Kinderfreundliche Schule in Erbil
Im Irak suchen hunderttausende Kinder Zuflucht vor Terror und Gewalt. Im Flüchtlingscamp Camp Debaga und an weiteren Stationen ihrer Irak-Reise hat UNICEF-Botschafterin Eva Padberg viele Kinder kennengelernt und ihre Geschichten gehört.
Wir besuchen eine kinderfreundliche Schule in Erbil. Der farbenfrohe Schulhof wurde von den Lehrern gemeinsam mit den Kindern gestaltet. 600 Kinder gehen hier zur Schule.
„Einige Kinder nehmen sogar weitere Wege auf sich, und auch die Lehrer, die sich bei uns bewerben, sind zum Teil aus anderen Gebieten. Es ist uns gelungen, die Kinder wirklich für ihre Schule zu begeistern“, berichtet der Direktor Khelis Hussen Ahmed sichtlich stolz.
„Vor drei Jahren haben wir damit begonnen die Schule völlig neu auszurichten. Auch Themen wie Inklusion sind für uns selbstverständlicher Alltag. Wir planen ein Schulpflegschaftssystem in den nächsten Monaten, mit dem künftig auch die Eltern einbezogen werden sollen. Etwas, das im Irak nicht üblich ist. Die Menschen denken, die Regierung verdient viel Geld mit dem Öl und wird sich schon um alles kümmern. Wir sind sehr dankbar, dass die Spenden aus Deutschland uns dieses Jahr dabei unterstützen.“
Schulalltag: lernen, spielen, Kind sein
Die Zweitklässlerin Sar A Zad (7) arbeitet geduldig an ihrem Puzzle. In einer anderen Klasse findet gerade der Biologieunterricht statt. Heute steht Genetik auf dem Programm, anschaulich dargestellt mit vielen Beispielen. Die Tische in den Klassen sind in Blöcken verteilt aufgestellt, so dass Gruppenarbeit ein Teil des Curriculums werden konnte.
Auf dem Schulhof toben und kreischen die Kinder in der Pause. Es ist ein völlig normales Bild, und ich wünschte mir, dass auch die vielen geflüchteten und traumatisierten Kinder in den großen Krisenregionen diese Normalität erfahren dürften. Für sie ist dieses Leben im Moment sehr weit weg.
Letzte Station: das UNICEF-Warenlager
Der letzte Programmpunkt unserer Reise ist eines der großen UNICEF-Warenlager in Erbil. Gerade ist ein Lastwagen mit Duschen und Latrinen angekommen, die ausgeladen werden. Morgen werden sie in das Flüchtlingscamp Hassan Sham gebracht, wo sie dringend benötigt werden.
In den riesigen Hallen sind unter anderem die RRM Kits (Rapid Response Mechanism) gelagert. Dazu gehören Hygiene-Sets mit Zahnbürsten, Zahnpasta, Seife und weiteren Hygieneartikeln sowie Wasserkanister. Diese bekommen die Flüchtlinge als direkte Maßnahme auf ihrem Weg ausgehändigt.
200.000 RRM Kits sind derzeit in zwei UNICEF-Lagern in Erbil vorrätig. In den nächsten Wochen werden weitere 100.000 erwartet. In einem großen Kühlhaus werden die Impfstoffe gelagert. Da die Menschen in Mossul in den letzten beiden Jahren keine Impfungen erhalten haben, muss UNICEF vorbereitet sein, um den Ausbruch von ansteckenden Krankheiten wie Polio zu verhindern.
In den nächsten Wochen werden hier auch die Vorbereitungen für den anstehenden Winter beginnen. Warme Kleidung und Schuhe, Decken, Zelte und Winterausrüstung werden hier erwartet und an die Lager verschickt. Im Winter kann es hier bis zu -10°C kalt werden, was ich mir in der sengenden Hitze im Moment nur schwer vorstellen kann.
Weitere 15 Millionen Dollar benötigt UNICEF im Moment, um ausreichend Hilfsgüter für den Winter zur Verfügung zu stellen.
Mein größter Wunsch ist es, dass diese Mittel sobald wie möglich verfügbar sind und dass die Welt auch nach den ersten, dramatischen Ereignissen in und um Mossul die Kinder im Irak nicht vergisst.
Reisetagebuch
» Teil 1: Von Erbil ins Lager Debaga
» Teil 2: Abdullahs Geschichte
» Teil 3: Nach Akre in der Provinz Dohuk
» Teil 4: Kinderfreundliche Schule in Erbil