Millenniums-Entwicklungsziele: UNICEF-Report zieht Bilanz
Die ärmsten Kinder werden zurückgelassen
Die internationale Gemeinschaft lässt Millionen Kinder im Stich, wenn sie nicht die am stärksten benachteiligten Familien in den Mittelpunkt der Entwicklungspolitik stellt. Dies ist das Fazit des neuen UNICEF-Reports „Fortschritt für Kinder“, der die Umsetzung der Millenniumsziele für Kinder überprüft.
Dem Bericht zufolge sind zwar deutliche Verbesserungen der Lebenssituation von Kindern weltweit zu verzeichnen. Doch weiterhin verurteilen ungleiche Startchancen Millionen von ihnen zu einem Leben in Armut und lassen sie früh sterben. Sie sind auch dafür verantwortlich, dass Kindern das Recht auf Bildung vorenthalten wird und sie durch Mangelernährung in ihrer gesamten Entwicklung beeinträchtigt werden.
Die UNICEF-Bilanz ist eine Botschaft an die Regierungen vor der geplanten Verabschiedung der neuen internationalen Entwicklungsagenda der Vereinten Nationen im September. „Nachhaltige Entwicklungsziele“ (Sustainable Development Goals / SDGs) sollen 2015 die so genannten Millenniumsziele ablösen, die in den Jahren seit 2000 den Rahmen für den Kampf gegen Armut und Unterentwicklung gesetzt haben.
„Die Millenniumsziele haben außerordentliche Fortschritte für Kinder ermöglicht – aber sie haben auch sichtbar gemacht, wie viele Kinder wir zurücklassen“, erklärte UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake. „Das Leben und die Zukunft der am stärksten benachteiligten Kinder zählt – nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Familien, ihre Gemeinden und ihre Gesellschaft.“
Risiken für die Ärmsten
Weil die ärmsten Kinder von Entwicklungsprogrammen oft nicht erreicht wurden, ist ihr Risiko, vor ihrem fünften Geburtstag zu sterben, doppelt so hoch, wie bei ihren Altersgenossen aus wohlhabenden Familien. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie Minimalstandards im Lesen und Schreiben erreichen, ist gering. Wenn nicht mehr für die benachteiligten Kinder getan wird, werden nach Einschätzung von UNICEF im Jahr 2030...
- weitere 68 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag an vermeidbaren Krankheiten sterben;
- immer noch 119 Millionen Kinder durch chronische Mangelernährung in ihrer gesamten Entwicklung beeinträchtigt sein;
- weiter eine halbe Milliarde Menschen ohne einfache Latrinen ihre Notdurft im Freien verrichten müssen.
- Und es wird noch 100 Jahre dauern, bis auch alle Mädchen aus den ärmsten Familien im südlichen Afrika eine Grundschule besuchen können.
Erfolge im Kampf gegen Armut
Der UNICEF-Bericht dokumentiert aber auch deutliche Verbesserungen für Kinder:
- Seit 1990 wurde die Kindersterblichkeit von weltweit 12,7 Millionen Kindern pro Jahr auf fast 6 Millionen mehr als halbiert.
- Untergewicht und chronische Mangelernährung bei Kindern haben um 42 bzw. 41 Prozent abgenommen. Schätzungsweise 100 Millionen weniger Kinder sind hierdurch in ihrer Entwicklung beeinträchtigt.
- Die Zahl der Kinder, die keine Grundschule besuchen, ist seit 1990 von 102 auf 58 Millionen gesunken.
- 2,6 Milliarden Menschen haben erstmals Zugang zu einer verbesserten Wasserversorgung erhalten.
Auch viele arme Familien haben vom Kampf gegen Armut und Unterentwicklung in den vergangenen 15 Jahren profitiert. So schließt sich die Kluft zwischen den ärmsten und den wohlhabenden Familien bei rund der Hälfte der Indikatoren langsam – zum Beispiel beim Kampf gegen die Kinder- und die Müttersterblichkeit.
Bedrückend bleibt, dass weiterhin jedes Jahr fast 6 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag sterben – meist an vermeidbaren Krankheiten. Schätzungsweise 121 Millionen Kinder und Jugendliche gehen nicht zur Schule. Und 289.000 Frauen überleben die Geburt ihres Kindes nicht.
Mehr Einsatz für Kinder
UNICEF ruft die Regierungen dazu auf, mit der neuen nachhaltigen Entwicklungsagenda allen Kindern einen fairen Start ins Leben zu ermöglichen. Dies ist möglich durch
- gezielte Investitionen in die ärmsten Kinder und Gemeinden;
- innovative Techniken wie Mobilfunk und soziale Medien, die geographische Barrieren überwinden und bislang ausgeschlossene Kinder erreichen;
- bessere Gesundheits-, Bildungs- und Kinderschutzsysteme;
- besseres Wissen darüber, welche Kinder benachteiligt und wie ihre Chancen verbessert werden können.
„Die Nachhaltigen Entwicklungsziele sind eine Chance, die Lektionen, die wir gelernt haben anzuwenden, und die besonders bedürftigen Kinder zu erreichen“, sagte Anthony Lake. „Mehr Gerechtigkeit und bessere Chancen für die Kinder von heute bedeuten weniger Ungleichheit und mehr Fortschritt für die Welt.“
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