Menschen für UNICEF

Wie weggespült – weniger Krankheiten durch bessere Hygiene

Die Covid-19-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig Zugang zu sauberem Wasser und Hygiene für die Gesundheit sind. Doch in Ländern wie dem Südsudan ist die Sanitärversorgung oft nur unzureichend. Umso wichtiger ist die Errichtung sanitärer Anlagen – wie die auf dem größten Marktplatz Jubas.


von Maria de la Guardia

Hier zeigt sich: Durch den Zugang zu Toiletten, Duschen und Handwaschbecken hat sich das Hygieneverhalten der Menschen auf dem Markt verbessert und weniger Menschen werden krank. So berichtet UNICEF-Helferin Maria de la Guardia direkt von vor Ort:

Am Stadtrand von Juba, der Hauptstadt des Südsudans, besuche ich heute den Großhandelsmarkt für Obst und Gemüse. Gleich hinter der Juba-Brücke, die über den Nil führt, richten Marktverkäufer ihre Produkte her, während Dutzende Transporteure überwiegend aus Uganda Waren liefern. Auf diesem Markt werden tausende Kilo frische Lebensmittel an Großhändler verkauft, die sie dann auf Märkten im ganzen Land anbieten.

Etwa 1.000 Verkäuferinnen und Verkäufer arbeiten auf dem Markt, der täglich durchschnittlich von 5.000 Menschen besucht wird. Ungefähr 2.000 Menschen leben in der Nähe des Marktes.

Ich bin hier, um mir die Sanitäranlage anzuschauen, die UNICEF und Malteser International vor etwa einem Jahr an diesem entscheidenden Warendrehkreuz errichtet haben. Ich möchte wissen, was sich seitdem getan hat.

Südsudan: Die Sanitäranlage von UNICEF in der Stadt Juba.
© UNICEF South Sudan/2019/de la Guardia

Viele Haushalte im Südsudan haben keine sanitäre Einrichtung

Im Südsudan verfügt längst nicht jeder Haushalt über eine ausreichende sanitäre Versorgung, also Toiletten, Latrinen oder Einrichtungen zum Händewaschen. 63 Prozent der Bevölkerung verrichten ihre Notdurft im Freien. Nur sechs von zehn Haushalten in der Nähe des großen Marktplatzes verfügen über eine Toilette. Umso wichtiger war die Errichtung einer öffentlichen, sauberen und sicheren sanitären Anlage.

Und die Auswirkungen dieses Projektes, das vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit gefördert wurde, sind erstaunlich: Schon innerhalb kürzester Zeit zeigte sich eine positive Veränderung im Hygieneverhalten der Marktverkäuferinnen und Marktverkäufer sowie ihrer Kundinnen und Kunden. Auch Krankheiten wie Typhus, Malaria und Magen-Darm-Infektionen gingen zurück.

Südsudan: Dao arbeitet bei der Sanitäranlage von UNICEF.
© UNICEF South Sudan/2019/de la Guardia

Vor dem gelben Betonhäuschen treffe ich Michael Dau, der unter einem großen bunten Sonnenschirm sitzt. Er beaufsichtigt und verwaltet die Sanitäreinrichtung und weist neue Gäste in die Benutzung der Anlage ein. Über eine kleine Rampe erreicht man zwei Toiletten und eine Duscheinheit, die nach Geschlechtern getrennt sind.

Ich arbeite nun seit sieben Monaten hier. Die Anzahl der Menschen, die die Sanitäranlage benutzen, ist seitdem gestiegen. Am ersten Tag kamen nur sechs Leute, heute sind es um die 150 pro Tag.

Michael Dau

Die Sanitäranlage am Markt verändert den Alltag

Mit dem steigenden Interesse an der Sanitäranlage, hat sich auch das Verhalten der Menschen gewandelt. "Unser alltägliches Leben hat sich durch die Sanitäreinrichtung verändert. Zuvor mussten wir im Freien unsere Notdurft verrichten. Während der Regenzeit steigt so die Gefahr, sich mit Cholera oder anderen Krankheiten anzustecken", erzählt Molley Akelo, die in der Nähe des Marktes wohnt.

"Auf Hygiene zu achten, ist das wichtigste was man tun kann. Schöne Kleidung, ein gutes Aussehen ist das eine, aber das wichtigste ist, dass man auf Hygiene achtet."

Südsudan: Eine Person wäscht sich gründlich die Hände.
© UNICEF South Sudan/2019/de la Guardia

Für Frauen ist die Toilette noch wichtiger als für Männer

Sanitäranlagen tragen nicht nur zu Gesundheit und Hygiene bei – sie ermöglichen auch ein würdevolles Leben.

