© UNICEF/UN0838332/FazelAfghanistan: Eine Lehrerin schaut mit einem Mädchen in ihr Hausaufgabenheft
Kinder weltweit

3 Beispiele: So hilft UNICEF in Afghanistan

Aus Afghanistan kommen beunruhigende Nachrichten. 28 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe. Die Taliban schränken die Rechte von Frauen und Mädchen weiter ein. Doch Frauen sind für den Hilfseinsatz unerlässlich. Wie arbeitet UNICEF in Afghanistan? Wir zeigen es exemplarisch an drei Beispielen.


von Laura Sandgathe 3

Afghanistan: Eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt

Mehr als 28 Millionen Menschen in Afghanistan, darunter mehr als 15 Millionen Kinder, benötigen in diesem Jahr humanitäre Hilfe und Schutz. Das ist ein Anstieg um zwei Millionen Kinder gegenüber 2022. In dem Land herrscht eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt.

Die Kinder und Familien in Afghanistan brauchen dringend Unterstützung aus der internationalen Gemeinschaft – sei es in Form von lebenswichtigen Hilfsgütern wie Trinkwasser oder Medikamenten, Impfungen und anderen Gesundheitsdiensten oder Bildung.

UNICEF tut alles dafür, um seinen Einsatz fortzusetzen. "Trotz aller Herausforderungen, einschließlich der jüngsten inakzeptablen Verbote, die sich an afghanische Frauen richten, steht UNICEF weiter an der Seite der Kinder", sagte Fran Equiza, UNICEF-Repräsentant in Afghanistan, in einem Statement vom 19. Mai 2023. Vor ein paar Monaten haben die Taliban afghanischen Frauen die Zusammenarbeit mit NGOs und im April auch mit den Vereinten Nationen untersagt. UNICEF verurteilt dies aufs Schärfste. Afghanische Frauen sind der Lebensnerv der humanitären Hilfe von UNICEF. Sie müssen weiter arbeiten können.

Afghanistan Frauen: Eine Impfhelferin impft ein Baby

Eine Impfhelferin impft das zwei Monate alte Baby von Munira (links) in einem Krankenhaus in Mazar-e-Sharif.

© UNICEF/UN0820039/Bidel

"Wir passen uns den sich rapide verändernden Gegebenheiten vor Ort an und suchen nach pragmatischen Lösungen, um die Kinder zu erreichen, die uns jetzt am meisten brauchen", sagte Fran Equiza. "Gleichzeitig stellen wir sicher, dass afghanische Frauen, die für UNICEF arbeiten, weiterhin einen unschätzbaren Beitrag zu unserer Arbeit für Kinder leisten können."

Warum sind Frauen für die lebenswichtige Hilfe für Kinder in Afghanistan so wichtig? Das möchten wir hier anhand von drei Beispielen zeigen. Die Geschichten stammen aus März, April und Mai 2023.

Drei aktuelle Beispiele aus dem UNICEF-Einsatz in Afghanistan

Kein Weg zu weit: Impfhelfer*innen erreichen auch Kinder in abgelegenen Gebieten

"Mein Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr in der Baba Ali Klinik. Von dort fahren wir in die Dörfer und abgelegenen Regionen." Rihana arbeitet als Impfhelferin für UNICEF. Ihre Aufgabe: Sie impft Kinder gegen Krankheiten wie Masern und Polio.

Jedoch bringen die Eltern ihre Kinder nicht zu ihr, denn eine Fahrt zur Ärzt*in können sich viele Familien kaum leisten und würde sehr lange dauern. Viele haben kein eigenes Fahrzeug, und in abgelegenen Gebieten gibt es keinen Bus. Deshalb ist es sehr wichtig, teilweise im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig, dass die Gesundheitsversorgung zu den Kindern kommt. Als Frau darf Rihana nicht alleine in die Dörfer fahren, ein so genannter Mahram, ein männlicher Begleiter, ist immer dabei.

