Flüchtlingskindern eine Zukunft geben
Orlando Bloom, internationaler UNICEF-Botschafter, zur Veröffentlichung des UNICEF-Reports 2016 "Flüchtlingskindern helfen".
Die Flüchtlingskrise, die größte Tragödie unserer Zeit, bewegt mich ganz besonders. Was muss einen Menschen dazu treiben, unter Lebensgefahr seine Heimat zu verlassen, mit nicht viel mehr im Gepäck als der Sehnsucht nach Frieden und der Hoffnung auf ein besseres Leben?
Es ist die nackte Verzweiflung. Niemand sucht es sich aus, ein Flüchtling zu sein. Auch wenn es vielen anders erscheint: Nur ein kleiner Teil der vom Bürgerkrieg in Syrien betroffenen Menschen macht sich auf den Weg nach Europa. Die meisten von ihnen harren im eigenen Land oder der Region aus – rund die Hälfte von ihnen sind Kinder.
Die meisten der Menschen, die in Notunterkünften, in Zelten, in Bauruinen notdürftig Zuflucht gefunden haben, wollen nichts als zurück nach Hause. Sie hatten jedoch nur zwei Alternativen: Bleiben und den Tod riskieren? Oder die Heimat verlassen? Eine solch schwere Entscheidung möchte ich für mich oder für meine Familie niemals treffen müssen.
Tarek – für mich ein Held
An das Schicksal von Tarek aus Syrien, dem ich im mazedonischen Gevgelija nahe der griechischen Grenze begegnet bin, denke ich bis heute. Der 17-Jährige musste seine Familie in Damaskus zurücklassen. Auf der Überfahrt aus der Türkei wurde er für die zehnjährige Yaraman zum Helden. Als sie über Bord ging und zu ertrinken drohte, sprang er mutig ins Wasser und rettete das Mädchen. Aus Dank hat ihn Yaramans Familie unter ihre Fittiche genommen. Aber die Angst, was die Zukunft bringt, bleibt Tareks ständiger Begleiter.
Im Kinderzelt, das UNICEF in Gevgelija nahe der Registrierungsstelle eingerichtet hat, können sich die Mädchen und Jungen endlich wieder geborgen fühlen – zumindest für eine kurze Zeit. Inmitten des Chaos um sie herum, in den unübersichtlichen Strömen von Menschen voller Sorgen und Ängsten, können sie endlich wieder lernen und spielen und ganz Kind sein.
All die Familien, die ich in Jordanien, Mazedonien und Serbien getroffen habe, hatten vor dem Krieg ein ganz normales Leben: Die Eltern hatten Arbeit, die Kinder gingen zur Schule und haben gespielt. Familien hatten ein Dach über dem Kopf, doch der Krieg hat ihr Leben zerstört und sie entwurzelt. Viele sind gestresst, erschöpft, ohne Perspektive.
Sie wollen so nicht leben, ohne Würde und Respekt. Sie wollen ihr altes Leben zurück, endlich in Sicherheit sein – wie alle Eltern wollen sie, dass ihre Kinder glücklich sind und es ihnen gut geht. Ihre Kinder versorgen, ihnen Sicherheit und Geborgenheit geben zu können ist für sie ganz besonders wichtig.
Zusammen mit seinen Partnern versorgt UNICEF die Kinder in Syrien, den Nachbarländern und entlang der Flüchtlingsrouten mit dem Nötigsten. Neben lebensrettenden Medikamenten, sauberem Trinkwasser und warmer Winterkleidung ist es wichtig, dass die Kinder wieder zur Schule gehen können. Auch wenn der Unterricht in einem Zelt oder im Zwei-Schicht-Betrieb stattfinden muss: Jeder Tag ohne Lernen, ohne sinnvolle Beschäftigung ist für Kinder ein verlorener Tag.
Wir müssen alles dafür tun, um Flüchtlingskindern trotz aller Schwierigkeiten eine Zukunft zu geben und verhindern, dass eine verlorene Generation ohne Perspektive heranwächst.
Kindheit kann nicht warten. Vielen Dank an alle, die mithelfen!
Schutz und Bildung sind für Kinder in Krisengebieten oft die letzte Chance für eine Kindheit. Deshalb hat UNICEF die Kampagne „Letzte Chance für eine Kindheit“ gestartet und fordert in einem dringenden Appell von der Bundesregierung:
- Jedes Kind in Krisengebieten muss zur Schule gehen können!
- Schulen in Krisengebieten müssen sichere Orte für Kinder sein!
- Schutz und Bildung für jedes Flüchtlingskind - auch in Deutschland!
Machen Sie mit, unterstützen Sie Kinder aus Krisengebieten mit Ihrer Stimme. Vielen Dank!