Der Leiter des Marktes Twaha Uthuman erzählt mir: "Die Sanitäranlage ermöglicht auch mehr Privatsphäre – besonders für Frauen. Sie ist überdacht, sauber und sicher." Und sie ergänzt: "Jeden Monat haben Frauen oft ein Problem, wenn sie eine Binde wechseln müssen, aber keine Privatsphäre haben. Das ist für die Frauen nicht nur unangenehm, sondern bedeutet für sie auch ein höheres Infektionsrisiko. Wir haben gesehen, dass mit der Einrichtung der Sanitäranlage Harnwegsinfektionen abgenommen haben und wir bekommen viele positive Rückmeldungen."

UNICEF Südsudan und Partner berichten, dass Frauen regelmäßig der Gefahr geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind, wenn sie Sanitäranlagen nach Sonnenuntergang benutzen. "Übergriffe in schlecht beleuchteten Sanitäranlagen sind keine Seltenheit," weiß auch die Anwohnerin Molley Akelo.

Solarbetriebene Beleuchtung für mehr Sicherheit

Bei dieser sanitären Anlage wurde eine Solaranlage installiert, so dass sie während der gesamten Öffnungszeit von 6.30 Uhr bis 22 Uhr gut beleuchtet und somit ein sicherer Ort ist. Bisher gab es keine Vorfälle.

Im vergangen Jahr hat UNICEF gemeinsam mit Partnern 189.000 schutzbedürftigen Menschen im Südsudan den Zugang zu sanitärer Grundversorgung ermöglicht. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Einrichtung geschlechtssensibler Sanitäranlagen und dem Rückgang von geschlechtsbasierter Gewalt.

Südsudan: Ein Mann säubert die sanitäre Anlage.
© UNICEF South Sudan/2019/de la Guardia

Michael Dau, der aus Uganda kommt, ging in den Südsudan, um Arbeit zu finden – wie viele aus der Gegend. Die Beaufsichtigung der Sanitäranlage auf dem Markt in Juba ist für ihn mittlerweile mehr als ein Job. Dau, der nun schon eineinhalb Jahre in Juba lebt, ist es wichtig, anderen die Bedeutung von Hygiene zu vermitteln.

Es musste sich dringend etwas verändern auf unserem Markt. Ich spreche mit den Menschen, die die Sanitäranlage nutzen, über das Händewaschen und wie wichtig Hygiene im Umgang mit Lebensmitteln ist. Jetzt werden weniger Menschen krank.

Michael Dau

"Hier kommt alles zusammen – Lebensmittel und Hygieneanlagen," sagt Marktleiter Twaha Uthuman, der regelmäßig mit einem Megafon über Hygienemaßnahmen informiert. Die Empfehlungen beruhen auf UNICEF-Anleitungen und fördern die Ebola-Prävention.

Jeden Samstag gibt es einen verpflichtenden "Hygiene-Tag" auf dem Markt. Kein Marktstand darf dann vor 10 Uhr öffnen. Bis dahin werden keine Waren von den Transportern abgeladen, nichts wird verkauft. Die frühen Morgenstunden werden genutzt, um alles zu säubern und zu desinfizieren. "Erst wenn wir die Sauberkeit überprüft haben, darf der Verkauf starten."

Gewinne könnten neue Arbeitsplätze schaffen

In den letzten fünf Jahren ist sowohl die Zahl der Händlerinnen und Händler als auch die Zahl der Einwohner langsam, aber stetig gestiegen. Twaha Uthuman hofft, dass der Markt in fünf Jahren von 10.000 Menschen besucht wird – von doppelt so vielen wie jetzt –, vorausgesetzt, dass sich die Sicherheitslage nicht verschlechtert.

Während derzeit die Gewinne der Sanitäranlage die laufenden Kosten decken müssen, hat er die Hoffnung, dass die Gewinne in Zukunft genutzt werden können, um weitere Arbeitsplätze zu schaffen.

"Zukünftig müssen wir vermutlich darüber nachdenken, ob wir noch eine weitere Sanitäranlage einrichten, wenn der Bedarf durch das Wachstum des Marktes steigt", ergänzt Twaha Uthuman. "Wir wissen, wie wichtig diese Sanitäranlage hier ist und sind sehr stolz darauf."

Zusammenarbeit mit dem BMZ

Die Sanitäranlage konnte dank der großzügigen Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) errichtet werden.

UNICEF arbeitet mit der Deutschen Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) und dem BMZ zusammen, um weitere Sanitäranlagen im Südsudan zu bauen. Regionen, in denen die Bevölkerung wächst und der Bedarf am größten ist, stehen dabei im Fokus. Das Ziel ist es, das Hygieneverhalten zu ändern und die Gesundheit von vielen Menschen zu verbessern. Gerade in Zeiten von Covid-19 ist dies ein wichtiges und wirksames Vorhaben.

** Der Blogbeitrag von Maria de la Guardia erschien im Original am 18. Dezember 2019 hier und wurde übersetzt und bearbeitet von Lydia Berneburg und Jenifer Stolz.

Maria de la Guardia, UNICEF Südsudan
Autor*in Maria Guardia

Maria de la Guardia hat als Kommunikationsexpertin für UNICEF Südsudan gearbeitet.