Ohne Helfer*innen wie Rihana wären wir von UNICEF nicht in der Lage, Kinder in den abgelegensten Gebieten zu erreichen und Krankheitsausbrüche zu verhindern.

Im Video nimmt Rihana Sie mit in ihren Arbeitsalltag. Hätten Sie gedacht, dass ein Lautsprecher eines ihrer wichtigsten Hilfsmittel ist? (Video auf Englisch)

Mangelernährung behandeln und vorbeugen: Ernährungsspezialist*innen retten Kinderleben

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Wie ist es, jetzt in Afghanistan ein Kind zu sein?

Fast die gesamte Bevölkerung in Afghanistan lebt in Armut. Viele Familien haben nicht genug Geld für Lebensmittel, und Mangelernährung bei Kindern ist ein verbreitetes Problem. Deshalb ist es aktuell eine Priorität von UNICEF in Afghanistan, Kinder vor Mangelernährung zu schützen und mangelernährte Kinder zu behandeln.

In den regionalen Krankenhäusern werden die Kinder zuerst untersucht und bekommen dann, falls eine Behandlung erforderlich ist, nahrhafte Spezialnahrung wie Erdnusspaste. Sehen Sie selbst in der Bildergalerie, wie UNICEF-Helfer*innen Kinder versorgen:

Afghanistan: Eine Ernährungsspezialistin zeigt ein Maßband für die Untersuchung mangelernährter Kinder

Zahra ist Ernährungsspezialistin in einer Klinik in der Region Nili in Afghanistan. Jeden Tag spricht sie mit etwa zehn bis zwölf Müttern, die sich Sorgen machen, ob ihre Kinder gut ernährt sind. Ihre Ausbildung hat sie von UNICEF erhalten. Auf dem Foto sieht man sie mit einem Maßband, mit dem sie am Oberarm eines Kindes schnell messen kann, ob es mangelernährt ist.

© UNICEF/UN0839556/Karimi
Afghanistan: Ernährungsspezialistinnen untersuchen ein Kind auf Mangelernährung

Die Ernährungsspezialistinnen Faiza und Rahima untersuchen einen kleinen Jungen auf Mangelernährung. Sie arbeiten in einem Krankenhaus in der sehr abgelegenen Daikundi Provinz.

© UNICEF/UN0839543/Karimi
Mangelernährung in Afghanistan: Eine Krankenschwester füttert ein Baby mit Erdnusspaste

Eine Krankenschwester füttert den 18 Monate alten Mahdi mit Erdnusspaste. Mahdi kam mit schwerer akuter Mangelernährungs ins Krankenhaus. Doch nun hat er den Appetits-Test bestanden und kann gesund mit seiner Mutter Anar nach Hause gehen.

© UNICEF/UN0838545/Karimi

Um Babys gut zu ernähren und vor Mangelernährung zu schützen, ist Stillen sehr wichtig. Die Muttermilch gibt den Neugeborenen die Nährstoffe, die sie brauchen. Deshalb informiert und unterstützt UNICEF Mütter in Afghanistan beim Stillen.

Mangelernährung in Afghanistan: Eine UNICEF-Helferin berät eine Frau zum Stillen

Die UNICEF-Ernährungsspezialistin (mittig im Bild mit UNICEF-Schal) berät eine Mutter zum Stillen und gesunder Babykost. Die Frau ist mit ihrem Baby zur Vorsorgeuntersuchung ins Krankenhaus gekommen. Die Ernährungsspezialistinnen Faiza und Rahima (links im Bild) werden es gleich untersuchen.

© UNICEF/UN0837850/Karimi

Helfer*innen wie diese und viele andere leisten in Afghanistan lebensrettende Hilfe für mangelernährte Kinder.

