Kinder weltweit

Die besten Nachrichten des zweiten Halbjahres 2020

Was für ein Jahr! Keine Frage, die Corona-Pandemie war 2020 das alles beherrschende Thema. Tag für Tag etwas Neues zur Krise – auch wir bei UNICEF haben häufig über die Pandemie berichtet, um auf die schweren Folgen für Kinder aufmerksam zu machen.

Doch es gab auch gute Nachrichten in 2020, die in diesem turbulenten Jahr womöglich nicht zu Ihnen durchgedrungen sind. Inspirierende Geschichten und Entwicklungen, die Hoffnung machen – lesen Sie selbst:

Juli

In der Coronakrise erfahren Menschen weltweit gelebte Solidarität: Jüngere kaufen für Ältere ein; wer dafür ein Händchen hat, näht Masken für Verwandte und Freunde. Fünf Mädchen aus Afghanistan wollten ebenfalls etwas für die Gemeinschaft tun. Und weil es in ihrer Gegend an Medizingeräten mangelt und sie sich mit Technik auskennen, fassten sie einen Entschluss: Sie wollten ein Beatmungsgerät für Corona-Patienten entwickeln.

Die Schülerinnen, alle zwischen 14 und 17 Jahren, tüfteln schon lange gemeinsam. Sie nennen sich "Afghan Dreamers" und nehmen mit selbstgebauten Robotern an Wettbewerben teil. UNICEF unterstützt sie bei ihren Projekten. Für den Bau des Beatmungsgeräts verwendeten sie, was immer sie bekommen konnten – hauptsächlich Autoersatzteile. Wegen des Lockdowns sei es zwischenzeitlich sogar schwer geworden, Schrauben zu besorgen, erzählt Teamleiterin Somaya (17). Im Juli wurde das Beatmungsgerät nach drei Monaten Konstruktionszeit fertig. Ihren Prototypen stellten die "Afghan Dreamers" sogar im Gesundheitsministerium in Kabul vor.

Afghanistan: Drei Mädchen zeigen ein selbstgebautes Beatmungsgerät.

Die „Afghan Dreamers“ mit Teamleiterin Somaya (Mitte) stellen ihr selbstgebautes Beatmungsgerät vor.

© UNICEF/UNI363792/Aryan

Somaya wünscht sich, dass die Gruppe für andere zum Vorbild wird. In Afghanistan gehen Millionen Kinder nicht zur Schule, vor allem Mädchen nicht. Die "Afghan Dreamers" wollen Eltern und Mädchen zeigen, was sich durch Bildung erreichen lässt.

August

Dieser großartige Erfolg im Kampf gegen Polio, auch Kinderlähmung genannt, blieb für viele unbemerkt: Vier Jahre nach dem letzten Fall einer Infektion mit dem Polio-Wildvirus in Nigeria wird der gesamte Kontinent Afrika offiziell für poliofrei erklärt.

Ein Mädchen wird gegen Polio geimpft.

Die dreijährige Anaelah erhält ihre Polio-Impfung im Rahmen einer von UNICEF unterstützten Impfkampagne in Kinshasa, Demokratische Republik Kongo.

© UNICEF/UN0359974/Mulala

Kinderlähmung ist hochansteckend und hat dramatische Folgen – von Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod. Durch große Impfkampagnen und Aufklärung haben wir es in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation und Regierungen auf der ganzen Welt geschafft, die Krankheit in Afrika zu bekämpfen. Damit wurde ein weiterer Meilenstein im Kampf gegen Polio erreicht. In den vergangenen 30 Jahren sind die Polio-Erkrankungen bei Kindern weltweit um 99,9 Prozent zurückgegangen. Wir stehen also kurz vor unserem Ziel, Kinderlähmung komplett zu besiegen und werden weiterkämpfen, bis ein poliofreies Leben für jedes Kind möglich ist.

September

Ein Bergdorf im Westen des Sudan: Endlich kommen unsere Hilfslieferungen auch hier wieder an! Auf dem Rücken von Kamelen und Eseln erreichten die UNICEF-Hilfsgüter im September erstmals nach rund zehn Jahren wieder diesen schwer zugänglichen Teil des Landes.

