Mehr und mehr Familien in Afghanistan geraten in verzweifelte Not. Hunderttausende Menschen sind im eigenen Land auf der Flucht. Armut und Hunger bedrohen die Kinder. Eine Million Mädchen und Jungen brauchen sofort Hilfe, um zu überleben.
UNICEF ist trotz Unsicherheit und Gewalt weiter vor Ort im Einsatz. Gemeinsam mit unseren Partnern versorgen wir Familien in Not mit sauberem Trinkwasser, mit Spezialnahrung für mangelernährte Kinder und Hygiene-Sets zum Schutz vor Krankheiten wie auch Covid-19. In Notlagern richten wir Kinderzentren ein und organisieren medizinische Hilfe für Mädchen und Jungen. Die Kinder brauchen unsere Hilfe jetzt dringender denn je.
Glück ist ein Baby, das lebt
„Die Freude nach einer Geburt ist international“, schreibt Maria von Welser in ihrem Reisetagebuch aus Afghanistan. Eine junge Mutter hat sie vor lauter Glück über ihr drei Stunden altes Mädchen spontan umarmt – etwas, das afghanische Frauen sonst nicht tun. Die Journalistin Maria von Welser engagiert sich seit Jahren für UNICEF und hat die junge Frau vor einer Frauenklinik in Kabul getroffen.
Das überwältigende Glück, ein gesundes Neugeborenes im Arm zu halten und es gesund aufwachsen zu sehen, ist vielen Frauen in Afghanistan verwehrt: Jedes siebte Kind in Afghanistan erlebt nicht einmal seinen fünften Geburtstag. Oft sterben die Mädchen und Jungen bereits in den ersten Lebensmonaten. 85 Prozent der Mütter bringen ihre Kinder zu Hause zur Welt, mit allen tödlichen Risiken, die eine Geburt fernab von Hebammen und Hygiene birgt.
UNICEF macht lebensrettende Geburtshilfe auch für Mütter in entlegenen Gegenden zugänglich – zum Beispiel durch die Ausbildung von Hebammen. So stehen heute schon in mehr Gesundheitsstationen als früher weibliche Geburtshelfende zur Verfügung.
Afghanistan: Schwangerschaft und Geburt sind ein tödliches Risiko
Die Männer in ihrer Gemeinde überzeugt sie mit Bilderbüchern. Mit Hilfe der einfachen Zeichnungen erklärt die 39-jährige Amina* (Name von der Redaktion geändert), warum es für Frauen und Babys wichtig ist, in einer sauberen Umgebung zu gebären. Amina ist eine Gesundheitshelferin, die UNICEF ausgebildet hat. Lesen und schreiben kann sie nicht. Aus eigener Erfahrung überzeugen schon: Sie selbst hat acht Babys verloren, jeweils kurz nach der Geburt.
Aminas Geschichte ist charakteristisch für die Probleme der Frauen in Afghanistan: Als Amina schwanger war, wollte sie zu einem Arzt gehen. Doch Familie und Tradition sagten: Kein fremder Mann darf sie berühren. Stattdessen verbannte die Schwiegermutter sie zum Gebären in den Stall. „Überall Dreck, Abfälle und Tiere“, erinnert sich Amina. Die traurige Folge: Ihre Babys infizierten sich, vermutlich mit Tetanus, und starben schnell.
Erst als UNICEF in der nahen DehNow-Klinik ein Frauenprojekt einrichtete, konnte Amina ihre Familie überzeugen, dass Geburtshilfe Leben und Ehre schützen kann. Hier wurde sie gegen Tetanus geimpft, ein Schutz, der sich für die ersten zwei Monate auch auf Neugeborene überträgt. Alle ihre fünf nächsten Babys überlebten. Amina sagt den Männern auch: „Nicht nur Babys, auch 60 afghanische Frauen sterben täglich an Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt. Ihr könnt das ändern!“
Impfungen und Geburtshilfe erhöhen Überlebenschancen
UNICEF hat bereits Tausenden Kindern und Frauen in Afghanistan geholfen
Mit Spenden aus Deutschland hat UNICEF vielen Müttern und Babys in Afghanistan geholfen – vor allem in den besonders benachteiligten Provinzen Daikundi, Kandahar, Laghman und Bamyan. Fast 100.000 afghanischen Frauen hat UNICEF im Laufe des Projektes erreicht. Dankeschön an jeden von Ihnen, der dieses Projekt mit unterstützt hat!
Das haben wir konkret erreicht:
- Ausbildung von Gesundheitshelferinnen
UNICEF hat in den Dörfern tausende Gesundheitshelferinnen und -helfer ausgebildet. Wo immer möglich sind sie weiter im Einsatz. Sie untersuchen werdende Mütter und achten auf Warnsignale, etwa auf Blutungen. Sie betreuen Geburten und sorgen dafür, dass die Nabelschnur richtig desinfiziert wird. Müttern im Wochenbett helfen sie beim Stillen und erklären, warum Muttermilch für die ersten sechs Monate die beste Nahrung für Babys ist. - Mobile Gesundheitsteams
UNICEF hat außerdem viele mobile Gesundheitsteams für Afghanistan zusammengestellt. Wo immer möglich, kommen diese Teams direkt in die Dörfer zu den Menschen und führen dort gemeinsam mit den Gesundheitshelfer*innen „Gesundheitstage“ durch. Sie informieren über Schwangerschaften und auch allgemeine Gesundheits- und Hygienethemen. Schwer kranke oder mangelernährte Kinder bringen sie in die nächste Gesundheitsstation. - Schulung für Risikogeburten
Um auch auf Risikogeburten besser vorbereitet zu sein, hat UNICEF in mehreren Gesundheitseinrichtungen des Landes Fachpersonal dafür geschult. So können die Mitarbeitenden nun schwere Komplikationen rechtzeitig erkennen und im Notfall auch selbst einen Kaiserschnitt durchführen.
Unterstützen Sie weitere Überlebensprojekte
Möchten Sie Projekte wie dieses fördern? Spenden Sie jetzt und stellen Sie sicher, dass jeden Tag mehr Mütter und Babys gesund bleiben.
* Die Taliban haben im Dezember 2022 ein Dekret erlassen, das allen weiblichen humanitären Helferinnen nationaler und internationaler NGOs die Arbeit in ganz Afghanistan verbietet. Um die auf dieser Seite erwähnte Gesundheitshelferin zu schützen, haben wir ihren Namen geändert.