Corona in Afrika: Die Pandemie, die Folgen für Kinder und wie UNICEF hilft
Auch die Länder Afrikas sind von der Corona-Pandemie und den Folgen betroffen – in unterschiedlicher Weise und mit unterschiedlichem Ausmaß. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Entwicklung der Pandemie in Afrika, die Auswirkungen für Kinder und die UNICEF-Hilfe vor Ort.
Covid-19 ist ein weltweites Phänomen. Das Coronavirus Sars Cov 2 wurde in nahezu jedem Land der Erde offiziell nachgewiesen. Auch in den Ländern des afrikanischen Kontinents gibt es Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus und auch Todesfälle. Zudem erleben die Menschen dort, wie überall auf der Welt, ökonomische und soziale Folgen der Pandemie.
Die unterschiedlichen afrikanischen Länder kämpfen mit teils ähnlichen, teils unterschiedlichen Problemen. Deshalb ist es nur teilweise sinnvoll, über "Corona in Afrika" zu sprechen. Vielmehr muss man sich einzelne Länder oder Regionen anschauen. Dennoch ist "Corona in Afrika" immer wieder Thema, in öffentlichen Diskussionen, zuhause am Küchentisch und in den Medien. Oft verbunden mit der Frage: Trifft die Pandemie die Einwohner*innen in den Ländern Afrikas weniger heftig als uns in Europa?
In diesem Beitrag versuchen wir, uns der Antwort auf diese Frage anzunähern. Wir erheben dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Covid-19 entwickeln sich stetig weiter, es gibt neue Studien und epidemiologische Forschung. Unsere Aufgabe als UNICEF ist es, auf die Folgen der Pandemie für Kinder aufmerksam zu machen. In diesem Beitrag nehmen wir dabei die Situation in den Ländern des afrikanischen Kontinents in den Blick.
Aktuelle Zahlen und Fakten zur Corona-Lage in Afrika
Corona-Fallzahlen und Impfquote in Afrika
Die Covid-19-Fallzahlen ändern sich täglich. Immer aktuelle Zahlen für alle Länder, auch die Länder Afrikas, finden Sie auf der Webseite der Weltgesundheitsorganisation WHO. Gut zu wissen, wenn Sie sich die Zahlen anschauen: Auf der Webseite veröffentlicht die WHO die bestätigten Covid-19-Fälle. Doch die Expert*innen gehen davon aus, dass nur eine von sieben Covid-19-Infektionen in Afrika festgestellt wird – die Dunkelziffer dürfte also deutlich höher liegen.
Wie die Zahl der Infektionen ändert sich auch die Impfquote in den Ländern Afrikas stetig. Insgesamt liegt sie jedoch noch immer deutlich unter der Impfquote in europäischen Ländern wie Deutschland. Mit Stand 13. März 2022 waren laut WHO 12,02 Prozent der Bevölkerung in Afrika zweimal geimpft. Weltweit waren 56,9 Prozent der Menschen vollständig geimpft, mit Impfquoten von über 70 oder sogar über 80 Prozent in manchen europäischen Ländern.
Dieses Schlaglicht zeigt, wie unterschiedlich der Impfstatus der Bevölkerung in den verschiedenen Teilen der Welt noch immer ist. Schlusslicht unter den Ländern Afrikas ist bei Veröffentlichung dieses Beitrags Burundi, wo pro 100 Einwohner*innen bislang nur 0,10 Impfdosen verabreicht wurden. Ein Grund dafür ist, dass die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent kaum Zugang zu Impfstoffen haben. Das ist sehr problematisch. Denn die Impfung schützt gut vor einem schweren Verlauf von Covid-19 und verhindert Todesfälle. Zudem haben wir erst dann eine Chance, die Pandemie zu beenden, wenn alle Menschen die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen. Und nicht zuletzt ist es eine Frage der globalen Gerechtigkeit.
Wir von UNICEF sind im Rahmen der Initiative COVAX im Einsatz, Impfstoffe auch in die ärmsten Länder, zum Beispiel auf dem afrikanischen Kontinent, zu bringen. Später in diesem Beitrag lesen Sie mehr dazu.
Welche Regionen in Afrika sind von der Pandemie besonders betroffen?
Manche Menschen glauben, dass die Länder auf dem afrikanischen Kontinent von Covid-19 im Grunde gar nicht betroffen seien. Das ist falsch. Die Bevölkerung dort ist – wie die Bevölkerung hier in Deutschland – in zweifacher Hinsicht betroffen: Durch Corona-Infektionen mit all ihren Folgen sowie durch die Folgen der Pandemie und der Schutzmaßnahmen.
