Geburtshilfe: Kindersterblichkeit in Afghanistan senken
In der Neugeborenenstation eines Krankenhauses in der afghanischen Provinz Kunar ist dieses Baby (Foto oben) jetzt in guten Händen. Es kam viel zu früh auf die Welt und brauchte medizinische Hilfe, um zu überleben und zu wachsen. UNICEF stattet die Geburtsstation des Krankenhauses mit medizinischen Geräten für Neugeborene aus. UNICEF liefert auch therapeutische Nahrung für unterernährte Kinder an die Klinik und sorgt dafür, dass das Gesundheitspersonal geschult wird.
Frühgeborene brauchen viel Betreuung
Frühchen sind in der Zeit nach der Geburt besonders gefährdet. Ihre Organe sind noch nicht vollständig ausgebildet, und ihr schwaches Immunsystem macht sie anfällig für Infektionen und Komplikationen. Sie benötigen spezielle medizinische Betreuung und intensive Pflege, um sich optimal entwickeln zu können.
Afghanistan: Hohe Kindersterblichkeit, hohe Müttersterblichkeit
Das Glück, ein gesundes Neugeborenes im Arm zu halten und es gesund aufwachsen zu sehen, ist vielen Frauen in Afghanistan verwehrt. Denn noch immer ist die Kindersterblichkeit in Afghanistan eine der höchsten weltweit: 58 von 1.000 Kindern sterben vor ihrem fünften Geburtstag, die meisten von ihnen bereits in den ersten Lebensmonaten.
Auch die Müttersterblichkeit in Afghanistan ist hoch. Das liegt unter anderem daran, dass Frauen in Afghanistan sich – nach den Gesetzen der Taliban – grundsätzlich nur von Frauen medizinisch behandeln lassen dürfen. Es gibt aber viel zu wenige Hebammen und Ärztinnen in Afghanistan.
Noch dazu leben die meisten Familien in Afghanistan auf dem Land, viele von ihnen in sehr schwer zugänglichen, gebirgigen Regionen. Die nächste Gesundheitsstation oder das nächste Krankenhaus sind weit entfernt. Die meisten Schwangeren in Afghanistan bringen ihre Kinder deshalb zu Hause zur Welt, ohne die Unterstützung einer Hebamme oder einer Gynäkologin und unter schwierigen hygienischen Bedingungen. Sowohl für die Mütter als auch für die Babys sind diese Hausgeburten besonders gefährlich.
So hilft UNICEF Müttern und Neugeborenen in Afghanistan
UNICEF macht in Afghanistan lebensrettende Geburtshilfe auch für Mütter in entlegenen Gegenden zugänglich. So bilden wir zum Beispiel Hebammen und Gesundheitshelferinnen aus. Die Helferinnen beraten die Schwangeren und informieren sie, warum Hygiene rund um die Geburt wichtig ist und warum das Stillen die optimale Ernährung für die Neugeborenen ist. Viele der Gesundheitshelferinnen sind mobil unterwegs, damit sie auch Frauen in abgelegenen Regionen erreichen können. Für die Gesundheitsstationen bilden wir ebenfalls weibliches Personal aus, damit auch dort Geburtshelfende im Einsatz sind.
Impfungen und Geburtshilfe erhöhen Überlebenschancen
Die Situation der Frauen in Afghanistan hat sich seit der Machtübernahme durch die Taliban im Jahr 2021 dramatisch weiter verschlechtert. Umso mehr ist es uns ein Herzensanliegen, für die Frauen da zu sein und ihnen zur Seite zu stehen. Trotz der unsicheren Sicherheitslage sind unsere UNICEF-Teams weiter in Afghanistan im Einsatz.
Im Rahmen unserer Nothilfe-Arbeit vor Ort konnten wir bereits zehntausenden Müttern in Afghanistan mit lebenswichtiger Geburtshilfe zur Seite stehen und so auch ihren Babys einen gesunden Start ins Leben ermöglichen.
Das tun wir konkret im Bereich Geburtshilfe in Afghanistan:
- Ausbildung von Gesundheitshelferinnen
UNICEF bildet in den Dörfern tausende Gesundheitshelferinnen aus. Sie untersuchen werdende Mütter und achten auf Warnsignale, etwa auf Blutungen. Sie betreuen Geburten und sorgen dafür, dass die Nabelschnur richtig desinfiziert wird. Müttern im Wochenbett helfen sie beim Stillen und erklären, warum Muttermilch für die ersten sechs Monate die beste Nahrung für Babys ist. - Mobile Gesundheitsteams
UNICEF stellt außerdem mobile Gesundheitsteams für Afghanistan zusammen. Wo immer möglich, kommen diese Teams direkt in die Dörfer und in die Familien und führen dort gemeinsam mit den Gesundheitshelfer*innen „Gesundheitstage“ durch. Sie informieren über Schwangerschaften und auch allgemeine Gesundheits- und Hygienethemen. Schwer kranke oder mangelernährte Kinder bringen sie in die nächste Gesundheitsstation.
Unsere Gesundheitsteams kümmern sich auch darum, dass die Schwangeren Tabletten mit Mikronährstoffen erhalten und dass sie geimpft werden. Wenn die Mütter zum Beispiel gegen Tetanus geimpft sind, überträgt sich dieser Schutz für die ersten Monate auch auf das Neugeborene. - Schulung für Risikogeburten
Um auch auf Risikogeburten besser vorbereitet zu sein, schult UNICEF in zahlreichen Gesundheitseinrichtungen des Landes Fachpersonal. So können die Mitarbeiterinnen schwere Komplikationen rechtzeitig erkennen und im Notfall auch selbst einen Kaiserschnitt durchführen.
Unterstützen Sie Mütter und Kinder in Afghanistan
Wir helfen Müttern und Babys in Afghanistan, gesund zu bleiben. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie unsere Nothilfe-Arbeit in Afghanistan.
* Die Taliban haben im Dezember 2022 ein Dekret erlassen, das weiblichen humanitären Helferinnen nationaler und internationaler NGOs die Arbeit in ganz Afghanistan verbietet. Für Hebammen und Gesundheitshelferinnen gilt dieses Verbot nicht. Dennoch haben wir die Namen der auf dieser Seite erwähnten Gesundheitshelferinnen geändert, um sie noch besser zu schützen.