UNICEF zu sieben Jahren Krieg in Syrien
Syriens kriegsversehrte Kinder
Sieben Jahre nach Beginn des Konflikts in Syrien ist ein Ende der Gewalt nicht in Sicht. 2017 war bisher das schlimmste Jahr für Kinder: 910 Todesfälle und 361 Verwundungen von Mädchen und Jungen haben die Vereinten Nationen verifiziert, eine Steigerung um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das sind nur die Fälle, die überprüft werden konnten – die tatsächliche Zahl ist wahrscheinlich deutlich höher. In den ersten beiden Monaten von 2018 wurden Berichten zufolge bereits über 1.000 Kinder getötet oder verletzt.
„An jedem einzelnen Tag – seit sieben Jahren – erfahren Kinder unendliches Leid durch Bomben, Kugelhagel, Vertreibung, Hunger, den Tod von Angehörigen und Freunden“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „In Syrien herrscht ein gnadenloser Krieg gegen Kinder, der sofort gestoppt werden muss.“
Auch wenn sie überleben, erleiden viele Kinder bleibende körperliche oder psychische Schäden. So wie Sami (14) aus dem syrischen Dera’a. „Ich habe draußen mit meinen Cousins im Schnee gespielt. Eine Bombe schlug ein. Ich habe die Hände meines Cousins durch die Luft fliegen sehen. Ich habe beide Beine verloren. Zwei meiner Cousins sind gestorben, ein anderer hat ebenfalls seine Beine verloren.“ Sami lebt inzwischen mit seiner Familie in Jordanien.
„Kinder mit Behinderungen sind unter den Benachteiligten am meisten benachteiligt“, sagte Geert Cappelaere, UNICEF-Regionaldirektor für den Mittleren Osten und Nordafrika. „Sie sind der sehr realen Gefahr ausgesetzt, übersehen und ausgegrenzt zu werden, während der Krieg unerbittlich weitergeht.“
Behinderung als direkte Folge des Krieges in Syrien
Der Gebrauch von explosiven Waffen und rücksichtslose Angriffe auf dicht besiedelte Gebiete haben eine wachsende Zahl von Kindern getötet.
- Rund ein Viertel der zivilen Todesopfer sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
- UNICEF schätzt, dass 3,3 Millionen Kinder in Syrien der Gefahr durch Explosionen ausgesetzt sind, einschließlich durch Landminen und Blindgänger.
- Über 1,5 Millionen Menschen haben eine bleibende Behinderung als direkte Folge des Krieges, einschließlich 86.000 Menschen, denen Gliedmaßen amputiert werden mussten.
Der fehlende Zugang zu guter medizinischer und psychologischer Behandlung führt dazu, dass sich Kinder langsamer von ihren Verletzungen erholen oder sich ihr Zustand sogar verschlechtert. Viele Kinder haben Angehörige verloren oder wurden von ihnen getrennt, so dass oft eine enge Bezugsperson fehlt, die sich um die Mädchen und Jungen kümmern kann.
Für Kinder mit Behinderungen ist außerdem der Zugang zu Bildung und Dienstleistungen erschwert. Viele Familien können sich eine angemessene Behandlung oder Therapie nicht leisten. Ohnehin ist in vielen Teilen Syriens eine gute medizinische Versorgung nicht möglich, weil Krankenhäuser und Personal fehlen. 2017 haben die Vereinten Nationen 108 Angriffe auf Krankenhäuser und medizinisches Personal dokumentiert. Nur rund die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen sind voll funktionsfähig.
„Doch trotz der erlittenen Verletzungen, lebenslanger Behinderung und Vertreibung kennen die Ambitionen der Kinder keine Grenzen“, sagte Cappelaere.
„Wenn sie und ihre Familien die nötige Unterstützung erhalten, können Kinder ihre Einschränkungen überwinden und das Außerordentliche schaffen, ihre Kindheit, ihre Würde und ihre Träume zurückzuerobern.“
Alltägliche Not der Kinder
Sieben Jahre nach Beginn des Konflikts ist die Kindheit von Millionen von syrischen Mädchen und Jungen durch Gewalt, Vertreibung und alltägliche Not geprägt. 69 Prozent der Bevölkerung in Syrien lebt mittlerweile in extremer Armut, pro Person stehen ihnen umgerechnet weniger als zwei US-Dollar am Tag zur Verfügung. Einer neuen Untersuchung von UNICEF zufolge lebt 85 Prozent der syrischen Kinder in Jordanien unterhalb der Armutsgrenze. Durch die finanzielle Not werden viele Kinder in Kinderarbeit oder Frühehen gedrängt.
1,75 Millionen Kinder in Syrien im Schulalter gehen aktuell nicht zur Schule. Auch in den Nachbarländern geht durchschnittlich 43 Prozent der syrischen Kinder nicht zur Schule. Wie viele Mädchen und Jungen durch den Krieg traumatisiert sind, lässt sich nicht abschätzen. UNICEF geht davon aus, dass zwei Drittel der Kinder ein nahes Familienmitglied verloren, die Beschädigung des Wohnhauses erlebt oder konfliktbedingt verletzt worden sind.
Hilfe und Perspektiven für Kinder in Syrien und der Region
UNICEF hat ein breites Netzwerk von eigenen Mitarbeitern und Partnerorganisationen in der Region, die Hilfe für syrische Kinder und Familien organisieren. Allein in Syrien sind rund 250 UNICEF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. UNICEF unterstützt unter anderem die Wasserversorgung in Syrien, in Flüchtlingslagern und Gastgemeinden in Jordanien und Libanon, stellt Impfstoffe und Hygieneartikel bereit und richtet Notschulen und Kinder- und Jugendzentren ein.
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