Mutter werden inmitten des Ukraine-Kriegs
Schwangere und Mütter in der Ukraine brauchen Sicherheit und eine bessere medizinische Grundversorgung. UNICEF liefert Hilfsgüter, um den Krankenhäusern und Gesundheitsstationen zu helfen.
Dringend benötigte Gesundheitshilfe
Kiew, 7. März 2022: Im feuchten Keller einer Entbindungsklinik wiegt Yuliya ihr neugeborenes Baby liebevoll im Arm. Ihre Tochter Vera ist erst wenige Tage alt, aber ihr Leben ist bereits in Gefahr. "Wir sitzen hier im Keller und weinen viel", sagt Yuliya über ihre Situation und die der anderen Frauen hier. "Es macht mir Angst, die Angriffe mitzuerleben. Wir Mütter tun alles, was wir können, um unsere Kinder zu retten."
Yuliya kam zu Fuß nach Kiew. Sie wohnt außerhalb der ukrainischen Hauptstadt und brauchte zwei Tage, bis sie die Klinik erreichte. Angesichts der verheerenden Gewalt um sie herum sah Yuliya hier den einzigen sicheren Ort für die Geburt ihres Kindes. Sie erzählt, dass es Momente gab, in denen sie dachte, sie würde es nicht unversehrt dorthin schaffen – zu bedrohlich war die Situation angesichts der Granaten und Explosionen, die die Gegend in Kiew in den letzten Tagen erschütterten. "Aber Gott und den Ärzt*innen sei Dank habe ich jetzt ein Baby – und ich lebe."
Den Keller verlassen bedeutet Lebensgefahr
Yuliya ist eine von vielen Frauen und Kindern, die in der Klinik Zuflucht gefunden haben. Der Keller des Gebäudes wurde in eine provisorische Entbindungsstation umgewandelt. Die meisten Frauen vermeiden es, den Keller zu verlassen. In eine der oberen Etagen gehen sie nur, wenn es unbedingt nötig ist – zum Beispiel, um etwas zu essen zu holen oder um sich zu waschen.
Als Yuliya das letzte Mal den Keller verließ, hörte sie draußen Explosionen und sah Rauch aufsteigen. Seitdem möchte sie erst recht nicht mehr von der Seite ihrer Tochter weichen. Sie hat Angst, Vera allein im Keller zu lassen, selbst wenn es nur kurz ist. Denn sie fürchtet, bei einem Angriff verletzt und von ihr getrennt zu werden.
Katastrophale Umstände: Kalt, dunkel, kein Strom
Nataliya Heynts ist die Direktorin der Entbindungsklinik, in der Yuliya untergekommen ist. Die aktuelle Situation für die Familien sei katastrophal, sagt Nataliya. "Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Es ist extrem kalt und dunkel hier unten, noch dazu gibt es keine Steckdosen", schildert sie die provisorischen Umstände, unter denen Patient*innen und Personal gleichermaßen leiden.
Arbeiten als Köchin und Ärztin zugleich
Das medizinische Personal arbeitet unter Hochdruck, um die Klinik weiter in Betrieb zu halten: Während draußen Bomben fallen, bringen die Mitarbeiter*innen im Keller weiter Kinder auf die Welt. Einige frühere Ärzt*innen und Pfleger*innen sind mit ihren Familien bereits selbst geflüchtet.
Nataliya und ihre verbleibenden Kolleg*innen müssen sie irgendwie ersetzen und übernehmen mehrere Jobs gleichzeitig: "Ich arbeite als Köchin, Allgemeinmedizinerin und Chirurgin“, erzählt Nataliya. "Wir sind dafür verantwortlich, hier zu bleiben und sicherzustellen, dass die Klinik betriebsbereit ist."
Die Entbindungsklinik ist nicht nur für junge Mütter eine Notunterkunft geworden, sondern auch für andere Frauen, die zur Behandlung hierher gekommen waren. "Diese Frauen können nicht zurück nach Hause", sagt Nataliya, "denn sie haben einfach keins mehr. Wir müssen andere Lösungen für sie finden."
UNICEF liefert medizinisches Equipment und andere Hilfsgüter in die Ukraine
Trotz des anhaltenden Kriegs in der Ukraine ist UNICEF weiter vor Ort, liefert dringend benötigte Hilfsgüter und arbeitet mit Partnern zusammen, damit Kinder und Familien die Behandlung bekommen, die sie brauchen.
Auch die Kiewer Entbindungsklinik, die Nataliya leitet, wird von UNICEF unterstützt: "Wir haben Sauerstoffkonzentratoren, Babywaagen, Schutzkittel und Handschuhe erhalten", sagt Nataliya. "All dieses Equipment brauchen wir für Frauen während der Entbindung sowie für Kleinkinder und für Frühgeborene, die derzeit in unserer Obhut sind."
Yuliya, die junge Mutter, hat durch den Ausbruch des Krieges am eigenen Leib erlebt, wie wichtig eine medizinische Grundversorgung für Kinder und Mütter ist. Ihr größter Wunsch für die Zukunft? "Ich möchte nur, dass wir alle am Leben bleiben", sagt sie. "Ich wünsche mir Frieden."
UNICEF hat bereits Hunderte Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine gebracht. In Kiew arbeitet UNICEF gemeinsam mit der Stadtverwaltung daran, Entbindungskliniken und Kinderkrankenhäuser in der Stadt zu versorgen. UNICEF stattet sie mit medizinischer Ausrüstung aus sowie mit Hygieneprodukten und anderen Hilfsgütern, etwa mit Nahrungsmitteln für Babys, Kleinkinder, Schwangere und stillende Mütter.
Ihre Spende hilft Kindern aus der Ukraine
Die Kinder in der Ukraine und auf der Flucht brauchen unsere Hilfe mehr denn je. Unterstützen Sie sie mit Ihrer Spende. Vielen Dank!
➤ Dieser Blog wurde im Original von UNICEF International hier veröffentlicht: https://www.unicef.org/stories/ukraine-mothers-bring-light-new-life-darkness. Wir haben den Artikel für Sie übersetzt und etwas angepasst.
Sie möchten mehr UNICEF-Blogs zur Ukraine lesen? In unseren Blogbeiträgen zur Ukraine schildern wir die aktuelle Situation der Kinder, geben Tipps, wie man mit Kindern über den Krieg sprechen kann, und erklären Ihnen, wie sich der Konflikt über die Jahre entwickelt hat.