Sudan: 825.000 Kinder in Camps für Vertriebene in Al-Faschir und Zamzam eingeschlossen
UNICEF ruft dazu auf, Kinder zu schützen und sofortigen, ungehinderten Zugang für humanitäre Teams zu ermöglichen

Ein Junge in Al-Faschir, Nord-Darfur. Viele Kinder und Familien sind durch die anhaltende Gewalt auf der Flucht.
© UNICEF/UNI569492/ZakariaIn Darfur im Sudan haben schwere Kinderrechtsverletzungen seit Beginn des Jahres stark zugenommen. Allein in Nord-Darfur wurden 110 schwere Kinderrechtsverletzungen verifiziert. Die Zahl der getöteten und verletzten Kinder in ganz Sudan ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angestiegen.
In Al-Faschir, Nord-Darfur, wurden in weniger als drei Monaten mehr als 70 Kinder getötet oder verstümmelt. Sechzehn Prozent der verifizierten Fälle wurden im Zamzam-Camp für Vertriebene verzeichnet, das seit Anfang 2025 intensivem Beschuss und Luftangriffen ausgesetzt ist.
„Schätzungsweise 825.000 Kinder sind in und rund um Al-Faschir in einer zunehmend eskalierenden Katastrophe gefangen“, sagte Sheldon Yett, Leiter der UNICEF-Hilfe im Sudan. „Die tatsächliche Zahl dürfte weitaus höher sein, da es sich hierbei nur um bestätigte Fälle handelt und die Kinder jeden Tag ums Überleben kämpfen. Sie sind ständig vom Tod bedroht – sei es durch die Kämpfe in ihrer Umgebung oder durch den Zusammenbruch der lebenswichtigen Grundversorgung, auf die sie angewiesen sind, um zu überleben.“
In nur sechs Wochen wurden in Nord-Darfur mehr als 60.000 Menschen neu vertrieben, zusätzlich zu den mehr als 600.000 Menschen, die zwischen April 2024, als die Gewalt eskalierte, und Januar 2025 vertrieben wurden – darunter 300.000 Kinder. Schätzungsweise 900.000 Menschen befinden sich noch in Al-Faschir und 750.000 im Zamzam-Camp für Vertriebene. Die Hälfte von ihnen sind Kinder.
Alle Zugangswege sind blockiert. Die wichtige Verbindungsstraße von Tawila nach Zamzam ist aufgrund des völligen Zusammenbruchs der Sicherheitslage unpassierbar. Bewaffnete Gruppen attackieren Dörfer, und die Gewalt macht die Lieferung von Hilfsgütern und Waren so gut wie unmöglich. Gemeinden sehen sich einem alarmierenden Mangel an Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Gütern gegenüber. Die Lebensmittelpreise haben sich innerhalb von drei Monaten fast verdoppelt.
Während viele Organisationen ihre Arbeit eingestellt haben, setzt UNICEF seine Hilfe für Kinder fort – gemeinsam mit Partnern wie Relief International, Tabasheer, dem Patient Helping Fund und dem Gesundheitsministerium in Al-Faschir Stadt sowie in den Camps Zamzam und Abu Shok.
Mangelernährung ist weit verbreitet. In Nord-Darfur sind mehr als 457.000 Kinder akut mangelernährt. Fast 146.000 von ihnen sind so schwer mangelernährt, dass ihr Leben in unmittelbarer Gefahr ist. In sechs Regionen in Nord-Darfur, die besonders stark von der Gewalt und Zugangsbeschränkungen betroffen sind, droht eine Hungersnot.
Vor drei Monaten lieferte UNICEF lebensrettende therapeutische Spezialnahrung für mangelernährte Kinder und andere lebensrettende Hilfsgüter nach Al-Faschir, doch diese Vorräte sind nun aufgebraucht. Wiederholte Versuche von UNICEF und seinen Partnern, weitere Hilfsgüter zu liefern, scheiterten aufgrund der Bedrohungen durch bewaffnete Kämpfer und kriminelle Banden. In Zamzam werden derzeit 2.300 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung behandelt, doch die Vorräte reichen nur noch drei Wochen.
In El Koma und Tawila in Nord-Darfur werden Gesundheits-, Ernährungs- und Wasservorräte weiterhin blockiert. Aufgrund der Gewalt in Zamzam musste das Gesundheitspersonal in den von UNICEF unterstützten Einrichtungen sich vorübergehend in Sicherheit bringen, wodurch kranke Kinder zusätzlich gefährdet sind.
UNICEF schätzt, dass das Leben von 500.000 Kinder unmittelbar gefährdet ist, wenn Hilfsgüter nicht geliefert werden können. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen fordert alle Konfliktparteien auf, den sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu gewährleisten, damit Kinder in Al-Faschir, Zamzam und anderen betroffenen Gebieten mit lebensrettender Hilfe erreicht werden können.
„Wir können vor dieser Hölle auf Erden nicht die Augen verschließen“, sagte Yett. „UNICEF fordert die sudanesische Regierung, alle Konfliktparteien und externe Akteure, die sie unterstützen, erneut dazu auf, jetzt gemeinsam zu handeln, um den Konflikt zu beenden und die Einhaltung des Völkerrechts zu gewährleisten – einschließlich des ungehinderten Zugangs für humanitäre Hilfe. Das Leben von Kindern hängt davon ab.“
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UNICEF ruft zu Spenden für Kinder im Sudan auf.

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe