Nichts ist unmöglich
Oft leben Mädchen und Jungen, denen UNICEF hilft, in entlegenen Winkeln der Welt. Um Hilfsgüter zu ihnen zu bringen, muss man einfallsreich sein. Wie das gelingt, erzählt Jean-Cedric Meeus. Der 53-Jährige ist bei UNICEF für den Transport zuständig.
GEOlino: Herr Meeus, Sie arbeiten in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen – dem Logistikzentrum und einem der Hauptwarenlager von UNICEF. Reisen Sie von hier aus auch in die über 160 Länder, in die Hilfslieferungen gehen?
Jean-Cedric Meeus: Oh ja! Ich war schon in den meisten Ländern der Welt. Das ist für meinen Job extrem wichtig. Nur so weiß ich, was dort möglich ist und was nicht.
Sie meinen: Wo man mit dem Flugzeug landen kann und wie die Hilfsgüter von dort zu den Menschen gelangen?
Genau. Wir können innerhalb von 72 Stunden jedes Land der Welt erreichen. Aber nicht jeden Ort. In manchen Regionen gibt es kaum Straßen, etwa in den Bergen Afghanistans, in Nepal oder in Ländern, in denen Flussdeltas ganze Regionen prägen und man nur mit Booten vorwärtskommt. Da muss man kreativ werden.
Das heißt?
Das heißt, auch mal Nahrungsmittel, Impfstoffe und Hygiene-Boxen auf Motorrädern oder Fahrrädern zu transportieren. In den Bergen schleppen Esel oder Kamele die Hilfsgüter. In überfluteten Regionen nutzen wir Kanus oder leichte Boote, die ein Luftpropeller antreibt. Die haben wenig Tiefgang und kommen auch im flachen Wasser vorwärts. In manchen Fällen müssen aber schlicht Menschen die Hilfsgüter schleppen, mitunter kilometerweit. Ich war dabei, als Hilfsteam allein mit ihrer Körperkraft einen Container getragen haben. Das glaubt man nicht, wenn man es nicht gesehen hat. Aber nichts ist unmöglich.
Und woher bekommen Sie Kamele und Co.?
In meinem Job ist es wichtig, dass man überall jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt …
Und Sie kennen überall jemanden?
Eigentlich schon (lacht). Aber vor allem darf man sich nicht zu lange damit aufhalten, einen Plan auszuarbeiten. In Europa ist man gewohnt, dass ein Plan funktioniert. Klappt Plan A nicht, nimmt man Plan B. In meinem Job hat Plan A allerdings noch nie funktioniert!
Was tun Sie also?
Wir verändern unseren Plan wieder und wieder, bis er aufgeht. Deshalb müssen wir unser Ziel wirklich gut kennen, also die Partner, das Netzwerk vor Ort. Und wir müssen schnell sein, denn es geht um Leben. Am Ende ist es vor allem Fantasie. Und zwar ohne Grenzen. Dann gibt es für alles eine Lösung.