Rapid Response Missions: Wo jede Sekunde zählt
Im vom Bürgerkrieg gebeutelten Südsudan ist die Lage angespannt: Tage und Wochen voller Gewalt und Angst treiben immer mehr Menschen in die Flucht. Während die Kämpfe im südsudanesichen Bundesstaat Obernil zunehmen, arbeitet UNICEF daran, lebensrettende Hilfsgüter zu liefern - selbst in die entlegensten und kaum zugänglichen Regionen.
Schnelle UNICEF-Hilfe im Südsudan rettet Leben
Ein vertriebener und müder Junge streckt sich an dem Platz in Aburoc, an dem er auch unter freiem Himmel schlafen muss. Die meisten Geflüchteten sind Kinder und Frauen. Sie mussten viele Stunden zu Fuß gehen, bevor sie Aburoc (Obernil) erreichten.
Im Staat Obernil sind Tausende Menschen vor der Gewalt in das am trockenen Flussbett gelegene Dorf Aburoc geflüchtet. Unter ihnen sieht man immer wieder zahllose völlig erschöpfte Kinder mit verstörtem Blick. Um sich vor der brutalen Hitze zu schützen, versammeln sie sich unter Bäumen. Durst, Hunger und Angst sind groß. Um die oft kranken und lebensbedrohlich unterernährten Kinder hier zu erreichen, zählt manchmal jede Minute, sogar jede Sekunde.
Darum hat UNICEF 2017 gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm die sogenannte „Rapid Response Mechanism Missions“ ins Leben gerufen. Ziel der Missionen ist es, Nahrungsmittel, Wasser und Hygieneartikel schnellstmöglich in die betroffenen Regionen zu liefern und die medizinische Versorgung vor Ort sicherzustellen.
Da sie ohne jedes Hab und Gut flüchten mussten, bleibt den meisten Vertriebenen keine andere Wahl als unter Bäumen zu campieren und im Freien zu schlafen. Die wenigen Hütten und Container, die sie zum Kochen nutzen, sind gespendete Hilfsgüter.
Die Menschen holen das dringend benötigte Wasser mühsam aus einem Bohrloch. Insgesamt gibt es in dieser Region sechs Bohrlöcher und nur einen Brunnen. Der enorme Zustrom von Menschen belastet die Wasserversorgung und verursacht eine anhaltende Ausbreitung der Cholera. Das macht es für UNICEF dringender denn je, den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu gewährleisten.
Die Familien ernähren sich von dem wenigen Essen, das sie zusammenkratzen können – meist besteht es aus Lalop-Früchten und Blättern. Viele Kinder leiden bereits unter dem großen Hunger und sind krank.
Um sich von Rapid-Response-Mechanism-Mitarbeitern registrieren zu lassen, stehen Frauen in langen Schlangen an. So erhalten sie Zugang zu Nahrung, medizinischer Versorgung – inklusive Impfungen für Kinder und Schwangere – und den wesentlichen Artikeln des täglichen Bedarfs. Allein im Mai 2017 wurden 17.000 Personen in Aburoc registriert.
Aburoc ist ein abgelegener Ort, der kaum über Straßen zu erreichen ist. Eine Versorgung der Menschen kann daher nur über die Luft sichergestellt werden. Der Rapid Response Mechanism reagiert auf solche kritischen Lücken in der humanitären Versorgung und kümmert sich um Menschen an schwer zu erreichenden Orten.
Lebensrettende Sofortmaßnahmen wie die Lieferung von Moskitonetzen, Seife, Wasserreinigungstabletten und faltbaren Kanistern haben im Rahmen der Mission über 5.000 Haushalte erreicht. Seit Mai 2017 wurden 1,97 Millionen Südsudanesen im eigenen Land vertrieben.
Die Vertreibung bringt ein gesteigertes Krankheitsrisiko mit sich. Das UNICEF-Team richtet sich speziell an von Mangelernährung bedrohte Kinder und versorgt diese mit Vitamin A und Rationen verzehrfertiger therapeutischer Nahrung.
Nachdem standardmäßige Impfungen und andere Gesundheitsleistungen in Folge der Vertreibung nicht mehr gewährleistet werden konnten, versorgten UNICEF-Mitarbeiter Kinder mit Impfungen gegen Polio und Masern. Die Impfungen können das Leben der Kinder retten, indem sie vor diesen Krankheiten schützen.
Kinder und Jugendliche spielen Schach an einem kinderfreundlichen Ort. Fast 50 Prozent der Vertriebenen in Aburoc sind Kinder. Die meisten mussten in den vergangenen Monaten mehrfach fliehen und im Busch oder in provisorischen Lagern leben. Kinder auf der Flucht sind einem erhöhten Risiko von Vergewaltigung und Zwangsrekrutierung ausgesetzt.
Ein Staubsturm behindert die Arbeit eines UNICEF-Kinderschutzteams, das vermisste und von ihren Familien getrennte Kinder registriert, um sie wieder mit ihren Familien zusammenführen zu können. Mehr als 120 Kinder wurden allein in einer Woche im Mai gemeldet.
Im Licht einer Taschenlampe dokumentiert UNICEF-Ernährungswissenschaftlerin Selina Ayangi die Anzahl der Beratungen, die am dritten Tag der Mission durchgeführt wurden. An solch abgelegenen Orten haben auch die Mitarbeiter der Missionen keinen Zugang zu grundlegenden Diensten wie Elektrizität.
Menschen beginnen sich für die Verteilung der monatlichen Nahrungsmittelrationen durch das Welternährungsprogramm anzustellen. Im gesamten Südsudan leiden schätzungsweise 5,5 Millionen Menschen an Unterernährung.
Leute beobachten wie Getreide-Säcke von einem Welternährungsprogramm über Aburoc abgeworfen werden. Insgesamt wurden auf diese Weise 180 Tonnen Nahrungsmittel geliefert.
Frauen teilen die Getreide-Säcke nach der Verteilung auf. Für viele ist dies die erste Nahrungsspende, die sie erreicht, seitdem sie ihr Heim verlassen mussten.
Das Einsetzen der Regenzeit veranlasst die Menschen, die Planen erhalten haben, zum Bau behelfsmäßiger Zelte. Andere haben nur die Bäume zum Schutz.
Die Regenfälle machen das Leben noch schwieriger für tausende Vertriebene, die ohne Schutz unter freiem Himmel leben müssen. Unpassierbare Straßen und unter Wasser gesetzte Landebahnen erschweren den Zugang zu humanitärer Hilfe zusätzlich.