Der Bus kommt!
Das Kindermagazin GEOlino stellt in jeder Ausgabe ein UNICEF-Projekt vor. In Heft 6 erschien eine Geschichte zu Jordanien, die es jetzt in unserem Blog nachzulesen gibt.
Madelin aus Syrien lebt in einem Flüchtlingscamp in Jordanien. Seit Jahren herrscht in ihrer Heimat Krieg. Für die Zwölfjährige und ihre Freunde gibt es nun einen Lichtblick: den Bus, der sie täglich zur Schule bringt!
Wann kommt er denn endlich? Ungeduldig stehen die zwölfjährige Madelin, ihr kleiner Bruder Fawaz und ein gutes Dutzend andere Kinder am Straßenrand. Sie haben ihre besten Kleider angezogen und Papier und Stifte in die Rucksäcke gesteckt. Da! Endlich hören sie das vertraute Brummen. In einer dichten Staubwolke rollt der Schulbus heran und bremst neben Madelin und den anderen.
„Allein schon die Fahrt ist total aufregend und schön. Es ist die beste Zeit des Tages“, berichtet Madelin. „Ohne den Bus könnten wir gar nicht zur Schule gehen und würden nur herumsitzen“, ergänzt die neunjährige Malak.
Die Fahrkarte für Bildung und Zukunft
Die Freude der Mädchen und Jungen über den Schulbus ist riesig – und vielleicht nur zu verstehen, wenn man weiß, wo sie leben, wie sie leben und was sie erlebt haben. Die Kinder sind allesamt Flüchtlinge aus Syrien. Sie wohnen in einem notdürftig errichteten Zeltlager nahe der Hauptstadt Jordaniens, Amman. Seit acht Jahren herrscht in ihrem Heimatland Bürgerkrieg.
Beobachter schätzen, dass knapp eine Million Menschen aus Syrien in das kleine Nachbarland Jordanien geflohen sind. Und längst nicht alle haben ein Zeltdach in einem offiziellen Flüchtlingslager über dem Kopf, sondern selbst Hütten zusammengezimmert aus dem, was sie fanden.
Wie die Familien von Madelin, Fawaz und Malak. In ihrem Lager gibt es keine Schule. Trotzdem haben die Mädchen und Jungen noch Glück: In einem Kinderzentrum von UNICEF können sie spielen, haben jemanden, der ihnen zuhört, Fragen beantwortet und die Mädchen und Jungen über ihre Rechte aufklärt. Hier, am Kinderzentrum, startet auch der Bus zur Schule. Meistens jedenfalls.
Vor ein paar Wochen etwa gab es nicht genügend Geld für den Bus, und die Fahrten wurden gestrichen. „Madelin hat drei Tage nur geweint“, berichtet ihre Mutter. „Ich wusste damals nicht, ob ich überhaupt je wieder zur Schule gehen kann. Es war schrecklich“, sagt Madelin. Denn für die Mädchen und Jungen hängt viel an dem Bus: ihre Bildung, ihre Zukunft. Wann oder ob sie je wieder in ihre Heimat zurückkehren können, wissen sie nicht.
Auf den Busfahrten und im Unterricht jedoch vergessen Madelin und die anderen ihre Sorgen. Es ist eben – die beste Zeit des Tages!