Natalia gibt ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange.

„Wir sind allen Deutschen sehr dankbar, dass sie uns aufgenommen haben und dass wir in Sicherheit sind, aber man kann sein Herz nicht ausschalten. Das Heimweh tut weh“, sagt Natalia, die mit ihrer Tochter Kira vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland floh.

Wie Kira wachsen weltweit Millionen Kinder fernab ihrer Heimat auf, weil sie vor Kriegen, Krisen, Konflikten und Gewalt fliehen mussten. Aber auch Armut, Hunger oder die Auswirkungen des Klimawandels zwingen zahlreiche Menschen in vielen Teilen der Welt dazu, ihre Heimat zu verlassen.

Zuflucht suchen sie in verschiedenen Ländern, darunter auch in Deutschland. Rund zwei Millionen geflüchtete und migrierte Menschen haben seit 2015 in Deutschland Asyl beantragt – fast die Hälfte von ihnen waren im Jahr 2022 Kinder und Jugendliche (Download Übersicht geflüchtete und migrierte Kinder in Deutschland).

Ein Raum mit Hochbetten in einer Sammelunterkunft

Das Zusammenleben mit vielen fremden Menschen auf engem Raum, mangelnde Privatsphäre und fehlende Rückzugsorte sowie fehlende Schutzkonzepte und -maßnahmen haben Auswirkungen auf die Sicherheit und das Wohlergehen von Kindern in Sammelunterkünften.

© UNICEF/UNI338392/Etges

Oft wurde den Jungen und Mädchen bereits vor ihrer Ankunft in Deutschland viel wertvolle Zeit geraubt, weil sie in ihren Heimatländern wegen der unsicheren Situation nicht in die Schule gehen konnten oder weil ihre Flucht lange, ungewisse Monate dauerte. Sie haben Schreckliches erlebt, ob im Heimatland oder auf der Flucht. Darum brauchen sie Schutz und die nötige Unterstützung. In Deutschland haben viele von ihnen nun die Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten, neue Freunde zu finden und neue Erfahrungen zu sammeln.

Die deutsche Regierung sowie die Länder und Kommunen, Organisationen und Tausende Freiwillige haben in den vergangenen Jahren enorme Solidarität gezeigt und großartige Arbeit bei der Versorgung und Integration geflüchteter und migrierter Menschen geleistet. Trotz aller Bemühungen werden die Bedürfnisse und Rechte von geflüchteten und migrierten Kindern noch nicht im vollen Umfang beachtet, wie etwa bei der Unterbringung in großen Unterkünften. Häufig werden dort ihre Rechte auf Schutz, Teilhabe oder Spiel und Privatsphäre verletzt – vor allem, wenn durch Notsituationen wie dem Krieg in der Ukraine mehr Menschen in den Unterkünften leben müssen.

Bericht Flüchtlingskinder: Auch an solch trostlosen Orten spielen die Kinder

Unterkünfte für geflüchtete Menschen sind keine guten Orte für Kinder.

© UNICEF/DT2016-45781/Ashley Gilbertson/VII Photo

So unterstützt UNICEF Deutschland geflüchtete und migrierte Kinder

UNICEF Deutschland tritt für die Rechte geflüchteter und migrierter Kinder ein und macht sich dafür stark, dass sie geschützt und gefördert werden.

Geflüchtete und migrierte Kinder in Sammelunterkünften vor Gewalt schützen

UNICEF-Studien wie der Bericht „Kindheit im Wartezustand“ haben gezeigt, dass Unterkünfte für geflüchtete Menschen keine guten Orte für Kinder sind. Oft fehlt es dort an Spielmöglichkeiten, Privatsphäre und ausreichenden Schutzmaßnahmen für Kinder.

Gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium hat UNICEF 2016 die Bundesinitiative zum „Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ ins Leben gerufen, um vor allem Kinder und Jugendliche in Sammelunterkünften besser zu schützen sowie ihren Zugang zu Bildungsangeboten und psychosozialer Unterstützung zu verbessern.

Im Rahmen der Initiative wurden erstmals bundesweit einheitliche Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften entwickelt. Zu den umfassenden Schutzstandards gehört unter anderem, dass Sammelunterkünfte Gewaltschutzkonzepte entwickeln und umsetzen sowie alle dort tätigen Menschen entsprechend sensibilisiert sind. Durch Schulungen hilft UNICEF den Unterkünften bei der Umsetzung der Mindeststandards und vermittelt beispielsweise Wissen zur Einrichtung „kinderfreundlicher Orte“ sowie zu Maßnahmen zum Gewaltschutz.

