© UNICEF/UN0781272/Al-AsadiErdbeben Syrien: Eine Helferin misst den Oberarm eines Jungen.
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Erdbeben Syrien und Türkei: So hilft UNICEF jetzt den Kindern

Durch das Erdbeben in der Türkei und Syrien sind etliche Familien in großer Not, ganz besonders die Kinder. UNICEF ist seit Tag Eins vor Ort im Einsatz, um sie zu unterstützen.


von Sandra Bulling

Drei Monate nach den massiven Erdbeben in der Türkei und Syrien, ist die Lage für die betroffenen Familien weiter dramatisch: Viele Familien müssen weiter in Notunterkünften und Zeltlagern ausharren und mit dem Verlust von Freund*innen und Familienmitgliedern umgehen. Viele Kinder stehen unter Schock und sind durch das Erlebte traumatisiert.

Durch das Erdbeben wurden Krankenhäuser und Schulen beschädigt. Die Wasser- und Stromversorgung ist teilweise zerstört. Dadurch steigt die Gefahr, dass sich gefährliche Infektionskrankheiten wie Cholera weiter ausbreiten. Der Bedarf an Hilfe ist enorm.

Unsere Kollegin Christine Kahmann war im März in der Türkei, um sich von der Situation der Kinder im Erdbebengebiet einen Eindruck zu machen.

In Syrien treffen die Erdbeben eine Bevölkerung, die bereits zwölf Jahre Bürgerkrieg, Vertreibung und Wirtschaftskrise erlebt hat. Rund 90 Prozent der Familien in Syrien lebt in Armut. Nun haben viele durch das Erdbeben alles verloren, was sie noch hatten.

In beiden Ländern war UNICEF mit seinen Partnern sofort nach den Erdbeben im Einsatz. Auch unsere Kolleg*innen vor Ort sind durch die Beben betroffen. Viele haben ihr Zuhause verloren. Dennoch arbeiten sie rund um die Uhr, um Familien in Not zu helfen.

UNICEF-Hilfe in Syrien

Nach der Naturkatastrophe haben viele Familien, die ihr Zuhause verloren haben, in Notunterkünften wie Schulen, Moscheen und behelfsmäßigen Zelten Zuflucht gesucht. In der Nähe von Afrin, im Nordwesten Syriens haben Familien in einem Zeltlager eine vorübergehende Unterkunft gefunden. Zusammen mit Partnern ist UNICEF in der Region unterwegs und versorgt die Familien mit dem Nötigsten.

Erdbeben in Syrien: UNICEF spricht mit Familien in einer Notunterkunft.

Helfer*innen von UNICEF und lokalen Partnern sprechen in einem Zeltlager nahe Afrin, im Nordwesten Syriens, mit Familien, die durch das Erdbeben alles verloren haben.

© UNICEF/UN0786484/OCHA
Erdbeben in Syrien: Laster mit Hilfsgütern

Am 15. Februar 2023 erreicht dieser Laster mit Hilfsgütern das Zeltlager nahe Afrin.

© UNICEF/UN0786496/OCHA
Erdbeben in Syrien: Familien tragen Hilfsgüter wie Matratzen in ihr behelfsmäßiges Zelt.

Betroffene Familien tragen Hilfsgüter wie Matratzen. In den behelfsmäßigen Zelten leben teils mehrere Familien zusammen.

© UNICEF/UN0786487/OCHA

Mobile Gesundheits- und Ernährungsteams sind im Einsatz, um die Menschen in Notunterkünften und den Stadtbezirken medizinisch zu versorgen und Kinder mit Mangelernährung zu behandeln. Über 154.000 Menschen erhielten medizinische Hilfe in von UNICEF unterstützten Gesundheitszentren (Stand: 11.04.23).

Erdbeben Syrien: Menschen stehen vor einer mobilen Klinik in Syrien.

Eltern warten auf eine Untersuchung in einer mobilen Klinik in Aleppo, die von UNICEF unterstützt wird.

