© UNICEF Somalia/MuminAdan schreibt an die Tafel des Lernzentrums im Binnenvertriebenenlager in Deebwin, Somalia.
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Dürre in Somalia: Adan will weiterlernen

In Somalia und weiteren Ländern am Horn von Afrika leiden die Menschen unter der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten. Das hat auch verheerende Auswirkungen auf die Bildung der Kinder. Die Geschichte des kleinen Adan zeigt, wie Kinder trotz Klimakrise weiterlernen.


von Stefanie Hack_Autorin

In den Ländern am Horn von Afrika spüren die Menschen die Folgen des Klimawandels. Fünf aufeinanderfolgende Trockenperioden haben dort zur schlimmsten Dürre seit 40 Jahren geführt. Große Teile des Viehbestands und der Ernten wurden zerstört und Brunnen sind versiegt. Viele Menschen können sich Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten, weil die Preise stark gestiegen sind. Besonders dramatisch ist die Situation in Somalia. In einigen der am stärksten von der Dürre betroffenen Gebieten droht eine Hungersnot.

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Foto-Reportage: Die verheerenden Folgen der Dürre für Kinder am Horn von Afrika

In den letzten Wochen hat es in der Region immer wieder geregnet – ein Hoffnungsschimmer für die Familien. Doch auch wenn erstmal Wasserstellen wieder gefüllt werden und sich das Weideland langsam erholt, bleiben die Folgen der langen Trockenzeit weiter gravierend. Die Lebensgrundlage vieler Familien ist zerstört und ihre Reserven sind aufgebraucht. Zudem haben die teils starken Regenfälle zu Überschwemmungen geführt, weil der trockene Boden die Wassermassen nicht aufnehmen konnte. Dadurch wurden Häuser und Straßen zerstört, viele Familien mussten fliehen.

Äthiopien: Menschen laufen über trockenes Land.

Infolge der schweren Dürre haben in Somalia, Kenia und Äthiopien mehr als 25 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser.

© UNICEF/UN0631304/

Kinder verpassen wegen der Klimakrise den Unterricht

Die Klimakrise hat verheerende Auswirkungen auf die Bildungschancen von Kindern: Schulen müssen teils schließen, weil sie keinen Zugang zu sauberem Wasser in der Nähe haben. Auch wenn Kinder täglich lange Wege auf der Suche nach Wasser zurücklegen müssen, verpassen sie den Unterricht. Teilweise müssen Familien ihre Heimat aufgrund der Dürre ganz verlassen, auch um Weideland für ihre Tiere zu finden. Dann steigt die Gefahr, dass Kinder gar nicht mehr in die Schule zurückkehren.

Mehr als drei Millionen Kinder in Somalia gehen heute schon nicht zur Schule. Infolge der Dürre sind weitere Kinder gefährdet, die Schule abbrechen zu müssen. Das zeigt eindrücklich, weshalb die Klimakrise auch eine Krise der Kinderrechte ist.

Adan steht vor dem Eingang eines Gebäudes im Binnenvertriebenenlager.

Adan und seine Familie mussten aufgrund der Dürre ein neues Leben in einer fremden Umgebung beginnen.

© UNICEF Somalia/Mumin

Auch der 11-jährige Adan Maalin ist mit seiner Familie vor der Dürre geflohen. Gerade lebt er mit seiner Mutter und seinen vier Geschwistern in Deebwin, einem Lager für Binnenvertriebene in der Stadt Baidoa. Adan ist eines von Tausenden von Kindern in dem Lager, die ihre Heimat aufgrund der Dürre verlassen mussten. Der Junge hat noch nie eine Schule besucht.

