Erdbeben Syrien und Türkei: So hilft UNICEF jetzt den Kindern
Durch das Erdbeben in der Türkei und Syrien sind etliche Familien in großer Not, ganz besonders die Kinder. UNICEF ist seit Tag Eins vor Ort im Einsatz, um sie zu unterstützen.
Drei Monate nach den massiven Erdbeben in der Türkei und Syrien, ist die Lage für die betroffenen Familien weiter dramatisch: Viele Familien müssen weiter in Notunterkünften und Zeltlagern ausharren und mit dem Verlust von Freund*innen und Familienmitgliedern umgehen. Viele Kinder stehen unter Schock und sind durch das Erlebte traumatisiert.
Durch das Erdbeben wurden Krankenhäuser und Schulen beschädigt. Die Wasser- und Stromversorgung ist teilweise zerstört. Dadurch steigt die Gefahr, dass sich gefährliche Infektionskrankheiten wie Cholera weiter ausbreiten. Der Bedarf an Hilfe ist enorm.
Unsere Kollegin Christine Kahmann war im März in der Türkei, um sich von der Situation der Kinder im Erdbebengebiet einen Eindruck zu machen.
Das unsichtbare Leid, das die verheerenden Erdbeben in den Seelen der Kinder hinterlassen haben, ist während unseres Besuchs in #Türkei überall spürbar. Kinderfreundliche Orte geben ihnen einen Ort, an dem sie ein wenig Halt finden können & psychosoziale Hilfe erhalten. pic.twitter.com/Pd0QJqEIU1
— Christine Kahmann (@c_kahmann) March 17, 2023
In Syrien treffen die Erdbeben eine Bevölkerung, die bereits zwölf Jahre Bürgerkrieg, Vertreibung und Wirtschaftskrise erlebt hat. Rund 90 Prozent der Familien in Syrien lebt in Armut. Nun haben viele durch das Erdbeben alles verloren, was sie noch hatten.
In beiden Ländern war UNICEF mit seinen Partnern sofort nach den Erdbeben im Einsatz. Auch unsere Kolleg*innen vor Ort sind durch die Beben betroffen. Viele haben ihr Zuhause verloren. Dennoch arbeiten sie rund um die Uhr, um Familien in Not zu helfen.
UNICEF-Hilfe in Syrien
Nach der Naturkatastrophe haben viele Familien, die ihr Zuhause verloren haben, in Notunterkünften wie Schulen, Moscheen und behelfsmäßigen Zelten Zuflucht gesucht. In der Nähe von Afrin, im Nordwesten Syriens haben Familien in einem Zeltlager eine vorübergehende Unterkunft gefunden. Zusammen mit Partnern ist UNICEF in der Region unterwegs und versorgt die Familien mit dem Nötigsten.
Mobile Gesundheits- und Ernährungsteams sind im Einsatz, um die Menschen in Notunterkünften und den Stadtbezirken medizinisch zu versorgen und Kinder mit Mangelernährung zu behandeln. Über 154.000 Menschen erhielten medizinische Hilfe in von UNICEF unterstützten Gesundheitszentren (Stand: 11.04.23).
Hiba leitet eines der von UNICEF unterstützten Gesundheitsteams. Nur wenige Stunden nach dem Beben hat sie ihre eigenen Kinder Jad und Spinta bei ihrem Ehemann gelassen und ist zu ihrem Einsatzteam geeilt. „Eines unserer Teammitglieder ist bei dem Erdbeben ums Leben gekommen. Andere haben ihr Zuhause verloren. Es ist nicht einfach für mich und meine Kolleg*innen, unter diesen Umständen zu arbeiten. Wenn ich abends schlafen gehe, weiß ich nicht, was der nächste Tag bringen wird. Aber wir machen weiter und helfen den Menschen, die uns jetzt dringend brauchen. Das treibt mich an”, berichtet Hiba.
Die 26-jährige Faiza ist eine Gesundheitshelferin aus Aleppo. Das Schicksal der betroffenen Familien geht ihr sehr nah: „Die betroffenen Menschen machen gerade Schlimmes durch. Sie haben Angst und wir helfen, wo wir können. Ich werde sehr traurig, wenn ich Kinder sehe, die dünn bekleidet in dieser Kälte ausharren müssen“, sagt Faiza.
Da die Wasserversorgung vielerorts durch zerstörte Leitungen und beschädigte Wasserpumpen unterbrochen ist, liefert UNICEF Trinkwasser per LKW in die Gemeinden und repariert Wassersysteme. Um Krankheiten zu vermeiden, verteilt UNICEF außerdem Desinfektionsmittel und andere Hygieneartikel. Mehr als 600.000 Menschen konnte UNICEF dadurch in den letzten Wochen erreichen (Stand: 11.04.2023).
Im September letzten Jahres gab es in Syrien einen Cholera-Ausbruch. Bei Naturkatastrophen, wenn viele Menschen zusammenkommen und es kein sauberes Trinkwasser gibt, können schnell Krankheiten ausbrechen. Um Familien vor der Infektionskrankheit zu schützen, hat UNICEF Anfang März eine Impfkampagne in Idlip und Aleppo gestartet. Rund 1400 Teams impfen Familien zuhause oder in Notunterkünften und auf öffentlichen Märkten. Im April 2023 hat UNICEF zudem Schutzimpfungen gegen Polio und Masern im Rahmen einer großangelegten Impfkampagne durchgeführt, um 800.000 Kinder vor der Krankheit zu schützen.