© UNICEF/UN0781585/Al-Asadi

Hiba leitet eines der von UNICEF unterstützten Gesundheitsteams. Nur wenige Stunden nach dem Beben hat sie ihre eigenen Kinder Jad und Spinta bei ihrem Ehemann gelassen und ist zu ihrem Einsatzteam geeilt. „Eines unserer Teammitglieder ist bei dem Erdbeben ums Leben gekommen. Andere haben ihr Zuhause verloren. Es ist nicht einfach für mich und meine Kolleg*innen, unter diesen Umständen zu arbeiten. Wenn ich abends schlafen gehe, weiß ich nicht, was der nächste Tag bringen wird. Aber wir machen weiter und helfen den Menschen, die uns jetzt dringend brauchen. Das treibt mich an”, berichtet Hiba.

Erdbeben Syrien: Eine Helferin misst den Oberarm eines Jungen.

Der vierjährige Hamzeh aus Aleppo wird von der Gesundheitshelferin Hiba auf Mangelernährung untersucht. UNICEF behandelt mangelernährte Kinder mit Spezialnahrung und verteilt proteinreiche Kekse.

© UNICEF/UN0781272/Al-Asadi

Die 26-jährige Faiza ist eine Gesundheitshelferin aus Aleppo. Das Schicksal der betroffenen Familien geht ihr sehr nah: „Die betroffenen Menschen machen gerade Schlimmes durch. Sie haben Angst und wir helfen, wo wir können. Ich werde sehr traurig, wenn ich Kinder sehe, die dünn bekleidet in dieser Kälte ausharren müssen“, sagt Faiza.

Erdbeben Syrien: Gesundheitshelferin spricht mit Familien in Notunterkunft.

Gesundheitshelferin Faiza spricht mit Familien, die in einer Notunterkunft Schutz gesucht haben.

© UNICEF/UN0781605/Al-Asadi

Da die Wasserversorgung vielerorts durch zerstörte Leitungen und beschädigte Wasserpumpen unterbrochen ist, liefert UNICEF Trinkwasser per LKW in die Gemeinden und repariert Wassersysteme. Um Krankheiten zu vermeiden, verteilt UNICEF außerdem Desinfektionsmittel und andere Hygieneartikel. Mehr als 600.000 Menschen konnte UNICEF dadurch in den letzten Wochen erreichen (Stand: 11.04.2023).

Im September letzten Jahres gab es in Syrien einen Cholera-Ausbruch. Bei Naturkatastrophen, wenn viele Menschen zusammenkommen und es kein sauberes Trinkwasser gibt, können schnell Krankheiten ausbrechen. Um Familien vor der Infektionskrankheit zu schützen, hat UNICEF Anfang März eine Impfkampagne in Idlip und Aleppo gestartet. Rund 1400 Teams impfen Familien zuhause oder in Notunterkünften und auf öffentlichen Märkten. Im April 2023 hat UNICEF zudem Schutzimpfungen gegen Polio und Masern im Rahmen einer großangelegten Impfkampagne durchgeführt, um 800.000 Kinder vor der Krankheit zu schützen.

Erdbeben in Syrien: Menschen warten vor einem LKW auf Trinkwasser.

In Aleppo liefert UNICEF Trinkwasser per LKW.

© UNICEF/UN0781306/Al-Asadi
Erdbeben in Syrien: Wasserexperte von UNICEF prüft Trinkwasser in kleinem Glas.

Mohammed, Wasserexperte bei UNICEF, prüft die Qualität des Trinkwassers, welches per LKW angeliefert wurde.

© UNICEF/UN0781299/Al-Asadi
Erdbeben in Syrien: UNICEF-Experten untersuchen eine Wasseranlage auf Schäden.

UNICEF-Experten untersuchen die Schäden an einer Wasserpumpanlage am Fluss Euphrat, rund 90 Kilometer östlich von Aleppo. Die Khafseh Pumpanlage versorgt die Stadt mit Wasser und Schäden müssen sofort repariert werden.

© UNICEF/UN0779717
Erdbeben Türkei Syrien: UNICEF-Partner verteilen Hygieneartikel und andere Hilfsgüter.

Hygiene-Pakete: UNICEF-Partner entladen Hygiene-Pakete und Plastikplanen im syrischen Idlib. Tausende dieser Pakete haben wir nach den Erdbeben verteilt. Auch Decken und LED-Lampen haben wir in Notunterkünften ausgegeben.

