Pressemitteilung

Jemen: Alarmierender Anstieg akuter Mangelernährung bei Kindern

Krankheiten, Ernährungsunsicherheit und der eingeschränkte Zugang zu sauberem Trinkwasser haben in Hodeida und Taiz dazu geführt, dass immer mehr Kinder unter extrem kritischer akuter Mangelernährung leiden

Aden/Köln

Akute Mangelernährung nimmt in den von der Regierung kontrollierten Gebieten im Jemen rapide zu. In Teilen des Landes wurde zum ersten Mal ein „extrem kritisches“ Ausmaß akuter Mangelernährung erreicht, so eine aktuelle Analyse der sogenannten Integrated Food Security Phase Classification (IPC).

Jemen Hunger

In einer von UNICEF unterstützten mobilen Klinik im Jemen wird ein Kind auf schwere Mangelernährung untersucht.

© UNICEF/UN0716811/Al-Haj

Laut der Analyse ist die Zahl der Kinder unter fünf Jahren, die an akuter Mangelernährung leiden, in den von der Regierung des Landes kontrollierten Gebieten im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent gestiegen: 600.000 Kinder leiden demnach an akuter Mangelernährung, 120.000 von ihnen sind lebensbedrohlich mangelernährt. Zu den Gründen gehören Krankheitsausbrüche wie Cholera und Masern, schwere Ernährungsunsicherheit, eingeschränkter Zugang zu sauberem Trinkwasser so wie der wirtschaftliche Zusammenbruch. Rund 223.000 schwangere und stillende Frauen sind von akuter Mangelernährung bedroht.

Mit Hilfe der IPC-Klassifizierung wird das Ausmaß akuter Mangelernährung eingeordnet. Die höchste, extrem kritische Stufe (IPC AMN Phase 5) in einem Gebiet wird erreicht, wenn der Anteil der Bevölkerung, der unter akuter Mangelernährung leidet, 30 Prozent überschreitet. Zum ersten Mal wurde diese höchste Stufe im Zeitraum von November 2023 bis Juni 2024 in den Distrikten Al Khawkhah und Hays in der Provinz Hodeida sowie im Distrikt Makha in der Provinz Taiz festgestellt. In Hodeida stieg die Rate von akuter Mangelernährung im Jahresvergleich von 25,9 Prozent auf 33,9 Prozent.

Für den Zeitraum zwischen den Ernten von Juli bis Oktober 2024 droht laut der Analyse in allen ausgewerteten 117 Gebieten im Jemen, die von der Regierung kontrolliert werden, ein ernstes Ausmaß akuter Mangelernährung (IPC AMN 3+). Im Distrikt Mawza in der Provinz Taizz droht in diesem Zeitraum sogar die höchste Stufe (IPC AMN 5).

„Der Bericht bestätigt einen alarmierenden Trend akuter Mangelernährung bei Kindern im südlichen Jemen“, sagte Peter Hawkins, Leiter von UNICEF im Jemen. „Um die am meisten gefährdeten Frauen und Kinder zu schützen, sind Investitionen sowie die Ausweitung von Prävention- und Behandlungsmaßnahmen dringender als je zuvor. Wir werden weiter alles tun, was wir können, um lebensbedrohliche Mangelernährung zu bekämpfen, damit Kinder überleben und ihr volles Potential entfalten können.“

„Der alarmierende Anstieg akuter Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren in den von der Regierung kontrollierten Gebieten unterstreicht die verheerenden Auswirkungen von Krankheitsausbrüchen, hoher Ernährungsunsicherheit und eingeschränktem Zugang zur Grundversorgung. FAO unterstützt weiterhin die nachhaltige Wiederherstellung und Vielfalt der landwirtschaftlichen Lebensgrundlagen, um die dringenden Bedarfe zu decken“, sagte Dr. Hussein Gadain, Leiter der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) im Jemen.

Der Jemen zählt zu den Ländern mit den höchsten Mangelernährungsraten der Welt. Zu den Gründen gehören hauptsächlich der anhaltende Konflikt, die wirtschaftliche Instabilität und wiederkehrende Krankheitsausbrüche. Hodeida und Taiz wiesen zuvor bereits die höchsten Raten an chronischer Mangelernährung auf.

„WFP sieht sich momentan gezwungen, kleinere Nahrungsrationen bereitzustellen. Die aktuelle Analyse sollte ein Weckruf sein: Menschenleben stehen auf dem Spiel“, sagte Pierre Honnorat, Landesdirektor des Welternährungsprogramms (WFP) im Jemen.

Dr. Arturo Pesigan, Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jemen erklärte: „Die steigenden Raten von Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren im Jemen zeigen, wie ernst Krankheitsausbrüche zu nehmen sind. Integrierte Gesundheits- und Ernährungsdienste wie der Umgang mit Kinderkrankheiten, das Sicherstellen von Schutzimpfungen und angemessene Ernährungspraktiken sind essentiell, um Notsituationen im Bereich Gesundheit und Ernährung anzugehen – zusätzlich zu dem Zugang zu ausreichend nahrhaften Lebensmitteln und sicherem Trinkwasser. Humanitäre Akteure und die internationale Gemeinschaft müssen sofort Maßnahmen ergreifen, um die Zukunft der Kinder im Jemen zu sichern.“

Umso wichtiger ist es, soziale Sicherungssysteme sowie Gesundheits-, Ernährungs- und Wasserversorgungssysteme zu stärken.

Gleichzeitig braucht es ein Ende des rund zehn Jahre anhaltenden Konflikts, um die Herausforderungen anzugehen und die Widerstandskraft der Menschen im Jemen zu stärken.

Service für die Redaktionen

» Die Pressemeldung ist aus dem Englischen übersetzt und gekürzt. Die Original-Meldung finden Sie hier.

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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