Auch in den Ländern Afrikas gibt es so genannte Corona-Wellen, also Phasen, in denen die Zahl der Infektionen hoch ist. Mehrere afrikanische Länder südlich der Sahara erlebten beispielsweise im Frühling und Sommer 2021 schwere Corona-Wellen. In Uganda gab es zwischen März und Juni 2021 einen Anstieg von Covid-19-Fällen um 2.800 Prozent. Namibia meldete im Juni täglich 1.000 neue Covid-19-Fälle und 30 Todesfälle. Das ist eine sehr hohe Todesrate für ein Land mit 2,5 Millionen Einwohner*innen.
Mit der Ausbreitung der neuen Omikron-Variante erlebten viele Länder Afrikas in den letzten Monaten erneut einen Anstieg der Fallzahlen, der bislang je nach Land mal stärker, mal weniger stark ausfiel. Mitte März (Stand 17.3.2022) wiesen Tunesien, Südafrika, Ägypten und Simbabwe die höchsten täglichen Neuinfektionen auf.
Schaut man sich die Entwicklung über die Zeit an, zeigt sich: Die Länder haben mit jeder Welle gelernt, schneller und effektiver zu reagieren. Diese Einschätzung teilt auch Dr. Matshidiso Moeti, Regionaldirektorin für Afrika der Weltgesundheitsorganisation WHO: "Trotz aller Hindernisse, inklusive der großen Ungleichheit bei der Verteilung der Impfstoffe, sind wir Covid-19 mit Resilienz und Entschlossenheit begegnet. Sehr geholfen hat uns dabei Afrikas langjährige Erfahrung im Umgang mit Epidemien", sagt Dr. Moeti.
Viele afrikanische Länder konnten ihre Kapazitäten zur Behandlung von Covid-19 seit Pandemiebeginn ausbauen. Gesundheitspersonal wurde ausgebildet, es gibt mehr Sauerstoff für die Intensivmedizin und anderes medizinische Material. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Die WHO hat eine Zahl zu den Intensivbetten auf dem afrikanischen Kontinent veröffentlicht. Heute gibt es 20 Intensivbetten pro eine Million Einwohner*innen, vor zwei Jahren waren es acht Intensivbetten – eine gute Verbesserung. Damit gibt es auf dem gesamten afrikanischen Kontinent nun etwa 27.460 Intensivbetten, wobei die Verteilung nach Ländern sehr unterschiedlich ist. Zum Vergleich: Allein in Deutschland gibt es rund 25.000 Intensivbetten.
Wenn wir uns all diese Zahlen anschauen, dürfen wir nicht vergessen: Dahinter stehen Menschen, stehen Geschichten. Als Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF ist es unsere Aufgabe, die Kinder besonders in den Blick zu nehmen. Die Auswirkungen der Pandemie auf sie sind schwerwiegend: Sie verlieren Eltern und Großeltern, die sich um sie kümmern. Sie sind Angst und Stress ausgesetzt, durch Erkrankungen von Angehörigen ebenso wie durch die Pandemie-Maßnahmen, wie zum Beispiel Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren. Dies sind nur die unmittelbarsten Folgen. Doch es gibt weitere, langfristige Folgen, die mindestens ebenso verheerend sein können. Dazu später mehr.
Kinder in der Pandemie
Möchten Sie mehr über die Folgen der Pandemie für Kinder weltweit erfahren und darüber, wie UNICEF hilft? Hier finden Sie immer die aktuellsten Corona Infos im UNICEF Blog.
Was wissen wir über die neue Corona-Variante Omikron?
Die Omikron-Variante (B 1.1.529) von Covid-19 wurde erstmals im November 2021 nachgewiesen und breitet sich seitdem weltweit aus.
Im Vergleich zu den zuvor bekannten Varianten weist Omikron zahlreiche Mutationen auf. Ein Effekt ist, dass Omikron wesentlich leichter übertragbar ist als die Delta-Variante. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen weiter, wie sich Omikron verhält. Weil es viele neue Erkenntnisse gibt, ändert sich der Forschungsstand oft. Aktuelle, verlässliche Informationen zu Covid-19 finden Sie beim Robert Koch Institut (RKI).
Wie konnte sich Omikron entwickeln?
