Fotoreportagen

Kambodscha - Sanitär und Hygiene in der Schule


von Gastautorin Nina Ruge

Kambodscha ist ein Land, in dem Latrinen Mangelware sind. Toiletten gibt es schon gar nicht – nur in den großen Städten. Die Menschen legen auch keinen großen Wert darauf. Es ist immer warm, man kann ja auch gemütlich auf’s Feld gehen. Was die Menschen nicht wissen: der menschliche Kot ist hoch giftig, viel stärker mit Viren und Bakterien belastet als Kuhdung zum Beispiel oder Enten-Köddel.

Und weil es in Kambodscha so viel regnet, kommt das mit menschlichen Fäkalien verseuchte Wasser mit den Überschwemmungen überall hin. Jede Pfütze, jeder Tümpel, jeder See ist voll von Viren und Bakterien. Beim Spielen, auf dem Schulweg, überall kommen die Kinder mit dem Wasser in Kontakt. Nehmen sie die Hand, die gerade noch in der Pfütze war, in den Mund, laufen sie Gefahr, schwer krank zu werden. Durchfallerkrankungen sind am häufigsten – und können für Kinder tödlich sein.

Kambodscha: Nina Ruge mit Schülern der Khdey Kas-Grundschule

Bild 1 von 3 | Noch vor wenigen Monaten war die Schule nur mit unzureichenden Sanitäranlagen ausgestattet.

© UNICEF/DT2013-38418/Claudia Berger
Nina Ruge und Schülerin beim gemeinsamen Händewaschen © UNICEF DT/2013/Berger

Bild 2 von 3 | Den Schülern stehen nun zehn Handwaschbecken zur Verfügung. Ein Schild über dem Becken illustriert wie gründliches Händewaschen funktioniert.

© UNICEF DT/2013/Berger
Kambodscha: Behindertengerechte Sanitäranlagen in einer Grundschule.

Bild 3 von 3 | UNICEF und die Bremer Organisation BORDA haben neue Toiletten gebaut, wovon eine sogar behindertengerecht ist.

© UNICEF/DT2013-38416/Claudia Berger

Eine Grundschule vor den Toren von Phnom Penh haben wir besucht, da geht einem das Herz auf. Dort hat UNICEF gemeinsam mit der deutschen Hilfsorganisation BORDA ein perfektes Sanitär-Häuschen errichtet: Schlicht, gekachelt und täglich von Schülern gereinigt. Für Jungs und Mädchen getrennt jeweils ein langes Waschbecken mit sechs Wasserhähnen und sechs Stückchen Seife – und eine Toilette mit kleinen Eimerchen zum Spülen. Das Wasser dafür wird als Regenwasser gesammelt, das Abwasser in der eigenen Mini-Kläranlage gereinigt. Das ist das Set Up.

Jetzt kommt die Kür, in Form von zehn Zweitklässlerinnen in Schuluninform. Sie stellen sich am Waschbecken auf, schauen sich an, und schon geht’s los: Sie singen im Chor und waschen sich Refrain für Refrain dabei die Hände. „Du musst die Hände waschen, sonst wirst du krank“ singen sie, während die Handflächen angefeuchtet und mit Seife eingerieben werden. „Erst rechts, dann links“ – die rechte Hand umkreist den linken Handballen und umgekehrt – dann die Fingerzwischenräume, unter den Nägeln, alles schön gleichzeitig und im Takt, und dann abspülen und an der Sonne trocknen. Handtücher können zu leicht Keimschleudern sein. Stolz strahlen sie mich an.

Und ich denke: Kein deutscher Schüler hat sich jemals so gründlich die Hände gewaschen! Auch ich nicht…

Seit zwei Jahren gibt es das Sanitärhäuschen in dieser Schule, und was sagt der Lehrer? „Seit wir das haben, sind die Schüler kaum noch krank und sind regelmäßig im Unterricht dabei“. SUPER!

Doch die Freude trübt sich schnell wieder ein. Nur 17 Schulen in ganz Kambodscha sind so luxuriös ausgestattet. Über 30% der Schulen haben gar keine Latrinen – und über die Hälfte kein Wasser.

Also: Es gibt noch wahnsinnig viel zu tun!

Reisetagebuch Nina Ruge

» Tag 1: Nina Ruge in Kambodscha
» Tag 2: Gesundheitsversorgung im Armenviertel
» Tag 3: Sanitär und Hygiene in der Schule
» Tag 4: Kampf gegen Arsen

» Übersicht über alle Tage

Autor*in Nina Ruge

Die Fernsehmoderatorin Nina Ruge ist seit 1995 ehrenamtlich für UNICEF aktiv. Bei zahlreichen Veranstaltungen informiert Nina Ruge über die Arbeit von UNICEF Deutschland und wirbt um Spenden.