Bolivien: Schuften statt Schule
Valentinne muss arbeiten. Jeden Tag verkauft sie Papiertaschentücher auf den Straßen von La Paz in Bolivien. Doch bald, hofft die Neunjährige, kann sie wieder zur Schule gehen.
Frühmorgens um vier Uhr ist es draußen noch ziemlich kalt. Trotzdem quält sich Valentinne aus dem Bett. Sie muss los, zur Arbeit! „Wegen der kühlen Luft läuft den Menschen morgens oft die Nase. Dann kaufen sie meine Taschentücher“, erklärt die Neunjährige. Also packt sie ein paar Päckchen ein und macht sich auf in die Straßen der Großstadt La Paz im Westen Boliviens – gemeinsam mit ihrer Mutter. Diese nutzt ebenfalls die Morgenstunden, wenn die Menschen auf dem Weg zur Arbeit sind, und verdient Geld als Schuhputzerin.
Früher ging Valentinne dann zur Schule. Doch seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist alles anders. Die Schule wurde geschlossen. Zwar gab es noch Unterricht, aber nur online und digital. Und dafür fehlte Valentinne der Computer. Hinzu kam, dass die Straßen nun wie leer gefegt waren und kaum noch jemand zum Schuheputzen kam. Der Familie ging das Geld aus, also musste Valentinne mit anpacken.
Valentinnes Schicksal teilen viele Kinder und Jugendliche. Schuften statt Schule – das gilt weltweit inzwischen für rund 160 Millionen Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis 17 Jahren, schätzt UNICEF, und kämpft so gut es geht dagegen an.
Auch Valentinne und ihre zwei kleinen Brüder werden von einer Partnerorganisation des Kinderhilfswerks unterstützt. So ist das Mädchen für das neue Schuljahr bereits angemeldet. „Bis dahin lerne ich zwischendurch mit den Schulheften vom letzten Jahr“, sagt Valentinne. Sie weiß, wie wichtig Bildung ist, und will eines Tages Kinderärztin werden.