der Politik.

Erfahren Sie auf dieser Seite alles zum Thema Kinderrechte und die Kinderrechtsarbeit von UNICEF.

Für UNICEF als Kinderhilfswerk ist die Bekämpfung von Kinderarbeit Teil eines umfassenden Kinderschutz-Ansatzes: Alle Kinder sollen frei von Gewalt und Ausbeutung aufwachsen, und nicht notwendige Trennung von der Familie soll vermieden werden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir uns für verbesserte Gesetze ebenso ein wie für einen Wandel von Traditionen und Verhaltensweisen und unterstützen gezielt Programme, unter anderem für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit.

Unternehmen tragen in diesem Zusammenhang eine große gesellschaftliche Verantwortung, um ausbeuterische Kinderarbeit nachhaltig zu bekämpfen. Zusammen mit Save the Children und Global Compact hat UNICEF Grundsätze erarbeitet, wie Unternehmen Kinderrechte schützen und fördern können – unter anderem, indem sie dafür sorgen, dass in der gesamten (globalen) Lieferkette keine Kinderarbeit vorkommt. Darüber hinaus sollte das gesamte Umfeld, in dem ein Unternehmen arbeitet, so gestaltet sein, dass es sich positiv auf das Leben des Kindes, der Familien und Gemeinschaften auswirkt. Dazu gehört zum Beispiel, dass faire Löhne gezahlt werden, die Arbeitszeiten familiengerecht sind, gute Kinderbetreuung möglich ist und auf die Gesundheit der Mitarbeitenden geachtet wird.

Wir als Verbraucherinnen und Verbraucher können und sollten zudem kritisch hinterfragen, unter welchen Bedingungen die Produkte, die wir kaufen, hergestellt wurden.

Kinderarbeit Indien

Vaishali, 14, musste die Schule verlassen und Geld verdienen, nachdem die Mutter ihren alkoholkranken Vater verlassen hatte. Jetzt geht sie mit Unterstützung von UNICEF und der IKEA Foundation im Dorf Jarang in Indien wieder in die Schule.

© UNICEF India /Singh

UNICEF macht weltweit auf die negativen Folgen von Kinderarbeit aufmerksam und unterstützt wirksame Strategien und Programme, zum Beispiel Lernzentren für arbeitende Kinder, alternative Verdienstmöglichkeiten für Familien oder auch finanzielle Unterstützung von armen Familien, damit sie ihre Kinder in die Schule schicken können.

* Dieser Artikel erschien bereits zu einem früheren Zeitpunkt erstmalig. Wir aktualisieren ihn für Sie regelmäßig mit neuen Zahlen (Quellen für die meisten Zahlen: ILO & UNICEF, Child Labour: Global Estimates 2020: Trends and the road forward, Geneva 2021 und ILO, COVID-19 Impact on Child Labour and Forced Labour: The Response oft he IPEC+ Flagship Programme, Geneva 2020).

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Autor*in Ninja Charbonneau