© UNICEF/UN0604225/RatushniakUkraine Gesundheitsversorgung: Eine junge Mutter sitzt mit ihrem Neugeborenen im Keller einer Entbindungsklinik.
Fotoreportagen

Mutter werden inmitten des Ukraine-Kriegs

Schwangere und Mütter in der Ukraine brauchen Sicherheit und eine bessere medizinische Grundversorgung. UNICEF liefert Hilfsgüter, um den Krankenhäusern und Gesundheitsstationen zu helfen.


von Susanne Nandelstädt 3

Dringend benötigte Gesundheitshilfe

Kiew, 7. März 2022: Im feuchten Keller einer Entbindungsklinik wiegt Yuliya ihr neugeborenes Baby liebevoll im Arm. Ihre Tochter Vera ist erst wenige Tage alt, aber ihr Leben ist bereits in Gefahr. "Wir sitzen hier im Keller und weinen viel", sagt Yuliya über ihre Situation und die der anderen Frauen hier. "Es macht mir Angst, die Angriffe mitzuerleben. Wir Mütter tun alles, was wir können, um unsere Kinder zu retten."

Ich möchte nur, dass wir alle am Leben bleiben. Ich wünsche mir Frieden.

Yuliya, Mutter eines Anfang März in Kiew geborenen Babys
Ukraine Gesundheitsversorgung: Kliniken brauchen medizinische Hilfsgüter für Schwangere und Mütter.

Yuliya kam zu Fuß nach Kiew. Sie wohnt außerhalb der ukrainischen Hauptstadt und brauchte zwei Tage, bis sie die Klinik erreichte. Angesichts der verheerenden Gewalt um sie herum sah Yuliya hier den einzigen sicheren Ort für die Geburt ihres Kindes. Sie erzählt, dass es Momente gab, in denen sie dachte, sie würde es nicht unversehrt dorthin schaffen – zu bedrohlich war die Situation angesichts der Granaten und Explosionen, die die Gegend in Kiew in den letzten Tagen erschütterten. "Aber Gott und den Ärzt*innen sei Dank habe ich jetzt ein Baby – und ich lebe."

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Den Keller verlassen bedeutet Lebensgefahr

Yuliya ist eine von vielen Frauen und Kindern, die in der Klinik Zuflucht gefunden haben. Der Keller des Gebäudes wurde in eine provisorische Entbindungsstation umgewandelt. Die meisten Frauen vermeiden es, den Keller zu verlassen. In eine der oberen Etagen gehen sie nur, wenn es unbedingt nötig ist – zum Beispiel, um etwas zu essen zu holen oder um sich zu waschen.

Ukraine Gesundheitsversorgung: Leere Krankenhausbetten in einem Perinatalzentrum in Kiew.

Leere Krankenhausbetten in den Fluren eines Kiewer Perinatalzentrums. Der eigentliche Krankenhausbetrieb findet im Keller statt.

© UNICEF/UN0604232/Ratushniak

Als Yuliya das letzte Mal den Keller verließ, hörte sie draußen Explosionen und sah Rauch aufsteigen. Seitdem möchte sie erst recht nicht mehr von der Seite ihrer Tochter weichen. Sie hat Angst, Vera allein im Keller zu lassen, selbst wenn es nur kurz ist. Denn sie fürchtet, bei einem Angriff verletzt und von ihr getrennt zu werden.

Katastrophale Umstände: Kalt, dunkel, kein Strom

Nataliya Heynts ist die Direktorin der Entbindungsklinik, in der Yuliya untergekommen ist. Die aktuelle Situation für die Familien sei katastrophal, sagt Nataliya. "Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Es ist extrem kalt und dunkel hier unten, noch dazu gibt es keine Steckdosen", schildert sie die provisorischen Umstände, unter denen Patient*innen und Personal gleichermaßen leiden.

Ukraine Gesundheitsversorgung: Die Leiterin einer Geburtsklinik in einem provisorisch eingerichteten Behandlungsraum.

Nataliya Heynts ist die Leiterin einer Entbindungsklinik in Kiew. Aus Sicherheitsgründen wurde der Keller in eine provisorische Krankenhausabteilung umgewandelt.