Viele Jahre hatte hier Gewalt geherrscht. Umso froher stimmte uns die Nachricht, dass wir auch die Kinder dieser Region nun wieder mit Medikamenten, Hygienesets, Unterrichtsmaterialien und anderen Gütern versorgen können. Sie werden gerade hier dringend gebraucht.

Drei Männer stehen in einem Bergdorf hinter einem Kamel, das mit UNICEF-Paketen beladen ist.

Über viele Kilometer ging es nur noch auf dem Kamelrücken weiter bis unsere großen Boxen mit Hilfsgütern ihr Ziel im Sudan erreicht hatten.

© UNICEF/Antony Spalton

Und dann ist im September ja auch immer der Weltkindertag. In diesem Jahr fiel er besonders bunt aus: Bei einer großen Kinderrechte-Aktion von UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk durften die Kinder ihre Pinsel schwingen. Direkt vor dem Berliner Reichstagsgebäude malten sie gemeinsam ein 100 Quadratmeter großes Bild zu Kinderrechten – nachdem sie zuvor für ihre Rechte demonstriert hatten.

Eine große Gruppe von Kindern und Jugendlichen präsentierenvor dem Berliner Reichstag ihr Bodengemälde.

"Kinderrechte schaffen Zukunft" hieß die Aktion, bei der am Weltkindertag dieses riesige Gemeinschaftsgemälde entstand.

© UNICEF/UNI372149/Zimmermann

Oktober

Ein Meilenstein: 50 Millionen Euro für Kinder! Mitte Oktober durften wir verkünden, dass die Stiftung "United Internet for UNICEF" diese überragende Summe für weltweite UNICEF-Programme gesammelt hat. Über die vergangenen 14 Jahre hat die Stiftung immer wieder Kunden von WEB.DE, GMX, 1&1 und IONOS zu Spenden aufgerufen, beispielsweise bei besonderen Notsituationen.

United Internet for UNICEF: Symbolische Scheckübergabe von 50 Millionen Euro für Kinder

Von links: Ralph Dommermuth, Vorstandsvorsitzender United Internet AG, Tessa Page, Vorstandsvorsitzende „United Internet for UNICEF“ und Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland.

© Gros Fotografie

Die Spenden wurden und werden dafür eingesetzt, Kinderleben zu retten und in akuten Not- und Krisensituationen rasch zu helfen – so zum Beispiel im Kampf gegen eine drohende Hungersnot im Bürgerkriegsland Jemen oder nach den verheerenden Zyklonen Idai und Kenneth in Mosambik. Wir brauchen solch starke Partner wie die Stiftung "United Internet for UNICEF", um weltweit Großes für Kinder in Not bewegen zu können.

Und trotzdem gibt es noch viel zu tun: Der Welternährungstag am 16. Oktober macht darauf aufmerksam, dass immer noch zu viele Kinder weltweit Hunger leiden oder sich nicht angemessen ernähren können. Gut zu wissen, dass UNICEF-Experten an innovativen Lösungen arbeiten, um die Not von Mädchen und Jungen weltweit zu lindern.

Lösungen wie den "Complementary Feeding Bowl" – eine Schüssel, die wichtige Informationen und Botschaften zur richtigen Ernährung von Kindern transportiert und damit Eltern oder Betreuern eine große Hilfe ist. Sie ist nur eine von vielen UNICEF-Produktinnovationen, die Kinderleben verbessern.

November

Der November ist immer ein ganz besonderer Monat für UNICEF: Denn am 20. November ist der Tag der Kinderrechte. An diesem Tag wurde 1989 die UN-Konvention über die Rechte des Kindes verabschiedet. Staats- und Regierungschefs haben damit einem Regelwerk zum Schutz von Kindern weltweit zugestimmt und sich dafür ausgesprochen, die Interessen und Bedürfnisse von Kindern zu berücksichtigen. UNICEF setzt sich dafür ein, dass diese Kinderrechte auf der ganzen Welt verwirklicht werden.

Barbados: Ein Mädchen hält ein Plakat in die Höhe.

