Menschen für UNICEF

Generation Zukunft: Für Jugendliche, mit Jugendlichen


von Ninja Charbonneau

Die „Generation Zukunft“ stand zum Start des Kinderrechtsjahrs 2019 beim UNICEF-Neujahrsgespräch in Schloss Bellevue im Mittelpunkt – also alle Kinder, Jugendlichen und junge Erwachsenen. Mit dabei waren Meral, Jess und Berkay vom UNICEF-JuniorBeirat, und sie haben eine ganz eigene Sicht auf das Thema: Immerhin geht es um sie selbst und ihre Generation.

Jess, Meral und Berkay vom UNICEF JuniorBeirat vor Schloss Bellevue.

Jess, Meral und Berkay vom UNICEF JuniorBeirat vor Schloss Bellevue.

© UNICEF/DT2019-62522/Ninja Charbonneau

Sie haben sich entschieden, sich für diesen Tag schick anzuziehen, denn in Schloss Bellevue ist man nicht alle Tage zu Gast. Auf Einladung von Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten und Schirmherrin von UNICEF Deutschland, diskutieren beim traditionellen UNICEF Neujahrsgespräch Experten der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe, Fachleute von Organisationen und Verbänden, aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über ein aktuelles Thema.

Größte Jugendgeneration steht vor großen Herausforderungen

Das lautet diesmal „Generation Zukunft“: Es geht um die dramatische demographische Entwicklung und die Frage, wie die aktuell heranwachsende größte Jugendgeneration aller Zeiten fit gemacht werden kann für eine noch unbekannte Zukunft. Denn die meisten Kinder und Jugendlichen wachsen in Entwicklungs- und Schwellenländern heran, wo viele von ihnen schlechte Startchancen haben.

200 Millionen Mädchen und Jungen in der Altersgruppe von zwölf bis siebzehn Jahren haben weltweit keinen Zugang zu schulischer Bildung. Und von denen, die zur Schule gehen, können viele auch in der Mittelstufe kaum lesen, schreiben und rechnen. Jeder fünfte junge Mensch zwischen 15 und 24 Jahren geht weder zur Schule, noch macht er oder sie eine Ausbildung oder ist berufstätig.

UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender

UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender

© Bundespresseamt/Sandra Steins

„Ich habe in den vergangenen beiden Jahren viele junge Menschen in verschiedenen Teilen der Erde kennenlernen dürfen, Mädchen wie Jungen. Sie alle haben eines gemeinsam: Egal wie widrig die Umstände sind, unter denen sie leben – sie alle wollen lernen. Sie alle wollen zur Schule gehen. Sie alle wollen einen Beruf erlernen, um ein glückliches Leben führen zu können“, sagt UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender zur Eröffnung des Neujahrsgesprächs. Sie hat bereits UNICEF-Programme in Indien, Südafrika und im Libanon besucht. „Wo immer ich hinkam, spürte ich deutlich: Wir dürfen diese Kinder und Jugendlichen nicht allein lassen. Wir müssen sie anhören, und wir müssen ihnen eine Stimme geben. Denn nicht immer reicht die Kraft des Glaubens und der Hoffnung aus, um in ein besseres Leben zu finden.“

„Wenn wir nicht aufpassen, verlieren sie das Vertrauen in die Gesellschaft, in der sie leben und für die sie wertvoll sind“, ergänzt UNICEF-Vorsitzender Georg Graf Waldersee. Er habe auch beim Weltwirtschaftsforum wenige Tage zuvor in Davos deutlich wahrgenommen, dass sich etwas ändert: „Die junge Generation meldet sich zu Wort. Sie fordert Bildung, Ausbildungen und Jobs!“

Schloss Bellevue: Jess diskutiert mit fünf Anwesenden beim UNICEF-Neujahrsgespräch.

Jess diskutiert beim UNICEF-Neujahrsgespräch mit.