Kinder beim Zugang zu Angeboten und Leistungen unterstützen

Jedes Kind, das in Deutschland Schutz sucht, hat ein Recht auf Unterstützung, damit es seine Potenziale entfalten kann und langfristig eine Perspektive hat. Gerade geflüchtete und migrierte Kinder brauchen für sie verständliche Informationen sowie schnellen Zugang zu Beratung, kinderfreundlichen Angeboten, aber auch zu Leistungen wie beispielsweise der Kinder- und Jugendhilfe, zu Bildung und medizinischer Versorgung, darunter auch die psychosoziale Unterstützung. Gemeinsam mit vielen ehrenamtlich Engagierten hilft UNICEF Deutschland beispielsweise, für die Bedarfe von Kindern zu sensibilisieren und gute Angebote für Kinder bekannt zu machen, wie zum Beispiel hier in Köln.

Mit der digitalen Plattform U-Report Europe möchte UNICEF Deutschland junge Menschen, die aus der Ukraine fliehen mussten, gezielt unterstützen. Über die Messenger-Apps WhatsApp, Viber, Telegram sowie Facebook Messenger können Jugendliche ab 14 Jahren hier auf Englisch und Ukrainisch wichtige Informationen zu Deutschland abrufen und an Umfragen teilnehmen.

Datenlage zur Situation von geflüchteten und migrierten Kindern verbessern

UNICEF Deutschland trägt durch die Erstellung von Berichten und Studien dazu bei, dass sich die Datenlage zur Situation von geflüchteten und migrierten Kindern verbessert. Denn verlässliche Daten und Informationen sind die Voraussetzung dafür, die Lage der Kinder wirksam verbessern zu können. Zudem machen wir auf Datenlücken aufmerksam und sprechen mit wichtigen Akteur*innen über Verbesserungsmaßnahmen bei der Systematisierung von Daten.

Das fordert UNICEF Deutschland von der Politik und Behörden

UNICEF Deutschland macht sich gegenüber der Regierung, der Politik und den Behörden dafür stark, dass die Rechte geflüchteter und migrierter Kinder in Deutschland umgesetzt werden. Denn jedes Kind hat das Recht auf Schutz, auf eine kindgerechte Umgebung, auf Bildung oder gute Gesundheitsversorgung, auf gleiche Chance und soziale Teilhabe egal woher sie kommen oder welchen Aufenthaltsstatus sie haben. Zudem engagiert sich UNICEF für eine verbesserte Datenlage zur Situation von geflüchteten Kindern. Verlässliche Daten und Informationen sind die Voraussetzung dafür, konkrete Maßnahmen zu entwickeln und Kinder dadurch wirksam zu unterstützen.

UNICEF setzt sich in Deutschland politisch dafür ein, dass geflüchtete und migrierte Kinder unterstützt und ihre Rechte gewahrt werden. Dazu sollte die Bundesregierung

  • die Unterbringung geflüchteter Kinder mit ihren Familien in einer eigenen Wohnung fördern sowie die Aufenthaltsdauer in Unterkünften für geflüchtete Menschen so kurz wie möglich halten.
  • die im Rahmen der „Bundesinitiative für geflüchtete Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ erarbeiteten Mindeststandards bundesweit verbindlich verankern und ihre Umsetzung regelmäßig überprüfen sowie die Aufsichtsstruktur verbessern.
  • den schnellen Zugang zu Bildung im Regelsystem sicherstellen und ihn vorab mit schulgleichen Angeboten und staatlich anerkanntem Lehrpersonal auf den Übergang ins Regelsystem vorbereiten.
  • den Austausch zwischen Entscheidungsträger*innen und relevanten Akteur*innen aus Politik, Verwaltung und Praxis von Bund, Bundesländern und Kommunen fördern und gute Praxisbeispiele beispielsweise in Bezug auf Unterbringung, Dienstleistungen und Zugang der Kinder zu Bildung identifizieren und skalieren.
  • die Datenlage zu geflüchteten und migrierten Kindern verbessern, insbesondere zur Situation in Gemeinschaftsunterkünften und Aufnahmeeinrichtungen sowie zu Gewaltvorkommnissen, die Kinder betreffen.
  • lange Trennungen von Familien vermeiden und Anträge für die Familienzusammenführung wohlwollend, human und beschleunigt bearbeiten, unter der Wahrung des universellen Menschenrechts auf Achtung des Familienlebens, wie im Grundgesetz verankert.
  • das deutsche Resettlement-Kontingent erhöhen, damit mehr Kinder und Familien davon profitieren und ihnen in Deutschland ein Leben mit langfristiger Zukunftsperspektive und in Sicherheit ermöglicht werden kann.

So helfen Sie geflüchteten Kindern in Deutschland

Mit Ihrem Engagement:
Sie wollen sich ehrenamtlich engagieren? Wunderbar! Die rund 200 ehrenamtlichen UNICEF-Gruppen in ganz Deutschland freuen sich immer über tatkräftige Unterstützung. Melden Sie sich jetzt bei einer UNICEF-Gruppe in Ihrer Nähe!

Mit einer Spende:
Es ist uns ein großes Anliegen, dass wir jetzt nicht bei der Hilfe nachlassen, wo sie derzeit noch viel dringender benötigt wird – zum Beispiel für die Kinder im Krieg.

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