Welttoilettentag: Wasser und Hygiene für ein besseres Leben
Welttoilettentag - das mag kurios klingen, aber dieser Tag ist einem wichtigen Thema gewidmet. Denn wenn von Toiletten die Rede ist, ist damit weit mehr gemeint als das „stille Örtchen“, an dem man sein Geschäft verrichtet - es geht um Hygiene und sichere Sanitärversorgung, die überlebenswichtig sind.
In diesem Blogbeitrag schauen wir auf die Toiletten dieser Welt und erklären, warum der Welttoilettentag für die Arbeit von UNICEF und die Gesundheit aller Menschen und insbesondere von Kindern von so großer Bedeutung ist.
Was ist der internationale Tag der Toilette und wann findet er statt?
Die Vereinten Nationen haben den 19. November zum Welttoilettentag erklärt. Er soll zum einen die Tabus rund um dieses Thema aufbrechen und zum anderen die Gewährleistung von Abwasserentsorgungen für alle Menschen zu einer globalen Entwicklungspriorität zu machen.
Toiletten sind essentiell für die Gesundheit von Menschen. Ohne eine sichere und nachhaltige Sanitärversorgung können menschliche Abfälle in die Umwelt gelangen und Krankheiten, zum Beispiel Cholera oder Darmwürmer, breiten sich ungehindert aus. Eine Toilette ist das einfachste Mittel, um Menschen vor Krankheiten zu schützen. Toiletten retten also Leben!
Die Versorgung mit sicheren Toiletten und sauberem Wasser ist auch im sechsten Ziel der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen verankert. Demnach sollen bis 2030 alle Menschen Zugang zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung haben. Im Moment sind wir von diesem Ziel allerdings noch weit entfernt.
In diesem Jahr lautet das Motto des Welttoilettentags „Beschleunigung des Wandels“. Mit dem Motto soll darauf hingewiesen werden, dass mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, um sanitäre Einrichtungen weltweit zu verbessern.
Welchen Beitrag leistet UNICEF zur Verbesserung der Toilettensituation weltweit?
Das Recht von Kindern auf Gesundheit, sauberes Trinkwasser und eine saubere und sichere Umgebung ist in der Kinderrechtskonvention (Artikel 24) verankert. Da zu einer sauberen Umgebung der Zugang zu Toiletten gehört, setzt sich UNICEF überall auf der Welt für den Bau von Toiletten-und Sanitäranlagen ein – unter anderem in Schulen. Außerdem klären UNICEF-Mitarbeitende über die gesundheitlichen Folgen von offener Defäkation, das meint das Verrichten des Stuhlgangs im Freien und über Hygienemaßnahmen, zum Beispiel richtiges Händewaschen, auf.
Ohne Trinkwasser oder angemessene sanitäre Einrichtungen und Hygienemaßnahmen sind Kinder viel anfälliger für Krankheiten. Wenn die Kinder krank werden, können sie lebenswichtige Nährstoffe, die sie dringend benötigen, nicht aufnehmen. Durch die Folgen von unsauberem Wasser und mangelnder Hygiene sterben jeden Tag etwa 1.000 Kinder unter fünf Jahren.
Wir von UNICEF fassen all unsere Maßnahmen und Aktivitäten in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene übrigens unter dem Begriff „WASH“ (Water, Sanitation and Hygiene) zusammen.
Toiletten-Geschichten aus aller Welt
Latrinenbau in Afghanistan
In einem Dorf in der Provinz Laghman in Afghanistan hat der 23-jährige Kamaluddin an Seminaren von UNICEF teilgenommen, um zu erfahren, wie der Bau einer einfachen Toilette zur Gesundheit beiträgt und was zu einer guten Sanitärversorgung gehört.
In seinem Haus hat er daraufhin eine Latrine gebaut und sorgt nun dafür, dass seine Familie sie benutzt. Er achtet darauf, dass sich jeder nach der Benutzung die Hände mit Seife und sauberem Wasser wäscht.