Wenn ein Virus breit zirkuliert und viele Infektionen verursacht, steigt die Wahrscheinlichkeit von Mutationen. Je mehr Möglichkeiten ein Virus hat, sich auszubreiten, desto mehr Möglichkeiten hat es auch, sich zu verändern.
Neue Varianten wie Omikron erinnern uns daran, dass die Pandemie noch nicht zu Ende ist. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und ihm weniger Chancen für Mutationen zu bieten, ist es essentiell, dass Menschen sich impfen lassen und auch die anderen Schutzmaßnahmen, wie Abstand halten und Maske tragen, einhalten. Entscheidend ist zudem, dass alle Menschen auf der Welt Zugang zu Impfstoffen haben.
Folgen der Corona-Pandemie für Kinder in Afrika
Das Coronavirus verstärkt den Hunger in Afrika
Als Folge der Corona-Pandemie steigt der Hunger weltweit. Einem UNICEF-Report von Dezember 2021 zufolge hatte im ersten Pandemie-Jahr 2020 etwa jeder zehnte Mensch nicht genug zu essen und litt unter chronischem Hunger. Das entspricht bis zu 811 Millionen Menschen und damit bis zu 161 Millionen Menschen mehr als in 2019, so die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO.
Das ist eine dramatische Entwicklung. Den Expert*innen zufolge leiden schon heute 50 Millionen Kinder weltweit an schwerer akuter Mangelernährung. Das ist die schwerste Form von Mangelernährung, die für ein Kind lebensbedrohlich werden kann, wenn es nicht schnell Hilfe bekommt. 2022 könnten als Folge der Auswirkungen der Corona-Pandemie weitere neun Millionen Kinder hinzukommen.
Vom Anstieg des Hungers sind diejenigen Kinder am stärksten betroffen, die auch schon vor der Pandemie benachteiligt waren und in Armut, auf der Flucht oder in anderen Krisensituationen leben. Das schließt zahlreiche Kinder in afrikanischen Ländern mit ein. Besonders besorgniserregend ist die Lage in Afrika südlich der Sahara.
Lockdowns und Quarantäne-Maßnahmen haben dazu geführt, dass viele Eltern ihre Jobs verloren und sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in vielen Ländern insgesamt verschlechtert haben. Familien geraten in Armut, gleichzeitig steigen die Preise für Lebensmittel. So müssen immer mehr Familien auch am Essen sparen, was zu Mangelernährung bei den Kindern führen kann. Viele sind auf humanitäre Unterstützung angewiesen, um zu überleben.
Auch die durch Corona bedingten Schulschließungen spielen eine entscheidende Rolle. Denn viele Kinder bekommen in der Schule die einzige Mahlzeit am Tag. In Uganda waren die Schulen im weltweiten Vergleich am längsten geschlossen: 83 Wochen. Erst im Januar 2022 kehrten die Schülerinnen und Schüler in die Klassenräume zurück. 83 Wochen keine Schule – das bedeutet vor allem große Bildungslücken und Nachteile in Bezug auf Bildungschancen, aber eben auch 83 Wochen ohne Schulessen und damit ein erhöhtes Risiko von Hunger und Mangelernährung.
Zudem beobachten wir von UNICEF, dass Kinder sich während der Corona-Krise ungesünder ernähren. Wenn sie Kontakte reduzierten, weniger mobil waren und insgesamt mehr Zeit zuhause verbrachten, veränderten Kinder und Familien in den ersten Monaten der Pandemie ihre Ernährungsgewohnheiten zum schlechteren. In Kenia und Uganda beispielsweise aßen die Einwohner*innen seit Beginn der Pandemie 30 Prozent weniger Obst als vor Covid-19.
UNICEF hilft mangelernährten Kindern in Afrika mit Spezialnahrung wie Erdnusspaste und Spezialmilch. Die Erdnusspaste enthält 500 Kalorien pro Päckchen und ist mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert. Die meisten Kinder brauchen sechs Wochen lang drei Päckchen pro Tag, um wieder zu Kräften zu kommen. Praktisch ist die Erdnusspaste auch deshalb, weil die Eltern sie ihren Kindern selbst füttern können und sie sofort gegessen werden kann, also nicht zum Beispiel mit Wasser angerührt werden muss. Viele Familien in Afrika haben keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser.
