Libanon: Mehr als 690 Kinder in den vergangenen sechs Wochen verletzt
UNICEF Deutschland stellt 200.000 Euro als Soforthilfe für Kinder aus dem Libanon zur Verfügung
Seit dem 20. August ist die Zahl der verletzten Kinder im Libanon drastisch gestiegen. Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium wurden angesichts der dramatischen Eskalation des Konflikts mehr als 690 Kinder im Libanon verletzt.
„Dieser verheerende Konflikt fordert einen enormen Tribut von Kindern“, sagte UNICEF-Regionaldirektorin Adele Khodr. „Ärztinnen und Ärzte berichten uns, dass sie Kinder behandeln, die blutverschmiert sind, Prellungen und Brüche erlitten haben, und die sowohl körperlich als auch seelisch leiden. Viele erleben angesichts der Explosionen Angstzuständen, Flashbacks und Albträume. Kein Kind sollte solch schrecklichen Situationen ausgesetzt sein.“
„Die humanitäre Lage der Kinder verschlimmert sich immer weiter. Es geht jetzt darum, die Kinder und Familien schnellstens mit dem Nötigsten zu versorgen“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „UNICEF Deutschland hat deshalb bereits 200.000 Euro als Soforthilfe für betroffene Kinder und ihre Familien zur Verfügung gestellt.“
Zu den häufigsten Verletzungen bei Kindern gehören Gehirnerschütterungen und traumatische Hirnverletzungen durch den Druck von Explosionen, Schrapnellwunden sowie Verletzungen an Armen und Beinen. Auch Gehörschäden durch Explosionen treten häufig auf.
Im vergangenen Jahr wurden laut dem libanesischen Gesundheitsministerium mindestens 127 Kinder getötet, mehr als 100 von ihnen alleine in den vergangenen elf Tagen. „Es handelt sich nicht um bloße Zahlen. Es geht um unschuldige Kinder, die wie jedes Kind Träume und eine Zukunft vor sich hatten“, sagte Khodr.
Schätzungen zufolge sind mehr als 400.000 Kinder aus ihren Häusern geflohen. Sie sind in einer unsicheren und ungewohnten Umgebung mit Furcht, Angst, Zerstörung und Tod konfrontiert und wissen nicht, wann sie nach Hause zurückkehren oder wieder zur Schule gehen können. UNICEF ist besonders besorgt über die langfristigen Auswirkungen dieser Ereignisse auf die psychische Gesundheit der Kinder.
Das libanesische Gesundheitssystem ist durch die steigende Zahl der Opfer stark belastet. Mindestens zehn Krankenhäuser wurden beschädigt, darunter eine Intensivstation für Neugeborene.
UNICEF hat bereits 100 Tonnen medizinischer Hilfsgüter geliefert. Weitere 40 Tonnen werden im Laufe des Wochenendes erwartet. Die Hilfsgüter werden an Krankenhäuser, Gesundheitszentren, behelfsmäßige Kliniken sowie Ersthelfer*innen verteilt, um die lebensrettende Versorgung von Familien, insbesondere von schwangeren Frauen und Kindern, im gesamten Libanon zu unterstützen. UNICEF unterstützt zudem die medizinische Versorgung in 50 Notunterkünften sowie psychosoziale Hilfsmaßnahmen.
Angesichts der großen Not im Libanon appelliert UNICEF an die internationale Gemeinschaft, dringend humanitäre Unterstützung zu mobilisieren und sicherzustellen, dass die Versorgungswege in den Libanon geöffnet bleiben, damit lebensrettende Hilfe für Kinder in Not schnell und sicher geliefert werden kann.
Darüber hinaus ruft UNICEF erneut zu einem dringenden Waffenstillstand auf und appelliert an alle Parteien, Kinder und die zivile Infrastruktur zu schützen und sicherzustellen, dass humanitäre Organisationen Menschen in Not gemäß dem humanitären Völkerrecht sicher erreichen können.
Service für die Redaktionen
» Gerne vermitteln wir Interviews mit den UNICEF-Kolleg*innen im Libanon.
» Aktuelles Bild- und Videomaterial steht auf dieser Seite für die Berichterstattung zur Verfügung.
Christine KahmannSprecherin - Nothilfe