Gemeindeschulen: Eine Chance auf Bildung

Lehrerin, Vorbild, Vertraute: Das und noch viel mehr ist Farzana für die Schülerinnen und Schüler in ihrer Klasse. Sie unterrichtet Mädchen und Jungen in einer Gemeindeschule in der Provinz Bamyan. Die 23-Jährige ist in kindzentrierter Pädagogik ausgebildet. Diese Methode fördert Kinder darin, ihre Ideen frei auszudrücken, in ihrem eigenen Tempo zu lernen und stärkt ihre Resilienz.

Afghanistan: Eine Lehrerin schaut mit einem Mädchen in ihr Hausaufgabenheft

Alles richtig? Lehrerin Farzana (23) schaut mit Baran (7) die Hausaufgaben durch. Farzana hat eine Ausbildung in kindzentrierter Pädagogik und fördert die Selbstständigkeit und Widerstandsfähigkeit ihrer Schüler*innen.

© UNICEF/UN0838332/Fazel

UNICEF hat rund 19.000 gemeindebasierte Klassen in 30 von 34 afghanischen Provinzen eingerichtet und unterstützt die Lehrkräfte und Schüler*innen weiter.

In den Gemeindeschulen bekommen Kinder Unterricht, die sonst nicht zur Schule gehen (können). Gründe dafür sind etwa, dass der Schulweg zu weit ist oder dass die Kinder andere Aufgaben zum Beispiel im Haushalt übernehmen und keine Zeit für einen normalen Schultag bleibt. In den Klassen werden ihnen grundlegende Kenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt.

Auch bei diesem Beispiel der UNICEF-Hilfe geht es insbesondere darum, Kinder in entlegenen Regionen zu erreichen. Nur dank Lehrer*innen wie Farzana können wir die Lernzentren aufrechterhalten und Tausenden Kindern durch Bildung eine Perspektive geben.

Rund die Hälfte der Kinder, die hier erreicht werden, sind Mädchen. Doch auch die Klassen können vielen älteren Mädchen in Afghanistan keine Bildung ermöglichen: Die Taliban haben ihnen den Schulbesuch ab der siebten Klasse verboten. Dies ist ein herber Rückschlag für die Mädchen und für das ganze Land. UNICEF fordert, Mädchen den Zugang zu Bildung unverzüglich wieder zu ermöglichen.

UNICEF bleibt an der Seite der Frauen und Kinder in Afghanistan

Zwei Dinge sind klar: Unsere Kolleg*innen vor Ort stehen weiter an der Seite der Kinder in Afghanistan. Und Frauen sind für diesen Einsatz unerlässlich.

Weibliche Helfende sind in einer einzigartigen Position, um die schwächsten Afghanen und Afghaninnen zu erreichen, darunter Kinder und Frauen, Kranke und ältere Menschen sowie Menschen mit Behinderungen. Sie haben Zugang zu Bevölkerungsgruppen, die ihre männlichen Kollegen nicht erreichen können. Sie sind Ernährungsexpertinnen, kommunale Gesundheits- und Sozialarbeiterinnen, Lehrerinnen, Impfhelferinnen, Krankenschwestern, Ärztinnen und vieles mehr.

Wie die Beispiele zeigen, tragen Frauen erheblich dazu bei, Kinder vor allem auch in abgelegenen Regionen zu erreichen. Deshalb müssen sie weiter arbeiten können.

Sie möchten den UNICEF-Einsatz in Afghanistan unterstützen? Das geht mit einer Spende, die die Arbeit vor Ort erst möglich macht.

Helfen Sie den Kindern in Not in Afghanistan

Trotz Gewalt, politischer Krisen oder Naturkatastrophen – UNICEF ist weiterhin für die Kinder in Afghanistan im Einsatz. Bitte helfen auch Sie mit Ihrer Spende. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

UNICEF-Redakteurin Laura Sandgathe
Autor*in Laura Sandgathe

Laura Sandgathe ist Online-Redakteurin und Chefin vom Dienst. Sie bloggt über die UNICEF-Arbeit weltweit – über Kinder, Helfer*innen und die Projekte, in denen sie einander treffen.