Bangladesch und Myanmar: Das Elend der Rohingya-Kinder
Seit Jahren ist die muslimische Rohingya-Minderheit in Übergriffe und Gewalt im überwiegend buddhistischen Myanmar verwickelt.
Die Konfliktparteien- und Hintergründe sind umstritten- was aber ganz unstrittig ist: Die Gewalt gegen Rohingya kostet viele Kinderleben und zerstört alles, was sie kennen. Ein Foto-Blog zur aktuellen UNICEF-Hilfe in Bangladesch, wohin immer mehr Rohingya fliehen.
Eigentlich ist Cox Bazar eine idyllische Fischer-Region mit dem längsten Strand der Welt und jährlich vielen Touristen. Doch aktuell ist es das Zentrum einer gigantischen humanitären Katastrophe und alleine dafür bekannt, das größtmögliche zu tun um die verzweifelten Menschen, die vor der Verfolgung in Myanmar fliehen, aufzufangen.
Der beliebte Freizeitort wurde seit August von rund 400.000 vor Gewalt flüchtenden Rohingya-Angehörigen angelaufen. So viele Menschen leben vergleichsweise in Wuppertal und – etwas weniger - in Bonn. Und jeden Tag kommen mehr an, darunter viele völlig entkräftete Kinder.
Manche Flüchtlinge bauen sich aus Ästen kleine Unterkünfte, die meisten leben und schlafen aber unter freiem Himmel. Sie leiden jeden Tag Hunger, haben keine Toiletten, kein Wasser, keine Kleidung und keinen Schutz.
Über dem Wasser hinter Rahmatullah steigt Rauch auf – er kommt aus den überfallenen Dörfern, welche die Rohingya zurückgelassen haben. Sie haben nur das nötigste dabei, was sie so gerade tragen können – der ganze Rest bleibt zurück.
„Wir sehen eine beispiellose Fluchtwelle von Menschen der Rohingya-Minderheit, die die Grenze von Myanmar nach Bangladesch überqueren. Seit dem 25. August sind mehr als 330.000 Menschen geflohen. Sowohl das Ausmaß als auch das Tempo dieser Massenflucht ist bisher einmalig in Bangladesch.
Um eine Vorstellung zu vermitteln: 220.000 Menschen sind allein in den sechs Tagen zwischen dem 4. und 10. September nach Bangladesch gekommen. Und es gibt keine Anzeichen, dass diese Fluchtbewegung in absehbarer Zeit aufhören wird“, erklärt der Leiter für Kinderschutz bei UNICEF in Bangladesch, Jean Lieby.
60 Prozent all dieser Flüchtlinge sind Kinder, rund 220.000 von ihnen brauchen dringend Hilfe. „Kinder sind die ersten Menschen, die man in allen Camps sieht – es sind einfach so viele“, sagt Jean –Jacques Simon, Leiter der UNICEF-Kommunikation.
Rund 80 Prozent aller Neuankömmlinge sind Kinder und Frauen, sie machen die Mehrheit der vom Konflikt betroffenen Flüchtlinge aus.
„Man sieht Kinder, die seit Tagen nicht geschlafen haben, sie sind schwach und hungrig. Nach so einer langen und schwierigen Reisen sind viele Kinder krank und brauchen medizinische Hilfe. Wir sehen auch schwangere Mütter und wissen, dass viele Frauen ihre Kinder während oder kurz nach der Flucht entbunden haben – für all diese Frauen und Babies brauchen wir sofort mehr Hilfsgüter“, so Simon. „Die Väter sind entweder zurückgeblieben oder im Konflikt getötet worden.“
Es ist vor allem für allein reisende Kinder wichtig, sie schnell und sicher unterzubringen. Circa 1.100 unbegleitete Kinder wurden bereits registriert und UNICEF bemüht sich, sie schnell mit ihren Familien zu vereinen.
Was jetzt zählt, ist, mehr Camps aufzubauen und sie auszustatten, damit die Menschen Wasser, Toiletten und Essen erhalten. Außerdem brauchen sie medizinische Behandlung.
Es gibt circa 300.000-500.000 Flüchtlinge, die bereits in den vergangenen Jahren aus Myanmar geflüchtet sind. Doch die aktuelle Fluchtwelle ist noch nie dagewesen und das Land Bangladesch hat sehr damit zu kämpfen, alle Menschen angemessen zu versorgen.
Die Kinder sind definitiv traumatisiert, sagt UNICEF-Pressesprecherin Marixie Mercado. UNICEF ist bereits vor Ort in Cox’s Bazar und anderen Regionen und versorgt so viele Kinder wie möglich mit Essen, Wasser und Medikamenten. Doch um alle Kinder zu erreichen, braucht UNICEF dringend finanzielle Unterstützung.
Wenn Sie helfen möchten, können Sie für die UNICEF-Arbeit in Bangladesch spenden und die Rohingya-Flüchtlingskinder unterstützen.
Jede Spende wird für die akute Nothilfe für die Flüchtlinge in Bangladesch eingesetzt und sichert zum Beispiel die Versorgung mit Trinkwasser, Essen und medizinischer Hilfe für Mädchen und Jungen.