UNICEF: Hilferuf aus Syrien
Daniela Schadt: „Was in Syrien geschieht, sollte kein Kind auf der Welt erleben müssen.“
Angesichts der Gewalteskalation in Syrien ruft die Leiterin von UNICEF Syrien Hanaa Singer dazu auf, die Kinder nicht im Stich zu lassen.
Die schweren Kämpfe in Aleppo und anderen Landesteilen in den vergangenen Monaten sowie die Belagerungen zahlreicher Orte treffen Kinder auf allen Seiten des Konflikts mit großer Härte. Fast einer halben Million Kindern in 16 belagerten Städten wird seit Monaten jegliche humanitäre Hilfe verwehrt. UNICEF appelliert dringend und zum wiederholten Male an alle Konfliktparteien, Kinder zu schützen und fordert freien und sicheren Zugang zu allen Kindern.
Hanaa Singer ist vor wenigen Tagen in Aleppo gewesen: „Der pausenlose Beschuss und die Explosionen waren ohrenbetäubend. Die Kinder haben jedes Mal über mich gelacht, wenn ich vor dem schrecklichen Lärm des Krieges zusammengezuckt bin – kein echtes Lachen, sondern eine Reaktion auf den vollständigen Verlust von Normalität.“
Auch in anderen Teilen des Landes sind Kinder durch Bombardierungen, Kämpfe, Belagerungen und die immer schlechtere Versorgung täglich in Lebensgefahr. Zu Beginn des sechsten Kriegswinters haben Millionen syrische Kinder Krankheiten und Kälte nur noch wenig entgegen zu setzen. Fast sechs Millionen Mädchen und Jungen sind mittlerweile auf Hilfe angewiesen. Viele Familien mussten mehrfach fliehen, sind verarmt und können sich kaum noch Nahrung, Heizmaterial und warme Kleidung beschaffen.
Bürgerkrieg in Syrien: Angriffe auf Schulen
Bei 84 teilweise gezielten Angriffen auf Schulen wurden dieses Jahr bereits mindestens 69 Kinder auf allen Seiten des Konflikts getötet und zahlreiche weitere verletzt. Ein Drittel der Schulen ist außer Betrieb. Trotzdem setzen viele Familien mit Unterstützung engagierter Lehrer und UNICEF alles daran, dass ihre Kinder weiter zur Schule gehen. Denn Schulen zählen zu den wenigen Orten in Syrien, in denen wenigstens zeitweise so etwas wie Kindheit möglich ist.
UNICEF-Schirmherrin Daniela Schadt: „Kinder sind niemals Feinde.“
„Was in Aleppo und anderen Orten Syriens geschieht, sollte kein Kind auf der Welt erleben müssen“, sagte UNICEF-Schirmherrin Daniela Schadt. „Wir dürfen angesichts dieser Tragödie – auch im sechsten Kriegswinter – nicht resignieren. Es liegt nicht in unserer Hand, die Gewalt in Syrien zu beenden. Aber jeder kann mithelfen, das Leid der Kinder zu lindern. Erinnern wir uns gemeinsam an den Gründungsgedanken von UNICEF vor genau 70 Jahren: Kinder sind niemals Feinde. Ihr Schutz muss überall an erster Stelle stehen – auch im Krieg, gerade im Krieg!"
Das UN-Kinderhilfswerk wurde vor 70 Jahren am 11. Dezember 1946 gegründet, um Kindern im kriegszerstörten Europa zu helfen. Heute ist die Unterstützung für Kinder in Syrien und seinen Nachbarländern der größte humanitäre Einsatz von UNICEF.
Brief aus Syrien von Alaa (9) an Kinder in Deutschland
Die Kinder in Syrien sehnen sich nach Frieden – doch die meisten kennen nichts anderes als Krieg. Trotz der verzweifelten Lage versuchen sie ein normales Leben zu führen. In einem Brief an die Kinder in Deutschland schildert die neunjährige Alaa aus Aleppo, dass ihre Familie bereits sechs Mal innerhalb des Landes fliehen musste. Am Tag ihrer Flucht aus Aleppo im August spielte sie mit ihren Brüdern:
„Dann hörten wir laute Explosionen, die immer näher kamen und immer lauter wurden. Wir haben alle im Badezimmer Schutz gesucht. Das Haus hat gebebt. Wir haben uns an unsere Mutter geklammert und haben geweint. Wir hatten schreckliche Angst. (…) Wir sind auf die Straße gelaufen. Dort sahen wir viele andere Menschen umherrennen. Kinder haben geweint. Überall war Feuer. Einige Kinder waren verletzt. Ein Mädchen, jünger als ich, tat mir sehr leid, denn sie konnte ihre Eltern nicht finden.“ Alaas Familie musste ein weiteres Mal um ihr Leben laufen. Das Mädchen macht sich Vorwürfe, dass sie ihre Puppe in der Hölle von Aleppo zurücklassen musste. Sie endet ihren Brief mit den Worten: „Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder in mein Zuhause in Aleppo zurückgehen kann und nie mehr weg muss. Ich hoffe auch, dass alle syrischen Kinder, die nach Deutschland gegangen sind, in der Schule und glücklich sind und liebe Freunde haben.“
Forderungen von UNICEF für Syriens Kinder
Schutz der Kinder:
UNICEF ruft alle Konfliktparteien dazu auf, international gültiges Völkerrecht zu respektieren. Sie tragen die Verantwortung für den Schutz von Zivilisten, vor allem der Kinder. Insbesondere dicht besiedelte Wohngebiete, Schulen und Krankenhäuser dürfen nicht Ziel von Angriffen sein.
Waffenruhe:
UNICEF unterstützt die Forderung der UN nach einer sofortigen Waffenruhe.
Zugang für humanitäre Hilfe:
Alle Konfliktparteien müssen den Helfern sicheren, ungehinderten und dauerhaften Zugang zu allen Menschen in Not gewährleisten. Alle Belagerungen müssen aufgehoben werden.
Verlässliche Hilfe:
UNICEF ruft die Bundesregierung und private Spender dazu auf, in ihrer Unterstützung für die humanitäre Arbeit in Syrien nicht nachzulassen, damit die dringend benötigte Hilfe möglichst viele Kinder und Familien erreichen kann.
UNICEF in Syrien
UNICEF hat rund 200 Mitarbeiter in Syrien, die zusammen mit Partnerorganisationen Hilfe für Kinder und Familien in allen Landesteilen organisieren. Sie unterstützen unter anderem durch Reparaturen und Diesel für Generatoren die Wasserversorgung, stellen Impfstoffe und Hygieneartikel bereit, verteilen landesweit Schulrucksäcke und Lernmaterial.
Aktuell ist UNICEF dabei, Winterkleidung und warme Decken an besonders bedürftige Familien zu verteilen. Insgesamt plant UNICEF, diesen Winter über 700.000 Kinder in Syrien vor der Kälte zu schützen. Dafür werden dringend weitere Spenden benötigt.
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