© UNICEF/UN0779876/Bakour

Durch das Erdbeben wurden auch zahlreiche Schulen in Mitleidenschaft gezogen. Allein in Nordwestsyrien wurden wurden mehr als 450 Schulen beschädigt, Lernmaterial ging durch die Verwüstung verloren und Klassenzimmer wurden zerstört. Schulgebäude, die noch intakt sind, werden teils weiterhin als Notunterkünfte für Familien genbraucht, die durch die Beben ihr Zuhause verloren haben.

UNICEF-Teams sind im Einsatz, um zu begutachten, wie stark Schulen zerstört oder beschädigt wurden, und sie zu reparieren. Die Vorbereitungen für die Instandsetzung von rund 388 Schulen laufen. Außerdem richtet UNICEF zusammen mit lokalen Partnern alternative Lernorte für Kinder ein, beispielsweise auch in Zelten, um Kindern auch in widrigsten Situationen Schulbildung zu ermöglichen. Die UNICEF-Teams haben zusammen mit Partnern Lernmaterialen und Spielsachen für in Notunterkünften und Schulen in Aleppo, Hama und Lattakia verteilt. Rund 65.000 Kinder in Nordwestsyrien erreicht UNICEF mit Bildungsangeboten in Schulen und temporären Lernräumen (Stand: 11.04.2023).

Erdbeben Syrien: UNICEF-Mitarbeiter begutachtet verwüstete Schule.

Bild 1 von 2 | Ein UNICEF-Mitarbeiter begutachtet die Schäden, die das Erdbeben an der Almahabbeh-Schule in Aleppo angerichtet hat. Die Verwüstung ist groß: Das Beben riss ein Loch in das Dach des Gebäudes. Vor der Katastrophe besuchten rund 1000 Schüler diese Schule.


© UNICEF/UN0782269/Al-Asadi
Erdbeben in Syrien: Kinder lernen in einem von UNICEF unterstützten Bildungszentrum

Bild 2 von 2 | In Lattakia besuchen Schülerinnen und Schüler den Unterricht in einem von UNICEF unterstützten informellen Bildungszentrum für Kinder mit Behinderungen. Da der eigentliche Unterrichtsort durch das Erdbeben schwer beschädigt wurde, wurde das Bildungszentrum an einem anderen Ort wiedereröffnet.

© UNICEF/UN0783244

Viele Kinder sind durch das Beben und den erneuten Verlust traumatisiert. Vor allem im Norden Syriens leben Familien, die teilweise sechs- oder siebenmal durch den zwölfjährigen Bürgerkrieg vertrieben wurden. UNICEF unterstützt mobile Teams, die den Kindern helfen, die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten. Rund 250.000 Kinder und ihre Betreuungspersonen haben bereits psychosoziale Unterstützung erhalten (Stand: 11.04.).

Erdbeben in Syrien: Kinder spielen auf den Trümmern eines Gebäudes.

In Aleppo spielen Kinder auf den Trümmern. Durch das Erdbeben sind etliche Gebäude zerstört worden.

© UNICEF/UN0780623/Zayat

UNICEF-Hilfe in der Türkei

Auch in der Türkei war UNICEF unmittelbar nach dem Erdbeben vor Ort, um den Familien zu helfen. „Wir haben vom ersten Tag an mit Hilfsgütern unterstützt“, erklärt Filippo Mazzarelli, Leiter des UNICEF Büros in Gaziantep. Mit der Unterstützung von UNICEF und Partnern vor Ort konnten im ersten Monat nach dem Erdbeben fast 319.000 Menschen, darunter rund 183.000 Kinder, mit lebenswichtigen Hilfsgütern versorgt werden, darunter Decken, Winterkleidung und elektrische Heizgeräte (Stand: 09.03.23).

Erdbeben in der Türkei: Hilfsgüter in einem Warenlager.

UNICEF Mitarbeiter laden mehr als 1.000 elektrische Heizungen auf einen LKW in einem Warenlager in Ankara.