© UNICEF/UN0604222/Ratushniak

Arbeiten als Köchin und Ärztin zugleich

Das medizinische Personal arbeitet unter Hochdruck, um die Klinik weiter in Betrieb zu halten: Während draußen Bomben fallen, bringen die Mitarbeiter*innen im Keller weiter Kinder auf die Welt. Einige frühere Ärzt*innen und Pfleger*innen sind mit ihren Familien bereits selbst geflüchtet.

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Flucht vor dem Krieg in der Ukraine: 9 Kinder, 9 Schicksale

Nataliya und ihre verbleibenden Kolleg*innen müssen sie irgendwie ersetzen und übernehmen mehrere Jobs gleichzeitig: "Ich arbeite als Köchin, Allgemeinmedizinerin und Chirurgin“, erzählt Nataliya. "Wir sind dafür verantwortlich, hier zu bleiben und sicherzustellen, dass die Klinik betriebsbereit ist."

Ukraine Gesundheitsversorgung: Die leitende Ärztin der Kinderintensivstation packt medizinische Hilfsgüter aus.

Nellia Izmailovna (links) ist Leiterin der Kinderintensivstation. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin packt sie medizinische Hilfsgüter von UNICEF aus.

© UNICEF/UN0604213/Ratushniak

Die Entbindungsklinik ist nicht nur für junge Mütter eine Notunterkunft geworden, sondern auch für andere Frauen, die zur Behandlung hierher gekommen waren. "Diese Frauen können nicht zurück nach Hause", sagt Nataliya, "denn sie haben einfach keins mehr. Wir müssen andere Lösungen für sie finden."

UNICEF liefert medizinisches Equipment und andere Hilfsgüter in die Ukraine

Trotz des anhaltenden Kriegs in der Ukraine ist UNICEF weiter vor Ort, liefert dringend benötigte Hilfsgüter und arbeitet mit Partnern zusammen, damit Kinder und Familien die Behandlung bekommen, die sie brauchen.

Ukraine Gesundheitsversorgung: Ein Baby wird auf einer von UNICEF bereitgestellten Waage gewogen.

UNICEF liefert Babywaagen und andere medizinische Hilfsgüter in die Ukraine.

© UNICEF/UN0604107/Boyko

Auch die Kiewer Entbindungsklinik, die Nataliya leitet, wird von UNICEF unterstützt: "Wir haben Sauerstoffkonzentratoren, Babywaagen, Schutzkittel und Handschuhe erhalten", sagt Nataliya. "All dieses Equipment brauchen wir für Frauen während der Entbindung sowie für Kleinkinder und für Frühgeborene, die derzeit in unserer Obhut sind."

Yuliya, die junge Mutter, hat durch den Ausbruch des Krieges am eigenen Leib erlebt, wie wichtig eine medizinische Grundversorgung für Kinder und Mütter ist. Ihr größter Wunsch für die Zukunft? "Ich möchte nur, dass wir alle am Leben bleiben", sagt sie. "Ich wünsche mir Frieden."

Ukraine Gesundheitsversorgung: Zwei Neugeborene schlafen in ihren Krankenhausbetten im Keller einer Klinik.

Babys wie diese beiden schlafenden Neugeborenen brauchen Schutz und eine medizinische Grundversorgung.

© UNICEF/UN0604217/Ratushniak

UNICEF hat bereits Hunderte Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine gebracht. In Kiew arbeitet UNICEF gemeinsam mit der Stadtverwaltung daran, Entbindungskliniken und Kinderkrankenhäuser in der Stadt zu versorgen. UNICEF stattet sie mit medizinischer Ausrüstung aus sowie mit Hygieneprodukten und anderen Hilfsgütern, etwa mit Nahrungsmitteln für Babys, Kleinkinder, Schwangere und stillende Mütter.

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➤ Dieser Blog wurde im Original von UNICEF International hier veröffentlicht: https://www.unicef.org/stories/ukraine-mothers-bring-light-new-life-darkness. Wir haben den Artikel für Sie übersetzt und etwas angepasst.

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UNICEF-Online-Redakteurin Susanne Nandelstädt
Autor*in Susanne Nandelstädt

Susanne Nandelstädt arbeitet als Online-Redakteurin für UNICEF. Im Blog schreibt sie über UNICEF-Projekte weltweit.