Pressemitteilung

Sudan: Mehr als zwei Millionen Kinder auf der Flucht

Köln / Port Sudan

Mindestens zwei Millionen Kinder in Sudan wurden seit Beginn des Konflikts vor vier Monaten vertrieben – durchschnittlich mehr als 700 Kinder pro Stunde. Während die Gewalt im Land weiter wütet, sind schätzungsweise 1,7 Millionen Kinder innerhalb des Landes auf der Flucht, und mehr als 470.000 haben die Grenzen zu den Nachbarländern überquert.

Sudan: Ein acht Monate altes Kind wird auf Mangelernährung untersucht.

Der acht Monate alte Mohammed wird von der Ernährungsberaterin Hanan Abdullah im Al-Dabbaghah-Gesundheitszentrum auf Mangelernährung untersucht.

© UNICEF/UNI409665/Awad

Fast 14 Millionen Kinder in Sudan benötigen dringend humanitäre Hilfe. Viele von ihnen sind täglich vielfältigen Bedrohungen und schrecklichen Erfahrungen ausgesetzt. Abgesehen von Konfliktherden wie Darfur und Khartum haben sich die schweren Kämpfe auf andere bewohnte Regionen ausgeweitet, unter anderem in Süd- und Westkordofan. Lebensrettende Hilfsangebote für die besonders Bedürftigen erreichen nur eingeschränkt ihre Zielorte.

Zwischen Juli und September 2023 werden schätzungsweise 20,3 Millionen Menschen unzureichend mit Lebensmitteln versorgt werden können, dies hat Auswirkungen auf den Gesundheits- und Ernährungszustand von fast zehn Millionen Kindern.

„Angesichts von mehr als zwei Millionen Kindern, die innerhalb weniger Monate durch den Konflikt vertrieben wurden, und zahllosen weiteren, die in einer grausamen Situation gefangen sind, kann die Bedeutung unserer Hilfe nicht hoch genug eingeschätzt werden", sagte Mandeep O'Brien, Leiterin des UNICEF-Länderbüros in Sudan. „Wir hören unvorstellbare Berichte von Kindern und Familien, von denen einige alles verloren haben und ansehen mussten, wie ihre Angehörigen vor ihren Augen verstarben. Wir haben es schon einmal gesagt, und wir sagen es erneut: Wir brauchen jetzt Frieden, damit die Kinder überleben können.“

Seit Beginn der Regenzeit wurden viele Häuser durch Überschwemmungen zerstört und Familien zur Flucht gezwungen. Das Risiko eines Ausbruchs von Krankheiten wie Cholera, Dengue, Rifttalfieber und Chikungunya-Fieber steigt deutlich während der Regenzeit. Derzeit haben mehr als 9,4 Millionen Kinder im Sudan keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Durchfallerkrankungen stellen eine Gefahr für 3,4 Millionen Kinder unter fünf Jahren dar.

Gewalt erschwert die Umsetzung humanitärer Hilfe und gefährdet Millionen Kinder. In Khartum sowie in den Regionen Darfur und Kordofan sind weniger als ein Drittel der Gesundheitseinrichtungen voll funktionsfähig. Unsicherheit und Vertreibung hindern Patient*innen und medizinisches Personal daran, Krankenhäuser zu erreichen. Zahlreiche Einrichtungen wurden Berichten zufolge angegriffen und zerstört.

Die Gesundheitssysteme in den anderen elf Bundesstaaten sind aufgrund der massiven Vertreibung der Bevölkerung aus den Krisengebieten in die weniger betroffenen Bundesstaaten überfordert. Alle Regionen berichten von einem gravierenden Mangel an Medikamenten und Hilfsgütern. Es kommt immer wieder zu Krankheitsausbrüchen, darunter Masern, und es gibt Berichte über Todesfälle.

Die tödliche Kombination von Masern und Mangelernährung gefährdet das Leben von Kindern, wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen werden. Für fast 700.000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung besteht ohne Behandlung Lebensgefahr. 1,7 Millionen Babys benötigen wichtige Impfungen. Eine ganze Generation könnte ohne Schulbildung aufwachsen.

In den vergangenen vier Monaten konnte UNICEF mehr als vier Millionen Kindern und ihren Familien in Sudan WASH-Services (Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene) sowie Bildungs- und Schutzmaßnahmen zur Verfügung stellen. In den kommenden 100 Tagen benötigt UNICEF dringend 400 Millionen US-Dollar, um die Nothilfe aufrechtzuerhalten und auszuweiten und die besonders gefährdeten Kinder zu unterstützen.

UNICEF appelliert weiterhin an alle Konfliktparteien, die Sicherheit und das Wohlergehen der Kinder in den Vordergrund zu stellen, ihren Schutz zu gewährleisten und den ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe in den betroffenen Gebieten zu ermöglichen.


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N. N.Abteilungsleiter*in Presse

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