Pressemitteilung

Zwei Drittel der für Kinder relevanten globalen Nachhaltigkeitsziele sind nicht auf dem Weg, bis 2030 erreicht zu werden

Eine historische Kraftanstrengung ist nötig, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu erreichen / Kinder und ihre Rechte müssen im Mittelpunkt nationaler Maßnahmen stehen

New York/Köln

Laut einem aktuellen UNICEF-Bericht sind zur Halbzeit der Agenda 2030 zwei Drittel der kinderbezogenen globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals / SDGs) nicht auf dem Weg, erreicht zu werden.

Mali: Der Arm eines Kindes wird mit einem Maßband gemessen.

Der kleine Ousseyni aus Mali wird auf Mangelernährung untersucht.


© UNICEF/UN0701251/N’Daou

In seinem heute veröffentlichten Bericht Progress on Children's Well-Being: Centring child rights in the 2030 Agenda warnt UNICEF, dass bis heute lediglich elf Länder, die sechs Prozent der Bevölkerung unter 18 Jahren ausmachen – 150 Millionen Kinder insgesamt –, 50 Prozent der kinderbezogenen SDG-Ziele erreicht haben.

Beim aktuellen Fortschrittstempo werden bis 2030 lediglich 60 Länder ihre Ziele erreichen. Das bedeutet, dass rund 1,9 Milliarden Kinder in 140 Ländern zurückgelassen würden, da in diesen Ländern lediglich 25 Prozent der Kinder weltweit leben.

„Vor sieben Jahren verpflichtete sich die Weltgemeinschaft, Armut, Hunger und Ungleichheit zu bekämpfen und sicherzustellen, dass alle Menschen - insbesondere Kinder - Zugang zu einer qualitativen Grundversorgung haben", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Jedoch läuft zur Halbzeit der Agenda 2030 die Zeit davon, um die SDGs Realität werden zu lassen. Wenn die Ziele nicht erreicht werden, wird dies Folgen für das Leben und Wohl der Kinder und die Nachhaltigkeit unserer Welt haben. Wir müssen die Weltgemeinschaft wieder auf Kurs bringen. Das beginnt damit, dass wir dafür sorgen, dass Kinder im Mittelpunkt aller zu beschleunigenden Maßnahmen zur Erreichung der SDGs stehen.“

Der Bericht liefert eine Momentaufnahme der bisherigen Fortschritte für Kinder im Rahmen der Agenda 2030 und analysiert Daten der vergangenen letzten 20 Jahren aus mehr als 190 Ländern. Bisherige Fortschritte werden mit den jeweiligen Länderzielen für 2030 verglichen. Sowohl Herausforderungen und Möglichkeiten zur Beschleunigung von Maßnahmen bis 2030 werden aufgezeigt. Die Ergebnisse zeigen ein gemischtes Bild sowohl der Fortschritte als auch der Rückschläge.

Der Bericht zeigt auf, dass es möglich ist, Fortschritte zu erzielen und zu beschleunigen. Voraussetzung dafür sind verstärktes nationales Engagement, wirksame politische Maßnahmen und eine angemessene Finanzierung. So erzielten beispielsweise Kambodscha, Indien, Marokko, Ruanda und Uganda bei mehreren kinderbezogenen SDG-Indikatoren konsistente Ergebnisse – doch auch diese Länder müssen ihr Fortschrittstempo entweder beibehalten oder weiter beschleunigen, um die Ziele zu erreichen.

Die Welt ringt weiterhin mit den Auswirkungen mehrerer gleichzeitiger Krisen. Die Pandemie, der Klimawandel, Konflikte und Wirtschaftskrisen haben dazu geführt, dass jahrelange Fortschritte zum Stillstand gekommen oder rückläufig sind. Insbesondere wegen der Pandemie wurden Impfprogramme ausgesetzt. In Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen ist der Anteil der Zehnjährigen, die keinen einfachen Text lesen und verstehen können, um ein Drittel gestiegen. Insbesondere im Hinblick auf Schutz, Bildung und Armut bleiben bisherige Fortschritte am stärksten hinter den Zielsetzungen zurück.

Um die Ziele bis 2030 zu erreichen, müssen Länder ihre aktuellen Anstrengungen deutlich erhöhen. Ob es uns gelingt, bis zum Jahr 2030 die Vision einer gerechteren und zukunftsfähigen Welt Wirklichkeit werden zu lassen, hängt ganz entscheidend von Investitionen in die Verwirklichung der Kinderrechte ab. Interventionen in den frühen Lebensjahren von Kindern tragen am effizientesten zur Bekämpfung von Hunger, Armut, schlechter Gesundheit und Ungleichheit bei.

Anlässlich der UN-Generalversammlung und des SDG-Gipfels in dieser Woche, ruft UNICEF die Staats- und Regierungschefs dazu auf, die Kinderrechte in den Mittelpunkt ihrer Agenda zu stellen und historische Maßnahmen zu ergreifen, um bisherige Fortschritte zu beschleunigen:

  • Stärkung des politischen Engagements auf nationaler Ebene. Regierungen sollten ihre Sozialausgaben in Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Sozialschutz deutlich erhöhen und sichern.
  • Ehrgeizige und realistische Ziele setzen und entsprechend handeln. Globale Zielvorgaben sollten an den jeweiligen lokalen Kontext unter Berücksichtigung der technischen, politischen und finanziellen Möglichkeiten angepasst werden, um die Verwirklichung der SDGs zu beschleunigen.
  • Datenlage zu Kindern verbessern. Starke Partnerschaften und der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren sollten ausgeweitet werden, um die Erhebung, den Austausch und die Nutzung von Daten zu erleichtern und konkrete Maßnahmen zu bestimmen, die zur Erreichung der SDG-Ziele erforderlich sind.
  • Engagement für eine lebenswerte Welt für jedes Kind stärken. Regierungen und die internationale Gemeinschaft sollten mehr in die Entwicklung und Umsetzung von Strategien zum Klimaschutz und Anpassungsstrategien investieren .
  • Gut funktionierende Finanzierungssysteme sicherstellen, um Fortschritte zu beschleunigen. Innovative Finanzierungsoptionen auf nationaler und internationaler Ebene, die ergebnisorientiert sind, auf Gerechtigkeit und Wirksamkeit abzielen sowie Investitionen in Querschnittsbereiche sollten eruiert werden.

Service für die Redaktionen

» Der UNICEF-Bericht steht hier zur Verfügung.

» Bild- und Videomaterial steht hier zum Download bereit.

Deutschland begeht in dieser Woche den 50. Jahrestag des Beitritts der beiden deutschen Staaten zu den Vereinten Nationen im September 1973.

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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