Durch das Erdbeben wurden auch zahlreiche Schulen in Mitleidenschaft gezogen. Allein in Nordwestsyrien wurden wurden mehr als 450 Schulen beschädigt, Lernmaterial ging durch die Verwüstung verloren und Klassenzimmer wurden zerstört. Schulgebäude, die noch intakt sind, werden teils weiterhin als Notunterkünfte für Familien genbraucht, die durch die Beben ihr Zuhause verloren haben.
UNICEF-Teams sind im Einsatz, um zu begutachten, wie stark Schulen zerstört oder beschädigt wurden, und sie zu reparieren. Die Vorbereitungen für die Instandsetzung von rund 388 Schulen laufen. Außerdem richtet UNICEF zusammen mit lokalen Partnern alternative Lernorte für Kinder ein, beispielsweise auch in Zelten, um Kindern auch in widrigsten Situationen Schulbildung zu ermöglichen. Die UNICEF-Teams haben zusammen mit Partnern Lernmaterialen und Spielsachen für in Notunterkünften und Schulen in Aleppo, Hama und Lattakia verteilt. Rund 65.000 Kinder in Nordwestsyrien erreicht UNICEF mit Bildungsangeboten in Schulen und temporären Lernräumen (Stand: 11.04.2023).
Viele Kinder sind durch das Beben und den erneuten Verlust traumatisiert. Vor allem im Norden Syriens leben Familien, die teilweise sechs- oder siebenmal durch den zwölfjährigen Bürgerkrieg vertrieben wurden. UNICEF unterstützt mobile Teams, die den Kindern helfen, die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten. Rund 250.000 Kinder und ihre Betreuungspersonen haben bereits psychosoziale Unterstützung erhalten (Stand: 11.04.).
So helfen Sie den Kindern nach den Erdbeben in Syrien und der Türkei
UNICEF-Hilfe in der Türkei
Auch in der Türkei war UNICEF unmittelbar nach dem Erdbeben vor Ort, um den Familien zu helfen. „Wir haben vom ersten Tag an mit Hilfsgütern unterstützt“, erklärt Filippo Mazzarelli, Leiter des UNICEF Büros in Gaziantep. Mit der Unterstützung von UNICEF und Partnern vor Ort konnten im ersten Monat nach dem Erdbeben fast 319.000 Menschen, darunter rund 183.000 Kinder, mit lebenswichtigen Hilfsgütern versorgt werden, darunter Decken, Winterkleidung und elektrische Heizgeräte (Stand: 09.03.23).
Viele Familien haben durch das Erdbeben alles verloren. UNICEF richtet sichere Orte für Kinder in Notunterkünften ein. Filippo Mazzarelli beschreibt die Hilfsaktion: „In den kinderfreundlichen Orten erhalten die Kinder psychosoziale Hilfe und ein kinderfreundlich eingerichtetes Umfeld. Geschulte Betreuer*innen kümmern sich um die Kinder und helfen ihnen, das Erlebte zu verarbeiten. Auch die Eltern erhalten Hilfe, beispielsweise durch Beratung, wie sie mit ihren Kindern über die Krise sprechen können. Mobile Teams unterstützen die Arbeit für Familien.“ Mehr als 45 kinderfreundliche Orte hat UNICEF eingerichtet und seit dem Erdbeben konnten rund 195.000 Kinder und Betreuungspersonen mit psychosozialer Unterstützung erreicht werden (Stand: 11.04.2023).
UNICEF arbeitet in der Türkei aber nicht nur für die Kinder und Jugendlichen - sondern auch mit ihnen zusammen. Zusammen mit dem Ministerium für Jugend und Sport hat UNICEF 3.000 Jugendliche mobilisiert, die an der Seite der lokalen Einsatzteams Hilfe leisten und Informationen oder Dienstleistungen für Kinder und Familien in den betroffenen Gebieten bereitstellen.
Einige Kinder sind im Chaos der Beben von ihren Eltern getrennt worden oder haben ihre Eltern verloren. Sie brauchen dringend Hilfe. Filippo Mazzarelli erklärt, wie UNICEF diesen besonders verletzlichen Mädchen und Jungen hilft: „Sobald die betroffenen Kinder identifiziert sind, beispielsweise während der anhaltenden Suchaktionen oder in Krankenhäusern, werden sie zu den zuständigen Anlaufstellen gebracht, wo die Kinder durch geschulte Teams sofort psychosoziale Unterstützung erhalten und die Suche nach der Familie startet. Wenn die Rückverfolgung zur Familie nicht möglich ist, werden sie in staatlichen Einrichtungen untergebracht. Es gibt auch zusätzliche Hotlines für unbegleitete und von den Familien getrennte Kinder. UNICEF unterstützt diese Arbeit.“
Bislang wurden 1.915 unbegleitete Kinder ermittelt. Die gute Nachricht: Mehr als 1.875 Kinder konnten bereits wieder mit ihren Familien zusammengebracht werden (Stand: 11.04.2023).
Erdbeben in Syrien und der Türkei: So können Sie den Kindern helfen
In den verwüsteten Gebieten brauchen Kinder und Familien nach den schwersten Erdbeben seit 100 Jahren dringend medizinische Hilfe, sauberes Wasser, Nahrung, Decken, warme Kleidung und sichere Unterkünfte.
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