Doch wir von UNICEF behandeln Mangelernährung nicht nur – wir setzen uns auch dafür ein, sie zu verhindern. So erklären wir Eltern in Kursen, wie wichtig das Stillen und eine gesunde Ernährung für die Gesundheit ihrer Kinder ist. Letztlich sind jedoch ein Ende der Pandemie und damit die Chance zur Erholung der Wirtschaft entscheidend. Deshalb engagieren wir uns im Rahmen der Initiative COVAX dafür, Corona-Impfstoffe auch in die ärmsten Länder zu bringen. Dazu später mehr.
Die Pandemie und die Folgen: Belastungsprobe für das Gesundheitssystem in Afrika
Wenn die Zahl der Corona-Infektionen einem afrikanischen Land steigt, geraten auch hier die Gesundheitssysteme unter Druck. Viele Menschen brauchen eine medizinische Behandlung. Zudem steigt das Risiko, dass auch medizinisches Personal erkrankt und nicht arbeiten kann. Wie in Deutschland ist die Situation durch die Ausbreitung der Omikron-Variante besonders angespannt. Zwar konnten einige Länder Afrikas ihre Kapazitäten zur Behandlung von Covid-19-Fällen seit Pandemiebeginn verbessern. Doch noch immer sind die Gesundheitssysteme in vielen Ländern Afrikas in einem sehr schlechten Zustand verglichen mit europäischen Ländern wie Deutschland.
Die Belastung der Gesundheitssysteme durch Corona kann für Kinder schlimme Folgen haben. Wenn sie erkranken, an Covid-19 oder einer anderen Krankheit, können sie möglicherweise nicht behandelt werden, weil es keine Kapazitäten gibt. Einige Eltern zögern auch aus Angst vor Ansteckung, ihre Kinder ins Krankenhaus zu bringen.
Zudem fallen Vorsorgeuntersuchungen und Routine-Impfungen aus. In 2020 bekamen mehr als 23 Millionen Kinder weltweit keine Regelimpfungen gegen gefährliche Infektionskrankheiten wie Masern oder Polio. Das ist ein Anstieg um fast vier Millionen im Vergleich zu 2019. Unter den zehn Ländern, in denen am meisten Kinder Impfungen nicht erhielten, waren vier Länder Afrikas: Angola, die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien und Nigeria.
Infolge der Corona-Pandemie können sich zudem auch andere Krankheiten stärker ausbreiten als zuvor. Ein Beispiel dafür ist Malaria. Im Dezember 2021 teilte die WHO mit, dass in 2020 deutlich mehr Menschen an Malaria gestorben waren als im Jahr zuvor. Den Expert*innen der WHO zufolge ist ein Hauptgrund für den Anstieg, dass die Vorsorge- und Behandlungsprogramme gegen Malaria aufgrund der Pandemie unterbrochen waren oder sind.
In 2020 wurden 241 Millionen Malaria-Infektionen gemeldet , ein Anstieg um 14 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Es gab 627.000 Todesfälle, davon 96 Prozent in Afrika südlich der Sahara. Kinder unter fünf Jahren sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, 80 Prozent der Malaria-Todesfälle in Afrika südlich der Sahara waren Kinder in diesem Alter. Vier afrikanische Länder zählten über die Hälfte der Malaria-Toten weltweit: Nigeria (31,9 Prozent), die Demokratische Republik Kongo (13,2 Prozent), Tansania (4,1 Prozent) und Mosambik (3,8 Prozent).
UNICEF unterstützt die belasteten Gesundheitssysteme in Afrika und weltweit. In 2020 haben wir
- 106 Millionen Menschen mit Trinkwasser, Sanitäranlagen und Hygieneartikeln versorgt
- 3 Milliarden Menschen darüber informiert, welche Risiken Covid-19 birgt und wie sie sich schützen können
- Mehr als 2,5 Millionen Gesundheitshelfer*innen mit Schutzausrüstung wie Masken und Schutzanzügen ausgestattet
- 4 Millionen Gesundheitshelfer*innen im Infektionsschutz ausgebildet
Zudem bringen wir mit mobilen Kliniken die medizinische Versorgung zu den Menschen.
Schulschließungen: Viele Kinder in Afrika könnten nie mehr in den Klassenraum zurückkehren
Wie in Deutschland gab es sie weltweit und auch in Afrika: Schulschließungen. Auf dem Höhepunkt der nationalen und lokalen Lockdowns waren 1,6 Milliarden Kinder weltweit nicht in der Schule. Das waren 90 Prozent aller Schulkinder. Mit Uganda öffnete ein afrikanisches Land als eines der letzten im Januar 2021 wieder die Klassenräume – nach 83 Wochen Schließung.