Er hat auch seinem Bruder geholfen, eine Toilette zu bauen. Denn zuvor mussten seine Nichten ihre Notdurft auf dem offenen Feld verrichten. Sie hatten auch keine Möglichkeit, sich die Hände richtig zu waschen und wurden oft krank.
"Ich habe einen Wasserbehälter neben die Toilette gestellt, damit wir uns die Hände waschen können. Von den UNICEF-Mitarbeiter*innen haben wir Seife bekommen. Seitdem sind wir nicht mehr krank geworden“, erzählt Kamaluddin stolz.
Die Seifenstücke sind Bestandteil von Hygienesets, die UNICEF an etwa 80.000 Menschen in Afghanistan verteilt. Neben Seife enthalten diese Kits unter anderem Shampoo, Eimer oder Handtücher.
In Zusammenarbeit mit der Europäischen Union will UNICEF bis Ende 2023 in 885 Gemeinden in Afghanistan erreichen, dass Menschen auf richtige Toiletten gehen können und so zu einer gesunden Entwicklung der Kinder beitragen.
Ein Öko-Dorf-Projekt in Madagaskar
Auch in der Region Androy im Süden Madagaskars war die Praxis der offenen Defäkation in der Bevölkerung lange weit verbreitet. Die Menschen in der Region, die durch ein extrem trockenes Klima gekennzeichnet ist, standen vor großen Herausforderungen in Bezug auf Hygiene und sanitäre Einrichtungen.
2021 startete UNICEF in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern ein Öko-Dorf-Projekt. Die lokale Gemeinschaft sollte dazu ermutigt werden, ihre Hygiene- und Sanitärsituation sowie ihre bisherigen Praktiken und deren Folgen zu analysieren. Durch die Aufklärung über die gesundheitlichen Folgen offener Defäktion konnten die Dorfbewohner*innen für das Thema sensibilisiert werden. Kurze Zeit später wurden mit der Unterstützung von UNICEF 55 Latrinen gebaut.
Die gesamte Gemeinde verpflichtete sich, die offene Defäkation aufzugeben und Latrinen für jeden Haushalt zu bauen. Fideline, eine Mutter von fünf Kindern, erinnert sich: "Früher, wenn die Hitze unerträglich wurde, waren die Gerüche, die durch die menschlichen Abfälle im Dorf entstanden, kaum auszuhalten. Aber jetzt ist die Veränderung real und sichtbar. Sobald wir im Dorf ankommen, sehen wir, dass es sauber ist."
Eine umweltfreundliche Toilette aus Kenia
In Kenia haben junge Menschen ein Unternehmen gegründet, das nachhaltige und innovative Toiletten entwickelt, die zur Gesundheit beitragen und die Umweltbelastung verringern sollen.
Fliegenlarven helfen dabei, menschliche Abfälle zu zersetzen und Dung zu erzeugen, der in der Landwirtschaft weiterverwendet werden kann. Die Toiletten werden hauptsächlich aus recycelten Materialien hergestellt, wie zum Beispiel Plastikabfällen und Tetrapacks.
Die 22-jährige Marketingmanagerin von Saniwise Technologies, Chelsea Johannes, ist in einer informellen Siedlung aufgewachsen, in der es keine guten sanitären Einrichtungen gab. Viele Kinder litten immer wieder an Durchfallerkrankungen und verpassten die Schule. Durch diese Erfahrung kam sie auf die Idee, eine Öko-Toilette zu entwickeln.
UNICEF hat das Team von Saniwise mithilfe der Youth Agency Marketplace (Yoma) mit einer Startfinanzierung unterstützt und Schulungen angeboten. Bei Yoma handelt es sich um einen digitalen Markplatz, der jungen Menschen dabei hilft, sich auf die Arbeitswelt vorzubereiten und unter anderem mit potenziellen Arbeitsgebern in Kontakt zu treten.
Der 23-jährige Betriebsleiter von Saniwise, Steven Ochieng, nahm an einer Yoma-Schulung über digitales Marketing teil. Dadurch erwarb er wichtige Fähigkeiten, um das Unternehmen online zu fördern. "Bevor wir Yoma genutzt haben, waren wir in den sozialen Medien nicht sehr aktiv, was uns große Sorgen bereitet hat", erklärt er. „Nun wissen viele Menschen, was Saniwise ist und was wir tun."
