Pressemitteilung

Impfkampagne gegen Polio im nördlichen Gazastreifen wird wieder aufgenommen

Gemeinsames Statement von UNICEF und WHO

Ostjerusalem/ Amman/ Genf/ New York/ Köln

„Die dritte Phase der aktuellen Impfkampagne gegen Polio soll morgen in einem Teil des nördlichen Gazastreifens fortgesetzt werden. Sie war am 23. Oktober 2024 verschoben worden - aufgrund von schweren Bombardierungen und Evakuierungsaufrufen und weil der Zugang sowie umfassende humanitäre Pausen nicht gewährleistet waren. Dies machte es den Familien unmöglich, ihre Kinder sicher zu den Impfstellen zu bringen und dem Gesundheitspersonal, die Impfungen durchzuführen.

Die humanitäre Pause, die für die Durchführung der Impfkampagne erforderlich ist, wurde zugesichert. Allerdings wurde das Gebiet für die Pause im Vergleich zur ersten Impfrunde im nördlichen Gazastreifen, die im September 2024 durchgeführt worden war, erheblich verkleinert. Diese ist nun auf Gaza-Stadt beschränkt. Obwohl sich in den vergangenen Wochen mindestens 100.000 Menschen gezwungen sahen, sich vom nördlichen Gazastreifen in Richtung Gaza-Stadt in Sicherheit zu bringen, befinden sich weiterhin rund 15.000 Kinder unter zehn Jahren in unzugänglichen Orten im nördlichen Gazastreifen wie Jabalia, Beit Lahiya und Beit Hanoun. Sie werden mit der Impfkampagne nicht erreicht, dies beeinträchtigt ihre Wirksamkeit. Um die Übertragung des Poliovirus zu unterbrechen, müssen mindestens 90 Prozent aller Kinder in jeder Gemeinde geimpft werden. Dies wird angesichts der Lage schwer zu erreichen sein.

In der finalen Phase der Kampagne sollten schätzungsweise 119.000 Kinder unter zehn Jahren im nördlichen Gazastreifen mit einer zweiten Dosis des neuen oralen Polioimpfstoffs Typ 2 (nOPV2) geimpft werden. Aufgrund von Zugangsbeschränkungen ist das Erreichen dieses Ziels nun jedoch unwahrscheinlich.

Obwohl nicht alle Kinder im nördlichen Gazastreifen geimpft werden können, hat das sogenannte Polio Technical Committee for Gaza beschlossen, die Impfkampagne fortzusetzen, darunter das palästinensische Gesundheitsministerium, WHO, UNICEF, UNRWA und weitere Partner. Damit soll das Risiko einer längeren Verzögerung der Impfungen vermindert und die Möglichkeit wahrgenommen werden, die kürzlich aus anderen Teilen des nördlichen Gazastreifens nach Gaza-Stadt evakuierten Kinder zu impfen.

Um die Herausforderungen zu bewältigen, die sich aus der unbeständigen Sicherheitslage und den anhaltenden Vertreibungen ergeben, wurden nach der ersten Impfrunde im September robuste Pläne entwickelt, um sicherzustellen, dass die Impfkampagne auf die Bevölkerungsbewegungen und Vertreibungen im Norden reagieren kann. Die Kampagne wird von 216 Teams an 106 festen Standorten durchgeführt, von denen 22 neu hinzugekommen sind, um die Verfügbarkeit von Impfungen auch an Orten zu gewährleisten, in denen kürzlich vertriebene Menschen Zuflucht gesucht haben. 209 Helfer*innen informieren über die Impfkampagne. Der Zeitraum für die humanitäre Pause wurde um zwei Stunden verlängert und wird voraussichtlich täglich von 6 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags dauern. Wie im südlichen und zentralen Gazastreifen auch werden Kinder zwischen zwei und zehn Jahren Vitamin A zur Stärkung ihres Immunsystems erhalten.

Die Kampagne im nördlichen Gazastreifen folgt auf die erfolgreiche Durchführung der Impfungen im zentralen und südlichen Gazastreifen, in deren Rahmen 451.216 Kinder erreicht wurden. Insgesamt 364.306 Kinder im Alter zwischen zwei und zehn Jahren erhielten in dieser Impfrunde bisher Vitamin A.

Angesichts der Herausforderungen drängen WHO und UNICEF darauf, humanitäre Pausen einzuhalten, um die erfolgreiche Durchführung dieser zweiten Runde der Impfkampagne zu gewährleisten. Dies ist entscheidend, um die Ausbreitung von Polio im Gazastreifen und in den Nachbarländern einzudämmen.“

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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