Pressemitteilung

UNICEF Deutschland: „Das Schicksal der Kinder in Gaza und Israel muss im Vordergrund stehen“

Köln

Die Kinder im Nahen Osten sind die Leidtragenden des Kriegs, ausgelöst durch die grausamen Angriffe auf Israel am 7. Oktober. Die Lebensgefahr durch den anhaltenden Beschuss, die massive psychische Belastung und der extreme Versorgungsmangel führen zu einer konstanten Überforderung. Ein Ausweg aus der aktuellen Situation ist nicht in Sicht.

Georg Graf Waldersee, Vorsitzender des Deutschen Komitees für UNICEF: „Die Kinder in Israel und Gaza haben vieles gemeinsam: Ihr bisheriges Leben ist weggebrochen. Alle leiden unter der brutalen Gewalt. Alle sind verstört. Viele trauern um Eltern, Geschwister, Freunde. Viele sind selbst verwundet. Der Verlust ihrer Bezugspersonen und ihres Zuhauses, weil es zerstört oder nicht mehr sicher ist, nimmt Kindern das Wichtigste: Sicherheit und Zuversicht. Kindheit bedeutet zu spielen, zu lernen, zu träumen und sich die Zukunft auszumalen. Den Kindern ist all dies in dieser entsetzlichen Situation nicht ansatzweise möglich, es geht nur ums Überleben. Ihr Schicksal muss im Vordergrund stehen.“

Eine Million Kinder im Gazastreifen leidet zudem akute Not mit Blick auf die Grundversorgung, es fehlt an allen lebensnotwendigen Produkten und Diensten. Und sie haben keine Chance, die Gefahrenzone zu verlassen.

Die Hälfte der bald 1,5 Millionen Binnenvertriebenen sucht Schutz in völlig überfüllten Notunterkünften. Dort und in den Krankenhäusern herrscht ein eklatanter Mangel an Personal und Ausstattung. Die Vereinten Nationen zählen bereits mehr als 250 beschädigte Schulgebäude.

Es gibt keine verlässliche Wasser- und Hygieneversorgung mehr, ein Großteil der Infrastruktur muss instandgesetzt werden. Den bereits stark geschwächten Kindern drohen Dehydrierung und lebensgefährliche Infektionskrankheiten.

Auch für zehntausende Schwangere und Stillende sind Wasser und Hygiene unerlässlich. Frauen entbinden in Notunterkünften, Wohnhäusern, auf den Straßen oder in überlasteten Gesundheitseinrichtungen. Die Vereinten Nationen erwarten einen Anstieg der Sterberate von Müttern und eine Zunahme stressbedingter Fehlgeburten, Totgeburten und Frühgeburten. Das Leben von Neugeborenen, die auf Intensivpflege angewiesen sind, hängt von der Verfügbarkeit von Treibstoff für Inkubatoren und andere medizinische Geräte ab.

Das UNICEF-Team hilft, wo immer es möglich ist

Seit einem Monat fordert UNICEF die Freilassung der aus Israel entführten Kinder, einen humanitären Waffenstillstand und die Öffnung weiterer Grenzübergänge zum Gazastreifen für humanitäre Hilfsgüter. Diese stehen in großem Umfang bereit. Seit dem 21. Oktober durften rund 450 Lkw den einzigen geöffneten Grenzübergang in Rafah passieren. Viel zu wenige, um die Mindestversorgung sicherzustellen. Im Gazastreifen unterstützt UNICEF den Wassertransport, liefert Medikamente und medizinische Hilfsgüter und bietet psychosoziale Betreuung.

UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell richtete am 30. Oktober einen eindringlichen Appell an den UN-Sicherheitsrat, „den Kindern in der Region den besonderen Schutz zukommen zu lassen, auf den sie einen Anspruch haben“.