Pressemitteilung

Das Gesicht einer geschundenen Kindheit

Köln/Berlin

Das UNICEF-Foto des Jahres 2017 zeigt die Verstörung, die Krieg und Flucht in den Augen eines Kindes hinterlassen. Der zweifache Pulitzer-Preisträger Muhammed Muheisen fotografierte die fünfjährige Zahra aus Syrien in einem Flüchtlingslager in einem Vorort von Mafraq in Jordanien. In Zahras Gesicht begegnet dem Betrachter stellvertretend das stille Leid von Millionen Kindern in den Krisenländern der Erde.

Der zweite und dritte Preis des internationalen Fotowettbewerbs von UNICEF Deutschland dokumentieren das Schicksal von Müttern und Kindern der ethnischen Minderheit der Rohingya, die vor der Gewalt in ihrer Heimat Myanmar fliehen mussten. Der in Bangladesch geborene Fotograf K.M. Asad hält den Augenblick fest, in dem eine Mutter ihr Baby durch das Meer an Land trägt. Kevin Frayer (Kanada) zeigt die Verzweiflung eines Jungen in einem Flüchtlingslager in Cox‘s Bazar (Bangladesch), der auf einen Lastwagen mit Hilfsgütern klettert.

„Die Augen von Kindern sagen die Wahrheit“, erklärte Elke Büdenbender, Schirmherrin von UNICEF Deutschland bei der Preisverleihung in Berlin. „Das Foto der kleinen Zahra erzählt eindringlich von dem Schrecken und der Trostlosigkeit, die sie in ihrem jungen Leben bereits erleben musste. Man muss dieses Gesicht immer wieder anschauen. Es steht für das Schicksal von Millionen Kindern.“

„Das UNICEF-Foto des Jahres 2017 ist ein Appell an uns. Wir dürfen nicht unberührt bleiben vom Schicksal jener Kinder, die der Gewalterfahrung von Krieg, Flucht und Entwurzelung ausgesetzt sind“, sagt Peter Matthias Gaede, Vorstandsmitglied UNICEF Deutschland. „Im Antlitz des Mädchens Zahra verdichtet sich der Auftrag an uns, wo immer möglich gegen die Zerstörung der Kindheit zu kämpfen.“

„Renommierte Fotografen aus aller Welt haben über 100 großartige Reportagen von den Brennpunkten der Erde eingereicht, aber genauso subtile fotografische Essays über Befindlichkeiten und Verwerfungen in den wohlhabenden Ländern. Sie eröffnen eine tiefe, ästhetisch qualitätvolle und komplexe Einsicht in Zustände und Zusammenhänge unserer Erde“, sagte der Vorsitzende der Jury, Prof. Klaus Honnef.

Das Siegerbild: Zahras Gesicht

UNICEF-Foto des Jahres: Das Gesicht einer geschundenen Kindheit


© Muhammed Muheisen, Jordanien (AP/dpa)

Im Antlitz des erst fünfjährigen syrischen Mädchens Zahra entdeckte der in Jerusalem geborene Fotojournalist Muhammed Muheisen die geschundene Kindheit einer ganzen Generation syrischer Kinder. Er traf Zahra in einem improvisierten Flüchtlingslager in Jordanien. Zahras Eltern sind mit ihr und sieben weiteren Kindern 2015 vor dem Krieg dorthin geflohen.

Auch im siebten Kriegswinter wird in Syrien noch immer geschossen, gestorben und gehungert.
Millionen Jungen und Mädchen verbringen wie Zahra eine häufig trostlose Kindheit in Flüchtlingslagern und notdürftigen Unterkünften. Muhammed Muheisen dokumentiert seit vielen Jahren die Tragödien im Mittleren Osten, Europa in Pakistan und Afghanistan u.a. für die Nachrichtenagentur Associated Press (AP).

Der zweite Preis: Exodus der Rohingya

Cox’s Bazar: Der Exodus der Rohingya
© K.M. Asad, Bangladesch (Zuma Press)

Fast friedlich wirkt das Foto der Ankunft einer geflüchteten Frau mit ihrem Kind am Strand von Cox’s Bazar in Bangladesch. Der 1983 in Dhaka geborene und für internationale Medien arbeitende Fotojournalist K.M. Asad hat diesen Augenblick am 14. September 2017 festgehalten. Abertausende Angehörige der ethnischen Minderheit der Rohingya flohen zu Fuß oder auf wackeligen Booten vor der Gewalt und Verfolgung in ihrer Heimat, dem Bundesstaat Rakhine in Myanmar. UNICEF schätzt, dass unter ihnen 320.000 Kinder sind. Asads Foto einer dem Meer entsteigenden Mutter mit ihrem Kind ist das Bild einer vorläufigen Rettung von Leib und Leben.

Der dritte Preis: Pure Verzweiflung

Golf von Bengalen: Nichts als pure Verzweiflung
© Kevin Frayer, Kanada (Getty Images)

Es war der 20. September 2017, als Lebensmitteltransporte in einem Flüchtlingslager der Rohingya am Golf von Bengalen eintrafen. Der Fotograf Kevin Frayer war Zeuge wie ein weinender Junge den Truck mit den Versorgungsgütern erkletterte, die Beine eines Helfers umschlang, dann die Hand ausstreckte, den Augenkontakt mit dem erhofften Retter suchte.

Frayer, 1993 in Kanada geboren, hat lange für AP im Nahen Osten gearbeitet und fotografiert für Getty Images. UNICEF hilft in den Lagern mit Trinkwasser und Latrinen, Impfstoffen, Plastikplanen, Zusatznahrung und Notschulen. Doch es fehlen noch finanzielle Mittel. Allein für die kommenden Monate benötigt UNICEF 76 Millionen US-Dollar, um die Kinder mit dem Nötigsten zu versorgen.

Zehn weitere Reportagen hob die Jury mit ehrenvollen Erwähnungen hervor:

InfoUNICEF Foto des Jahres

Der internationale Wettbewerb „UNICEF Foto des Jahres“ wurde im Jahr 2000 von UNICEF Deutschland ins Leben gerufen. Jedes Jahr werden seither Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalisten prämiert, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände von Kindern auf herausragende Weise dokumentieren.

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Nominierung durch einen international renommierten Fotografie-Experten. Detaillierte Informationen finden Sie auf www.unicef.de/foto. Der Wettbewerb wird von der DZ BANK unterstützt.

Ein kostenloser Abdruck der prämierten Bilder sowie der dazugehörigen Texte ist im Rahmen der Berichterstattung zum „UNICEF-Foto des Jahres 2017“ unter Angabe des Copyrights der Fotografen und den entsprechenden Agenturen bzw. des Autors Peter-Matthias Gaede (UNICEF Deutschland) möglich.

Rückfragen bitte an die UNICEF-Pressestelle, Rudi Tarneden und Katharina Kesper 0221/93650-235 oder -315, E-Mail presse@unicef.de oder an Angela Rupprecht (Projektleitung UNICEF-Foto des Jahres) 0173/9109323


Interview mit dem Preisträger Muhammed Muheisen

UNICEF-Mitarbeiterin Katharina Kesper hat Fotojournalist und Pulitzer-Preisträger Muhammed Muheisen kurz vor Weihnachten in Berlin getroffen und ihm Fragen zu seiner Arbeit und seinen Begegnungen mit dem fünfjährigen syrischen Mädchen Zahra gestellt.

» Zum Interview mit Muhammed Muheisen