Wenn die Schule geschlossen ist, ist das für alle Kinder eine Herausforderung. Doch für Kinder aus armen Verhältnissen und in Konflikt- und Krisenregionen ist es besonders schwierig. Viele von ihnen haben keine Geräte und keinen Internetzugang, um am digitalen Unterricht teilzunehmen. Oft haben sie auch kein eigenes Zimmer, in dem sie in Ruhe lernen können. UNICEF hat ermittelt, dass ein Drittel der Schulkinder weltweit im Jahr 2020 nicht am Fernunterricht teilnehmen konnte und somit in dem Jahr keine Schulbildung erhalten hat.
Zudem kann es sein, dass Eltern ihre Kinder zur Arbeit schicken, wenn sie selbst infolge der Auswirkungen der Pandemie ihr Einkommen verlieren. Und wenn Kinder einmal begonnen haben zu arbeiten, ist das Risiko hoch, dass sie nicht mehr in die Schule zurückkehren.
Vor allem Mädchen sind zudem in Gefahr, früh verheiratet zu werden. Eltern fällen diese Entscheidung, weil sie ihre Tochter auf diese Weise sicher versorgt sehen. Wir von UNICEF schätzen, dass es infolge der Pandemie bis 2030 zu zehn Millionen zusätzlichen Kinderehen kommen könnte. Unter den Ländern mit den weltweit meisten Kinderehen sind erneut zwei Länder in Afrika: Äthiopien und Nigeria.
Je länger ein Kind die Schule nicht besucht, desto größer ist die Gefahr, dass es nie mehr zurückkehrt. Nach UNICEF-Schätzungen könnte dies in Folge der Pandemie für 24 Millionen Kinder gelten. Für jeden einzelnen Jungen, jedes einzelne Mädchen ist dies ein Rückschlag, der ihn oder sie das ganze Leben lang begleiten kann. Denn Bildung ist der wichtigste Faktor, um der Armut zu entkommen und sich ein selbstständiges Leben aufzubauen.
Deshalb setzen wir von UNICEF uns seit Beginn der Corona-Pandemie dafür ein, dass Kinder weiter lernen können. Wir fördern den Zugang zu alternativen Lernangeboten, etwa indem wir Kindern aus ärmeren Familien Internetguthaben zur Verfügung stellen. Zudem sind wir eine starke Stimme dafür, die Schulen wo immer möglich offen zu halten oder wieder zu öffnen. Ganz praktisch bieten wir unter anderem Regierungen Unterstützung dabei, Konzepte und Hygienemaßnahmen für einen sicheren Schulbesuch zu erarbeiten.
Corona-Impfungen in Afrika
Kaum Corona-Impfstoffe für Afrika
Erst wenn Menschen überall auf der Welt Zugang zu Impfstoffen gegen Corona haben, kann die Pandemie beendet werden.
Doch davon sind wir noch weit entfernt. Zwar arbeiten Forscher*innen in Ländern wie Südafrika selbst an der Entwicklung von Impfstoffen und es gibt Initiativen, Corona-Impfstoffe auch auf dem afrikanischen Kontinent zu produzieren. Insgesamt jedoch sieht die Realität (noch) so aus: Während in vielen wohlhabenden Ländern Auffrischungskampagnen laufen, ist in vielen Ländern Afrikas bisher nur ein Bruchteil der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft – häufig noch nicht einmal das Gesundheitspersonal.
Mehr als 80 Prozent der weltweiten Impfstoffe gingen bislang an G20-Staaten. Immer wieder weisen wir von UNICEF auf die Ungleichverteilung der Impfstoffe hin. Im Oktober 2021 etwa zeigte eine Studie des Forschungsinstituts Airfinity, dass die G20-Staaten bis zu diesem Zeitpunkt 15-mal so viele Covid-19-Impfdosen pro Kopf erhalten hatten wie Länder in Subsahara-Afrika* oder andere Länder mit niedrigem Einkommen. Einige konkrete Beispiele aus der Analyse:
- Deutschland hatte 16-mal so viele Impfdosen pro Kopf erhalten wie Ghana und Kamerun zusammen
- Das Vereinigte Königreich hatte zwölfmal so viele Impfdosen pro Kopf erhalten wie Kenia
- Kanada hat 34-mal so viele Impfdosen pro Kopf erhalten wie der Sudan
* ausgenommen Südafrika, das zur Gruppe der G20-Staaten gehört.
