Pressemitteilung

Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stärken

UNICEF-Neujahrsgespräch in Schloss Bellevue rückt Aufwachsen in Krisenzeiten in den Mittelpunkt

Köln/Berlin

Die seelischen Belastungen, denen Mädchen und Jungen in unserer durch Krisen geprägten Zeit ausgesetzt sind, werden laut UNICEF bislang zu wenig beachtet. Gleichzeitig finden junge Menschen mit psychischen Problemen nach wie vor nicht genügend Unterstützung. Beim traditionellen Neujahrsgespräch in Schloss Bellevue „Aufwachsen in Krisenzeiten – Wie können wir Kinder und Jugendliche stärken?“ ruft UNICEF Deutschland dazu auf, die Sorgen und Ängste von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen und ihre mentale Gesundheit zu stärken.

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Viele Kinder und Jugendliche leiden unter psychischen Belastungen.

© UNICEF/UN0755480/Kanaplev

„Aus vielen Gesprächen mit jungen Menschen hier in Deutschland weiß ich, wie klar Kinder und Jugendliche die Probleme der Gegenwart sehen. Viele von ihnen sind durch die Vielzahl der Krisen verunsichert und fragen sich, was das für ihren zukünftigen Lebensweg bedeutet“, erklärte Gastgeberin und UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender. „Für manche kann dies eine starke psychische Belastung sein. Junge Menschen brauchen all unsere Unterstützung, damit sie den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sind. Dazu gehört auch, mehr für ihre psychische Gesundheit zu tun und dem psychischen Leid von Kindern und Jugendlichen endlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“

Für die Lebensqualität und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen spielen Zuversicht und eine stabile mentale Gesundheit eine entscheidende Rolle. Der Umgang und die Erziehung in der Familie, Erfahrungen im privaten Umfeld oder in der Schule, Belastungen durch Gewalt oder Missbrauch haben jedoch maßgeblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden junger Menschen – ebenso wie das Erleben globaler Krisen.

Aktuelle Krisen hinterlassen Spuren in der Psyche von Kindern und Jugendlichen

Wichtige Hinweise darauf, welche Auswirkungen die aktuellen Umbrüche auf die Psyche der Heranwachsenden in Deutschland haben, gibt zum Beispiel die sogenannten COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

  • Danach zeigten fast 18 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland schon vor der Covid-19-Pandemie psychische Auffälligkeiten, etwa 15 Prozent von ihnen hatten Angstsymptome und zehn Prozent depressive Symptome.
  • Etwa ein Jahr nach Beginn der Pandemie litt fast jedes dritte Kind unter psychischen Auffälligkeiten. Auch Angstsymptome und psychosomatische Beschwerden waren verstärkt zu beobachten.
  • Bis Herbst 2022 ging der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten oder Angstsymptomen zwar wieder zurück, doch noch immer zeigte jedes vierte Kind psychische Auffälligkeiten.
  • Gleichzeitig traten im vergangenen Jahr neue Krisen in den Vordergrund: Etwa die Hälfte der Kinder und Jugendlichen äußerten im Herbst 2022 Ängste und Zukunftssorgen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, der Inflation sowie der Energie- und Klimakrise.

Mehr Anstrengungen nötig, um die mentale Gesundheit junger Menschen zu stärken

„Kaum lässt der Druck nach, den die Corona-Pandemie besonders auf Kinder ausübte, lösen die aktuellen Krisen neue Ängste bei ihnen aus“, so Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender von UNICEF Deutschland. „Es ist besorgniserregend, wenn ein beträchtlicher Teil der Mädchen und Jungen in unserem Land sagt, dass sie unter psychischen Belastungen leiden. Denn das hat oft Auswirkungen auf ihre gesamte Entwicklung. Die psychische Gesundheit junger Menschen zu fördern, ist keine Option, sondern ein Muss. Es ist ein notwendiger Beitrag für ihr Wohlbefinden, ihre Leistungsfähigkeit und ihre Teilhabe am Leben in unserer Gesellschaft.“

Nach Einschätzung von UNICEF muss der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen weltweit, aber auch in Deutschland, deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn ungeachtet der großen Zahl Betroffener ist mentale Gesundheit für viele Menschen noch immer ein Tabu-Thema und der gesellschaftliche Umgang mit psychischer Gesundheit und Erkrankungen von Missverständnissen und Stigmata geprägt.

Zudem besteht trotz einiger Fortschritte in den vergangenen Jahren in Deutschland weiterhin eine Lücke zwischen dem Bedarf an Hilfsangeboten und den für den Bereich der psychischen Gesundheit zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen. So sind die Wartezeiten bei Fachärzt*innen oder Beratungsstellen besonders in ländlichen Regionen oft lang. Hinzu kommt, dass Mädchen und Jungen, die besonders benachteiligt oder gefährdet sind, wie zum Beispiel geflüchtete Kinder, oft keine ausreichende Begleitung und Unterstützung erfahren.

Notwendig sind laut UNICEF mehr niedrigschwellige Angebote beispielsweise in Kindergärten und Schulen, die dazu beitragen können, größeren Krisen schon früh aktiv vorzubeugen. Gleichzeitig muss das Versorgungsnetz für Kinder und Jugendliche mit psychischen Belastungen und Störungen nachhaltig ausgebaut werden.

Service für Redaktionen

» Das Hintergrundpapier zum UNICEF-Jahresgespräch finden Sie auf dieser Seite.

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Referentin Politik/Advocacy (UNICEF/UNI286732/Chiolo)

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