UNICEF-Aktionen

Elfenbeinküste: Plastikmüll als Baustein für die Zukunft


von Autor Lena Dietz

Viel zu viel Plastikmüll und viel zu wenige Klassenräume. UNICEF ist es in der Elfenbeinküste jetzt gelungen, genau diese zwei Probleme innovativ zu lösen ganz nach dem Motto „Zwei auf einen Streich“.

In der Elfenbeinküste gehen zwei Millionen Kinder nicht zur Schule, weil es nicht genug Klassenzimmer gibt. Doch selbst wenn sie zur Schule gehen, sind die Klassen oft überfüllt. Gleichzeitig leidet das Land unter der enormen Umweltverschmutzung – nur fünf Prozent des Plastikmülls, der täglich anfällt, werden recycelt.

Elfenbeinküste: Kind auf einer Müllkippe

Die Kinder leiden unter der Umweltverschmutzung, so wie dieser Junge auf einer Müllkippe in Abidjan. Viele der gefährlichen Kinderkrankheiten sind darauf zurückzuführen.

© UNICEF/UN0206928/DEJONGH

UNICEF hat gemeinsam mit Partnern jetzt eine Lösung gefunden, die beide Probleme angeht. Durch die Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Unternehmen „Conceptos Plásticos“ soll ein von Frauen geführter Recyclingmarkt ins Leben gerufen werden, der Kunststoffabfälle in sichere und langlebige, kostengünstige Baumaterialien umwandelt: der Grundstein für neue Klassenräume.

Die Herausforderungen in der Elfenbeinküste

Elfenbeinküste: Frauen sammeln und verwerten den Plastikmüll auf einer Mülldeponie.

Viele Frauen verdienen ihr Geld durch das Sammeln und Verwerten von Plastikmüll. Ihnen will UNICEF durch einen offiziellen Markt hierfür ein sicheres Einkommen bieten.

© UNICEF/UN0206926/DEJONGH
  • Fast zwei Millionen Kinder zwischen sechs und 15 Jahren gehen nicht zur Schule. Die meisten von ihnen sind Mädchen.
  • Eins von vier Kindern schließt die Grundschule nicht ab. Weniger als die Hälfte schließt lediglich die Sekundarschule ab.
  • Klassenzimmer sind oft überfüllt. In einer typischen Klasse sitzen 40 bis 60 Schülerinnen und Schüler, fast drei Mal so viele wie empfohlen.
  • 46 Prozent der Haushalte – viele alleinerziehende Mütter – leben in Armut.
  • Abidjan produziert 288 Tonnen Plastikmüll pro Tag – 90 Prozent davon verschmutzen vor allem ärmere Gemeinden.
  • Nur 5 Prozent der Kunststoffabfälle werden recycelt, meist auf informelle Weise von Frauen und zu sehr geringen Preisen.
  • 60 Prozent der Fälle von Malaria, Durchfall und Atemwegserkrankungen, die bei kleinen Kindern eine der Haupttodesursachen sind, hängen mit einer unzureichenden Abfallentsorgung zusammen.

Das Innovationsprojekt: Bausteine für die Zukunft

Abidjan: Schulkinder und ein Mann, der die Bausteine für den Bau der Schule trägt

In Gonzagueville, südlich von Abidjan, werden Klassenzimmer für eine Vor- und Grundschule gebaut, damit mehr Kinder Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung bekommen.

© UNICEF/UN0206885/DEJONGH

Besser für die Umwelt, besser für die Menschen!

Durch das Recycling von Plastik möchte UNICEF eine saubere Umgebung für Kinder schaffen, in der sie gesund leben, lernen und spielen können. Wir bekämpfen so auch die Kindersterblichkeit und die Ausbreitung von Krankheiten wie Malaria, Durchfall und Atemwegsinfektionen, die durch Umweltverschmutzung (wie zum Beispiel unkontrollierte Müllberge und Abwasserkloaken) verursacht werden.

Hilfe, die doppelt wirkt!