Little Thoughts on Big Matters: María zeigt, wie sich jeder für den Umweltschutz einsetzen kann.

© UNICEF/UN0365921/Marshall

Umso mehr freut es uns, wenn sich Kinder und Jugendliche selbst beteiligen und für ihre Rechte einstehen. So wie die elfjährige María aus Barbados: Als Klimaaktivistin setzt sie sich mit großer Leidenschaft und kreativen Ideen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein. Auch das gesunde Aufwachsen in einer intakten Umwelt ist nämlich ein Kinderrecht.

María hat sogar schon einen preisgekrönten Film gedreht, der zeigt, dass schon mit kleinen Veränderungen Großes bewirkt werden kann. In "Little Thoughts on Big Matters" gibt María praktische Tipps für "reduce, reuse, recycle and repair" im Alltag – von der wiederverwendbaren Einkaufstasche bis hin zur Plastikfalsche, die zur Gießkanne umfunktioniert wird. Sie und andere engagierte Jugendliche sind echte Vorbilder, die uns daran erinnern, dass wirklich jeder etwas tun kann, um die Umwelt zu schützen oder andere Kinderrechte umzusetzen.

Dezember

Wenn es um Seilspringen geht, macht Juana niemand etwas vor. Gekonnt hüpft die Neunjährige gemeinsam mit anderen Kindern auf dem Pausenhof der Schule "Cruce a Chinamá" in Guatemala und hat dabei sichtlich Spaß.

Guatemala: Nach Hurrikan Iota und Eta spielt Juana in einem kinderfreundlichen Zentrum von UNICEF

Beim Spielen kann Juana die schlimmen Erlebnisse der Hurrikane Iota und Eta verarbeiten.

© UNICEF/UN0376637/Volpe

Doch der Hintergrund ist ernst: Die Schule ist seit Kurzem eine Notunterkunft für Menschen, die infolge der Hurrikane Eta und Iota ihr Zuhause verloren haben. Die Stürme zogen Mitte November über Zentralamerika hinweg und richteten katastrophale Schäden an. Über 6,8 Millionen Menschen waren insgesamt betroffen, darunter 2,6 Millionen Kinder.

Trotzdem schafft die Geschichte von Juana es in unsere guten Nachrichten. Denn mit der Unterstützung von Spendern aus aller Welt konnten wir von UNICEF in der ehemaligen Schule Anfang Dezember ein Kinderzentrum einrichten. Jetzt können Jungen und Mädchen wie Juana hier spielen und dabei das Erlebte verarbeiten. Vielleicht noch kein Sprung, aber ein erster hoffnungsvoller Schritt zurück in die Normalität nach der Katastrophe.

Vielen Dank für Ihre Hilfe

"Only bad news is good news", lautet eine alte Journalisten-Regel. Soll heißen: Interessant sind nur die schlimmen Schlagzeilen. Auch wir von UNICEF berichten oft über die Probleme und Sorgen, mit denen Kinder weltweit konfrontiert werden, gerade jetzt in der Coronakrise. Es gehört zu unserer Aufgabe, den Menschen die Situation der Kinder vor Augen zu führen.

Aber gute Entwicklungen, Fortschritte und glückliche Geschichten sind für uns ebenso relevant. Und all die guten Nachrichten aus diesem Jahr hätte es nicht gegeben ohne die zahlreichen UNICEF-Unterstützerinnen und -Unterstützer, die sich unermüdlich für Mädchen und Jungen weltweit einsetzen. Dafür danken wir Ihnen herzlich.

Info

Die Autoren

Stephanie Giannelli, Tim Rohde, Caroline Dohmen, Susanne Nandelstädt, Laura Sandgathe und Klas Libuda haben diesen Beitrag gemeinsam geschrieben.

Sie berichten von den guten und hoffnungsgebenden UNICEF-Nachrichten, die ihnen in der zweiten Jahreshälfte begegnet sind.

Haben Sie auch gute Nachrichten entdeckt, die Sie teilen möchten? Wenn Sie mögen, schreiben Sie gerne darüber in den Kommentaren.