UNICEF-Foto des Jahres 2013
Überleben im Krieg
UNICEF-Schirmherrin Daniela Schadt ehrt Niclas Hammarström für seine Fotoreportage über das Leben der Kriegskinder in Syrien
Der schwedische Fotograf Niclas Hammarström ist Sieger des Wettbewerbs „UNICEF-Foto des Jahres“. Er wird für seine Reportage über das Leben von Kindern in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo geehrt. Das Schlüsselbild hält den Blick der elfjährigen Dania fest, die beim Spielen durch Bombensplitter im Gesicht verletzt wurde. Der internationale Wettbewerb wird zum 14. Mal von UNICEF Deutschland in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Geo aus dem Verlag Gruner + Jahr AG & Co Kg ausgerichtet.
„Das Foto des Jahres zeigt das Gesicht des syrischen Bürgerkriegs – das Gesicht eines verletzten und tief verstörten Kindes“, sagte Daniela Schadt, Schirmherrin von UNICEF Deutschland. „Der Blick des Kindes ist ein Aufruf an die Welt, alle diplomatischen und humanitären Anstrengungen zu verstärken, damit nicht eine ganze Generation von Kindern verloren geht.“ Daniela Schadt besuchte vom 28. Februar bis 3. März Hilfsprogramme für syrische Flüchtlingskinder in Jordanien.
„Die Reportagen des UNICEF-Fotowettbewerbs halten nicht nur fest, was zu sehen ist. Ihnen gelingt der Schritt zur Verdichtung und zur Analyse. Sie eröffnen einen Weg, die Wirklichkeit von Kindern in ihren sehr unterschiedlichen Lebensverhältnissen besser zu verstehen“, sagte der Vorsitzende der Jury, Prof. Klaus Honnef.
„Unzählige Kinder in Syrien wachsen auf, ohne in die Schule gehen zu können, bedroht, verängstigt und ohne Orientierung“, erklärte Tom Koenigs, Vorstand von UNICEF Deutschland. „Dabei sind es diese Kinder, die irgendwann eine friedliche Zukunft für Syrien und die Region schaffen müssen – als Lehrer, Ärzte oder Ingenieure. Niclas Hammarström zeigt ihre Gesichter – und dass sie mehr Hilfe und Schutz brauchen, damit sie ihre Fähigkeiten entfalten können.“
Die Siegerreportage
Syrien ist derzeit eines der gefährlichsten Länder der Welt für Journalisten. Der schwedische Fotograf Niclas Hammarström (Agentur Kontinent) war seit Ausbruch des Bürgerkrieges vor knapp drei Jahren trotzdem immer wieder dort, um das Leben der Kinder zwischen allen Fronten festzuhalten. Die Bilder der Siegerreportage entstanden im Oktober 2012 und im Januar 2013. Im vergangenen November wurde Niclas Hammarström in Syrien zusammen mit dem Journalisten Magnus Falkehed verschleppt. Mit großem Glück kamen die beiden Anfang dieses Jahres frei.
Am 15. Oktober 2012 begegnete Niclas Hammarström der damals elfjährigen Dania. Sie hatten mit zwei kleinen Geschwistern draußen gespielt, als sie von Bombensplittern im Gesicht verletzt wurde. Ihr Vater und zwei ältere Brüder brachten sie in das Dar-al-Shifa Hospital. Auf dem Foto hält Danias ältester Bruder vorsichtig ihren Kopf, während ein Notverband angelegt wird. Dania konnte nach Hause zurückkehren. Das Krankenhaus wurde einige Monate später zerstört.
Nach drei Jahren Bürgerkrieg ist nach Einschätzung von UNICEF heute fast die Hälfte der syrischen Kinder in einer akuten Notsituation. Es gibt kaum ein Kind, das nicht Gewalt und Zerstörung erlebt oder Angehörige verloren hat. Durch die Zerstörung der medizinischen Infrastruktur können Verletzte nicht mehr behandelt werden und Krankheiten wie die Kinderlähmung breiten sich aus. Fast drei Millionen Kinder gehen nicht mehr zur Schule. UNICEF hilft Kindern auf beiden Seiten des Konflikts: in Syrien und in den Nachbarländern.