Mit Stand 17. März 2022 wurden weltweit 11 Milliarden Dosen Corona-Impfstoff verabreicht. Davon nur 429,6 Millionen in afrikanischen Ländern. Doch auch innerhalb des Kontinents gibt es Unterschiede (Zahlen Stand 17. März 2022): So ist auf den Seychellen rund 80 Prozent der Bevölkerung zweimal geimpft, in Marokko sind es 62 Prozent, in Ruanda knapp 59 Prozent. In Kamerun sind es dagegen 3 Prozent, im Südsudan 3,8 Prozent.
Mit Blick auf die Impfungen gibt es mehrere Herausforderungen: Zum einen sind viele Länder in Afrika darauf angewiesen, dass reichere Staaten ihnen Impfdosen spenden. Zum anderen geht es darum, die Impfdosen auch tatsächlich zu verimpfen. Dafür braucht es viel: Kühlsysteme für die Impfstoffe, Transportmittel und ausreichend Gesundheitspersonal – um nur einige Punkte zu nennen.
Zudem gibt es auch in afrikanischen Ländern wie überall auf der Welt Menschen, die zögerlich sind, wenn es ums Impfen geht. Sie haben zum Beispiel Sorgen vor negativen gesundheitlichen Folgen oder zweifeln die Wirkung an. Deshalb unterstützen wir von UNICEF in den Ländern Afrikas, ebenso wie weltweit, Aufklärungskampagnen. Wir bilden Ehrenamtliche aus und liefern Informationsmaterial. Unser Ziel: Falschinformationen über das Virus und die Impfung korrigieren und korrekte, geprüfte, verlässliche Informationen dagegensetzen.
Ein erfolgreiches Beispiel für diese Arbeit sind die so genannten U-Reporter*innen in der Elfenbeinküste. Die jungen Engagierten mit den schwarz-orange-grünen T-Shirts gehen durch die Städte und Dörfer und erzählen den Menschen, was Covid-19 ist, wie sie sich schützen können und wie die Impfung wirkt. Und wer nach dem Gespräch noch mehr Informationen möchte, der schickt einfach "Corona" an die Telefonnummer, die hinten auf dem T-Shirt der U-Reporter*innen steht. Praktisch, oder?
Für mehr Impfstoff-Gerechtigkeit: So helfen UNICEF und COVAX
Wir von UNICEF sind im Einsatz, um Corona-Impfstoffe auch in die ärmsten Länder zu bringen. Dafür arbeiten wir als Teil der Initiative COVAX mit der Impfallianz Gavi, der Weltgesundheitsorganisation WHO und weiteren Partnern zusammen. COVAX steht für "Covid-19 Vaccine Global Access".
Die Aufgabe von UNICEF ist es, den Impfstoff zu beschaffen und zu koordinieren, dass er sicher in den Empfängerländern ankommt. Zudem unterstützen wir die Impfvorbereitungen vor Ort organisatorisch. Wir beschaffen Spritzen für die Impfungen und planen die Lieferwege und Kühlketten. Eine enorme logistische Herausforderung! Wir schulen auch Helferinnen und Helfer und unterstützen Regierungen bei der Planung der Impfkampagne in ihren jeweiligen Ländern. All diese Maßnahmen sind nicht nur für die aktuelle Situation relevant, sondern nachhaltige Investitionen in die Gesundheitssysteme der Länder. UNICEF hilft damit, die medizinische Versorgung von Kindern sowie Impfprogramme langfristig zu stärken.
Die ersten Lieferungen der COVAX-Impfstoffe gingen im Februar 2021 nach Ghana und in die Elfenbeinküste. Die verfügbaren Dosen werden den an COVAX teilnehmenden Ländern mit Hilfe einer standardisierten Zuteilungsformel je nach Bevölkerungsgröße zugewiesen.
Warum übernehmen gerade wir von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der UN, diese Schlüsselrolle in der COVAX-Initiative?
Die Impfkampagne gegen Covid-19 ist eine nie dagewesene, weltweite Herausforderung. Wir von UNICEF haben jahrelange Erfahrungen mit großen Impfkampagnen und wurden deshalb für die COVAX Initiative um Unterstützung gebeten.
Kinder selbst stehen zwar nicht im Fokus von COVAX. Trotzdem ist die weltweite Impfaktion für sie sehr wichtig. Denn wenn ihre Lehrerinnen und Lehrer und Gesundheitspersonal in Krankenhäusern vor Corona geschützt sind, können auch die Kinder sicherer am Unterricht teilnehmen und versorgt werden.