Über eine halbe Million Kinder in Idlib auf der Flucht
Horror, Gewalt und Kälte
Seit Anfang Dezember sind nach Schätzungen von UNICEF über 500.000 Kinder im Nordwesten Syriens vor den schweren Kämpfen in der Provinz Idlib geflohen. Zehntausende Kinder und ihre Familien leben bei eiskalten Temperaturen, Regen oder Schnee im Freien.
„Wir sind drei Tage gelaufen, jetzt leben wir in Zelten. All unsere Sachen sind nass und voller Dreck“, sagt Nadia, eine Mutter, die aus der Ortschaft Sarageb in der Nähe von Aleppo vertrieben wurde. „Ich habe ein sehr krankes Kind, es muss dringend operiert werden, aber ich kann mir das nicht leisten. Wenn mein Kind stirbt, kann ich es nur noch beerdigen.“
Seit Anfang des Jahres wurden in der Provinz 77 Kinder getötet oder verletzt – dies ist nur die Zahl der verifizierten Todesfälle, die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher.
„Die Situation im Nordwesten Syriens ist absolut unhaltbar – selbst für dortige Verhältnisse“, erklärt Henrietta Fore, Exekutivdirektorin von UNICEF. „Kinder und Familien sind gefangen in einer verzweifelten Situation voller Gewalt, bitterer Kälte, Nahrungsmangel und furchtbaren Lebensbedingungen. Eine solche Missachtung der Sicherheit und des Wohlergehens von Kindern und Familien ist beispiellos und darf nicht weitergehen.“
Gemeinsam mit seinen Partnern leistet UNICEF weiter lebensrettende Hilfe für Familien in Idlib sowie für die dort kürzlich vertriebenen Menschen. Dazu gehören Hygieneartikel, sauberes Trinkwasser und warme Kleidung. UNICEF überwacht auch den Gesundheits- und Ernährungszustand der Kinder und unterstützt Notschulen sowie psychosoziale Hilfe.
Zusätzlich beschafft UNICEF Impfstoff für die Kinder, da viele Mädchen und Jungen nach neun Jahren Krieg in Syrien keinen Impfschutz mehr haben. Auch technisches Gerät zum Aufbau einer Kühlkette für Impfstoffe und Ausrüstung für breite Impfkampagnen werden bereitgestellt.
„Kinder zahlen einen schrecklichen Preis für das Gemetzel im Nordwesten Syriens“, erklärt Fore. „Es ist Zeit, dass die Waffen schweigen und die Gewalt von allen Seiten gestoppt wird. Alle Konfliktparteien müssen die Kinder und die Infrastruktur, von der ihr Leben abhängt, schützen. Sie müssen den Familien eine Atempause ermöglichen und humanitären Helfer erlauben auf die massiven Notlagen in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu reagieren.
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