UNICEF unterstützt Kinder beim Lernen

UNICEF setzt sich in Somalia auf unterschiedliche Weise dafür ein, dass Kinder trotz der Dürre lernen können. So verbessert UNICEF die Wasserversorgung in Gemeinden und Schulen, beispielsweise durch die Einrichtung solarbetriebener Wassersysteme. Dadurch können Kinder wieder am Unterricht teilnehmen und müssen keine kilometerlangen Wege auf der Suche nach Wasser auf sich nehmen. 2022 hat UNICEF dazu beigetragen, die Wasserversorgung in 290 Schulen in den von der Dürre betroffenen Gebieten zu sichern.

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Wie der Klimawandel Millionen Kinder bedroht

Darüber hinaus verteilt UNICEF Lernmaterialien und richtet temporäre Lernzentren ein, zum Beispiel in Lagern für vertriebene Familien. Auch das Lernzentrum in Deebwin, das Adan besucht, wird von UNICEF unterstützt. Es wurde Ende 2022 eingerichtet und ermöglicht inzwischen 120 Kindern das Lernen.

Somali: Adan sitzt neben seinen Klassenkameraden an einem Tisch und schreibt.

Bild 1 von 2 | Adan mit seinen Klassenkameraden in dem von UNICEF unterstützten Lernzentrum in Deebwin.

© UNICEF Somalia/Mumin
Somalia: Kinder sitzen in einem Klassenraum im Lernzentrum.

Bild 2 von 2 | Das Lernzentrum in Deebwin verfügt über zwei Klassenräume. Zum Lernzentrum gehören auch zwei Toiletten und einen Wassertank für Trinkwasser und zum Händewaschen.

© UNICEF Somalia/Mumin

Für Adan ist das Lernzentrum ein wichtiger Ort geworden. Er freut sich jeden Tag auf den Unterricht. "Am Anfang war Adan etwas schüchtern und zurückhaltend, was verständlich ist, denn der Schulanfang an einem neuen Ort mit einer anderen Sprache, Kultur und Umgebung kann eine Herausforderung sein. Weil Adan zum ersten Mal eine Schule besucht, haben wir mit den Grundlagen begonnen, einschließlich der Sprache, damit er aufholen und allmählich Fortschritte machen kann", sagt Lehrerin Farah, die Leiterin des Lernzentrums.

Die Schule bedeutet mehr als nur Lernen

Schule bedeutet für Kinder Stabilität und Sicherheit. Hier können sie sich mit ihren Klassenkameraden austauschen und spielen - so entwickeln sie Gemeinschaften, die ihr Selbstbewusstsein stärken. Teils werden Kinder in Schulen zudem geimpft oder bekommen eine warme Mahlzeit.

Auch für Adan ist die Schule ein ganz besonderer Ort, an dem er sich sicher fühlt: "Für mich ist die Schule hier viel mehr als nur Lernen. Ich fühle mich beschützt und umsorgt und habe ein Gefühl von Stabilität und Routine bekommen. Jeden Tag aufzuwachen, in die Schule zu gehen und Neues zu lernen, macht mich glücklich“.

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"Wenn ich groß bin, möchte ich Lehrer werden", sagt Adan.

© UNICEF Somalia/Mumin

Für seine Zukunft hat Adan schon einen Plan: "Wenn ich groß bin, möchte ich Lehrer werden, weil ich gerne denen helfe, die weniger Wissen haben. Ich habe gesehen, was Bildung bewirken kann und möchte sie so vielen Kindern wie möglich vermitteln. Auch zu Hause versuche ich, meinen jüngeren Geschwistern das eine oder andere beizubringen, was ich an diesem Tag in der Schule gelernt habe", sagt Adan.

Jedes Kind das Recht auf eine hochwertige Bildung - trotz Dürre oder anderen klimabedingten Herausforderungen. In Somalia hat sich UNICEF bis Mitte 2026 vorgenommen, gemeinsam mit seinen Partnern 300.000 Kinder in die Grundschule einzuschulen.

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Autor*in Stefanie Hack

Stefanie Hack ist Teil des Presseteams und Redakteurin mit dem Fokus Nothilfe. Im Blog schreibt sie über die weltweite Arbeit von UNICEF und entwicklungspolitische Themen.