Die ehrenvollen Erwähnungen
Neben der Siegerreportage hob die Jury neun weitere Reportagen mit ehrenvollen Erwähnungen hervor (in alphabetischer Reihenfolge der Fotografen):
Joachim Adrian, Danish School of Photojournalism, Dänemark – Wenn die Familie geschlossen wird. Der dänische Nachwuchsfotograf begleitet den jungen Mikkel, dessen Zuhause, eine Wohngemeinschaft für auffällig gewordene Jugendliche, geschlossen wird. Zur Reportage
Marcus Bleasdale, Agentur VII, England – Der Preis elektronischen Fortschritts. Der britische Fotograf schildert, wie Kinder in der Demokratischen Republik Kongo in den Kampf um wertvolle Bodenschätze wie Coltan hineingezogen werden. Zur Reportage
Chris de Bode, Panos Pictures/laif, Niederlande – Kinderträume: „Wenn ich mal groß bin“. Für die Reportage zeigen Kinder aus aller Welt, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Ihre Träume berühren und machen Mut. Zur Reportage
Laura Boushnak, Rawiya Collective, Palästina – „Ich lese, ich schreibe“. Das Projekt der palästinensischen Fotografin dokumentiert die ersten kleinen Freiheiten junger Schülerinnen in Jemen. Zur Reportage
Michael C. Brown, Magnum Nominee, USA – Spielplatz Flughafen. In der Reportage beobachtet der amerikanische Fotograf, wie die Kinder von Goma auf Flugzeugwracks spielen und für einen Moment der Realität in der Demokratischen Republik Kongo entfliehen. Zur Reportage
Younes Khani, Mehr News Agency, Iran – „Vater übergoss uns mit Säure“. Als Somayeh sich von ihrem gewalttätigen Mann trennen wollte, überschüttete er sie und die gemeinsame vierjährige Tochter Rama mit Säure. In seiner Reportage zeigt der iranische Fotograf den Kampf der Beiden um ein normales Leben. Zur Reportage
Sara Lewkowicz, für Time Magazine, USA – Häusliche Gewalt. Mit Bildern bricht die amerikanische Fotografin das Schweigen um häusliche Gewalt. Ihre Reportage schildert die Geschichte von Maggie und ihrer kleinen Kinder Memphis und Kayden. Zur Reportage
Gordon Welters, laif, Deutschland – Sanfte Revolution. Mit Respekt und Einfühlungsvermögen beobachtete der Fotograf den Versuch, das Leben in einem Heim für behinderte Kinder in Russland liebevoller und kindgerechter zu machen. Zur Reportage
Patricia Willocq, Corbis Image, Belgien – White Ebony. Die in Kinshasa geborene und aufgewachsene Fotografin zeigt, mit welchem Selbstbewusstsein junge Kinder mit Albinismus in der Demokratischen Republik Kongo versuchen, ihre Außenseiterrolle zu überwinden. Zur Reportage
Die Jury
Zur Jury 2013 gehörten unter Vorsitz von Prof. Klaus Honnef, Kunstwissenschaftler und Publizist, Ruth Eichhorn, Leiterin der Bildredaktion GEO, Lutz Fischmann, Geschäftsführer Verband Freelens e.V., Bernd von Jutrczenka, Chefkorrespondent Foto, dpa, Maria Mann, Director of International Relations & Business Development, epa - european pressphoto agency, Prof. Rolf Nobel, Leiter Studienrichtung Fotografie, FH für Design und Medien Hannover, Christian Pohlert, Leiter Ressort Bild, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Reinhard Schlagintweit, Ehrenmitglied des Deutschen Komitees für UNICEF.
Weltweite Petition für Syriens Kinder
UNICEF, das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) sowie die Organisationen Mercy Corps, Save the Children und World Vision rufen weltweit zu Unterschriften für die syrischen Kinder auf. Die internationale Petition fordert ein Ende der Gewalt gegen Kinder in Syrien und der Angriffe auf zivile Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser. Humanitäre Hilfsorganisationen müssen freien Zugang zu Menschen in Not erhalten. Der Aufruf fordert mehr Investitionen in Bildung und psychologische Hilfe für alle Kinder, die von dem Konflikt betroffen sind. Sie müssen befähigt werden, ihr Land wiederaufzubauen und die Stabilität in der Region zu stärken.
Service für Redaktionen
Die prämierten Bilder (jeweils nur eines pro Reportage) stellen wir gerne zur Verfügung. Ein kostenloser Abdruck ist im Rahmen der Berichterstattung zum „UNICEF-Foto des Jahres 2013“ unter Angabe der Urheberrechte der prämierten Fotografen möglich.