Spannende Klo-Fakten zum Welttoilettentag
Wie viele Menschen haben Zugang zu Toiletten?
Weltweit haben 3,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicheren Toiletten. 419 Millionen Menschen müssen ihre Notdurft noch immer im Freien verrichten. 2 Milliarden Menschen haben zu Hause keine Möglichkeit, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Durch verschmutzes Wasser, sanitäre Einrichtungen und mangelnde Hygiene sterben jeden Tag etwa 1.000 Kinder unter fünf Jahren. Oft ist die Sanitärversorgung auch eine Frage des Wohnorts: 90 Prozent der Menschen, die offene Defäkation praktizieren, leben in ländlichen Gebieten.
Wie viel Wasser wird durch die Klospülung verbraucht?
Pro Spülgang werden bei älteren Toiletten etwa 9 bis 14 Liter Wasser verbraucht. Insgesamt macht die Toilettenspülung so etwa 30 Prozent des täglichen persönlichen Trinkwasserverbrauchs aus. Knapp die Hälfte des Wassers würde für einen hygienischen Spülvorgang genügen. Hier lässt sich also noch viel Wasser einsparen. Neue Spülkästen verbrauchen inzwischen bereits geringere Mengen an Wasser.
Wie wirkt sich der Zugang zu sanitären Einrichtungen auf Bildung aus?
Ein fehlender Zugang zu Toiletten und sanitären Anlagen kann negative Auswirkungen auf die Bildung von Kindern haben: Wenn Schulen kein sicheres Trinkwasser und keine Toiletten zur Verfügung stellen können, können Kinder nicht in einer gesunden Umgebung lernen. Da Kinder ohne angemessene sanitäre Einrichtungen und Hygienemaßnahmen anfälliger für Krankheiten sind, verpassen sie häufiger den Unterricht.
Viele Mädchen sind zudem gezwungen, während ihrer Periode zuhause zu bleiben, wenn es keine entsprechende Sanitärversorgung in den Schulen gibt.
Wie hängen Klimawandel und saubere Toiletten zusammen?
Abwasserentsorgung und Klimawandel sind eng miteinander verbunden und so bedroht der Klimawandel ganz grundlegende Bereiche des Lebens. Durch Überschwemmungen, Dürren oder den Anstieg des Meeresspiegels können sanitäre Anlagen beschädigt werden. Wenn diese Systeme nicht mehr richtig funktionieren, können sich durch verunreinigtes Wasser Krankheiten wie Cholera verbreiten.
Außerdem führt der Klimawandel dazu, dass immer mehr Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden. Sie siedeln sich häufig in Gebieten mit einem noch höheren Klimarisiko und schlechtem Zugang zu sanitären Anlagen an oder fliehen in Gebiete, in denen diese Einrichtungen überlastet sind.
UNICEF arbeitet daran, klimaresistente Sanitäranlagen zu entwickeln, die Klimaschäden standhalten und selbst nicht zum Klimawandel beitragen. Beispielsweise wird für klimaresistente Toiletten ein bestimmtes Holz verwendet, das hohe Luftfeuchtigkeit verträgt. Um Überschwemmungen stanzuhalten werden Latrinen über der Höhe des durchschnittlichen Hochwassers gebaut. Die Dächer klimaresistenter Latrinen werden zum Sammeln von Regenwasser verwendet, das für trockenere Jahreszeiten gespeichert wird.
Wir sind auf dem richtigen Weg!
Auch wenn es noch ein weiter Weg ist, bis alle Menschen Zugang zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung erhalten, gibt es positive Entwicklungen, die wir am Ende dieses Blogs betonen möchten: Mehr als 900 Millionen Menschen haben im Vergleich zu 2015 Zugang zu sicheren Sanitärdiensten. Und fast 300 Millionen mehr Menschen müssen ihr Geschäft inzwischen nicht mehr im Freien verrichten. UNICEF wird sich auch in Zukunft für dieses wichtige Thema einsetzen.