Wir stärken gefährdete Mütter ökonomisch, indem wir einen offiziellen Recyclingmarkt aufbauen und sie so durch die Schaffung von Einkommensmöglichkeiten aus der Armut befreien.

Wir bauen Klassenräume und geben mehr Kindern Zugang zu hochwertiger Bildung.

Zwei auf einen Streich!

Wir wandeln Kunststoffabfälle durch den wachsenden Recyclingmarkt in sichere, nachhaltige und kostengünstige Baumaterialien um. Dies ermöglicht es uns, gute Klassenzimmer zu einem niedrigen Preis zu bauen.

Die Vorteile von Bausteinen aus 100 Prozent Plastikmüll

  • Sie sind 40 Prozent billiger, 20 Prozent leichter und 50 Jahre länger haltbar als herkömmliche Ziegel.
  • Alle Arten von Kunststoff, abgesehen von PVC, können verwendet werden, um diese Kunststoffziegel sicher herzustellen.
  • Sie sind einfach zu montieren – alles, was man braucht, ist ein Hammer. Und es dauert statt bisher neun Monaten nur fünf Tage, um ein Klassenzimmer zu bauen.
  • Sie sind wasserdicht, feuerhemmend, gut isoliert und können selbst starkem Wind standhalten.
Elfenbeinküste: Konstruktion eines Schulgebäudes

In der Elfenbeinküste stellt UNICEF auch Schulausstattungen für Kinder zur Verfügung und unterstützt das Bildungsministerium dabei Schulen zu bauen und Lehrer auszubilden.

© UNICEF/UN0206886/DEJONGH

Unsere Ziele in der Elfenbeinküste bis 2019:

  • 4.800 Tonnen Plastikmüll pro Jahr recyceln.
  • 1.000 Mütter auf einen offiziellen Recyclingmarkt bringen, um sie aus der Armut zu befreien.
  • 30 Klassenzimmer für 1.500 Kinder bauen.
  • Die innovative Idee so weit vorantreiben, dass dieses Modell in andere Ländern auch eingesetzt werden kann.
Abidjan: Schulkinder lächeln

In der Elfenbeinküste stellt UNICEF auch Schulausstattungen für Kinder zur Verfügung und unterstützt das Bildungsministerium dabei Schulen zu bauen und Lehrer auszubilden.

© UNICEF/UN0208031/DEJONGH

Innovationen: Eine Welt schaffen, die Kinder verdienen

Unsere sich ständig verändernde Gesellschaft verlangt von UNICEF, sich ständig anzupassen und neu zu erfinden, um den Bedürfnissen und Erwartungen der am meisten gefährdeten Kinder gerecht zu werden. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Probleme weltweit entwickeln – von Krankheitsausbrüchen über Migration bis hin zu Kindern, die nicht zur Schule gehen – erfordert flexible, kreative und innovative Lösungen, die auf gründlicher Forschung basieren.

Glücklicherweise ist Innovation in unserer DNA. Auf der ganzen Welt unterstützt UNICEF Innovationslabors: Von neuen Wegen zur Organisation bestehender Programme bis hin zu neuen Produkten und Technologien, die das Leben von Kindern auf der ganzen Welt verbessern können. Ob Schule in der Kiste, Solarcomputer, Plumpy'Nut oder U-Report – UNICEF hört nicht auf, nach innovativen Lösungen für Kinder zu suchen.

UNICEF in Uganda: Kinder spielen mit Solarcomputer

Ein Solarcomputer im Einsatz: Die Digital Drum ist aus einem wetterfesten, alten Ölfass und einem Solarcomputer zusammengebaut. Hier nutzen ihn Kinder aus Uganda in armen und isolierten Gegenden des Landes.

© UNICEF/UGDA2011-00103/Tylle
Lena Dietz
Autor*in Lena Dietz

Lena Dietz berichtet aus der Kinderrechtsarbeit von UNICEF − vom Termin mit Abgeordneten bis zum Treffen mit internationalen Experten.