© UNICEF/DT2019-62518/Ninja Charbonneau

Jugendliche und Erwachsene "gemeinsam an einem Strang"

Deutlich zu Wort melden sich auch die Jugendlichen des UNICEF-JuniorBeirats. „Erwachsene zerstören mit ihrer Klimapolitik unsere Welt. Erwachsene bekriegen sich gegenseitig und bauen Mauern und stellen weitere Grenzen auf, anstatt sich gegenseitig die Hände zu reichen“, kritisiert Jess Mukeba (16). Er fordert: „Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, um Kindern und Jugendlichen in allen Lebensbereichen zu unterstützen, damit sie ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben vor sich haben. Damit jedes Kind, egal woher es kommt, auf einem friedlichen und grünen Planeten aufwachsen kann.“

„Ich finde es wichtig, dass Kindern ein sicherer Ort geboten wird, an dem sie unter optimalen Bedingungen lernen können und ihren Kopf frei machen können für Wissen“, sagt Meral Dere (17) mit Blick auf Konfliktgebiete, in denen Schulen häufig gezielt angegriffen werden.

„In Deutschland haben wir das Glück, dass es Berufsorientierung und Berufsmessen gibt, um Jugendliche und Betriebe zusammenzubringen. Jedoch fände ich es gut, wenn es solche Ansätze auch auf internationaler Ebene gibt“, sagt Berkay Gür (17).

In Fikile Thusis Land, Südafrika, ist Berufsorientierung keine Selbstverständlichkeit - und schon gar nicht die Chance, dass auch Mädchen in technische Berufe schnuppern können. Die heute 24-Jährige hat als Jugendliche in einem Township von Johannesburg das Glück gehabt, durch Praktika im Programm „Techno Girls“ Arbeitserfahrung sammeln zu können. So entdeckte sie ihre Liebe zu Computern und absolvierte schließlich als eines von wenigen Mädchen einen IT-Kurs. Heute ist sie selbst Mentorin und will andere „Techno Girls“ ermutigen.

Neue globale Initiative "Generation Unlimited"

Solche erfolgreichen Programme weltweit so auszubauen, dass sie noch viel mehr Kinder und Jugendliche erreichen, ist das große Ziel der neuen globalen Initiative „Generation Unlimited“, erläutert UNICEF-Programmdirektor Ted Chaiban. Unter dem Dach der Initiative wollen viele Partner, darunter Hilfsorganisationen, Regierungen und Unternehmen, ihre Kräfte bündeln und neue Unterstützerinnen und Unterstützer für Jugendliche und junge Erwachsene gewinnen. Das gemeinsame Ziel ist es, möglichst allen jungen Menschen zu Bildung, Ausbildung und Jobs zu verhelfen und ihnen damit eine Perspektive für die Zukunft zu geben.

Schloss Bellevue: Elke Büdenbender spricht mit Vertretern des JuniorBeirates.

Elke Büdenbender im Gespräch mit Jugendlichen beim UNICEF Neujahrsgespräch.

© UNICEF/DT2019-62516/Ninja Charbonneau

Die jungen Menschen brauchen „Ermutigung, Ermutigung, Ermutigung, damit sie an sich selbst glauben“, sagt Elke Büdenbender. Und dass es wichtig sei, Jugendliche einzubinden und mit ihnen zu arbeiten, anstatt nur Entscheidungen für sie zu treffen.

Damit trifft die First Lady einen Nerv bei den Mitgliedern des UNICEF-JuniorBeirats: „Ich hätte nicht erwartet, dass sie sich so für das Thema engagiert“, sagt Jess. „Das Miteinander steht bei ihr im Fokus. Ich fand ihre Rede sehr inspirierend.“

Einig sind die Jugendlichen sich darin, dass es die Hilfe von Erwachsenen braucht, aber dass sie ihr Glück auch selbst in die Hand nehmen wollen und müssen.

Poetry-Slammerin Julia Engelmann: "Werden, wer wir sein wollen"

Schloss Bellevue: Julia Engelmann slammt beim UNICEF-Neujahrsgespräch.

Poetry-Slammerin Julia Engelmann beim UNICEF-Neujahrsgespräch in Schloss Bellevue.

© UNICEF/DT2019-62519/Ninja Charbonneau

Poetry-Slammerin Julia Engelmann bringt es mit ihrem Gedicht „One Day“ zum Abschluss des Neujahrsgesprächs vor dem begeisterten Publikum noch einmal auf den Punkt: „Und lass mal an uns selber glauben, / ist mir egal ob das verrückt ist, und wer genau guckt sieht, dass Mut auch bloß ein Anagramm von Glück ist./ Und wer immer wir auch waren,/ lass mal werden wer wir sein wollen.“

Zur Julia Engelmann UNICEF-Grusskarte Millionen Sterne

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Autor*in Ninja Charbonneau