© UNICEF/UN0781570/Ergen

Viele Familien haben durch das Erdbeben alles verloren. UNICEF richtet sichere Orte für Kinder in Notunterkünften ein. Filippo Mazzarelli beschreibt die Hilfsaktion: „In den kinderfreundlichen Orten erhalten die Kinder psychosoziale Hilfe und ein kinderfreundlich eingerichtetes Umfeld. Geschulte Betreuer*innen kümmern sich um die Kinder und helfen ihnen, das Erlebte zu verarbeiten. Auch die Eltern erhalten Hilfe, beispielsweise durch Beratung, wie sie mit ihren Kindern über die Krise sprechen können. Mobile Teams unterstützen die Arbeit für Familien.“ Mehr als 45 kinderfreundliche Orte hat UNICEF eingerichtet und seit dem Erdbeben konnten rund 195.000 Kinder und Betreuungspersonen mit psychosozialer Unterstützung erreicht werden (Stand: 11.04.2023).

Erdbeben Türkei: UNICEF Geschäftsführer spricht mit Kindern in kinderfreundlichem Ort.

Bild 1 von 3 | Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, hat im Erdbebengebiet in der Türkei Mitte März einen kinderfreundlichen Ort besucht.

© UNICEF/Kahmann
Erdbeben Türkei: Buntes Zelt, in dem UNICEF einen kinderfreundlichen Ort eingerichtet hat.

Bild 2 von 3 | Bunt und einladend: In diesem Zelt hat UNICEF einen kinderfreundlichen Ort eingerichtet. Kolleg*innen von UNICEF Deutschland waren Mitte März vor Ort, um sich von der Lage im Erdbebengebiet einen eigenen Eindruck zu machen.

© UNICEF/Kahmann
Erdbeben in der Türkei: Kinder erhalten psychologische Unterstützung

Bild 3 von 3 | In einer Notunterkunft in Gaziantep erhalten Kinder mir der Unterstützung von UNICEF psychosoziale Betreuung.

© UNICEF/UN0784167/Karacan

UNICEF arbeitet in der Türkei aber nicht nur für die Kinder und Jugendlichen - sondern auch mit ihnen zusammen. Zusammen mit dem Ministerium für Jugend und Sport hat UNICEF 3.000 Jugendliche mobilisiert, die an der Seite der lokalen Einsatzteams Hilfe leisten und Informationen oder Dienstleistungen für Kinder und Familien in den betroffenen Gebieten bereitstellen.

Erdbeben in der Türkei: Junge reicht einem anderen Wasser

Ein Junge reicht einem anderen Kind eine Flasche mit Trinkwasser. Nach dem Erdbeben in der Türkei leben beide in provisorischen Zelten.

© UNICEF/UN0780679/Ölçer

Einige Kinder sind im Chaos der Beben von ihren Eltern getrennt worden oder haben ihre Eltern verloren. Sie brauchen dringend Hilfe. Filippo Mazzarelli erklärt, wie UNICEF diesen besonders verletzlichen Mädchen und Jungen hilft: „Sobald die betroffenen Kinder identifiziert sind, beispielsweise während der anhaltenden Suchaktionen oder in Krankenhäusern, werden sie zu den zuständigen Anlaufstellen gebracht, wo die Kinder durch geschulte Teams sofort psychosoziale Unterstützung erhalten und die Suche nach der Familie startet. Wenn die Rückverfolgung zur Familie nicht möglich ist, werden sie in staatlichen Einrichtungen untergebracht. Es gibt auch zusätzliche Hotlines für unbegleitete und von den Familien getrennte Kinder. UNICEF unterstützt diese Arbeit.“

Bislang wurden 1.915 unbegleitete Kinder ermittelt. Die gute Nachricht: Mehr als 1.875 Kinder konnten bereits wieder mit ihren Familien zusammengebracht werden (Stand: 11.04.2023).

Erdbeben in Syrien und der Türkei: So können Sie den Kindern helfen

In den verwüsteten Gebieten brauchen Kinder und Familien nach den schwersten Erdbeben seit 100 Jahren dringend medizinische Hilfe, sauberes Wasser, Nahrung, Decken, warme Kleidung und sichere Unterkünfte.

Helfen Sie den Kindern gemeinsam mit uns von UNICEF.

Helfen Sie den Kindern nach den Erdbeben in Syrien und der Türkei mit einer Spende!

Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Kinder brauchen jetzt unsere Hilfe. UNICEF ist vor Ort. Bitte unterstützen Sie die Nothilfe mit Ihrer Geldspende. Vielen Dank!

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Sandra Bulling, Deutsches Komitee für UNICEF
Autor*in Sandra Bulling

Sandra Bulling leitet die Abteilung Programmkommunikation und bloggt über Themen der internationalen Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit.