Madaya in Syrien: Hoffnungsschimmer für die Kinder der belagerten Stadt
Anfang des Jahres gingen schockierende Bilder von hungernden Kindern in der belagerten syrischen Stadt Madaya um die Welt. Seitdem ist es still geworden – wie geht es den Kindern jetzt?
Wir haben bei unseren UNICEF-Kollegen in Syrien nachgehört. Entwarnung gibt es leider nicht, aber immerhin kleine Hoffnungsschimmer. Zum Beispiel für Mohammed.
Als im Januar im Internet Fotos und Videos von völlig ausgemergelten Kindern kursierten, die angeblich aus Madaya stammten, war zunächst nicht klar, ob diese Bilder echt waren. Denn unabhängige Beobachter und Helfer der Vereinten Nationen hatten trotz vieler beharrlicher Versuche seit Monaten keinen Zugang zu der belagerten Stadt gehabt. Madaya ist nur rund 40 Kilometer von der syrischen Hauptstadt Damaskus entfernt und war trotzdem unerreichbar.
Für manche Kinder im syrischen Madaya kam jede Hilfe zu spät
Als UNICEF-Mitarbeiter als Teil eines internationalen Teams endlich Madaya betreten konnten, fanden sie schockierende Zustände vor. „Es war ein herzzerreißender Anblick, so etwas hatte ich noch nie gesehen“, sagte die Leiterin des UNICEF-Büros in Syrien, Hanaa Singer. Sie musste miterleben, wie ein 16-jähriger Junge vor ihren Augen an den Folgen von Mangelernährung starb.
Viele Kinder und Erwachsene berichteten, dass sie seit Wochen Gras gegessen und Suppe aus Blättern gekocht hatten, um zu überleben. Von den Kindern, die die UNICEF-Helfer untersuchen konnten, wiesen viele deutliche Zeichen von Mangelernährung auf – unter ihnen auch Mohammed.
Mehrere Hilfskonvois konnten seitdem nicht nur die Menschen in Madaya erreichen, sondern auch in anderen belagerten und schwer erreichbaren Städten in Syrien. UNICEF stellt unter anderem therapeutische Nahrung für die mangelernährten Kinder, Hygieneartikel, Impfstoffe und Lernmaterial zur Verfügung.
Aber von uneingeschränktem, sicherem Zugang zu allen Menschen in Not, wie ihn UNICEF und seine Partner seit langem fordern, kann immer noch keine Rede sein.
Gefahr durch Landminen
Auch für die Kinder von Madaya gibt es keine Entwarnung. Zwar berichtet ein Mitarbeiter von UNICEF Syrien, dass die Bewohner bei seinem letzten Besuch Mitte März etwas gesünder gewirkt haben, aber Nahrungsmittel sind nach wie vor knapp und nicht abwechslungsreich genug für eine gesunde Entwicklung der Kinder.
Nachdem die Schule zum Höhepunkt der Nahrungskrise zwei Monate geschlossen geblieben war, findet der Unterricht jetzt wieder statt. Aber überall haben Gewalt und Belagerung Spuren hinterlassen, sichtbare und weniger sichtbare. „Zwei Kugeln haben mich getroffen. Eine in den Nacken und eine weitere in den Rücken“, sagte ein Junge zu UNICEF-Mitarbeitern. Der Junge durfte dann nicht die belagerte Stadt verlassen, um behandelt zu werden. Er hat überlebt – andere Kinder nicht.
Drei Jungen spielten in der Straße, als eine Landmine explodierte. Ein Junge, Ammar, war sofort tot. Der siebenjährige Wassim verlor bei dem Unfall seine Beine und starb später im provisorischen Krankenhaus. Sein sechsjähriger Bruder starb einige Stunden später ebenfalls.
Mohammed aus Madaya kann wieder lächeln
Bei allem Leid, das die Menschen in Madaya und zahlreichen anderen Orten in Syrien nach wie vor täglich durchmachen, gibt es auch kleine Hoffnungsschimmer. Mohammed, der noch im Januar schwer mangelernährt gewesen war, hat sich inzwischen gut erholt. Dank des Behandlungsplans eines UNICEF-Arztes hat er schnell zugenommen. Ein Foto von Anfang April zeigt ihn draußen im Sonnenschein, Mohammed kann wieder lächeln.
Während die Waffenruhe in Syrien sehr brüchig ist und die Friedensverhandlungen noch keinen Erfolg gebracht haben, machen die UNICEF-Mitarbeiter in Syrien, was sie immer machen. Sie geben alles, um Kinder wie Mohammed aus Madaya zu retten. Jeden Tag.
Wenn Sie die Hilfe von UNICEF in Syrien unterstützen möchten, können Sie hier spenden. Herzlichen Dank!